Detlef Rothe 05.07.1991



Kultureinflüsse frühgeschichtlicher Funde

des Mündungsgebietes von Ennepe, Volme und Lenne



In memoriam Johann Friedrich Josef Janßen (1900 1990)





I. Vorbemerkung



Dieser Aufsatz ist Johann Janßen gewidmet, welcher von Beruf Vermessungstechniker, zuletzt Stadtbauoberinspektor ehrenamtlicher Pfleger für Bodenaltertümer und Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Vor und Frühgeschichte im Hagener Heimatbund e. V. war. Der Verfasser verdankt diesem an sich bescheidenen Mann, welcher quasi sein erster Lehrer auf dem Gebiet der prähistorischen Archäologie war, sehr viel. Ohne das besonnene Wirken Janßens hätte sich der Verfasser wohl kaum dazu entschlossen, sein Leben der schwierigen und oft mißverstandenen Aufgabe der archäologischen Geschichtsforschung im heimatlichen Raum zu widmen(1). Der Verfasser hofft, im Sinne dieses geschichtsbewußten und geschichtsbewegten Mannes wirken zu können. Seine in Arbeit befindliche Dissertation zur Geschichte des Menschen im Raum zwischen Rhein, Emscher, Sieg und Volme von der Frühzeit bis zum ersten nachchristlichen Jahrtausend(2) mag einmal davon Zeugnis ablegen und dabei doch hoffentlich nur ein erster Schritt sein(3). Der Verfasser ist mit geschichtlichen Themen aus dem Heimatraum bislang aus guten Gründen kaum öffentlich in Erscheinung getreten(4). Der Tod des Förderers war ihm trotz anderer Verpflichtungen Anlaß genug, seine Situation zu überdenken und sich wieder zu Wort zu melden.

II. Steinzeit



Die Steinzeit stellt die älteste und zugleich längste Periode der Menschheit dar. Sie umfaßt hunderttausende von Sonnenumkreisungen der Erde und endet etwa 2000 Jahre vor dem Beginn unserer modernen Zeitrechnung, der sich auf ein Ereignis bezieht, welches selbst bereits rund zwei Jahrtausende zurückliegt. Die Entwicklungsphasen innerhalb der Steinzeit werden durch besondere, mit »-lithikum« endenden Namen bezeichnet: Paläolithikum, Mesolithikum, Neolithikum und gelegentlich Chalkolithikum. Bei diesen Stufen handelt es sich nicht direkt um Zeitabschnitte, sondern um Erscheinungsformen menschlichen Zusammenlebens, die an verschiedenen Orten unterschiedlich verliefen (und in manchen Weltgegenden noch verlaufen) und sich dabei zeitlich zum Teil überschneiden. In der Gegend von Hagen liegen aus allen Abschnitten kennzeichnende Funde vor, welche über die Lebensbedingungen der dortigen Ureinwohner nähere Aufschlüsse geben.





A. Paläolithikum



Das Paläolithikum kann in dem hier interessierenden Zusammenhang im Hinblick auf die Chronologie mit dem Eiszeitalter gleichgesetzt werden. Funde der »Älteren Steinzeit« oder »Altsteinzeit«, wie im Deutschen der Zeitrahmen dieses Kulturphänomens genannt wird, sind im hagener Raum noch selten. Vermutlich der mittleren Entwicklungsstufe des Paläolithikums (»Mittelpaläolithikum«) zeitlich entsprechend sind Zahnfunde vom Mammut aus dem Tal der Ennepe bei Hagen Haspe(5) und einem verhältnismäßig hoch gelegenem Tal bei Breckerfeld(6) zu datieren. Der Sanitätsrat Reismann nahm um die Jahrhundertwende an, daß die nicht genauer beschriebenen Mammutzähne aus Hagen-Haspe einer Warmzeit angehören; in Frage kommt wohl nur das Eem-Interglazial zwischen vorletzter und letzter Kaltzeit (zwischen Riß-/Saale und Würm /Weichsel Eiszeit). Damals herrschte im nordwestdeutschen Raum die Kulturstufe des »Acheuléen« vor, wie sie beispielsweise vom sogenannten »Neandertal« (einem Abschnitt des Düsseltales zwischen Erkrath-Hochdahl und Mettmann) oder aus der Balver Höhle im Hönnetal durch Funde (hauptsächlich sogenannte »Faustkeile« aus Stein) belegt ist. Hierbei handelt es sich eigentlich um einen »Formenkreis«, das heißt: ein bestimmtes Spektrum an künstlich erzeugten Gegenständen (»Funden«, »Artefakten«(7)) und Bauten (»Befunden«; dazu gehören unter anderem auch Erdgruben). In dem Bezug auf das Paläolithikum sprechen einige Vertreter der Prähistorie auch gerne von einer »Industrie«(8). Hierbei bleibt die Mehrzahl der kulturellen Erscheinungen, die bei derart fern liegenden Zeiten auch nur schwer zu entdecken sind, natürlich unberücksichtigt. Ein Einwirken des Menschens auf die Einlagerung der Zahnfunde in die natürlichen Sedimente wurde zwar nicht festgestellt, doch läßt es sich nicht ausschließen, daß hier Überreste der Jagdbeute menschlicher Großwildjäger geborgen wurden. Dies gilt auch für die 1927 von Karl Brandt aus Herne in der Oeger Höhle in Hagen-Oege gefundenen »Backenzähne von der Höhlenhyäne, vom Höhlenbär und Wildpferd«(9). Zu diesen Funden gesellen sich aus dem Bereich vor dem modernen Eingang der Höhle und zwar in von einem ehemaligen Höhlenraum übriggebliebenen Klüften teilweise später geborgene »Knochenstücke pleistozäner Säuger«, darunter das Bruchstück von »dem Knochen eines Wollhaarnashorn«(10) (ein »Beckenstück«(11)), sowie Geweihreste wie »das Rosenteil einer Riesenhirschgeweihstange«(12), doch wären auch hier gründlichere Untersuchungen notwendig gewesen, um einer möglichen geschichtlichen Bedeutung dieser Faunenreste auf die Spur zu kommen, die also fraglich bleibt(13). Die im Jahr 1977 erfolgte Zubetonierung des Fundplatzes(14) verhindert entsprechende Nachforschungen nachhaltig. Trotz des Hinweises auf stratigraphisch bedeutsame Fundstellen »links außen vom Höhlenausgang« bzw. »Links außen, neben dem Eingang« der Oeger Höhle bei Brandt 1961 (S. 285 u. 286) ließen es sich die zuständigen Verwaltungsstellen(15) nämlich nicht nehmen, den durch Steinbrucharbeiten künstlich hergestellten Eingang der Höhle auf unsinnige(16) Weise mit einer unschönen und unpraktischen Betonkonstruktion zu verbauen, die sich wegen seiner dem anstehenden Gestein ähnlichen Zusammensetzung nur schwer wieder entfernen lassen wird.

Eindeutig von Menschen gebrauchte oder gar erzeugte Gegenstände liegen im hagener Raum bislang nur für das ausklingende Paläolithikum vor, dem sogenannten Spätpaläolithikum, welches das zu Beginn des Rückzugs der Weichsel /Würm Kaltzeit vorherrschende Jungpaläolithikum verdrängte, bevor es seinerseits nach internationaler Vereinbarung etwa um 8000 vor Christus durch das recht ähnliche, aber nacheiszeitliche Mesolithikum abgelöst wurde. Damals, als das Eis des Weichsel bzw. Würmglazials der letzten großen Kälteperiode allmählich verschwand, lebten in Hagen Menschen, welche auf Grund ihrer erhaltenen Werkzeuge mit der sogenannten »Ahrensburger Kultur« (kurz »Ahrensburgium«) in Verbindung gebracht werden. Die der Ahrensburger Kultur zuzurechnende Bevölkerung lebte zu einem wesentlichen Teil von der Rentierjagd, und sie folgte dem Tier auf dessen saisonbedingten Wanderungen. Typische Geräte der Jäger sind längere, projektilähnliche Knochenspitzen mit einer Reihe von Widerhaken, längliche Pfeilspitzen aus Stein mit einem Stiel (sogenannte »Stielspitzen«) sowie große, lange geradezu messerklingenartige Steinabschläge.

Dem »Ahrensburgium« oder einer ähnlichen und annähernd gleichzeitigen Jägerkultur zuweisbare Funde sind in Hagen auf der Lenneterrasse bei Hagen Herbeck nachgewiesen, und zwar am westlichen Ufer der Lenne bei der Autobahnbrücke am »Barmer Baum«. Bei anderen, nicht gesicherten Fundstellen handelt es sich um die Oeger Höhle bei Hagen Oege, die Höhlenruine an der Hünenpforte bei Hagen Holthausen sowie den Riegerbusch bei Hagen Eilpe. In der Oeger Höhle kamen bei einer Grabung durch Josef Spiegel aus Schwerte im Jahr 1931(17) Karl Brandt zu Folge »einige bearbeitete Feuersteine«(18), die offenbar unpubliziert blieben, und eine große Anzahl an Rentiergeweihen zu Tage nach K. Brandt »darunter allein 360 Rosenstücke«(19). Die Flintartefakte gehören nach Brandt »mutmaßlich der letzten altsteinzeitlichen Kulturstufe« die er im »Magdalénien« sah »oder der frühen Mittelsteinzeit« an(20). Ergänzend zu den 1931 festgestellten Rengeweihresten schrieb er: »Aus den Jahren vorher [wohl seit 1926] sind mir mindestens weitere 200 Rosenteile von Rengeweihen bekannt geworden, die zumeist oberflächlich auf|den Ablagerungen lagen oder wenig darin. Hier lagen sie nicht primär, sondern sind von Menschen verlagert worden.«(21) Im Jahr 1926 barg K. Brandt in der Oeger Höhle ein keulenartiges Schlaginstrument, welches aus einem Grauwackegeröll zurechtgeschlagen worden war(22): »Unser Schlaggerät und die [damals festgestellten] Rengeweihreste lagen ungestört unter einem flachdicken Stein.« Josef Spiegel barg 1931 auch eine Anzahl »faustgroßer Kiesel, die Verletzungen oder ausgearbeitete Spitzen besitzen« und »wenige aufgeschlagene Knochen«(23). Die Fundumstände der Grabung des Jahres 1931 wurden erst im Jahr 1979 durch Wilhelm Bleicher genauer beschrieben:

»Die vier Feuersteinreste, vor allem das blauweißpatinierte Klingenbruchstück, fanden sich bis zu 1 m Tiefe im kalksteinreichen Höhlenlehm, der einerseits unter einer humosen Lehmschicht [= »Geröllschicht«] lag, anderseits [an anderer Stelle?] durch eine solcheGeröllschicht« (dieselbe?)] zweigeteilt wird. Rengeweihstangen[reste] wurden sowohl im wurzeldurchsetzten Höhlenlehm unter der Geröllschicht als auch in ihr und wohl sekundär umgelagert im aus dem Westarm eingespülten [oberen?] hellgelben Höhlenlehm gefunden.«(24)

Selbst dieser Bericht wirft mehr Fragen auf als er beantwortet.

Es dürfte sich bei den Knochen und Stein Relikten aus dem Höhlenrest insgesamt um Funde(25) der Ahrensburger Kultur handeln, die das Ende der Eiszeit möglicherweise »überlebte« und somit bis in die »Mittelsteinzeit« hineinreichte, doch kommen unter den gegebenen Umständen auch andere Rentierjägerkulturen als Erzeuger in Frage(26). Bei der Oeger Höhle dürfte es sich jedenfalls um einen wiederholt aufgesuchten Aufenthaltsort der Rentierjäger gehandelt haben, wobei angesichts des derzeitigen Forschungsstandes nicht ausgeschlossen werden kann, daß die Geweihreste wenigstens teilweise als eine Art Opfergabe aufzufassen sind(27). Höhlen galten gewöhnlich seit dem Paläolithikum als höheren Mächten nahe Orte; dies zeigen etwa die aus Westeuropa bekannten Höhlenmalereien. »Höhlenmenschen« hat es auch in der Steinzeit nicht gegeben, allenfalls in der menschlichen Phantasie.

