Detlef Rothe
Seit der Renaissance, insbesondere nach der Entdeckung von Abschriften aus Werken des antiken Politikers und Schriftstellers Publius Cornelius Tacitus zu Beginn des 16. Jahrhunderts - welche bedauerlichrweise zum Teil nur unvollständig wieder bekannt wurden, wobei an für sich wichtigere Schriften anderer römischer Autoren sogar vollständig verschollen sind -, finden die Beziehungen zwischen Römern, Germanen und germanisch geprägten Nachkommen der Kelten auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands reges Interesse in weiten Kreisen der dort lebenden Bevölkerung. So bildet diese Thematik etwa einen festen Bezugspunkt in der Arbeit der Heimat- und Altertumsvereine, die sich im 19. und 20. Jahrhundert vielerorts entwickelt haben. Zahlreiche Schriften einschlägigen Inhalts bilden die Früchte eines weit verzweigten und hoch gewachsenen Baumes, welcher auf dem fruchtbaren, humosen Boden der historischen und archäologischen Wissenschaft gewachsen ist und von einer aufmunternden Sonne beschienen wird, welche auch darüber hinwegsehen läßt, daß durchaus nicht jede dieser reichlichen Früchte genießbar war oder ist. Hat anfangs vor allem die sogenannte »Varusschlacht« als das zentrale Ereignis im Mittelpunkt des Interesses gestanden, so beginnt uns zunehmend das damalige Leben insgesamt zu berühren und zu bewegen. Vorbei scheint der unerquickliche und selbstzerstörerische Kampf lokalpatriotisch gesinnter Männer, welche Publius Quinctilius Varus erneut Opfer germanisch-germanophiler Neigungen werden und seine Gegner mit in den Sumpf ziehen ließ, in dem er einst versenkt worden war, um wenigstens seine sterblichen Überreste vor der Habgier der tobenden Germanen zu schützen - kurzum: das viele böse Blut fließt nicht mehr; es ist eine allgemeine Ruhe eingekehrt, an der der römische Kaiser Augustus seine helle Freude gehabt hätte, und man (in der Regel immer noch Männer) kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Es bleibt zu hoffen, daß sich das Leben in der Zeit vor zweitausend Jahren, welches sicherlich nicht weniger bunt als unseres war, in absehbarer Zeit wieder plastisch vor Augen führen läßt. Ich würde mich freuen, wenn meine Schrift dazu beiträgt, daß dies bald gelingen wird, auch wenn die wesentliche Arbeit selbstverständlich von den Archäologen mit ihren Helfern im Gelände und den Werkstätten, sowie von den Altphilologen vor den überlieferten Schriftquellen und deren Editionen geleistet wird.
Auf dem Rückzug von einer erfolgreichen Offensive gegen germanische Verbände offenbar vorwiegend im heutigen westdeutschen Raum ließ Drusus im Spätsommer bis Herbst 11 v. Chr. anscheinend drei bedeutende Kastelle auf rechtsrheinischem Gebiet anlegen und mit römischen Legionären und im römischen Dienste stehenden Hilfstruppen belegen. Die schriftliche Überlieferung ist - soweit ich sehe - diesbezüglich nicht einwandfrei. So ist unter anderem von einem Kastell »in monte Tauno« die Rede, welches angeblich nicht weit vom Rhein entfernt gelegen haben soll; dessen Standort ist noch nicht sicher bestimmt, zumal nicht mitgeteilt wurde, was mit dem Berg »Taunus« gemeint war. Wenn dieses doch nicht unweit des Rheins lag, so könnte etwa das kleine »Versorgungslager« bei Rödgen einen Hinweis darauf geben, wo wir die sicherlich geräumige Befestigung suchen mögen - ich denke vor allem an den Vogelsberg, an dessen Fuß die Befestigung etwa gleich weit vom Rhein entfernt wäre wie das archäologisch untersuchte Anlage von Oberaden an der Lippe. Das Kastell »am Berg Taunus« diente möglicherweise vorwiegend der Befriedung der Sueben. In dem Überlieferten ist weiterhin von einer gegen die Sugambrer gerichteten Befestigung die Rede, welche angeblich an der Mündung eines Fließgewässers namens »Elison« in die seinerzeit »Lupia« genannte Lippe angelegt wurde. Dieses Kastell hat man bis in jüngste Zeit mit dem archäologisch untersuchten bei Oberaden identifiziert. Dieses große befestigte Lager ist auf Grund der Untersuchung von Holzproben sicherlich in der zweiten Jahreshälfte 11 v. Chr. angelegt worden und kann auf Grund seiner Lage unweit der Mündung der Seseke in die Lippe durchaus als zur Befriedung der Sugambrer angelegte Festung angesehen werden.
