ARCHÄOLOGISCHES

von Detlef Rothe aus Hagen in Westfalen



Dies ist eine Schwäche des Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts: das Fragmentarische und das von der Patina der Zeit Berührte zieht uns an."
(Jara Ribnikar, Jugoslawien - ein langer Sommer, Beograd (Belgrad) 1963, Einführung, S. VI)


Intro? Was für'n Intro?





FREUNDE GERMANISCHER VORGESCHICHTE HAGEN


Die älteste Gemeinschaft der Stadt Hagen, welche sich mit Fragen der Ur- und Frühgeschichte im Heimatraum befaßte, nannte sich ,Freunde germanischer Vorgeschichte'. Sie bestand bereits zur Zeit der Weimarer Republik. In der Zeitschrift ,Germanien. Monatshefte für Vorgeschichte zur Erkenntnis deutschen Wesens' gab es eine Rubrik ,Vereinsnachrichten', in welcher über Veranstaltungen dieses Freundeskreises berichtet wurde. In Heft 1 (Januar) des Jahrgangs 1933, heißt es: „Die Freunde germanischer Vorgeschichte Hagen hatten am 2. Oktober 1932 eine recht gut besuchte Zusammenkunft im Hagener Hof (Hugo=Preuß=Str. 14), [und] trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit [...] hatten sich 55 Teilnehmer zusammengefunden (teilweise aus Essen, Dortmund, Hohenlimburg, Schwerte, Hamm, Witten). Einleitend gab Stud.=Direktor Schäfer einen [...] Bericht: Die Religiosität der Nordgermanen nach Bernh. Kummers Buch ,Mitgards Untergang'. Dann berichtete [Josef] Spiegel=Schwerte über seine Ausgrabungen auf dem Rafflenberg [= Raffenberg] bei Hohenlimburg (1288 zerstörte Burg). Die Grundmauern wurden zunächst mit der Wünschelrute festgestellt und dann ergraben, [und] die Ergebnisse stimmten vorzüglich zusammen. Pf.[arrer Otto] Prein=Hohenlimburg wies auf die Beziehungen zwischen Flurnamen, Flursagen und Geschichte hin. Die Aussprache war sehr rege."

Bei den folgenden, gewöhnlich monatlichen Versammlungen zeigte sich der Charakter dieser Gemeinschaft zunehmend ideologisch verbrämt, nämlich eher esoterisch als archäologisch. Hauptthema waren - was Hagen angeht - die Flurnamen, und zwar vornehmlich im Osten der Stadt (Donnerkuhle = Donars Kuhle usw.). Es ging hier leider mehr um Weltanschauung vermeintlich germanischer Prägung, weniger um wissenschaftliche Erkenntnisse zur Bereicherung der einheimischen Kultur.



ARBEITSKREISE IN HAGEN


In Hagen hat es im 20. Jahrhundert zwei Arbeitsgemeinschaften (AGs) für Ur- und Frühgeschichte gegeben.