Bei den genannten Freiland-Fundstellen handelt es sich sehr wahrscheinlich ebenfalls um nur saisonal genutzte Plätze, und zwar Niederlassungen soweit man davon überhaupt sprechen kann ; diese wurden wohl nur im Winter aufgesucht, wenn das Jagdwild sich von der Küste im Norden in die Mittelgebirge zurückzog, welche mehr Schutz vor der kalten Witterung gewährten. Die Rentierjagd und das Sammeln pflanzlicher Nahrungsmittel ermöglichten das Überleben auch unter ungünstigen klimatischen Bedingungen. Die hagener Funde stammen geographisch gesehen aus einer Randzone der Ahrensburger Kultur, denn die Rentiere haben sich vorzugsweise in den an Wasser und Pflanzen reichen Niederungen bewegt.





B. Mesolithikum



Die Trennung des Mesolithikums vom Paläolithikum ist schwierig ja praktisch kaum möglich. Schuld daran ist eine internationale Übereinkunft, nach welcher der Wechsel der beiden Kulturerscheinungen mit dem Ende der Eiszeit gleichgesetzt wird. Den Kulturhinterlassenschaften läßt sich in der Regel nicht ansehen, ob sie noch innerhalb der Eiszeit oder schon später erzeugt wurden. Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß das Mesolithikum (auch vereinfachend »Mittelsteinzeit« genannt) zumeist nur wenige Jahrtausende dominierte, während bezüglich des Paläolithikums gewöhnlich mit Zehntausenden und Hunderttausenden von Jahren »gerechnet« wird. Es ist daher gut zu verstehen, wenn einige Forscher den Begriff »Mesolithikum« vor allem auch seine irreführende Übersetzung »Mittelsteinzeit« völlig ignorieren und vielmehr von einem »Epipaläolithikum« sprechen, wobei so späte Erscheinungen wie das »Ahrensburgium«, welche schon über recht winzige Steinartefakte verfügten, darin einbezogen werden. Ganz kleine, zumeist geometrisch geformte Steingeräte, welche als »Mikrolithen« bezeichnet werden, sind als typische Vertreter von Geräten anzusehen, wie sie gegen Ende des Epipaläolithikum Mesolithiums üblich waren. Solche Kleinstgeräte sind in großer Zahl auch aus dem hagener Raum bekannt. Die Art der Typenzusammensetzungen an den verschiedenen Fundstellen läßt unter bestimmten Voraussetzungen Rückschlüsse auf die Beziehungen ihrer Hersteller bzw. Anwender mit den Umland zu. Eine dieser Voraussetzungen ist, daß eine sehr hohe Zahl an Mikrolithen von einer Fundstelle vorliegen muß. Darüber hinaus darf es keine Hinweise auf eine Nutzung des Platzes über mehrere Zeitabschnitte hinweg geben, das heißt: es dürfen hier beispielsweise keine paläolithischen (»vormesolithischen«) Gegenstände oder solche eher neolithischer Herkunft vorkommen. Die Tätigkeiten der Bewohner des hagener Raumes, die wohl bereits eine gewisse Seßhaftigkeit erreicht haben dürften, indem sie ihren »Aktionsradius« stark einschränkten und sich auf das von der örtlichen Umwelt Gebotene spezialisierten, entsprachen beim Mesolithikum weitgehend derjenigen der üblicherweise vorangehenden Entwicklungsstufe. Neben die Jagd größerer Tiere trat wohl vermehrt das Sammeln von bestimmten Früchten, der Fischfang und im bescheidenem Maße vielleicht auch schon der Anbau von schnellwüchsigen Pflanzen und die Haltung bestimmter Tierarten.





C. Neolithikum



Über das Neolithikum (auch als »Jungsteinzeit« bekannt, obwohl hiermit mehr eine Epoche als eine Kulturstufe gemeint ist) sind wir für die hagener Gegend wieder verhältnismäßig gut unterrichtet, denn es traten Funde auf, die sich bestimmten Kulturerscheinungen zuordnen lassen. Das Wesentliche am Neolithikum ist der Übergang der hier lebenden Bevölkerung zu mehr Seßhaftigkeit, was sich besonders in dem nun erstmals aufkommenden, recht aufwendigen Hausbau und in einem intensiv betriebenen Ackerbau bemerkbar macht. Bedauerlicherweise fehlen noch eindeutige archäologische Nachweise für den hier behandelten Raum. Allerdings gehören zu den Zeugnissen einer eingesessenen Lebensweise auch Reste von zerbrechlichen Gefäßen aus gebranntem Ton und Werkzeuge mit Bestandteilen aus mühselig geschliffenem Stein; solche Gerätscchaften zählen zu den Neuerungen des Neolithikums und lassen sich auch in Hagen nachweisen. Aus Hagen Garenfeld stammen beispielsweise das Fragment eines kugeligen Tongefäßes und ein messerklingenförmig geschlagener (also ungeschliffener) Feuerstein; beide gehören der früh bzw. altjungsteinzeitlichen »Bandkeramischen Kultur« an. Es handelt sich hierbei um die erste bäuerliche Entwicklungstufe im mitteleuropäischen Raum. Kennzeichend für sie sind unter anderem langgestreckte, fast ausschließlich rechteckig angelegte Wohnbauten aus in die Erde gesetzten Pfählen (»Pfosten«), Lehmwänden und Strohdächern, außerdem flache steinerne Hacken mit Holzstielen, schuhleistenartige Holzbearbeitungsgeräte und Tongefäße mit eingeritzten, zum Teil durch Einstiche ausgefüllten Bandornamenten. Die in Weilern teilweise auch in befestigten Dörfern lebende Bevölkerung trieb Ackerbau und Viehzucht, und sie ließ sich dazu fast ausschließlich auf fruchtbaren Lößböden nieder. Diese Kultur war im Bereich des heutigen Nordrhein-Westfalens hauptsächlich linksrheinisch, aber auch in der Hellwegzone und in der Warburger Börde angesiedelt. Der Fundort Hagen-Garenfeld fällt dabei durch seine Lage südlich der Ruhr am Mittelgebirgsrand etwas aus dem Rahmen. Es dürfte sich um eine Art Vorposten in einer Gegend handeln, in der noch mesolithisch gelebt wurde. So vermutete etwa Wilhelm Bleicher bereits im Jahr 1979 »in Herbeck und auf Garenfeld« einen »Prozeß der Akkulturation endmittelsteinzeitlicher Bevölkerungsgruppen in einer neuen Wirtschafts und Kulturform«(28), eben dem Neolithikum.

Ähnliches ist auch für die Funde der »Bischheimer Kultur«(29) anzunehmen, welche aus der bereits genannten Oeger Höhle stammen. Hierbei handelt es sich um zwei Gefäße, welche nahe beieinander stehend an der Rückwand der Höhle aufrecht stehend aufgefunden wurden(30). Während das mit umlaufenden Linien und hängenden Dreiecken durch Ritzen verzierte der beiden Gefäße (man kann von einem »Kugelbecher« sprechen) zweifellos neolithisch ist auch wenn abseits der Hauptverkehrsströme mit einer längeren Formen und Dekortradition gerechnet werden muß (31), ist bei dem grob gemagerten, napfartigen Exemplar ein unmittelbarer kultureller Zusammenhang mit funktionaler und zeitlicher Nähe nicht zweifelsfrei(32). Der Fundzusammenhang läßt aber in jedem Fall weniger an eine Funktion innerhalb einer »Fluchthöhle« denken wie es Karl Brandt tat(33) als vielmehr an religiöse Opfergaben, so daß wir hier nicht zuletzt wegen fehlender Untersuchungen im Bereich von Bestattungsplätzen erstmals einen Einblick in die Glaubenswelt steinzeitlicher Menschen im hagener Raum erhalten. Zugleich veranschaulicht die große Schlichtheit von Form und Dekor dieser Irdenwarebehälter, daß es sich wahrscheinlich um Funde einer randlich am Mittelgebirge angesiedelten, zurückgezogen lebenden und daher kaum durch auswärtige Kulturströmungen in ihrem Kunstschaffen angeregten Bevölkerung handelt(34). Auffällig ist das Fehlen von Hinweisen auf menschliche Skelettreste, wie sie aus vielen anderen südwestfälischen Höhlen im Zusammenhang mit Funden der Eisenzeit vorliegen(35). Dies deutet möglicherweise auf Wandlungen in den religiösen Vorstellungen(36) hin, doch könnte auch dies durch intensivere Nachforschungen und vor allem nur mit Hilfe einer verfeinerten regionalen Keramik-Chronologie geklärt werden. Die bis jetzt vorgenommenen Ansätze wirken mitunter von weit hergeholt.

Obwohl die Entdeckung der Tongefäße in der Oeger Höhle (wie auch der Faunen und Steinreste) nunmehr länger als ein halbes Jahrhundert zurückliegt, fehlt immer noch eine ausführliche Dokumentation des für die Forschung unschätzbaren Gesamtbefundes. Daß es sich bei der Höhle um einen Wohnplatz gehandelt hat, ist immerhin unwahrscheinlich, denn dagegen spricht allein schon die Lebensweise dieser Landbevölkerung. Nicht auszuschließen ist jedoch zumindest beim derzeitigen unbefriedigen Publikationsstand , daß es sich um einen Zufluchtsort anläßlich eines Überfalls handelt, wobei die Schutzsuchenden später nicht mehr in der Lage waren, die Gefäße wieder zu bergen. Möglicherweise lebten zur selben Zeit im hagener Raum noch mesolithisch orientierte Menschen. Dafür spricht unter Umständen das Fragment eines Tongefäßes, welches am Riegerbusch bei Hagen-Eilpe hoch über der Volme geborgen wurde, aber anscheinend unpubliziert blieb.

Der »Michelsberger Kultur« welche sich mit dem Bischheimer Formenkreis wenigstens teilweise zeitlich überschnitten haben dürfte (sofern beide Erscheinungen überhaupt zu trennen sind) ist ein keilförmiges, sogenanntes »spitznackiges Flint-Ovalbeil«(37) - die steinerne Klinge eines Beiles, dessen Schäftung nicht erhalten ist - zuzuordnen, das südwestlich des Kaisberges bei Hagen-Vorhalle gefunden wurde. Es handelt sich um ein für diese archäologische Kultur recht kennzeichnendes Objekt, welches von seinem Stil her einem westeuropäischen Einfluß unterliegt. Auch die Angehörigen der Michelsberger Kultur betrieben Ackerbau und Viehzucht, und sie verstanden es, bedeutende Befestigungswerke zu errichten. Sie scheuten sich nicht davor, recht abgelegene Gebiete aufzusuchen. Es spricht viel dafür, daß sie rege Kontakte mit mesolithischen Bevölkerungen pflegten, die vermutlich nicht immer friedlich verliefen. Nach und nach werden nämlich immer mehr Wehranlagen unterschiedlichster Art bekannt, die von den »Michelsbergern« errichtet wurden. Natürlich läßt sich nicht ausschließen, daß es auch innerhalb neolithischer Bevölkerungen größere Auseinandersetzungen gab. Von ihrer Lage her kommt die Westseite des Kaisberges in einem gewissen Abstand vom Berggipfel für ein solches Refugium in Frage. Um eine entsprechende Grabenanlage festzustellen, bedarf es jedoch entweder viel Glück oder intensives Forschen(38). Nur über die archäologische Erforschung von Verteidigungsanlagen lassen sich unfriedliche zwischenmenschliche Beziehungen größeren Ausmaßes in prähistorischer Zeit noch einigermaßen beleuchten.