Dies scheint aber noch nicht die ganze Wahrheit zu sein. Schuld daran ist zunächst einmal die Unscheinbarkeit der Seseke, denn es ist nicht einzusehen, daß ein solches Wässerchen für würdig befunden wurde, als »Elison« in die Geschichtsbücher einzufließen. Außerdem scheint dessen Name »Seseke« durchaus alt zu sein, so daß er bereits in vorrömischer Zeit eingeführt sein dürfte. Wie dem auch sei - ich halte es für wahrscheinlich, daß in der Überlieferung Nachrichten über die Errichtung zweier Kastelle, von denen das eine im Verlauf der Lippe und das andere an der Mündung eines Flußes namens »Elison« entstand, so verkürzt dargestellt wurden, daß in den Schriftquellen letztlich nur noch eine Befestigung übrig blieb.
Wenn man sich in Nordwestdeutschland nach einem erwähnenswerten Fluß umschaut, der »Elison« genannt worden sein könnte, ohne daß heute ein wesentlich anderer Name für ihn gebräuchlich wäre, so kommt dafür eigentlich nur die Else in Frage, welche unweit der Porta Westphalica inmitten einer Gegend von großer strategischer Bedeutung in die Werre mündet, welche ihrerseits nicht weit davon in die Weser einfließt. Die Elsemündung bietet sich durchaus als Standort eines Kastells an, auch wenn die Else für die römischen Strategen nicht die gleiche Bedeutung wie etwa die Lippe oder der Main gehabt haben wird. Auf Funde der frührömischen Zeit und auf mögliche Verkehrswege im Else- bzw. Werremündungsgebiet wurde in der Literatur bereits mehrfach hingewiesen. Unter Führung des Germanicus hat offenbar wenigstens eine Schlacht in dieser Gegend stattgefunden, und es liegt auch durchaus im Rahmen des Wahrscheinlichen, daß der Standort des Kastells, in dem Varus im Sommer des Jahres 9 n. Chr. residierte, dem eines zuvor von Drusus angelegten entsprach. Ob dieses Gelände zudem »Aliso« hieß, wie ein nicht lokalisiertes Kastell, welches man bislang ebenfalls vorwiegend an der Lippe suchte, möchte ich dabei einmal ganz außer Beachtung lassen. Bis zur Auffindung eines frührömischen Kastells an der Else- oder Werremündung mittels archäologischer Methoden müssen die hier geäußerten Gedanken ohnehin reine Spekulation bleiben.