1. Grabungsgemeinschaft Mahnken

Die ältere AG wurde von Oberstudienrat Mahnken gegründet; dieser Herr war seit 3. Juni 1935 Direktor des Fichte-Gymnasiums. Offenbar schon vorher leitete er die Ausgrabung eines Grabhügels bei der Donnerkuhle (am Dolomitsteinbruch in Halden). Auch an der Wallburg auf dem Minnerberg in Ambrock (unweit der Klinik) wurde er tätig, wobei der politisch angepaßte "Museumsführer" Dr. Gerhard Brüns die Projektleitung übernahm, um ein passendes ideologisches Ergebnis zu präsentieren. In seinem Aufsatz ,Aus Hagens Vorgeschichte' (siehe Literaturangabe unten) schrieb Albert Schäfer, der für das Hagener Heimatmuseum am Markt arbeitete, im Januar 1935: „Bei einem Hügel an der Donnerkuhle ist im Herbst der Vorjahres durch Studienrat Mahnken eine Grabung durchgeführt [worden]. Es wurde in dem Hügel eine Steinpackung beobachtet. Auch sind einige Scherben aufgetreten. Mit größter Wahrscheinlichkeit haben wir in dem Hügel ein Grab vor uns. Leider sind die Scherben aber gering an der Zahl und ferner fehlen charakteristische Verzierungen, so daß eine genaue Datierung nicht möglich ist." (S. 11) - Ein gewisser, mir nicht weiter bekannter Paul Jörgenshaus meinte dazu im Jahr 1936 (siehe Literaturliste): „Vor etwa 10 Jahren wurde man im Walde südöstlich des [Dolomit-]Steinbruches auf einen eigenartigen Erdhügel aufmerksam. Es ergab sich bei näherer Untersuchung, daß dieser aus angeschüttetem Erdreiche besteht. Es lag die Möglichkeit vor, daß man hier auf ein [...] Grab oder eine | Massenbeerdigungsstelle [...] gestoßen war, und man ging deshalb mit größter Vorsicht an die Offenlegung der Fundstelle. Auch zog man Rutengänger hinzu, welche Grabstellen [...] erkennen wollen. Diese stellten eine Beerdigungsstelle in einer Größe von ungefähr 16 zu 16 Meter fest. Nach Abräumung des Hügels fand man in einer Tiefe von etwa einem Meter Fundscherben, [und] gleichzeitig hörte das eingefüllte Erdreich auf. Ob des mageren Ergebnisses wurde die Angelegenheit sehr zu Unrecht Gegenstand des Spottes. Die gefundenen Tonscherben übersandte man an maßgebende Stellen; diesen war es wohl nicht möglich, das Material nach seiner Herstellung[sart] einer bestimmten Zeit zuzuschreiben. [...] / Bald darauf meldeten sich die Freunde germanischer Vorgeschichte mit der Behauptung, der Name Donnerkuhle sei von Donarkuhle abzuleiten [...]." (S. 65 f.)

Die Grabungsgemeinschaft Mahnken - wie ich sie hier einmal nennen möchte - wurde während des Krieges aufgelöst. Außer Kartenmaterial und kleineren Zeitungsnotizen - teilweise von Johann Janßen übermittelt - ist davon nichts an mich gelangt, obwohl ich jahrelang (1969 bis 1979) Schüler des Fichte-Gymnasiums war.


2. Arbeitskreis V - Vor- und Frühgeschichte - im Hagener Heimatbund

Die jüngere Arbeitsgemeinschaft wurde zunächst von dem Lehrer (und Leiter der Hagener Volkssternwarte) Albert Schäfer geleitet, welcher bereits vor und während des Zweiten Weltkrieges tätig war, aber offenbar keiner Gemeinschaft angehörte. Näheres ist mir hierzu nicht bekannt - nur daß er wegen seiner politischen Linksorientierung unter den Nazis gefährdet war. Herrn Schäfer habe ich nur als Leiter (und Führungsperson) der Sternwarte erlebt.