In den selben gesellschaftlichen Rahmen, nämlich den der »Michelsberger Kultur«, gehört eine etwa 13 cm lange Dolchklinge aus Flint, eine sogenannte »Spitzklinge«, gefunden in Hagen-Eppenhausen(39). Ihr Material es handelt sich um grauen Feuerstein aus der Gegend von Rijckholt bezeugt wiederum einen westlichen Einfluß innerhalb des Formenkreises.

III. Bronzezeit



Eine genauere Untersuchung über die Bronzezeit im hagener Raum liegt trotz einer größeren Anzahl entsprechend zu datierender Funde aus Bronze und auch Stein noch nicht vor.





A. Hügelgräberzeit



Aus Hagen sind eine größere Anzahl hügelartiger Erhebungen bekannt, die als Reste prähistorischer Grabbauten gedeutet wurden und werden, so zum Beispiel am Kaisberg bei Hagen Vorhalle(40) und am Rafflenbeuler Kopf beim Hof Rafflenbeul in Breckerfeld-Waldbauer (Ennepe-Ruhr-Kreis) an der südlichen Stadtgrenze Hagens(41). Es haben aber nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen unter Anwendung archäologischer Methoden stattgefunden, welche zu einer Bestätigung oder Widerlegung dieser Ansichten führten. In einem während des 1930er Jahrzehnt untersuchten Hügel an der Donnerkuhle wurde »Kümmerkeramik« geborgen, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Grab der Hügelgräberbronzezeit hindeuten. Bedauerlicherweise blieb eine Publikation der Untersuchungsergebnisse aus. Ein anderer Hügel aus der Nachbarschaft, am »Hölken« gelegen, fiel dem Kalkabbau zum Opfer. Nach den zahlreichen einschlägigen Funden zwischen Donnerkuhle und Raffenberg zu urteilen wurden und werden vielleicht noch weitere Grabhügel mit jeweils einer Bestattung oder mehreren Hügelgräbern ohne begleitende Untersuchung zerstört. Unschätzbare Informationsträger gingen für immer verloren. Über die Lebensverhältnisse der Bewohner des hagener Raumes aus dieser Zeit läßt sich in der Folge dessen kaum etwas sagen.





B. Urnenfelderzeit



Die Situation im Hinblick auf den jüngeren Abschnitt der Bronzezeit, in der zunehmend obertägig kaum in Erscheinung tretende Brandbestattungen üblich wurden, ist nicht viel besser. Grabfunde sind aus dem hagener Raum aus dieser Zeit nicht bekannt. Ein Grab mit einem Tongefäß in der Form eines Doppelkonus' wurde aus Ergste bei Schwerte bekannt. Es gehört einem Kulturkreis an, der sein Zentrum weiter im Norden hatte, und ist innerhalb der auf Grund süddeutscher Verhältnisse definierten Urnenfelderzeit verhältnismäßig spät, nämlich in die Nähe des Übergangs zur Eisenzeit zu datieren (genauere Angaben sind derzeit nicht möglich). Neben Einzelfunden aus Bronze ist ein Sammelfund dreier Langschwerter bekannt geworden(42). Dieser datiert mit ziemlicher Sicherheit in die Stufe Hallstatt B. Die drei Bronzeschwerter wurden 1876 beim Bahnbau am Kaisberg zwischen Hagen-Vorhalle und Herdecke geborgen, und zwar vermutlich am Osthang dieses Inselberges(43). Es handelt sich wohl um ein Depot; die drei Geräte wurden demnah zur selben Zeit verborgen. Jedes der drei Bronzeschwerter gelang in ein anderes Museum.

Über die Gründe für die Niederlegung der Schwerter (andere »Depots« aus der Nahbarschaft sind uns sicherlich bloß unbekannt) kann nur spekuliert werden. Möglicherweise waren ähnlich wie bei den neolithischen Gefäßen aus der Oeger Höhle religiöse Motive ausschlaggebend. Hierfür könnte sprechen, daß die Schwerter wegen ihrer für bronzezeitliche Verhältnisse zu großen Länge und des vergleichsweise kleinen Griffs als Waffen praktisch unbrauchbar waren. Sie werden am ehesten bei zerimoniellen Handlungen - etwa ähnlich dem »Ritterschlagen« im Mittelalter - gedient und zum Ansehen ihres Trägers beigetragen haben. Die Tatsache, daß es sich um einen Zusammenfund mehrerer sehr ähnlicher Schwerter handelt, könnte dafür sprechen, daß die drei Exemplare aus einer Werkstatt stammen. Vielleicht wurden sie von einem Bronzegießer oder Händler anläßlich einer Gefahr versteckt und konnten später nicht mehr geborgen werden. Es ist aber gleichfalls möglich, daß es sich um eine religiöse Opfergabe aus Dank für oder als Ausdruck der Hoffnung auf die Befreiung aus einer Gefahr handelt. Interessant ist nun, daß die drei Schwerter trotz ihrer Ähnlichkeit zwei verschiedenen Formentypen angehören, welche zwei verschiedenen Kulturkreisen zuzurechnen sind; dabei liegt der Fundort im Grenzbereich beider Erscheinungen. Mangels weiterer aussagekräftiger Funde ist es derzeit nicht möglich, dieser Mittlerstellung weiter nachzugehen.

Bronze ist ein wiederverwertbares und für die bronzezeitlichen Menschen wegen der schwer zu beschaffenden Materialkomponenten auch teures Material. Wenn also bronzezeitliche Bronzegeräte gefunden werden, weist dies immer auf besondere Umstände hin, welche die übliche Wiederverwertung des Materials ausschlossen.

IV. Eisenzeit



Etwas anders als bei der Bronze verhält es sich mit dem namengebenden Material der Eisenzeit. Dieses ist zwar ebenfalls von je her wiederverwertbar gewesen, doch konnte es in großen Mengen und im hagener Raum selbst gewonnen werden, etwa durch Verhüttung von Raseneisenerz, das in den Flußniederungen zu finden war. Der Wert des Eisens ist vergleichsweise gering. Umso mehr erstaunt es, daß aus dem hagener Raum nur verhältnismäßig wenig Eisenfunde aus der letzten prähistorischen Periode vorliegen. Die Tatsache, daß Eisen im Laufe der Zeit zu unansehlichen Klumpen verrostet, welche ihre Ursprungsform erst durch Röntgenaufnahmen und andere nur von Spezialisten beherrschte Verfahren wiedererkennen lassen, wird zu der geringen Anzahl eiserner Artefakte beigetragen haben.

Glücklicherweise gesellen sich zu den eisernen Fundobjekten solche aus anderen Material wie Bronze, Glas und Keramik, so daß das Netzwerk an Informationen etwas engmaschiger wird.





A. Hallstattzeit



Der Überrest eines Tongefäßes vom Fundplatz am »Barmer Baum« in Hagen-Herbeck, einer sogenannten »Lappenschale«, weist auf Siedler an der Lenne in einer frühen Phase der Eisenzeit hin (Stufe Hallstatt C). Bedauerlicherweise ist nicht sicher, ob es sich tatsächlich um eine mit Zipfeln versehen gewesenen Schale handelt, denn das Gefäß wurde nur als Rekonstruktion ohne Angabe des tatsächlich erhaltenen Restes und ohne Darstellung der kennzeichnenden Zipfel publiziert(44). Die abgebildete wulstartige, großflächige Verzierung in der Art der sogenannten »Kalenderbergware« ist für solche Gefäße allerdings typisch und kommt noch in der Stufe Hallstatt D vor(45). Diese sind in ganz Mitteleuropa verbreitet und stellen somit keine Besonderheit dar, auch wenn gelegentlich eine wohl kaum ausschließliche Verwendung bei kultischen Handlungen angenommen wird. Eine deutliche Trennung kultischer und profaner Handlungen läßt sich angesichts der aus analogen Verhältnissen zu erschließenden Vorstellungswelt prähistorischer Menschen ohnehin nicht bewerkstelligen.

Das Fragment einer bronzenen Doppelplattenfibel aus Hagen Oege(46) weist auf weit nach Süden hin gerichtete Kulturbeziehungen von Bewohnern des hagener Raumes hin. Dr. habil. Hartmut Polenz fand für diese Gewandspange »beste Gegenstücke« in Hallstatt (Oberösterreich) und Mechel (Südtirol)(47). Sie ist in die Stufe Hallstatt D, und zwar nach H. Polenz »ans Ende der Späthallstattzeit«(48), zu datieren, so daß es sich um einen der letzten Vertreter der Älteren Eisenzeit aus der Region handelt, wohl das Zeugnis einer sich vor einer neuen Entwicklung aus dem Süden (Latènekultur) zurückziehenden Bevölkerung. Im Allgemeinen beginnen die südeuropäischen Einflüsse in der Mittelgebirgszone östlich des Rheins und nördlich des Mains bereits in einer frühen Phase der Hallstattzeit (Stufe Hallstatt C), das heißt: im 8. Jahrhundert vor Christus(49). Ob wir dabei an eine Art »Gastarbeiter« der Stahlbranche denken dürfen, mag in diesem Zusammenhang dahingestellt bleiben(50). Anscheinend wurden diese Nord-Süd-Verbindungen durch die Ausbreitung der Latènekultur unterbrochen.





B. Latènezeit



Zeugnisse der Jüngeren Eisenzeit, vertreten durch die Latènekultur und getragen hauptsächlich durch die Kelten, sind für den hagener Raum nur in verhältnismäßig spät zu datierenden Objekten vorhanden. Dies könnte unter Umständen auf eine im Vergleich zu »fortschrittlicheren« Regionen lange Tradition der Hallstattkultur zurückzuführen sein.

Im Wannebachtal bei Dortmund-Syburg fand sich unter anderem das Fragment eines Armringes aus Glas, das in die späte Phase der Jüngeren Eisenzeit gehört (Stufe Latène D).

Ebenfalls in diese Zeit, vielleicht aber auch erst in den älteren Abschnitt der Römerzeit (der sogenannten »Römischen Kaiserzeit«), gehört die eiserne Spitze eines Holzspeers aus Hagen. Dieser erinnert andeutungsweise an den kriegerischen Charakter der frühen »Germanenzeit«.

Bei Schwerte-Westhofen wurde eine Grube mit Resten von Tongefäßen ausgegraben, welche in die gleiche Zeit des Übergangs von der Prähistorie zur Historie gehören. Demnach befand sich damals eine bäuerliche Siedlung bei einem der Gefäße dürfte es sich um eine Milchsette gehandelt haben unweit der Ruhr.

V. Römerzeit



Aus der Römerzeit sind mehrere beachtenswerte Funde bekannt. So fand sich bei den Ausgrabungen im Jahr 1976 in unmittelbarer Nähe der Peterskirche in Dortmund-Syburg eine etwa zur Hälfte erhaltene römische Kupfer oder Bronzemünze(51). Nähere Angaben sind hierzu derzeit nicht möglich. Ein möglicherweise auf Handel beruhender Einfluß aus dem römischen Rheinland deutet sich hier an. Eine weitere römische Münze der Älteren Römerzeit stammt aus Schwerte-Westhofen.