Der in der Porta Westphalica von Süden her in die norddeutsche Tiefebene einmündende Verkehrsweg dürfte mehrere Ableger gehabt haben. Sehr wahrscheinlich folgte einer von diesen der Weser in Richtung Norden, während je ein anderer dem Gebirgszug in Richtung Westen (Wiehengebirge) und Osten (Wesergebirge) begleitete. Auf den westwärts gerichteten Weg deuten aufregende römische Funde augusteischer Zeit südlich des Großen Moores bei Kalkriese unweit von Bramsche im Kreis Osnabrück hin. Diese Gegend, welche unter dem Begriff »Barenau« hinreichend bekannt ist, fand wegen zahlreicher frührömischer Münzfunde bereits im 19. Jahrhundert reges Interesse - unter anderem ist hier der angesehene Althistoriker Theodor Mommsen zu nennen - und wurde damals bereits von vielen patriotisch Gesinnten als der Ort angesehen, an dem Publius Quinctilius Varus zugrunde ging und wo das römische Vormachtstreben in Germanien ein vorläufiges Ende fand. Die hier seit 1989 wieder in überaus reichem Maße gemachten Funde, darunter ein zweiter, aus Denaren bestehender Münzschatz, der nach Frank Berger offensichtlich in das Jahr 9 n. Chr. datiert, sowie mehrere augusteische Goldmünzen, welche unter anderem auf einem bereits den Namen »Goldacker« tragenden Grundstück zutage kamen, und nicht zuletzt der stark verschliffene Rest einer Wallanlage mit einer dichten Fundmenge an augusteischen Klein- und Kleinstfunden römischer Provenienz, welche anscheinend nach einer ausgiebigen Plünderung zurückgelassen wurden, endlich die Tatsache, daß an dieser Stelle zwischen Moor und Gebirge nur ein schmaler Streifen passierbaren Geländes vorhanden war - dies alles deutet darauf hin, daß hier ein zwischen Römern und Germanen im Jahre 9 n. Chr. heiß umkämpfter und für die Erstgenannten verlorener Schlachtort war, auch wenn der unmittelbare geographische und zeitliche Bezug zum Ort der »clades Varianae« und des Varus-Selbstmords letztlich noch nicht erfaßt werden kann. Immerhin haben wir hier die am weitesten nach Nordosten vorgeschobene Befestigung der Römer in augusteischer Zeit liegen, welche uns derzeit bekannt ist. Diese Tatsache wirft bereits ein gewisses, noch undeutliches Licht auf die von mir in der Nähe der Elsemündung vermutete Befestigung unweit der Weser inmitten Germaniens zwischen Rhein und Elbe.
Ursache für die unmittelbar nach der Zeitenwende wieder aufflammenden Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen dürfte die Uneinigkeit germanischer Führungspersönlichkeiten über Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit mit den Römern gewesen sein. Hier werden sich zwei über die Zukunft Germaniens arg zerstrittene Parteien bekämpft haben, wobei die römerfreundliche letzten Endes - wenn auch nur vorübergehend - die Oberhand gewonnen haben dürfte. Die Römer betreffende Konflikte wird es mehr oder weniger in allen Familien im Einzugsbereich der Weser gegeben haben. Karrierebewußtes Vorwärtsstreben im Dienste der Römer auf der einen und traditionsbewußtes Festhalten an gewachsenen Herrschaftsstrukturen auf der anderen Seite dürften ein sowohl zwischen den Generationen als auch zwischen den Gesellschaftsschichten ausgetragenes Hin und Her gebildet haben. Die Krise, welche durch das diplomatische Geschick der römischen Verhandlungsführer um das Jahr 5 n. Chr. zunächst einmal bewältigt oder verdrängt wurde, fand ihren Höhepunkt erst zu dem Zeitpunkt, als der im Jahre 7 n. Chr. mit Verwaltung Germaniens beauftragte Publius Quinctilius Varus die Zügel enger faßte, um bei der Romanisierung der dortigen Lebensverhältnisse und der Erreichung eines allgemeinen Friedens schnellere Fortschritte zu erzielen. Dabei wird er in dem festen Glauben gehandelt haben, daß sich alles zum Vorteil beider Ethnien, also der Römer und Germanen, entwickeln werde, wobei er offenbar allzu sehr in römischen Vorstellungen lebte. Die von traditonellen Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen Profitierenden auf germanischer Seite waren die Vorzüge römischen Wesens nicht ohne Weiteres klarzumachen, zumal römische Sitten - etwa bei der Rechtsprechung - germanischem Empfinden nur zum Teil behagt haben mag. Die römische »Entwicklungshilfe« wird daher - und so haben es auch antike Autoren verstanden - mitunter als recht störend empfunden worden sein, vielleicht weniger bei den gut situierten als vielmehr bei den einfacher ausgestattenen Bevölkerungsschichten. Letztere werden so manchen germanischen Volksvertreter in Sorge um seine Position in Familie und Gemeinwesen gebracht haben, und so kam es zu innergermanischen Zerreißproben.