1975

Am 21. April 1975 fand im Beisein des Vorsitzenden des Hagener Heimatbundes e.V., Herrn Dr. Alfons Rehkopp, - und wohl auf Anregung des Hohenlimburger Studiendirektors Wilhelm Bleicher (* 5. März 1940 in Hohenlimburg; † 18. Januar 2016 in Iserlohn) - die (Neu-?)Gründungssitzung des AKs V statt. Der Wortlaut der Bezeichnung oben folgt einem Schreiben vom 9. Juli 1975 seines Leiters. Ich war damals noch nicht beteiligt, verfüge aber über eine Kopie des Sitzungsprotokolls. Unter Punkt III (Formalien) heißt es in Abschnitt a (Vorsitz): „In Würdigung seiner Verdienste um die Hagener Vorgeschichte wird Herr Janßen als Arbeitskreisleiter bestätigt [sic]. Herr Bleicher erklärt sich bereit, ihn gegebenenfalls zu vertreten." - Der Abschnitt c lautet: „Ständige Tagungszeit: Falls kein Feiertag oder andere zwingende Gründe entgegenstehen, findet der Arbeitskreis V stets an jedem 3. Montag (sonst 4.) im Monat um 16.00 Uhr im Sitzungsraum des Heimatbundes statt." - Unter „d)" wird ergänzt: „Exkursionen und aperiodische Unternehmungen sollen die reguläre Tagungszeit ergänzen." - Die Exkursionen fanden später auf Grund der Berufstätigkeit von Teilnehmern an Wochenenden statt, so etwa die jenige zur Hohensyburg in Dortmund-Syburg noch im selben Jahr, welche meinen "Einstieg" in die dortige Arbeitsgemeinschaft (als Vertreter des Heimatbundes) bewirkte. Zu "meiner" Zeit (1975 - 1979) wurde der AK V von dem städtischen Vermessungsinspektor Johann Janßen (welcher vor dem Zweiten Weltkrieg neben dem Übersichtsplan der Wallburg Ambrock auch Höhlenpläne erstellte) geleitet und zusätzlich von StD Wilhelm Bleicher wissenschaftlich unterstützt und gefördert. In räumlicher Hinsicht blieb man bei der Erfassung des Arbeitsgebietes sehr "schwammig" (Punkt IV): „Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen [...] die regionalen Untersuchungen des europäischen, westfälischen und Hagener 'Kreises'." - Der in dem Protokoll genannte Zeitrahmen umfaßte beginnend die Altsteinzeit und endend das Mittelalter (Punkt IV). Es wurde betont: „Dabei ist man sich bewußt, daß Geologie, Landschaftsgeschichte, Kultur- und Volkskunde wie Mittelaltergeschichte nicht ausgeklammert werden können." - In der Konsequenz wählte ich im Jahr 1979 unter anderem Mittlere Geschichte und Volkskunde an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) zu Münster als Nebenfächer, während mir dort von Geologie als Nebenfach wegen des damit verbundenen Aufwands abgeraten wurde.

Der im Sitzungsprotokoll genannte "Aufgabenkatalog" (Punkt V) umfaßte neun Ziffern:
1. Studienbibliothek, 2. Fortbildung der Mitglieder, 3. Fundkarten und -kartei, 4. Publikation eines Werkes über die Ur- und Frühgeschichte des Hagener Raumes, 5. ständige "Kontrolle" der Stadtteile durch eigens benannte Mitglieder, 6. "Probleme" der Wallburgen, 7. Mittelalterarchäologie, 8. Mittelalter-Keramik, 9. Römer-/Germanen-Fragen.

Als Tag der Folgesitzung wurde unter VI.4. der 26. Mai 1975 bestimmt. Das Treffen sollte zur Vorbereitung einer Exkursion dienen: „Das Thema heißt 'Hohensyburg' (Fakten werden in Form eines Kolloquiums mit Hilfe der bek. [= bekannten] Literatur zusammengetragen)." - Allerdings befaßt sich das nächste mir vorliegende Protokoll mit einer Sitzung vom 16. Juni 1975, und es bezeugt, daß Hohensyburg-Vorbesprechung und -Exkursion noch nicht stattgefunden hatten. Über diese Sitzung - an welcher ich teilnahm - liest man unter anderem: „Das Thema 'Hohensyburg' fand reges Interesse (z.B. Petersbrunnen), konnte aber nur unzureichend erörtert werden. In der weiteren lebhaften Unterhaltung wurden weiter verschiedene Fragen zur Vorgeschichts- und Höhlenforschung im Hagener Raum behandelt. Hierzu brachte Herr Herbold verschiedene Hinweise aus seiner Rutengängerpraxis. Herr Lemmermann konnte wieder einige Neufunde vorweisen, die noch registriert werden müssen."
Meine eigene Teilnahme am Arbeitskreis begann an diesem 16. Juni, und ich notierte dazu in mein Tagebuch A (Einträge vom 9. Juli 1975): „Ich bin seit diesem Jahr Mitglied des Heimatbundes in Hagen (Nr. 876) und nehme neuerdings an dessen Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte teil. Ich kann nicht leugnen, daß mich anfangs, als ich am 16.6. das erste Mal am Arbeitskreis teilnahm, das Jagdfieber gepackt hatte [= packte], als ich hörte, was schon alles gefunden wurde und daß mein Gebiet, ich werde das Absuchen der Äcker um Volmarstein und besonders südlich davon übernehmen, erst an wenigen Stellen abgesucht worden ist. Meine Aufgabe ist u. a. das Abgehen der Äcker, nachdem sie umgepflügt worden sind[,] und auch das Aufsammeln der Artefakte [Nachtrag: nach der Markierung der Fundstelle auf einer Karte]." (S. 36) - „Ich interessiere mich hauptsächlich für die Germanen und Römer in Westfalen vom Anfang der der Geschichte (113 v. Chr.) bis zur Frankenherrschaft mit Ausbreitung des Christentums. [...] Ich werde mit Sicherheit noch einmal darauf zurückkommen. Ich interessiere mich nämlich auch für die Kult- (Opfer-, Altar-)Stätten der Germanen und Römer, an denen ja später häufig Gotteshäuser gebaut wurden. Beim Heimatbund [...] habe ich einen netten Jungen kennengelernt. Er heißt Heinz Lemmermann [...]. [...] Er sagt, daß er seit einem halben Jahr im Arbeitskreis mitarbeitet. Er weiß von den vorgeschichtlichen Funden im Hagener Raum schon gut bescheid. Ich werde mit ihm demnächst viel zusammenarbeiten." (S. 37)