Etwas deutlicher läßt sich der genannte Einfluß in Form einer kleinen Bronzefigur der römischen Göttin »Victoria« also der Siegesgöttin aus Ergste fassen. Diese Figur dürfte in einem germanischen Haushalt kultischen Zwecken gedient haben, sofern sie nicht wegen ihrer Eigenart oder bloß auf Grund ihres Materialwertes aufbewahrt wurde. Auf Handelsbeziehungen zum Römischen Reich deutet das Randfragment eines von Helmut König um die Mitte des 1980er Jahrzehnts in Hagen-Garenfeld im Bereich eines nach Norden zur Ruhr hin orientierten Quellsiepens gefundenen römischen reliefverzierten Gefäßes aus »Terra sigillata« (einem meist roten, feinen Ton)(52). Das Fundstück, dessen Datierung und ursprüngliche Herkunft vorerst offen bleiben muß, wurde anscheinend noch nicht publiziert. Möglicherweise lag an der betreffenden Quelle eine kleine römerzeitliche Siedlung. Das Ruhrtal erweist sich durch zahlreiche römische Objekte (zumeist Münzen) als ein Siedlungsraum mit starken Einflüssen aus dem Rheinland.

Aus der Jüngeren Römerzeit sind zwei Zusammenfunde römischer Kupfer bzw. Bronzemünzen aus Hagens unmittelbarer Umgebung bekannt geworden, nämlich je einer aus Gevelsberg-Vogelsang und von dem zu Breckerfeld gehörenden Hof Bühren bei Hagen-Rummenohl(53). In beiden Fällen dürfte es sich um Geldschätze gehandelt haben. Bedauerlicherweise konnten beide Funde nicht komplett durch einen einschlägig geschulten Numismatiker untersucht werden, und auch die Fundstelle selbst blieb jeweils ohne eine nähere Betrachtung durch einen Archäologen. Der wissenschaftliche Wert der beiden Funde ist somit stark eingeschränkt.

In der beachtlichen Anzahl von Funden römischer Provenienz aus der Römerzeit zeigt sich zumindest ein reger Handelsverkehr der ortsansässigen germanischen Bevölkerung mit den Römern am Rhein; freilich ist aber nicht auszuschließen, daß der eine oder andere Geldschatz oder Gegenstand von einem Überfall auf römische Händler oder gar Siedlungen herrührt.

VI. Völkerwanderzeit



Auffällig arm an gewöhnlichen Siedlungsfunden ist die Völkerwanderzeit (oft irreführend »Völkerwanderungszeit« genannt). Dagegen wurden im hagener Raum gleich mehrere römische Goldmünzen geborgen, von denen bedauerlicherweise nur zwei zu wissenschaftlichen Untersuchungen zur Verfügung standen. Die hohenlimburger Münze wurde vor kurzem irrtümlich mit einer andernorts gelegenen Siedlung in Verbindung gebracht. Zu dem im Jahr 1933 von Wilhelm Böcker auf dem Grundstück Steinuferweg 10a geborgenen Goldfund gesellten sich zu Beginn des 1950er Jahrzehnts zwei von Wolfgang Kirchhoff gefundene Kupfermünzen von gleichfalls römischer Provenienz(54). Während der goldene »Soldidus« zur Zeit der Regierung des oströmischen Kaisers Arkadios geprägt wurde, also innerhalb der Jahresfolge 395 bis 408, und somit eindeutig einen völkerwanderzeitlichen Fund darstellt(55), repräsentieren die beiden Kupferprägungen die späte Römerzeit, denn es handelt sich zum einen »Antonian« des Marcus Aurelius Claudius II. Gothicus, der von 268 bis 270 römischer Kaiser war und gegen die damals neu auf der europäischen Bühne auftretenden Alamannen, Franken und Goten Krieg führte , und zum anderen ein offenbar nicht mehr zu bestimmende Geldstück eines der mit unterschiedlichen Herrschaftsaufgaben betrauten Söhne des römischen Kaisers Flavius Valerius Constantinus I. (genannt »Konstantin der Große«), das demnach aus den Jahren 317 bis 361 stammen dürfte(56). Es erscheint angesichts der drei Funde vom Schloßberg in Hagen-Hohenlimburg nicht ausgeschlossen, daß diese Höhe völkerwanderzeitliche Siedler beherbergte, welche eine gewisse Herrschaftsfunktion im Umland ausübten. Möglicherweise haben es hier mit einem jener völkerwanderzeitlichen »zentralen Orte« zu tun, wie sie vor allem aus Südwestdeutschland bekannt geworden sind. Sie spiegeln Entwicklungen wider, welche von kleinen keltisch germanischen Stammesbildungen der Eisen und Römerzeit unter starken römischen Einfluß zu den kleinen mittelalterlichen Herrschaften im römischen Reich deutscher Nation führten. Es handelt sich um keine germanische Einrichtungen mehr, aber auch noch nicht um deutsche, sondern vielmehr um (im Norden) fränkische, (im Süden) alamannische und wohl auch (im Osten) thüringische Hauptorte. Konflikte zwischen diesen drei Parteien innerhalb des heutigen Deutschlands bilden gewissermaßen das Leitmotiv in der mitteleuropäischen Völkerwanderzeit und im ältesten Abschnitt des Frühmittelalters. Entsprechende Anlagen anderer Neugruppierungen wie beispielsweise die Sachsen sind noch kaum erforscht.

Erwähnt sei in diesem Zusammenhang der »Dortmunder Goldfund«, einem in der dortmunder Innenstadt offenbar weitgehend vollständig geborgener Schatz, der neben einem Tongefäß mindestens 444 Goldmünzen (Solidi), Reste von mehreren »barbarischen« Silbermünzen sowie drei goldene Halsringe enthielt. Dieser an den »Nibelungenhort« erinnernde Schatz des 5. Jahrhunderts steht in Deutschland einigartig da und bildet einen weiteren deutlichen Hinweis auf die große Bedeutung der Gegend am Unterlauf der Lenne, Mittellauf der Ruhr und Oberlauf der Emscher. Ein weiteres untrügerisches Zeichen von Gold und damals zugleich Machtanballung in der Völkerwanderzeit bildet der sogenannte »Östricher Goldfund« vom Fuße des Burgberges bei Letmathe (Märkischer Kreis). Diese Massierung von Goldobjekten, welche sich letztlich auf römischen Geld gründet, läßt sich nur schwer deuten. Sie kann theoretisch gleichermaßen von gewinnbringendem Handel, hohen Sold und Tributzahlungen, aber auch von erfolgreichem Beutemachen zeugen. Es ist sicherlich nicht verkehrt, für die hier besprochene Zeit im Lauf des Rheines eine Art Völkerdrehscheibe zu sehen, die im Gegensatz zum rechtsrheinischen Hinterland stand, wobei man das »Vorgebirge« an Emscher, Ruhr, und Lenne als eine Art Rückzugsgebiet deuten könnte. Östlich des Niederrheins brachen die Franken zu ihren Eroberungen im heutigen Frankreich auf; nach hier mag ein Teil von ihnen mit dort erworbenen Gütern zurückgekehrt sein. Daß das Land am mittleren Abschnitt der Ruhr selbst reich an gewinnbringenden Gütern war, ist nicht wahrscheinlich. Die Lebensverhältnisse dürften hierzulande wie in den vorhergegangenen Perioden eher dürftig gewesen sein und dazu beigetragen haben, daß die Bewohner sich nach außen hin nicht immer ruhig verhielten.

Tongefäße, unter anderem aus Terra nigra, weisen auf eine Siedlung der Völkerwanderzeit oder der Jüngeren Römerzeit in Hagen-Elsey hin. Das Terra-nigra-Gefäß bezeugt eine gewisse Verbundenheit der Bewohner mit dem Ruhrgebiet hin, denn dort wurden solche Gefäße dem Anschein nach gefertigt.

VII. Frühmittelalter



Weitgehend ungeklärt ist das Leben der Bevölkerung im hagener Raum während der Merowinger und Karolingerzeit. Unbekannt ist etwa, inwieweit sich fränkische Missionsversuche im hagener Raum auswirkten.

Es erscheint von den Schriftquellen her als wahrscheinlich, daß während des 7. Jahrhunderts an der Ruhr im Bereich der Lenne und Volmemündung Angehörige des germanischen Stammes »Hattuarier« siedelten. Diese gerieten in der zweiten Jahrhunderthälfte zunehmend unter den »Druck« von Überfällen aus dem altsächsichen Bereich etwa im heutigen Niedersachsen. Spätestens damals schlossen sich die Hattarier dem Verband der Franken an, bei dem es sich ähnlich wie bei den Altsachsen um einen Zusammenschluß von Interessengemeinschaften hauptsächhlich germanischer Herkunft handelte. Möglicherweise bauten sie zu ihrem Schutz auch die Sigiburg (Hohensyburg) in Dortmund-Syburg oberhalb der Ruhr unmittelbar über der Lennemündung. Der Befestigungsring der Sigiburg ist bedauerlicherweise trotz des Anlegung von Parkplätzen im 1950er Jahrzehnt, dem Bau einer Spielhalle im Jahr 1983 und der Vergrößerung des Parkraumes im Anschluß daran noch immer ununtersucht. Gewöhnlich gilt die Sigiburg als altsächsische Anlage, doch ist dies reine Spekulation. Mit der Eroberung der Sigiburg begann der jahrzehntelange Sachsenkrieg und damit der Aufstieg Karls des Großen zur herrschenden Person des christlichen Abendlandes bis zur Kaiserkrönung!

Möglicherweise ist der älteste, im Bereich der Peterskirche auf der Hohensyburg nachgewiesene Kirchenbau spätmerowingisch und wurde von den Altsachsen für ihre Zwecke gebraucht; in deren Besitz befand sich jedenfalls die Sigiburg unmittelbar vor ihrer Erstürmung durch ein fränkisches Herr unter König Karl dem Großen im Jahr 775. Die Verwendung von Kultbauten Andersgläubiger für eigene religiöse Zwecke war in frühchristlicher Zeit nichts Ungewöhnliches. Die Frühgeschichte Hohensyburgs ist hochinteressant, doch steckt ihre Erforschung trotz der Bedeutung der Anlage für die europäische Geschichte und entgegen den hoffnungsvollen archäologischen Ansätzen im 1970er Jahrzehnt immer noch in den Kinderschuhen.

Ist der Syberg in Dortmund-Syburg wegen der zahlreichen Baumaßnahmen des 19. und 20. Jahrhunderts und des weitgehenden Desinteresses der internationalen Forschung archäologisch gesehen mittlerweile eine archäologische Wüste wenngleich doch, wie einst der dortmunder (klassische) Archäologe Dr. Clemens Weißgerber meinte, »Dortmunds geschichtsträchtigster Kulturboden« , so gilt diese nicht für das östlich benachbarte Gebiet am Ebberg nahe Schwerte-Kückshausen, das schon während des 16. Jahrhunderts das Interesse Renaissance-geschulter Gelehrter fand, welche auf Keller mit »altfränckischen Pfennigen« hinwiesen. Bei neueren Ausgrabungen des 1930er und 1960er Jahrzehnts traten schließlich die Reste eines Verhüttungsplatzes der Karolingerzeit mit einem der erwähnten »Keller« zu Tage, bei denen es sich aber nicht um unterirdische Räume, sondern einräumige Häuser mit etwas eingetieften Boden handelte.

