Detlef Rothe



Studien zur Besiedlungsgeschichte

des Raumes zwischen Rhein, Emscher, Volme und Sieg

in ur- und frühgeschichtlicher Zeit





1. Einführung







2. Arbeitsgebiet



Es war zunächst beabsichtigt, den geographischen Rahmen der Arbeit von Arthur Marschall, Karl J. Narr und Rafael von Uslar von 1954(1) zu übernehmen, also das Arbeitsgebiet nach den Grenzen des Bergischen Landes zu bestimmen, doch erwies sich dies schon bald als nicht sehr praktisch. So würde dies zum Beispiel bedeuten, daß zwar im Westen die Niederrheinische Bucht bis zum Rhein in die Untersuchung einbezogen worden wäre, im Norden jedoch die Ausläufer des Schiefergebirges keine Berücksichtigung mehr gefunden hätten. Die Lößzone im Ruhrgebiet wären im Gegensatz zu den entsprechenden Streifen am Rhein ebenso übergangen worden wie die südlichen Emscherterrassen, welche denen des Rheines in gewissen Maße entsprechen. Überhaupt bot sich ja eine Orientierung nach den Flußläufen an, welche einerseits auf kleinmaßstäblichen Karten eine Zuordnung des Arbeitsgebietes erleichtern, andererseits durchaus auch Leitlinien des Verkehrs gewesen sein können. Ich habe mich daher zu einer Untersuchung des Raumes zwischen Rhein, Emscher, Volme und Sieg entschlossen und bin mir dabei durchaus der Tatsache bewußt, daß dies einerseits eine Einschränkung des zunächst vorgesehenen Arbeitsgebietes durch das Ausscheiden des südlich der Sieg liegenden Bereichs des Bergischen Landes bedeutet, anderseits aber auch eine Verdeutlichung von Ergebnissen durch den Einbezug von Partien des Ruhrgebietes und des Märkischen Sauerlandes zur Folge haben kann. Bei der Grenzziehung erschien es mir sinnvoll, nicht allein Flußläufen zu folgen, so daß ich in dem Bereich zwischen Volmequelle und Sieg der Wasserscheide zwischen den Einzugsbereichen von Sieg und Lenne folge, welche hier zugleich einen Teil der Grenze des Bergischen Landes bzw. des Rheinlandes bildet. Um an der Emscher, Ruhr und Sieg zu einer eindeutigen Abgrenzung zu kommen, habe ich mich zusätzlich nach den Läufen von Grotenbach, Herdecker Bach und Wisserbach gerichtet. Erwähnenswert ist vielleicht noch, daß ich im Mündungsbereich der Emscher deren »kleinen« Arm als das dem ursprünglichen Lauf ähnlichere Gewässer den Vorzug gegeben habe.





3. Zur Arbeitsweise



Ich habe Herrn Prof. Dr. Karl J. Narr eine Arbeit vereinbart, welche sich im wesentlichen auf die erschienene Literatur als historische Quellen stützt (unter anderem auf die Fundchroniken), um hier eine möglichst lückenlose Erfassung und Auswertung aller publizierten Funde zu erreichen. Hierzu wurde eine Kartei im Format DIN A 6 eingerichtet, welche als Basis für eine archäologische Datenbank (Projekt »ADB« = Archäologische Datenbank / Archaeological Data Base) dient. Die Bearbeitung des oben umschriebenen Gebietes in einer siedlungsgeschichtlichen Studie dient dem Aufbau der genannten Datenbank, welcher nach meiner angestrebten Promotion fortgesetzt werden soll. Es wurde ein Computertyp ausgesucht, der sowohl über bereits ausgezeichnete, aber durchaus auch ausbaufähige Graphik- und Videofähigkeiten verfügt, so daß Automatisierungen auf der Grundlage dieser Hardware für die Zukunft zu erwarten sind(2). Der Aufbau einer digitalen Bilderkartei zur Verwaltung von Luftaufnahmen und von Einzelfunden ist mir allerdings erst nach Erscheinen erschwinglicher, mehrmals beschreibbarer Speichermedien mit Kapazitäten im Gigabyte-Bereich möglich (in Frage kommen hier in erster Linie Laserdiskettenlaufwerke). Geplant sind jedoch bereits die Erstellung dreidimensionaler Reliefdarstellungen, die mit Hilfe des Computers berechnet werden sollen. Hier für wurde dieser mit einem Arithmetikcoprozessor des Typs MC 68881 ausgestattet; als Hauptprozessor dient der MC 68020, der mit 14 MHz getaktet wird, während der Arithmetikprozessor mit 20 MHz arbeitet(3). Die dreidimensionale Darstellung soll der Anschaulichkeit bei der Rekonstruktion der ur- und frühgeschichtlichen Natur- und Kulturlandschaft sowie bei der Darstellung besonderer topographischer Gegebenheiten dienen.

Die vorliegende Arbeit behandelt sämtliche Epochen der Ur- und Frühgeschichte des Menschen im genannten Raum, auch wenn es sich nur um einen Beitrag zur Besiedlungsgeschichte handelt. Meines Erachtens darf eine Beurteilung der Verhältnisse in der Alt- und Mittelsteinzeit in einer solchen Studie nicht fehlen, auch wenn in dieser Frühzeit noch nicht uneingeschränkt von einem Siedeln der Menschen bzw. von einer Besiedlung gesprochen werden kann. Mir geht es in erster Linie um das Verhältnis der Menschen zu ihrer Umwelt, dem Lebensraum. Hier Erkenntnisse zu gewinnen, mag für alle Epochen sinnvoll und für uns nützlich sein. Da die Zunahme der Siedlungen im Mittelalter sehr beträchtlich ist, halte ich hier eine eigene Untersuchung für erforderlich, und zwar im Zusammenhang mit den gleichfalls expandierenden Schriftzeugnissen. Demzufolge habe ich mich bei der Bestimmung der »oberen« Zeitgrenze für das späte 11. Jahrhundert entschieden, wobei ich einerseits die politischen Verhältnisse jener Zeit im Auge hatte, anderseits aber auch an die oftmals noch schwierige, aber doch sehr wichtige Datierung der Keramik dachte; ich wollte die Blütezeit der Ware Pingsdorfer Machart in meine Betrachtungen einbeziehen.

1. A. Marschall, K. J. Narr und R. v. Uslar, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Bergischen Landes (Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Bd. 37 / Beiheft 3 der Bonner Jahrbücher), Neustadt an der Aisch 1954

2. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an das ARCOS-Projekt (Ulrich Kampffmeyer) und die digitale Luftbildkartierung (Irwin Scollar).

3. Für technische Hilfestellung, die günstige Erwerbsmöglichkeit hinsichtlich der Prozessoren und des 32-Bit-RAMs und nicht zuletzt für moralische Unterstützung danke ich Herrn Friedhelm Honecker. Herrn Andreas Weber bin ich für seine Unterstützung beim Einkauf des Amigas dankbar. Mein ganz besonderer Dank gilt den Mitarbeitern der ehemaligen Firma »Amiga«, welche diesen fabelhaften Rechner entwickelten.