In einem Schreiben vom 9. Juli 1975 kündigte Johann Janßen ein neues Treffen an: „Herr [Willi] Kuhlmann wird [..] die Führung zu den Ausgrabungen übernehmen und darüber referieren. / Wir treffen uns dazu am 21. Juli um 16,00 [Uhr] in der Geschäftsstelle in der Böhmerstraße und fahren von dort mit einem Bus zur Hohensyburg. Diese Fahrt gilt also als Ersatz für den planmäßigen Arbeitsabend am 21.7.75." - In mein Tagebuch A (S. 46) notierte ich mir dazu (Eintrag vom 11. September 1975 - geschrieben im Alter von 16 Jahren): „Am Montag, der 21. Juli, war wieder ein Tag, an dem sich die Heimatfreunde, welche sich für Vor- und Frühgeschichte interessieren, zusammentreffen [= zusammen trafen]. An jenem Tag hatten {= haben] wir die Hohensyburg mit der Ausgrabungsstätte an der Peterskirche und die Kirche selbst besichtigt. Ich fragte die Ausgräber, ob man beim Ausgraben helfen dürfe [...]. Seitdem arbeite ich [...] dort oben, wenn ich Zeit habe und meine Eltern keinen Einwand dagegen haben. Währenddessen habe ich viel für die Vor- und Frühgeschichte getan [= mich häufig mit Vor- und Frühgeschichte beschäftigt]. Ich habe Bücher gelesen und Photographien gemacht. Ich treffe mich oft mit Heinz und fahre [auch] oft mit ihm zu einem Ziel, z. B. die Schanze am Spielbring {= Spielbrink], nach Hohenlimburg usw."

In einem Schreiben vom 11. August 1975 lud Herr Janßen zu einer von Herrn Bleicher geführten „PKW-Exkursion zum Letmather Burgberg" ein, welche am 18.8. stattfinden sollte. Dort würden die verschiedenen Phasen der Bergbesiedlung „besprochen werden": „Im Vergleich mit der Hohensyburg muß noch einmal die Volks- und Wallburgenfrage diskutiert werden. - Falls Zeit verbleibt, können Informationen über die Grürmann- und Martinshöhle erfolgen." - Das war ein enggepacktes Programm für eine Fahrt, welche „um 16.00 Uhr im Hof vor dem Hause des Geschäftszimmers Böhmerstraße" beginnen sollte; aber sie begeisterte mich einmal mehr für die Belange der heimischen Archäo- und Speläologie! Für diese Tour stellten übrigens drei Mitglieder ihren Wagen zur Verfügung, wie der „Bericht über den Besuch [...] am 18. August 1975" mitteilt. - In mein Tagebuch A, S. 50 f., Eintrag vom 11. September 1975, notierte ich mir dazu: „Am Sonnabend, den 16.8., ging ich nachmittags zur Volmehanghöhle, wo ich Heinz traf. Ich lernte dort Jochen Has[s]enpflug und Herrn [Siegfried] Gams kennen. [...] / Am Montag, den 18. August, kaufte ich mir gleich eine starke Taschenlampe und nahm sie gleich mit bei der Exkursion zum Letmather Burgberg, die der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte an jenem Tag unternahm. Jochen und Heinz waren dabei, und so untersuchten wir u. a. die Reste der Grürmannshöhle."