Noch weitgehend unerforscht sind die Überreste einer Wallburg auf dem Minnerberg bei Hagen-Ambrock. Eine genauere Beschreibung dieser stark befestigten Anlage wurde erstmals 1888 durch Karl Mummenthey publiziert(57). Hier haben zwar bereits unter der Projektleitung des damaligen Westfälischen Landesmuseums für Vor und Frühgeschichte Münster, vertreten durch Dr. August Stieren, in den Jahren 1933 und 1935 Ausgrabungen stattgefunden die örtliche Grabungsleitung übernahm der hagener Museumsdirektor Dr. Gerhard Brüns (58), doch wurden deren Ergebnisse kaum bekannt(59). Einen genauen Höhenschichtenplan der Anlage fertigte Johann Janßen an(60). Fundmaterial, welches einen Einblick in die Nutzungszeit dieser Befestigung gewährt, wurde bei den Grabungen nicht geborgen(61). Erst 1955 gelang es Dr. Manfred Sönnecken, im Innenraum der Burg einige Tongefäßfragmente aufzulesen, und zwar Pingsdorfware früher Art (10./11. Jahrhundert)(62). Dadurch ergab sich, daß die Anlage zu einem System ottonischer Festungen gehört, welche dazu beitragen sollten, die Herrschaft des deutschen Königs gegenüber äußeren und inneren Feinden zu sichern (»Landesausbau«(63)). In den selben Rahmen gehört auch die Sigburg (»Sigiburg II«)(64) auf dem Syberg in Dortmund-Syburg und die Burg auf dem Bollberg bei Ahe im Ennepe-Ruhr-Kreis, wie dort gleichartiges Material an Tongefäßresten ergab. Noch unsicher sind die Bauzeiten der Befestigungesanlagen Rücklenburg und Raffenburg bei Hagen-Holthausen (unweit von Hohenlimburg), bei denen eine länger andauernde Nutzung archäologisch erst seit dem Hochmittelalter belegt ist. Ein 1989 abgebildetes metallenes Anhängekreuz aus unbekanntem Material von der Rücklenburg(65) dürfte auf Grund seiner Form am ehesten in das 11. Jahrhundert datieren. Unweit von dort stammt auch ein im Jahr 1985 von Helmut Kömig geborgener Pferdekopfbeschlag aus einem als »Kupferbronze« bezeichneten Metall, der als frühmittelalterlicher Helm oder Sattelknauf gedeutet wird(66). Ein vergleichbarer Pferdekopf soll in Schwerte gefunden worden sein(67). Eine Datierung ins fortgeschrittene Mittelalter oder gar in die Neuzeit kann bei beiden Stücken zur Zeit nicht ausgeschlossen werden(68). Möglicherweise wurden solche Kleinplastiken in der Umgebung der Lennemündung hergestellt.

Neben den Verteidigungsanlagen mit ihren mitunter angeschlossenen Handwerksbetrieben (zum Beispiel die Bronzegießersiedlung am Ebberg bei Schwerte-Kückshausen, welche als »Waffenschmiede« zur Hohensyburg gehört) verdienen auch die ländlichen Siedlungen der Region als Zentren menschlicher Lebensräume Beachtung. Während man sich vor wenigen Jahrzehnten bei der Erforschung von Rodung und Besiedlung der heimschen Flußtäler noch auf so unzuverlässige Methoden wie die Orts und Flurnamenforschung verlassen mußte(69), sind mittlerweile durch Heinz Lemmermann aus Hagen-Wehringhausen(70) zwei Wüstungen bekannt geworden, deren Fundmaterial einen tiefen Einblick in die Lebensverhältnisse karolingisch-ottonischer Zeit im hagener Raum bieten. Beide Fundplätze lieferten Fragmente von Tongefäßen der Badorfware (Töpferware des Badorfer Typs); hierbei handelt es sich um aus der kölner Gegend importierte und mit radförmigen Rollstempeln dekorierte Drehscheibenkeramik, die natürlich ihren Preis hatte und daher nur einen bescheidenen Anteil an den Haushaltsgefäßen stellte. Dies zeigt etwa das Fundmaterial der Siedlung Brockhausen unweit des Kaisberges bei Hagen-Vorhalle, das vom Verfasser für seine Dissertation gezeichnet werden konnte, aber schließlich wegen »schleppender amtlicher Bearbeitung« vom Finder ohne nähere Beschreibung publiziert wurde(71). Besonderes Interesse verdient hier das Fragment eines Gußtiegels zur Buntmetallverarbeitung, wie sie ebenso für Kückshausen nachgewiesen wurde. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch der Fund eines frühmittelalterlichen Metallschmelzofens bei Hagen-Herbeck, der leider kaum eine Beachtung fand. Es gibt demnach eine auffällige Anzahl von Belegen für karolingisch ottonische Buntmetallverarbeitung im Volme und Lennemündungsgebiet, die allein schon die Annahme eines entsprechenden frühmittelalterlichen »Industriegebietes« mit Handelsbeziehungen zum Rheinland hin zu rechtfertigen vermögen.

Bei der zweiten Siedlung, welche Heinz Lemmermann entdeckte, handelt es sich um Höinghausen bei Hagen-Eilpe beim Hof Kuhweide(72). Dort fanden sich 1977 an einem Quellbach unmittelbar oberhalb des westlichen, steilen Uferhanges der Volme unter anderem an zwei nahe beieinander liegenden Stellen die Fragmente von mindestens einem Gefäß der Badorfware(73). Später, besonders nachdem auch andere Sammler die Wüstungsplatz begingen so seit 1983 Wilhelm Knaup(74) aus Hagen-Eppenhausen, der ebenfalls Reste der rollstempeldekorierten Badorfware fand(75) , mehrten sich die frühmittelalterlichen Keramikfunde, und schließlich kam es 1987 wegen einer geplanten Baumaßnahme sogar zu einer mehrjährigen archäologischen Ausgrabung durch die Außenstelle Olpe des Westfälischen Museums für Archäologie(76) (unter der Leitung von Frau Anna-Helena Heidinger, M. A.) an dem von H. Lemmermann bereits 1978 an Hand der Keramikfragmente lokalisierten Siedlungsplatz. Man darf wohl hoffen, daß das Fundmaterial der einzelnen an diesem Ort tätig gewesenen Frühgeschichtsinteressierten eines Tages zusammengetragen und einer gemeinsamen Auswertung unterzogen wird, die in einer öffentlichen Bekanntmachung der Untersuchungsergebnisse einschließlich der Baubefunde münden sollte, um den Interessierten neue Einblicke in das Leben früherer Zeit in der Region an Ennepe, Volme, Lenne und Ruhr zu gewähren und die mühsame Auffindung und Erfassung alter Siedlungsplätze zu rechtfertigen. Dabei ließe sich vielleicht auch klären, woher die Tongefäße stammen, welche im Gegensatz zur üblichen Badorfware nicht mit rechteckigen, sondern mit dreieckigen Rollstempelabdrücken dekoriert sind. Fragmente dieser verhältnismäßig dünnwandigen Ware liegen sowohl von Brockhausen(77) als auch von Höinghausen(78) vor.

Viele Fragen zum Frühmittelalter im hagener Raum sind noch offen. Unklar ist zum Beispiel, ob die zentrale Kirche des Urpfarrbezirks in diesem Gebiet auf der Hohensyburg oder in Hagen-Altenhagen zu suchen ist(79). Unbekannt ist auch das Alter des sogenannten »Kölnischen Hofes Hagen«(80); ja selbst seine Lokalisierung kann nicht als gesichert gelten. Handelt es sich hierbei tatsächlich um die Keimzelle der späteren Stadt? Ist der Ursprung Hagens tatsächlich in Hagen Altenhagen zu suchen? Wo standen Hagens erste Höfe? Wie haben die ersten Hagener gelebt? Wo wurden ihre Toten bestattet? Es besteht kaum eine Hoffnung, daß diese Fragen in nächster Zeit durch einen Sachverständigen einer eindeutigen Antwort zugeführt werden können. Das allgemeine Interesse an der regionalen Geschichte bezieht sich wohl vorwiegend auf die nachträgliche Bewältigung der unmittelbar zurückliegenden Zeit. Vielleicht werden die Verhältnisse in Zukunft besser.

VIII. Ausblick



Schon zum Zeitpunkt der Eröffnung des Hagener Heimatmuseums am 16. Juli 1933(81) lagen der interessierten Öffentlichkeit nach Walter K. B. Holz »vorgeschichtliche Hagener Funde« vor(82). In der Folgezeit nahm in dem Museum die Anzahl prähistorischer Fundstücke auf Grund intensiven Suchens rasch zu, so daß im Jahr 1934 der prähistorischen Sammlung bereits ein eigener Raum gewidmet werden konnte, der durch den Lehrer Albert Schäfer dem eigentlichen Pionier der hagener Prähistorie(83) unter Einbeziehung seiner eigenen Funde eingerichtet wurde(84). Nach der Übergabe der Sammlungen in die Obhut der hagener Stadtverwaltung am 1. April desselben Jahres(85) beauftragte jene am 15. November 1934 Dr. Gerhard Brüns mit der Betreuung derselben(86). Am 17. September 1938 konnte schließlich das »Städtische Museum für Vor und Frühgeschichte (Sauerländisches Vorgeschichtsmuseum)« in der zentral gelegenen Elberfelder Straße eröffnet werden(87); hier waren sowohl erdgeschichtliche als auch faunen und menschheitsgeschichtliche Funde ausgestellt (vor allem aus dem Sauerland). Im 1930er Jahrzehnt leitete G. Brüns mehrere archäologische Ausgrabungen im hagener Raum(88). Etwa zur gleichen Zeit unternahm Josef Spiegel aus Schwerte archäologische Untersuchungen im damals östlich anschließenden Bereich, so etwa in der Oeger Höhle bei Hagen Oege und in der Raffenburg bei Hagen-Hohenlimburg. Diese Arbeiten sind bis auf kurzgefaßte Übersichten weitgehend undokumentiert bzw. unpubliziert geblieben.

Die wissenschaftlich sinnvollen, wenn auch teilweise unter ideologisch bedenklichen Bedingungen erfolgten Untersuchungen fanden nach dem Zweiten Weltkrieg, durch den Hagen viel von seinem großstädtischen Charakter verlor(89), bis in das 1980er Jahrzehnt hinein keine an Bedeutung annähernd entsprechende Fortsetzung mehr, wenn man einmal von der im Jahr 1950 erfolgten Notgrabung in der hagener Johanniskirche absieht, die keine für die Frühgeschichte relevanten Ergebnisse erbrachte(90). Es kam nicht einmal zu einer Auswertung der Vorkriegsmaßnahmen.

Im 1970er Jahrzehnt engagierte sich der hohenlimburger, später iserlohner Studiendirektor Wilhelm Bleicher stark im hagener Raum(91). So unterstützte er auch Johann Janßen in dessen archäologischer Arbeitsgemeinschaft beim Hagener Heimatbund. Außerdem leitete er bis weit in das 1980er Jahrzehnt hinein das zu Hagen gehörende »Museum Hohenlimburg« und promovierte bald nach der Entbindung von dieser anspruchsvollen Aufgabe zum Prähistoriker (Dr. phil.). Ähnlich wie einst der iserlohner Pädagoge Albert Krebs sorgt er unermütlich dafür, daß die Frühgeschichte nicht nur im Bewußtsein der heimatgeschichtlich interessierten Bevölkerung bleibt, sondern auch dafür, daß die regionale Frühgeschichtsforschung noch an Bedeutung gewinnt, wenngleich dem privaten Engagement auf amtlicher bzw. verwaltungstechnischer Seite nicht immer eine adequate Unterstützung zu folgen scheint(92).