Die aufquellenden Strudel kriegerischer Auseinandersetzungen ließen sich wohl nur mit Mühe nach außen umleiten. Zur Abwendung von innergermanischen Auseinandersetzungen wird den interessierten Kreisen alles daran gelegen gewesen sein, die Rolle des Kults als das Allumfassende und Einigende zu betonen. Wie bei den Galliern der National-Altar zu Lyon, so wurde bei den Germanen in Köln, wo sich hauptsächlich Ubier niedergelassen hatten, ein gemeinsames Heiligtum eingerichtet, welches wie das zu Lyon zugleich dem römischen Kaiserkult dienen sollte. Als Priester an diesem »ara Ubiorum« wurde ein Cherusker aus dem Clan des Segestes berufen, der seine Aufgabe jedoch nur bis zum - nach dem vom Jahr 1 n. Chr. - zweiten großen Germanenaufstand zum Stolze seines römerfreundlichen Vaters - eben dieses Segestes - erfüllte.
Ich halte es für wenig wahrscheinlich, daß Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 n. Chr. die Warnungen des angesehenen und mit ihm befreundeten Cheruskers Segestes vor einen Aufstand, dem sein von ihm nicht anerkannter Schwiegersohn Arminius angeblich anstrebe, einfach in den Wind schlug. Vielmehr dürfte er - bestärkt vermutlich durch Kenntnisse des Intrigenspiels am Hofe des Königs Herodes aus seiner Syrienzeit - nicht geglaubt haben, daß ausgerechnet dessen Stammesgenosse Arminius, der zusammen mit einem »Flavus« genannten Bruder in geachteter Position in römischen Diensten stand und mit dem römischen Bürgerrecht ausgezeichnet war, Anstifter und Führer einer solchen germanischen Widerstandsbewegung sein sollte. Da mußte es für Varus näherliegen, daß Segestes sich dafür rächen wollte, daß Arminius seine Tochter Thusnelda geraubt hatte, indem er diesen durch den Schmutz zog. Als dann tatsächlich ein Aufstand losgebrochen zu sein schien, bezog Varus zwar die Angaben von Segestes auf dieses wohl für nicht mehr wahrscheinlich gehaltene Ereignis, doch bezog er offenbar eine Beteiligung von Arminius in seine Auffassungen über die möglichen Gegner nicht ernsthaft ein, zumal dieser anscheinend unverzüglich anbot, Hilfstruppen herbeizuschaffen. Es ist nur zu verständlich, daß die Römer später auf Arminius als hinterlistigen Verräter ziemlich sauer waren und daß dieser Haß über Jahre hinweg nahezu ungebrochen anhielt. Letztlich konnte aber Arminius den Erfolg für sich verbuchen, denn der Kaiser Augustus und sein Nachfolger Tiberius mußten von ihrer Absicht, Germanien dem römischen Reich einzuverleiben, endgültig Abstand nehmen.