Am 21. September 1975 erfolgte - gemäß Einladung - ein „Besuch des Museums in der Grüne (Iserlohn-Letmathe) im Gasthof 'Zur Post'". Nach dem Bericht von J. Janßen besuchten „insgesamt 9 Mitglieder des Arbeitskreises das kleine private Museum für Vorgeschichte": „Besonders bemerkenswert sind die Sammlungen als Ergebnis der Vorgeschichtsforschung, die sich bei den Untersuchungen der Höhlen im Massenkalk im Bereich der Hönne ergaben. Der ehemals in der Umgebung von Iserlohn betriebene Bergbau wurde [...] mit besonderer Sorgfalt und [besonderem] Interesse untersucht und im Ergebnis dargestellt."
In mein Tagebuch A notierte ich mir dazu (S. 58): „Am Sonntag, den 21.9., besuchte ich mit den Teilnehmern des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte vormittags das Museum in der Grüne (im Gasthof ,Zur Post'). Es war sehr interessant. Ich war sehr beeindruckt, wie viel in den kleinen Räumen zusammengetragen worden war; selbst Skelette vom Höhlenbär und von einer Seekuh nebst Skelettresten von Mammut, Nashorn u. a. fanden darin Platz. Ich aß dort im Gasthof zu Mittag - das Essen war [= schmeckte mir] sehr gut [...]." (Eintrag vom 19. Oktober 1975 - geschrieben im Alter von 16 Jahren)

Am 17. November 1975 stand der „Besuch des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte, Abteilung Vor- und Frühgeschichte[,] in Dortmund" an, und zwar in der „Rittershausstraße 34 (Am Westpark)". In mein Tagebuch A notierte ich (S. 93 f.): „Am 17. November (Montag) war ich nachmittags | mit den Teilnehmern am Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte bei Dr. Weissgerber im historischen Museum der Stadt Dortmund [..]. Wir sind von ihm selbst geführt worden und haben manch eine interessante Neuigkeit erfahren. Wer weiß denn schon[,] wie die römischen Funde von Carnuntum hierher gelangt sind? Oder daß die Mauer der karolingischen curtis durch die Reinoldikirche ging[,] und zwar in Form einer Fischgrätenmustermauer? Oder [wer kennt] das Abenteuer der Erforschung der römischen Gläser im Museum? Durch welch' dunkle Wege sie gekommen sind? Wußten Sie schon, daß das Verfahren zur Herstellung von Terra sigelata [sic!] nicht bekannt ist? Oder wie man Glasgefäße in Form von Flaschen herstellte, als man Glas noch nicht blasen konnte? Oder wußten Sie, wie kostbar Millefiori-Gläser sind? Dr. Clemens Weissgerber ist ein sehr beachtenswerter Mann. Zur Zeit baut er ein Mekka für Numismatiker auf: die größte Sammlung antiker Münzen weit und breit." (Eintrag vom 20. November 1975)


1976

Am 20. Januar 1976 (einem Dienstag) wurde wegen der Witterungslage auf eine Exkursion verzichtet und statt dessen für 15.30 Uhr ein Vortrag Wilhelm Bleichers in der Heimatbund-Geschäftsstelle vorgesehen (laut Einladung vom 12.1. durch Herrn Janßen).