Verstärkt werden die archäologischen Forschungen im hagener Raum seit dem 1980er Jahrzehnt durch Maßnahmen von der Seite des Westfälischen Museums für Archäologie (Amt für Bodendenkmalpflege) mit Hauptsitz in Münster(93) und einer für den »Regierungsbezirk« Arnsberg zuständigen Außenstelle in Olpe, auch wenn in dessen Fundchronik gelegentlich der Eindruck erweckt wird, als klappe die Zusammenarbeit dieses Amtes mit den örtlichen Sammlern nicht reibungslos(94). Sollte dies zutreffen, so würde es sich durch eine bessere wissenschaftliche Betreuung der Laienforscher vor Ort(95) sicherlich beheben lassen.

Die Archäologie orientiert sich zwar an dinglichen Gegenständen (und erscheint entsprechend langweilig), doch finden wir sie stets den Menschen »berücksichtigend« und dessen Entwicklungen bewertend, wodurch unser Bewußtsein laufend neue Nahrung erhält. Der von Albert Schäfer, Johann Janßen und Wilhelm Bleicher »herangezüchtete« regionale Mitarbeiterkreis und die überregionale amtliche Bodendenkmalpflege garantieren dafür, daß der wissenschaftliche Fortschritt auf archäologischer Seite auch in Zukunft nicht ins Stocken gerät oder gar in einen Rückschritt verfällt, was die lokale Politik und städtische Verwaltung auch immer »aushecken« mag.

Der Verfasser möchte abschließend seiner Hoffnung Ausdruck verleihen, daß sich die Stadtverwaltung zu Hagen notfalls in einer Zusammenarbeit mit benachbarten Kreisen auch bei einer angespannten Haushaltslage dazu entschließen möge, wieder einen regional zuständigen, ortskundigen Bodendenkmalpfleger, und zwar einen archäologisch geschulten Prähistoriker ausgestattet auch mit Kenntnissen im Bereich der Altertums , Mittelalter und Neuzeitforschung (einschließlich der Volkskunde) mit Arbeiten im Zuständigkeitsbereich der Unteren Denkmalbehörde und zur Betreuung archäologischer Sammler und Sammlungen zu beauftragen. Vielleicht wird es eines Tages sogar möglich sein, Hagens prähistorische Funde an einem ihrer geschichtlichen Bedeutung als Belege für die längste und wichtigste Epoche der Menschheit angemessenen Platz im Zentrum der Stadt und ihrer Schulen auszustellen(96), mit für Laien anschaulichen Erläuterungen zu versehen und dabei möglichst auch begreifbare Rekonstruktionen einzubeziehen. Die teilweise überregionale Bedeutung der Funde im hagener Raum lassen ein solches Vorgehen schon heute als sinnvoll und zumal angesichts der derzeit noch unzureichenden Dokumentation wichtiger Funde und Befunde auch ratsam erscheinen.

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Bleicher 1982: Wilhelm Bleicher, Ein Fundplatz der Mittelsteinzeit am Riegerbusch in Hagen-Eilpe, in: V. d. Linnepe Verlagsgesellschaft (Hg.), Heimatbuch Hagen + Mark. Hagener Heimatkalender 1983. Beiträge zu Kultur und Literatur, Geschichte und Entwicklung aus Hagen und der Region Mark, Vierundzwanzigster Jahrgang, Hagen 1982, S. 176 180.



Rothe 1982: Detlef Rothe, Die Felsvertiefung unter der Peterskirche auf der Hohensyburg, in: Verein für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg e. V. (Hg.), Beiträge zur Landeskunde. HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen [auch: RAUM ISERLOHN], 43. Jahrgang, Heft 5: Mai 1982, Hagen 1982, S. 89 - 96.



Holz 1983: Walter K. B. Holz, »Rückwärts blickend vorwärts schauend...«. Unser kommendes Stadthistorisches Heimatmuseum, eine bürgerschaftliche Chance!, in: V. d. Linnepe Verlagsgesellschaft (Hg.), Heimatbuch Hagen + Mark. Hagener Heimatkalender 1984. Beiträge zu Kultur und Literatur, Geschichte und Entwicklung aus Hagen und der Region Mark, Fünfundzwanzigster Jahrgang, Hagen 1983, S. 253 261.



Polenz 1983: Hartmut POLENZ, Überlegungen zur Nutzung westfälischer Höhlen während der vorrömischen Eisenzeit, in: Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (Hg.), KARST und HÖHLE 1982/83, München 1983, S. 117 120.



Rothe 1983: Detlef ROTHE, Ur- und frühgeschichtliche Funde in südwestfälischen Höhlen, in: Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (Hg.), KARST und HÖHLE 1982/83, München 1983, S. 95 - 111.



Bleicher 1985: Wilhelm Bleicher, Dr. Gerhard Brüns und die Städtischen Museen zu Hagen. Folge IV: Die Erforschung der Wallburg Ambrock, in: Hohenlimburger Heimatblätter e. V. (Hg.), Beiträge zur Landeskunde. HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen und Iserlohn, 46. Jahrgang, Heft 3: März, Hagen-Hohenlimburg 1985, S. 47 51.



Bleicher 1985a: Wilhelm Bleicher, Neue Funde von Höinghausen im Volmetal, in: Hohenlimburger Heimatblätter e. V. (Hg.), Beiträge zur Landeskunde. HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen und Iserlohn, 46. Jahrgang, Heft 2: Februar, Hagen-Hohenlimburg 1985, S. 22 27.



Arzinger 1986: K[ai] A[rzinger], Hagens Hobbyarchdologen sind in diesen Tagen wieder unterwegs. Den »richtigen Riecher« muß man haben!, in: Günter Hammer (Hg.), Westfälische Rundschau. Hagener Rundschau. Amtliches Bekanntmachungsorgan, Nr. 255, Hagen 1986 (1. November), S. HA 1 HA 1.



Bleicher 1986: Wilhelm Bleicher, Ein Beil aus Rijckholtsilex vom Hagener Kaisberg, in: Hohenlimburger Heimatblätter e. V. (Hg.), Beiträge zur Landeskunde. HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen und Iserlohn, 47. Jahrgang, Heft 10: Oktober, Hagen-Hohenlimburg 1986, S. 198 200.



Polenz 1986: Hartmut Polenz, Hallstattzeitliche »Fremdlinge« in der Mittelgebirgszone nördlich der Mainlinie, in: OTTO-HERMAN FREY, HELMUT ROTH u. CLAUS DOBIAT (Hg.), MARBURGER STUDIEN ZUR VOR UND FRÜHGESCHICHTE, BAND 7: GEDENKSCHRIFT FÜR GERO VON MERHART zum 100. Geburtstag, Marburg/Lahn 1986, S. 213 247 u. TAFEL 4 5.



Bleicher 1987: Wilhelm Bleicher, Bodenfunde im Breckerfelder Raum, in: Verkehrs- und Heimatverein der Stadt Breckerfeld e. V. u. Stadtverwaltung Breckerfeld (Hg.), Breckerfelder Telegraph. Informationen aus Kommunalpolitik, Kultur und Vereinen, Ausgabe 1987, Breckerfeld 1987, S. 7 33.



Bleicher 1989: Wilhelm Bleicher, Neue vorgeschichtliche Funde aus dem Hohenlimburger Raum, in: Hohenlimburger Heimatblätter e. V. (Hg.), HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen und Iserlohn, 50. Jahrgang, Heft 12/89, Hagen 1989 (Dezember), S. 389 392 u. 401.



Bleicher 1989a: Wilhelm Bleicher, Eine Goldmünze und zwei Bronzemünzen vom Schloßberg in Hohenlimburg, in: Hohenlimburger Heimatblätter e. V. (Hg.), HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen und Iserlohn, 50. Jahrgang, Heft 3/89, Hagen 1989 (März), S. 100 101.



Bleicher et Wenzel 1988: Wilhelm Bleicher u. Stefan Wenzel, Neufunde aus vorgeschichtlicher Zeit im Hagener Raum, in: Märkischer Kreis (Hg.), Der Märker. Landeskundliche Zeitschrift für den Bereich der ehem. Grafschaft Mark und den Märkischen Kreis, 37. Jahrgang 1988, Heft 3: Mai/Juni, Altena 1988, S. 74 - 85.



Bleicher 1991: W[ilhelm] B[leicher], In memoriam Johann Janßen, in: Hohenlimburger Heimatblätter e. V. (Hg.), HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen und Iserlohn, 52. Jahrgang, Heft 4/91, Hagen 1991 (April), S. 138 140.



Lemmermann 1991: Heinz Lemmermann, Vor und frühgeschichtliche Funde am Hagener Kaisberg, in: Hohenlimburger Heimatblätter e. V. (Hg.), HOHENLIMBURGER HEIMATBLÄTTER für den Raum Hagen und Iserlohn, 52. Jahrgang, Heft 4/91: Hagen 1991 (April), S. 109 124 u. 133 137.

X. Anmerkungen

1. Über Johann Janßen informiert die von der genannten Arbeitsgemeinschaft und dem Heimatbund herausgegebene kleine Schrift »Steinzeitfunde auf der Halle« (Hohenlimburg 1977), hier vor allem Seite 2. Siehe jetzt auch Bleicher 1991 mit weiterer Literatur.

2. Gewöhnlich wird zwischen Urgeschichte (»Prähistorie«, oft fälschlich in »Vorgeschichte« übersetzt) und Frühgeschichte (»Protohistorie«) unterschieden, wobei der erstgenannte Begriff die schriftlosen Zeiten, der zweitgenannte Begriff die Zeit spärlicher schriftlicher Überlieferung umfassen soll. Angesichts des von Brüchen gekennzeichneten Übergangs zur schriftlichen Überlieferung, der sehr unterschiedlichen Qualität der ersten Schriftquellen und des vergleichsweise sehr frühen Aufkommens von Bildquellen (in Westfalen schon im Paläolithikum) erscheint dem Verfasser eine solche Unterscheidung als sinnlos und überflüssig.

3. Wie schon der große geographische Rahmen der Studie erkennen läßt, sind für die Ausarbeitung umfangreiche Vorarbeiten nötig. Diese dauern mittlerweile schon mehrere Jahre an, wobei zu berücksichtigen ist, daß der Verfasser sich wegen ungünstiger Lebensverhältnisse nur mit längeren Unterbrechungen seinem Forschungsunternehmen widmen kann. Es versteht sich angesichts der Unzahl an Einzelfunden von selbst, daß er in die Auswertung nur publiziertes Material berücksichtigen kann.

4. Als eigene Arbeiten erschienen bis 1983: Rothe 1977, Rothe 1979, Rothe 1980, Rothe 1981, Rothe 1982 u. Rothe 1983. Später wirkte der Verfasser wegen seiner Konzentration auf die angestrebte Promotion nur gelegentlich an Publikationen Dritter mit: Bleicher et Wenzel 1988 (Zeichnungen), Lemmermann 1991 (Beratung, Literaturliste, Zeichnungen).

5. Reismann 1902.

6. Böhmer 1950.

7. Dieser Begriff bezeichnet eigentlich künstliche Veränderungen an natürlichen Objekten, wird aber im Bereich der Prähistorie bzw. Archäologie gewöhnlich nur für den insgesamt als künstlich erzeugt geltenden Gegenstand gebraucht.

8. Der aus dem Lateinischen stammende Begriff umschrieb ursprünglich die Tätigkeit, den Fleiß des Menschen.

9. Brandt 1961, S. 285.

10. Brandt 1961, S. 285. Das von Karl Brandt (ebenda) als »einen sogenannten Glockenschaber« bezeichnete Knochenfragment gelangte 1927/1930 in das Geologisch-Paläontologische Institut der Westfälischen Wilhelmsuniversität zu Münster (ebenda).