Die Strafexpeditionen des Tiberius' in den Jahren 10 bis 12 n. Chr. blieben anscheinend ohne nachhaltige Wirkung. Offenbar wurde immerhin vom Rhein aus ein neuer Limes angelegt, welcher am Nordrand des rechtsrheinischen Schiefergebirges bis tief nach Germanien hinein führen sollte, um gewissermaßen einen Keil zwischen die vorwiegend im nördlichen Flachland lebende und die im südlichen Bergland siedelnde, noch in keltischer Tradition stehenden Bevölkerung im Nordwesten Germaniens, von wo aus auch der zweite Aufstand ausging, zu treiben. Die durch diesen Grenzkontrollweg geteilten germanischen Gruppen sollten allem Anschein nach von Verbündeten getrennt und unter besser zu beurteilenden Gefahren sowie auf besseren Wegen angreifbar werden. Die hier von mir vertretene Auffassung, besonders die zum Zeitpunkt und zum Verlauf des von Tiberius angelegten und von Germanicus im Jahre 14 n. Chr. auf seinen Zug gegen die Marser genutzten Limes, der einen »silva Caesia« genannten Wald berührte oder durchquerte, ist wegen der ungenauen Angaben in den antiken Schriftquellen recht spekulativ. Ich möchte aber bemerken, daß der Wald Caesia gewöhnlich mit einem Gebiet identifiziert wird, welches in der Gegend von Essen unweit der Ruhr liegt, so daß der »limes Tiberii« durchaus dem Hellweg - zumindest in dessen westlichen Verlauf - entsprochen haben kann. Die Entstehung des Hellwegs ist von archäologischer Seite noch kaum erforscht, obwohl eine nicht unbedeutende Menge einschlägiger Funde aus frührömischer Zeit aus dessen Nähe - nicht zu vergessen die zahlreichen Objekte späterer Zeit im Vergleich zu den vorhergehenden Zeitabschnitten - reichlich Anregungen vermitteln.
Der im Jahr 13 n. Chr. mit der Ordnung der Verhältnisse in Gallien beauftragte Germanicus mußte auf das Verlangen des 14 n. Chr. Kaiser gewordenen Tiberius' hin seine recht eigenmächtig geführten römischen Feldzüge der Jahre 14 bis 16 n. Chr. in das von Arminius »befreite« Germanien mehr oder weniger widerwillig aufgeben. Der Kaiser berief sich darauf, daß die von Augustus nach dem Scheitern des »bellum Varianum« geforderten Maßnahmen eigentlich nur der Rückeroberung von Feldzeichen und der Rächung der erlittenen Schmach dienen sollten. Tiberius besann sich dabei auch auf das diplomatische Geschick seiner Regierungsvertreter und wog Vor- und Nachteile der kostspieligen Kriegszüge in das wenig erquickliche Germanien, das er aus eigener Anschauung nur zu gut kannte, gewissenhaft ab. Als Gegenwert für das reichlich vergossene Blut vermochte dieses Land herzlich wenig bieten, was nicht auch mittels Verhandlungen erworben werden konnte. Von dem Streben nach Weltherrschaft und -frieden, das Kaiser Augustus bewegt haben mochte, nahm Tiberius aus praktischen Gründen Abstand und überließ die Germanen weitgehend ihrem eigenen Geschick.
Letztlich profitierte der römische Geschäftssinn von der germanischen Unruhe, und so wurde in der Folgezeit manch' guter Deal mit den Germanen gemacht. Diese bekriegten sich mangels eines gemeinsamen Gegners untereinander - was wiederum zum Nutzen der Römer war, die sich aus den Konflikten heraushalten oder geschickt intrigieren konnten - und schwächten damit die unter ihnen herrschenden Familien, wobei auch Arminius einem Mordanschlag sogar aus seinem Verwandtenkreis zum Opfer fiel. Aus einst mächtigen Germanenstämmen wurden auf diese Weise unbedeutende Völker, die - mit nur wenigen Ausnahmen - nach und nach zugunsten größerer Interessenverbände von der Bildfläche verschwanden. Mochten römische Geschäftsleute lange Zeit durch den Verkauf gefragter Güter an die nach Ansehen und Macht dürstenden Germanenführer Gewinne nach Hause tragen, so läßt sich doch nicht übersehen, daß durch die sich neu entwickelnden, mächtigeren rechtsrheinischen Verbande vorwiegend germanischer Provenienz auch die Römer an Rhein und Donau zunehmend wieder in Bedrängnis gerieten, doch soll von der sich allmählich anbahnenden sogenannten »Völkerwanderungszeit« hier weiter keine Rede sein.
Münster, 28. Mai 1990