Der Burgberg war einst abgeholzt worden, um einen Anmarsch der Feinde besser beobachten zu können. So zeigt sich der Südhang des Berges auf einer Lithographie von Carl Schlickum um 1860 noch mit Buschwerk überzogen. Vermutlich hatten die Sachsen oder ihre Vorgänger dort dornige Sträucher angepflanzt, die den Angreifern das Erklimmen des Berges aussichtslos erscheinen lassen sollten. Als um 1900 an der Westecke der Bergplattform das Kaiser-Wilhelm-Denkmal entstand, fand man die ersten Hinweise auf die Art der Verteidigung der Wallburg. Carl Schuchhardt schreibt im "Atlas vor- und frühgeschichtlicher Befestigungen" u.[nter] a.[nderem] folgendes darüber: "Bei der Fundamentierung des (...) Denkmales fand man eine große Zahl starker, runder Steinscheiben von etwa 0,40 cm Durchmesser und 5,8 cm [richtig: 5 - 8 cm] Dicke. Sie bestanden aus dem Sandstein des Berges und hatten ihre runde Form durch rohe Zuhauung erhalten. Eine weitere Bearbeitung (...) war nicht vorhanden. (...). Ich denke mir die Verwendung der Stücke so, daß die Verteidiger der Burg sie vom Walle aus dem Bergabhange hinunterrollen ließen, wobei die schweren Scheiben schon nach wenigen langen Sprüngen eine außerordentlich große Schlagkraft erringen mußten". Bei der Anlage der Straße Syburg-Boele will man auch mindestens eine große Steinkugel gefunden haben. Letztere sehe ich als sächsisch an, da sie scheinbar erst bei den letzten Verteidigungen benutzt worden waren. Die Franken hatten m. E. die Steinscheiben, eine gefährlichere und leichter zu transportierende Munition, mitgebracht und bevorzugt, so daß sie die Kugeln haben liegen lassen. Doch dies sind reine Vermutungen. Mummenthey bemerkt um 1890, also noch bevor die Innenfläche der ehemaligen Wallburg in einen Park verwandelt wurde, u. a. folgendes über den Raum innerhalb der Wälle: "Auf einem jetzigen Ackergrundstücke im Nordosten der Hochebene befand sich bis vor etwa 30 Jahren eine kegelförmige Erhebung, bestehend aus Asche, Tonscherben und Knochen. (...). Fundstücke aus Metall und Stein sind wiederholt gemacht". P. D. Frommann meint: "Auf der erwähnten Erhebung scheinen demnach (...) Tote verbrannt worden zu sein." Auf den religiösen Hintergrund anspielend sagt er: "Der Name Petersbrunn' für den (...) Quell' in der Vorburg läßt auf eine Verehrung Donars an diesen Orte schließen". Wahrscheinlich bestand die Erhebung hauptsächlich aus der Asche der Feinde, die dort dem Kriegsgott geopfert worden waren. Ein Gräberfeld der Sachsen und deren Vorgänger wird noch gesucht. Aus geschichtlichen Quellen weiß man von einem sächsischen Heiligtum, Walter Ewig hat sie ausgewertet und in den "Hohenlimburger Heimatblättern" viel darüber geschrieben.
Ein südlich der Peterskirche gefundenes Feuersteinwerkzeug erregt den Verdacht, daß dort schon in der Jungsteinzeit Menschen siedelten. Joh. Friedr. Möller berichtet von römischen Münzen aus der Zeit des Augustus und des Tiberius. Vielleicht hatten die Römer im "sigiburgum castrum" einen Stützpunkt? Wenn man bedenkt, daß in Hagen-Vogelsang, am Kaisberg nördlich von Hagen-Vorhalle, in Syburg, in Westhofen, Schwerte, Dellwig und Fröndenberg römische Münzen gefunden wurden, z. T. viele zusammen, und an die römische Siegesgöttin aus Ergste, die römische Steintafel von Soldaten der 21. Legion, die man nach Detmar Mülher am Kaisberg gefunden haben will, und an die Bezeichnung "Römerweg" bzw. heute "Römerstraße" in Schwerte-Lichtendorf denkt, drängt sich geradezu die Vermutung auf, daß eine von römischen Händlern und Soldaten benutzte oder gar von letzteren gebaute Straße an Ennepe, Volme und Ruhr entlang nach Soest, oder der Möhne aufwärts folgend, nach Kneblinghausen, wo sich ein römisches Lager befindet, führte. Man leitet die Bezeichnung "Sigiburg(um castrum)", die in den karolingischen "Annales Laurissenses" zum ersten Mal auftritt, oft von den Sig-(Sug-)ambrern ab. Bei den Ausgrabungen werden zahlreiche Tonscherben aus der Zeit nach Karl dem Großen gefunden. Der Syberg war demnach als Siedlungsstelle sehr beliebt und seit langer Zeit ununterbrochen besiedelt. Die erste Schrift, die die Besiedlung dieses Punktes erwähnt, der uns aus der karolingischen Zeit überlieferte Text der Annales Laurissenses (Reichsannalen), berichtet folgendes (aus dem Lateinischen übersetzt): "Nachdem er (Karl der Große) also den Reichstag zu Düren abgehalten hatte (Anfang August 775), setzte er über den Rhein (bei Köln?) und zog mit der ganzen Macht seines Reiches nach Sachsen (über Schlebusch, Hilgen, Wermelskirchen, Lennep, Beyenburg und Schwelm nach Gevelsberg, dann der Ennepe folgend nach Altenhagen, wo man