11. Brandt 1961, S. 290.

12. Brandt 1961, S. 286.

13. Vgl. Rothe 1983, S. 96, Sp. 2, zu 3.1., u. S. 98, Sp. 2, zu 3.1.2.1..

14. Vgl. Bleicher 1977, S. 150, Sp. 1.

15. Die Unkenntnis der menschheits und naturgeschichtlichen Bedeutung des »Bauplatzes« auf Seiten der zuständigen städtischen Stellen ist bedauerlich, weil es sich gerade um eine von der »Stadt« Hagen herausgegebene Publikationsreihe handelt, welche entsprechende Kenntnisse zu vermitteln sucht (siehe im Literaturverzeichnis zu Brandt 1961).

16. Mit moderner Kunst hat es wohl nichts zu tun.

17. Brandt 1961, S. 287 - 289 mit Angabe der Grabungsfläche (S. 288, Abb. 2).

18. Brandt 1961, S. 288.

19. Brandt 1961, S. 288.

20. Brandt 1961, S. 288.

21. Brandt 1961, S. 288 f.

22. Brandt 1961, S. 289, mit einer Fundstellenskizze auf S. 288 (Abb. 2) und einer Zeichnung der Aufsicht des Fundstücks auf S. 290 (Abb. 3).

23. Brandt 1961, S. 289.

24. Bleicher 1979, S. 149, Sp. 3. (Die Zusätze in den eckigen Klammern stammen vom Verfasser.)

25. Über den Verbleib des Fundmaterials berichtete Karl Brandt: »Die Funde von J. SPIEGEL befinden sich im Heimatmuseum auf der Burg Hohenlimburg./Die hier von mir genannten Funde wurden (außer dem »Glockenschaber«) an das damals neu gegründete vor und frühgeschichtliche Museum in Hagen abgeliefert, das dann im Kriege völlig zerbombt wurde.« (Brandt 1961, S. 290).

26. So Bleicher 1979, S. 151, Sp. 1.

27. Dafür könnte die Lage einzelner Stücke zusammen mit dem »Schlägel« unter einem »flachdicken [sic!] Stein« (Brandt 1961, S. 289) sprechen.

28. Bleicher 1979, S. 151, Sp. 2.

29. Wegen der angenommenen geringeren Bedeutung im Vergleich zur »Bandkeramik« und »Rössener Kultur« ist mitunter auch von einer »Bischheimer Gruppe« die Rede.

30. Brandt 1961, S. 288. Die Gefäße rechnete Karl Brandt (ebenda) dem Forschungsstand seiner Zeit entsprechend teils »der Altrößener Kultur (ältere Jungsteinzeit)«, teils »der Eisenzeit« zu.

31. Die bei Rothe 1983 (S. 102, Sp. 2, zu 6.1.2.) geäußerten Zweifel an der neolithischen Datierung des mit am Bauch »hängenden«, schraffierten Dreiecken ornamentierten Becherrestes im Museum Hohenlimburg der Stadt Hagen erübrigen sich. Freilich ist die Zuordnung zum Bischheimer Formenkreis der zur (»Alt «)Rössener Kultur vorzuziehen.

32. Bei dem zweiten wie auch einem weiteren, ehemals im Städtischen Museum für Vor und Frühgeschichte in Hagen befindlichen Gefäß welches je eine Finger oder Stäbchentupfenreihe auf dem Rand (Kerbung?) und am Oberteil aufwies und im übrigen ebenfalls grob gemagert war (vgl. Rothe 1983, S. 102, Sp. 1 f, zu 6.1.2.; als Foto abgebildet bei Bleicher 1979, S. 151, Sp. 3, Abb. unten) könnte man auch an älterbronzezeitliche »Kümmerkeramik« denken.

33. Brandt 1931, S. 288.

34. Zur Datierungsproblematik vgl. Bleicher 1979, S. 151, Sp. 2 f.

35. Siehe Rothe 1983. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß die einzelnen Höhlen auch innerhalb eines kultischen Rahmens unterschiedlich genutzt wurden, was unter anderem an lokal abweichenden Bräuchen und Vorstellungen der Bevölkerung liegen könnte. Entsprechende, auf den archäologischen Relikten beruhende Untersuchungen liegen noch nicht vor.

36. Zur Frage südwestfälischer Kulthöhlen in der Eisenzeit vgl. die auf der Zusammenstellung der wichtigsten Funde und Befunde bei Rothe 1983 beruhende Studie von Hartmut Polenz (Polenz 1983).

37. Bleicher 1986 mit Foto auf dem Titelblatt des Heftes; Lemmermann 1991, S. 118, Sp. 1 f, Nr. 4, mit Zeichnung Abb. 4 auf S. 121. Ein nahezu typenidentisches Beil (Variante a, aber unsymmetrisch) wird bei Brandt 1967 (S. 182, zu Typenliste 9) als im (damals nicht mehr existenten!) »Mus[eum]. Hagen« befindlich erwähnt.

38. Einen Überblick über die »Michelsberger Erdwerke« im Umkreis des Niederrheins bietet: Jörg Eckert, Überlegungen zu Bauweise und Funktion Michelsberger Erdwerke im Rheinland, in: DIETER KAUFMANN (Hg.), JAHRESSCHRIFT FÜR MITTELDEUTSCCHE VORGESCHICHTE, BAND 73, BERLIN 1990, S. 399 414. Wahrscheinlich gehört auch die sogenannte »Merheimer Fliehburg« im rechtsrheinischen Teil von Köln in diesen Zusammenhang.

39. Zeichnung von Johann Janßen bei Lob 1974, S. 15, Abb. 6.

40. Eine Kartierung einzelner Hügel am Kaisberg bei Hagen-Vorhalle findet sich bei Lemmermann 1991, S. 119, Abb. o. Nr.: »vermutliche Grabhügel«. Ebenda sind auch Fotos zweier dieser Erhebungen abgedruckt (S. 114, Sp. 1 u 2, jeweils Abb. o. Nr.). Einer dieser Hügel (es handelt sich um den nördlichen der auf der angegebenen Karte und dem bei den Fotos rechts d. h.: i. d. 2. Sp. abgebildeten) wurde vom Verfasser zusammen mit Heinz Lemmermann am 19. Juni 1983 durch Abfegen der Laubdecke dahingehend untersucht, Feststellungen über Anzeichen eines Steinkranzes, einer Steinstele oder anderer Bauteile sowie eventueller Holzkohlekonzentrationen oder Keramikreste zu treffen. Es wurde aber nichts Derartiges angetroffen. Der Hügel erweckte den Eindruck, als bestünde er aus recht lehmiger und steinreicher Erde. Bei einem winzigen Stück Kohle konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich um Holz oder dort anstehende Steinkohle handelt. Es ist nicht einmal sichergestellt werden, daß es sich überhaupt um einen Grabhügel handelt.

41. Der Grabhügelcharakter dieser Erhebungen, die in der Heimatliteratur wiederholt als Grabhügel angesprochen wurden (Schäfer 1936, Kritzler 1965), ist mehr als fraglich; wegen ihrer Reihung (vgl. die Lageskizze bei KIritzler 1965, S. 107, Abb. o. Nr.) handelt es sich sehr wahrscheinlich um Lesesteinhaufen, die nach einer Brandrodung des Geländes in Früh- oder Hochmittelalter entstanden (vgl. Bleicher 1987, S. 13, Sp. 1, S. 15, Sp. 1, u. S. 21, Sp. 2, Nr. 13).

42. In der Heimatliteratur ist gelegentlich von einem römischen Schwert vom Kaisberg die Rede. Diese Angabe dürfte auf Unkenntnis beruhen.

43. Die genaue Fundstelle ist unbekannt. Eine im 1970er Jahrzehnt von Johann Janßen verwahrte Kartenmappe mit Fundstelleneinträgen offenbar eine Kopie der Fundstellenkarte des im Zweiten Weltkrieg zerstörten hagener Städtischen Museums für Vor und Frühgeschichte (Sauerländisches Vorgeschichtsmuseum) bezeichnet als Fundstelle einen Steinbruch am Osthang des Kaisbergs (vgl. die Fundkarte bei Lemmermann 1991, S. 119, Abb. o. Nr., »eventuelle Fundstelle der Schwerter«). Die Patina der Schwerter sowie die ältere Fundortangabe »Herdecke« deuten jedoch eher darauf hin, daß es sich um einen Flußfund handelt, der beim Bau des Eisenbahnviaduktes zum Vorschein kam. Nähere Erkenntnisse lassen sich eventuell noch durch das Studium von Zeitungsberichten vom Jahr 1876 gewinnen.

44. Bleicher 1979, S. 152, Sp. 1 f, Abb. o. Nr..

45. Zu Datierung und Fundort des Gefäßes siehe Bleicher 1979, S. 152, Sp. 1. An eine dort angesprochene »Gleichzeitigkeit der Stufen Hallstatt D und Latène A« kann natürlich nicht ernsthaft die Rede sein, und Anzeichen chronologischer Überschneidungen eisenzeitlicher Kulturen sind für die hier interessierende Region auch ohne Belang.

46. Fotos: Bleicher 1979, S. 151, Sp. 3 (Abb. oben); Polenz 1986, TAFEL 4, Abb. 4 (die Fundplatzangabe »Oeger Höhle (Stadt Iserlohn-Letmathe, Märkischer Kreis)« in der Legende trifft nicht zu, denn erstens gehört Oege zur Stadt Hagen und zweitens liegt die Fundstelle außerhalb der Höhle siehe ebenda, S. 236 ; hierbei ist freilich zu berücksichtigen, daß die heutige Höhle nur noch der Rest einer ursprünglich größeren darstellt und beim Kalkabbau Sprengungen stattgefunden haben, durch welche das Fibelfragment verlagert worden sein könnte).

47. Polenz 1986, S. 236.

48. Polenz 1986, S. 236.

49. Polenz 1986, S. 236.

50. Hartmut Polenz dachte 1986 im Hinblick auf die »Eisenverarbeitungstechnik« an »Spezialisten aus der Zone südwärts der Alpen«, welche einen »Technologie-Transfer« vollzogen, von dem die einheimische Bevölkerung zunehmend profitierte (Polenz 1986, S. 237). Ob die Zuwanderer aus dem Süden in der neuen Heimat verblieben und sich hier anpaßten bzw als nützliche Fremdlinge Außenseiter blieben (man beachte die einschlägigen, sich auf Metallarbeiten in Höhlen beziehenden, aber leider nur schwer zu datierenden Zwergensagen, die in diesem Sinne interpretiert werden könnten!) oder ob sie sich allmählich wieder der Sonne zuwendeten, läßt sich allenfalls noch durch eingehendere Forschungen klären. Die Anregungen zu diesem Thema verdankt der Verfasser übrigens dem rührigen Heimatforscher Walter Ewig (+). Die Unterlagen zu seiner Zusammenstellung über die südwestfälischen Höhlen vom Jahr 1983 (Rothe 1983) hat der Verfasser angesichts der Bedeutung des Themas für die europäische Eisenzeitforschung und der geringen Möglichkeiten zu eigenen Forschungen auf diesem Gebiet bereits vor Jahren H. Polenz zur Verfügung gestellt, welcher eine »Gesamtvorlage des eisenzeitlichen Fundstoffes aus den westfälischen Höhlen« vorbereitet (Polenz 1986, S. 243, Anm. 62). Ob die Übereinstimmung der Sammelbezeichnung einer Bevölkerungsgruppe im mittleren Italien (östlich von Rom) und in der Mittelgebirgszone nördlich des Mains (östlich des Niederrheins), nämlich die der Marsi, auf Zufall oder Beziehungen beruht, ist dem Verfasser nicht bekannt. Immerhin hat nach H. Polenz die »Verbindung zwischen dem südostalpinen Bereich ob und inwieweit es ein »vice versa« gegeben hat, muß offenbleiben und der Mittelgebirgsregion kontinuierlich über 200 Jahre hinweg bestanden« (Polenz 1986, S. 237), und zwar bis wenigstens »in die erste Hälfte des 5. Jhs. v. Chr.« (ebenda, S. 236).