eine hinter den Hecken versteckte, kleinere Wallanlage vermutet - sie sollte das Volmetal abschirmen -, dann über Boele und Bathey die Sigiburg angreifend). Gleich beim ersten Sturm eroberte er das (wörtlich) "sigiburgum castrum", wo eine Besatzung der Sachsen war." "castrum" läßt sich schwer übersetzen, "Fort" paßt vielleicht noch am besten. Wie weiter berichtet wird, ließ Karl die Wallburg verstärken und eine fränkische Besatzung hineinlegen. Außerdem gründete er dort eine christliche Kirche, die 779 von Papst Leo III. geweiht worden sein soll. Chr. Albrecht hat höchstwahrscheinlich diese unter der heutigen Peterskirche, deren Turm noch aus dem 12. Jh. stammt, lokalisiert. Sie war demnach rechteckig, 11,50 m lang, 7,50 m breit und hatte 1,40 m (!) breite Mauern; dies ist das einzige bekannte Gebäude in der Wallburg u.[nd] U.[mgebung], das über 1000 Jahre alt ist. Die Annalen berichten weiter, daß schon 775 eine fränkische Niederlassung in Syburg war. Im Jahre 776 soll die Sigiburg und (?) die Kirche vergeblich bestürmt worden sein. Die Sigiburg war scheinbar schon damals mit dem "Mittelwall" versehen und dementsprechend verkleinert worden. Dies würde auch die Stärke der Mauern des Kirchenbaues in der "Vorburg" erklären. Das Gotteshaus diente wohl, durch die Verkleinerung der Wallburg außerhalb derselben gelegen, als zusätzlicher Zufluchtsort und Vorposten; dementsprechend mußte es geschützt werden. Bei der oben genannten Bestürmung seien die Sachsen durch unerklärliche Feuererscheinungen verunsichert worden. Bei ihrer Flucht habe man sie dann bis zur Lippe verfolgt. Über die weitere Entwicklung bis zum Bau der Steinburg im 11. Jh. ist nichts bekannt. W. Rolevinck schreibt um 1450, daß die Sachsen die Wallburg 773 (= 774) wiedereroberten, Karl hatte sie wohl schon 772 einmal besetzt. Werner Rolevinck schreibt auch, daß die Sachsen bei der Wiedereroberung ihrer Burg nicht nur die fränkische Besatzung niedermachten, sondern auch die Wallanlagen zerstörten. Karl habe sie wiederaufbauen lassen. Ich vermute, daß er sie gleichzeitig, auch im Jahre 775, verkleinern ließ und sie dafür viel stärker machte (Steinmauer, Wallerhöhung). Da die Burg nach Ro[le]v. von den Sachsen zerstört worden war, ist es verständlich, daß Karl sie schon beim ersten Sturm (wieder-)einnahm. Die Zerstörung des östlichen Teiles bzw. das Unterlassen des Wiederaufbaus an diesem Teil erklärt, warum man dort keine Wallreste findet. Daß die Südostecke noch erhalten ist, erkläre ich mir so: Östlich davon gibt es den Flurnamen "Die Schlacht". Wenn ich davon ausgehe, daß das Zerstören der Wallanlagen ziemlich lange andauert, die Sachsen wollten es ja gründlich machen, und die S.[achsen] mit ihrem Werk an den schwächsten Stellen begannen - an der Nordecke -, so kann man sich leicht vorstellen, daß sie in einen Jahr noch nicht fertig waren und - von Karl an der Nordostecke, am letzten Wallrest - vielleicht waren im Westen auch noch Wallreste - überraschend angegriffen wurden und sich hinter ihm verschanzten. Als die neue Anlage fertig war, zog es sicher auch verstärkt Händler an diesen gut gesicherten Ort, es entstand eine kleine Niederlassung, die wohl immer weiter wuchs, so daß man sich noch im selben Jahr entschloß, im öden Gelände des zerstörten Heiligtums eine ordentliche Kirche für die Siedler und Krieger zu bauen. Als im Jahre darauf die Sachsen angriffen, flüchteten die Siedler in die Kirche und Festung - die Niederlassung wurde wohl in Brand gesteckt - und verteidigten sie mit allen Mitteln. Die Franken verstanden wohl auch Feuer herzustellen, dessen Ursache nicht ohne weiteres erkennbar war, und jagten den Sachsen - die wohl meinten, daß ihre heidnischen Götter erzürnt über sie seien - einen großen Schrecken ein; sie stachen ihre Führer nieder, um die Götter zu versöhnen und flohen, von den Franken, die die Situation nutzend einen Ausfall machten, verfolgt, bis zur Lippe. Ich habe soeben, als ich über den Sachsensturm im Jahre 776 schrieb, eine Schrift zu interpretieren versucht, die, viele Generationen später geschrieben, von einem Wunder Gottes spricht. Wo die oben erwähnte fränkische Niederlassung lag, ist nicht bekannt, ich vermute sie nordöstlich der Wallburg. Das nötige Wasser wird man sich wohl aus dem Petersbrunnen geholt haben, zumindest bis er von Papst Leo III., vermutlich 799, geweiht wurde. Der Papst kam damals in Begleitung von über 350 Geistlichen nach Syburg und weihte Quelle und Kirche und beschenkte die Christen mit einer Reliquie und einen Ablaßbrief. Schon damals dürften die ersten Gräber an der Kirche angelegt worden sein.
DETLEF ROTHE
14.12.1975