51. Erwähnt bei Rothe 1979, S. 94. Sie ist anscheinend noch unpubliziert. Sie kam bei einer von Herrn Dr. Ph. R. Hömberg geleiteten kleinen Gabungskampagne im Sommer 1976 zu Tage. An nähere Einzelheiten der vom Grabungsleiter verwahrten Münze kann sich der Verfasser nicht mehr erinnern, wenn man einmal davon absieht, daß diese bequem in einem Filmdöschen ihren Platz fand.

52. Bleicher 1989, S. 389. In Anm. 4 auf S. 401 (Sp. 2) heißt es dazu: »Das Stück [...] weist 2,7 cm unterhalb des leicht umgelegten Randes die bekannte Eierstabverzierung auf (Typ Kastell Wiesbaden). Der F[und ]P[unkt] liegt auf einem Acker rechts der Straße von der Ortsmitte zur Ruhrbrücke.« Wilhelm meint die Westhoferbrücke und Kreisstraße. Die Fundstelle liegt demnach wohl östlich des Hofes »Auf der Molle«.

53. Sönnecken 1957.

54. Bleicher 1989a, S. 100, Sp. 1. Als Fundstelle wird hier »am gleichen Ort« angegeben, was immer das auch heißen maß (die selbe Stelle?).

55. Arkadios sorgte durch die Entlassung von Germanen aus seinem Heer und die Aussendung von Goten (unter Alarich) nach Westen für eine gewisse Stabilisierung der politischen Verhältnisse im östlichen Mittelmeerraum.

56. Vgl. Bleicher 1989a, S. 100, Sp. 1. Vorder und Rückseite des Antonians sind durch Ullrich Görner photographisch abgebildet auf S. 100, Sp. 2, die der anderen Kupfermünze auf S. 101, Sp. 1 f (jeweils ohne Maßstab).

57. Mummenthey 1888, S. 30 f, Nr. 41.

58. Brüns 1935; Holz 1983, S. 258, Sp. 2. Der Verfasser verdankt Herrn Johann Janßen eine Kopie der Originalfassung des mit Fotos versehenen Zeitungsartikels von Gerhard Brüns mit dem Titel »Germanische Festungen. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1935 auf der germanischen Wallburg Ambrock im Volmetal« aus »Rote Erde. Westfälische Landeszeitung. Generalanzeiger für Dortmund«, erschienen am 6. Oktober 1935.

59. Der Öffentlichkeit bekannt gewordene Grabungsdokumente gingen mit der Vernichtung des Städtiscchen Museums für Vor- und Frühgeshihte im Zweiten Weltkrieg zu Grunde (Sönnecken 1956, S. 180, Sp. 2; Hömberg 1980, S. 362, Anm. 93; Holz 1983, S. 258, Sp. 2).

60. Holz 1983, S. 258, Sp. 2. Der Originalplan und die dazu gehörenden Vermessungsunterlagen gingen mit dem Städtischen Museum für Vor und Frühgeschichte verloren (Bleicher 1985, S. 51). Eine verkleinerte Abbildung des Planes bieten: Brüns 1935, S. 159, Abb. o. Nr.; Sönnecken 1956, S. 180, Sp. 1, Abb. o. Nr.; Janßen 1978, S. 203, Abb. o. Nr.; Bleicher 1985, S. 48, Abb. o. Nr.. Der Verfasser verdankt Johann Janßen eine verkleinerte Kopie des Planes.

61. Janßen 1978, S. 204.

62. Sönnecken 1956, S. 180, Sp. 2; Janßen 1978, S. 204; Hömberg 1980, S. 21.

63. Sönnecken 1956, S. 204. Wilhelm Bleicher meinte im Hinblick auf den von Gerhard Brüns betonten »germanishen« Charakter der Befestigung mit Recht, »daß die Wallburg eher in der Zeit der sächsischen Kaiser (919 1002; Heinrich I. Otto III.) entstand und eine Rolle in der Landessicherung spielte« (Bleicher 1985, S. 51). Freilich erhielten nicht alle der angesprochenen deutschen Herrscher die Kaiserwürde, sondern blieben zum Teil König.

64. Erstmals dargestellt bei Mummenthey 1888 (S. 20 f, Nr. 26) mit Handskizze im Anhang (wiederabgedruckt bei Rothe 1979, S. 10, Abb. 4). Zur Definition der Sigburg bzw. »Sigiburg II« vgl. Rothe 1979, S. 7 f u. 15 17, dazu Abb. 7 auf S. 16 u. Abb. 9 auf S. 18. Zur Datierung der Sigburg siehe Rothe 1979, S. 19 21.

65. Bleicher 1989, S. 401, Sp. 1, Abb. o. Nr. (Zeichnung von Kai Arzinger im angegebenen Maßstab 1:1).

66. Von diesem Objekt sind nur zwei Fotos von Guido Fritsch (Bleicher 1989, S. 390, Abb. oben) bekannt geworden. Als Fundstelle gibt Dr. Wilhelm Bleicher »im Acker südwestlich der Rücklenburg ca. 5 m vom Waldrand entfernt (FP. Mbl. 4611: m14,7 cm v. l. und 19,9 cm v. o.)« an (Bleicher 1989, S. 391, Sp. 2). Der Verbleib des nicht genauer untersuchten Fundstückes ist offenbar nicht bekannt (vgl. Bleicher 1989, S. 391 f).

67. Von diesem Objekt, das au Holz befestigt gewesen sein soll, sind ebenfalls zwei Fotos (Bleicher 1989, S. 390, Abb. unten) bekannt geworden. Das anscheinend verschliffenes Fundstück (angeblich aus einem Altarm der Ruhr) befindet sich ansccheinend im Ruhrtalmuseum in Schwerte; die genaue Fundstelle diese könnte Anhaltspunkte für die Datierung bieten ist unbekannt (vgl. Bleicher 1989, S. 390, zu Abb. unten, u. S. 401, Sp. 2).

68. Vgl. Bleicher 1989, S. 400 f. Eine Datierung in die Römer oder auch Völkerwanderzeit wird nicht ausgeschlossen (Bleicher 1989, S. 401).

69. Durch seinen Flurnamenatlas der Stadt Hagen hat Johann Janßen auch auf diesem Gebiet Vorbildliches geleistet!

70. Jetzt in Dortmund-Berghofer Mark wohnhaft.

71. Lemmermann 1991, S. 134, Abb. 48 51, u. S. 136, Abb. 52 u. 55 58. Das Material wurde vor geraumer Zeit dem Westfälischen Museum für Archäologie zur wissenschaftlichen Bearbeitung überlassen, gelangte aber (noch) nicht zurück.

72. Vgl. Bleicher et Lemmermann 1978; Bleicher 1985a.

73. Siehe die »Fundkarte« bei Bleicher et Lemmermann 1978, S. 39 (Abb. o. Nr.). Vgl. Janßen 1978a, S. 60, Sp. 3.

74. Bleicher 1985a, S. 22.

75. Bleicher 1985a, S. 22.

76. Vgl. Bleicher 1985a, S. 22.

77. Lemmermann 1991, S. 136, Abb. 52 (Zeichnung).

78. Bleicher et Lemmermann 1978, S. 41 mit Zeichnung auf S. 42 (Abb. oben, mitte rechts); Janßen 1978a, S. 60, Sp. 3 (Kurzbeschreibung).

79. Vgl. Thümmler 1951 u. Thümmler 1953. Der Verfasser verdankt übrigens Johann Janßen die Kopie des (wohl mitgeschriebenen) Textes eines Vortrages von Hans Thümmler vom 27. Januar 1951 über die archäologischen Untersuchungen in der Johanniskirche am hagener Markt, an denen er teilgenommen hat und von denen er dem Verfasser auch Stereophotographien zeigte, die ihm eine räumliche Betrachung der Befunde ermöglichten. Der Verbleib dieser wichtigen Dokumente nach Janßens Tod ist dem Verfasser nicht bekannt.

80. Killing 1929.

81. Holz 1983, S. 254, Sp. 1.

82. Holz 1983, S. 255, Sp. 1, zu Nr. 3.

83. Vgl. Holz 1947, S. 11, Sp. 2.

84. Holz 1983, S. 255, Sp. 2.

85. Holz 1983, S. 255, Sp. 2. Dies sollte sich übrigens erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Weggang Dr. Brüns als ein schlechter Scherz erweisen!

86. Holz 1983, S. 255, Sp. 2.

87. N.N. 1938, S. 248; Holz 1983, S. 258, Sp. 1 f.

88. So im Herbst 1934 die Untersuchung eines Grabhügels an der Donnerkuhle und im Sommer 1935 Ausgrabungen im Bereich der Wallburg bei Ambrock.

89. Das kriegszerstörte städtische Museum für Geologie und Prähistorie wurde nicht wieder aufgebaut. Andere städtische Sammlungsbestände wanderten nach Essen in das dortige Volkwangmuseum. Der Leiter der städtischen Museen (soweit sie noch bestanden) wurde entlassen. Erst durch die Eingemeindung Hohenlimburgs im 1970er Jahrzehnt, die auch zur Übergabe des dortigen Schloßmuseums führte, entstanden in der Stadt wesentliche neue Impulse im Bereich der Geologie (z. B. Karstforschung) und Prähistorie (Feldforschung und Beteiligung an Ausgrabungen), und zwar im Rahmen von Arbeitskreisen im Hagener Heimatbund e. V.. Bis dahin blieben die denkmalpflegerischen Tätigkeiten weitgehend engagierten Privatleuten wie Walter K. B. Holz, Johann Janßen, Albert Schäfer und Karl Schaub vorbehalten, die zeitweise ohne eine wissenschaftlichen Betreuung auskommen mußten.

90. Daß im Bereich der Johanniskirche wohl kaum ein frühmittelalterlicher Kirchbau gestanden hat, hätte man sich schon früher denken können. Insofern förderten die Ausgrabungen zwar den Eindruck des zu Erwartenden, ohne jedoch selbst Beweiskraft zu erlangen, denn aus dem Fehlen eines archäologischen Nachweises kann nicht unbedingt auf die Nichtexistenz des Betreffenden geschlossen werden.

91. Die Literaturliste vermag davon nur einen blassen Eindruck zu vermitteln.

92. Vgl. bereits Bleicher 1982, S. 176, Sp. 1. Hier wird vor allem auf die unkontrollierte Zerstörung prähistorischer Fundstellen trotz Inkrafttreten des nordrhein-westfälischen Denkmalschutzgesetzes hingewiesen, an der die städtische Stadtverwaltung unter Vernachlässigung ihrer denkmalpflegerischen Aufgaben mitverantwortlich war. Wesentlich geändert hat sich diese Situation trotz des gelegentlichen Eingreifens des Westfälischen Museums für Archäologie, das keineswegs sämtliche erforderlichen Rettungsmaßnahmen alleine durchführen kann, offenbar nicht.

93. Der Verfasser ist zeitweise in diesem Amt tätig.

94. Darauf deuten Hinweise hin, wonach zuständige Mitarbeiter des Amtes Fundstücke nicht in Augenschein genommen bzw. jene ihnen nicht »vorgelegen« hätten.

95. Siehe dazu Arzinger 1986, S. HA 1.

96. Diese Hoffnung äußerte Dr. Reinhold E. Lob bereits im Jahr 1974 in einer Johann Janßen gewidmeten Schrift (Lob 1974, S. 16; vgl. S. 3).