Am 10. Februar 1976 erfolgte eine Einladung zum Besuch des Ruhrtal-Museums in Schwerte am 16.2. (Montag), bei welchem sein Leiter Josef Spiegel die Führung übernahm. Die Dauerausstellung hatte ich bereits am 12.10.1975 im Rahmen des ,Westfalentags 75' (10. - 12. Oktober 1975) besucht (Tagebuch A, S. 62): „[...] am Sonntag (12.10.) [war ich] vormittags im Schwerter Ruhrtalmuseum, das ebenfalls gut eingerichtet war." - Mein Eintrag (vom 11. Mai 1976) im Tagebuch B (S. 41) fiel entsprechend knapp aus: „Am 16. Februar war ich im Ruhrtalmuseum in Schwerte (mit dem Arbeitskreis Vor- und Frühgeschichte)."

Am 4. März 1976 lud Johann Janßen zu einer Fahrt zur Burgruine auf dem Isenberg in Hattingen am 27. März 1976 (einem Samstag) ein: „Örtlich wird Herr Kreisheimatpfleger Dr. Heinrich Eversberg, Hattingen, der mit der von ihm gegründeten Archäologischen Arbeitsgemeinschaft die Grabungen in langjähriger Arbeitszeit durchführte, hierzu einen [...] Vortrag halten." - Ich notierte am 11. Mai 1976 dazu im Tagebuch B (S. 42): „[...] am 27. März habe ich mit dem Hagener Heimatbund die Ausgrabungen der Isenburg (1200 - 1225) besichtigt; die Arbeiten gefielen mir sehr gut; ich freute mich für die Schüler, die vom Schuldirektor (Grabungsleiter) für ihre Arbeit zensiert wurden. Das ist eine Klasse-Idee, die wir (Ortsgruppe Syburg) auch bei unseren Ausgrabungen anwenden sollten, [denn] dann kämen wir viel schneller voran und könnten uns die Mitarbeiter mehr oder weniger aussuchen."

In einer Einladung vom 20. Mai 1976 wird von Herrn Janßen ein (nur durch ihn?) erfolgter Besuch des Hohenlimburger Schlosses erwähnt. Dabei sei mit Herrn W. Bleicher eine Hönnetal-Exkursion vereinbart worden. Diese ganztägige Unternehmung sollte nun „am Sonntag, den 30. Mai 1976", ab 10 Uhr stattfinden und einen „Besuch bei Herrn Horst Doberstein" einschließen, „um seine reichhaltigen Sammlungen von Höhlen-Funden aus dem Paläolithikum [= der Kulturstufe "Altsteinzeit"] im Hönnetal wie der weiteren Kulturen zur Vor- und Frühgeschichte, Waffen und Keramik usw. zu besichtigen. Dazu auch eine Sammlung von Mineralien." - „Herr Doberstein ist Staatl. Vertrauensmann für Bodenaltertümer im unteren Hönnetal."

Der Besuch bei Herrn Doberstein in Ober-Rödinghausen unterblieb an diesem Tage und wurde bei einer zweiten Hönnetal-Fahrt am 20. Juni 1976 nachgeholt: „Herr Doberstein hat freundlicherweise zugesagt, uns an diesem Tage gegen 10,30 Uhr zu empfangen. / Anschließend können wir noch, wenn die Zeit reicht, die histor. Luisenhütte in Wocklum besichtigen." (Einladung von Herrn Janßen vom 14.6.) - Aus meinem Tagebuch B (S. 60): „Ich bin zweimal mit dem HHB (Hagener Heimatbund) im Hönnetal gewesen (30.5./20.6.) und habe die glänzende Sammlung von Herrn Doberstein gesehen (ebendort, Asbeckerweg)." (Eintrag vom 1.7.)

Am 1. September 1976 lud Johann Janßen „zum Besuch des Museums der Stadt Menden in Menden, Marktplatz 3-4, am Sonntag, den 19. September 1976", ein. Bei dieser Gelegenheit lernte ich unter anderem das "Mendener Konglomerat" kennen, welches ich ähnlich Jahrzehnte später stückchenweise aus einem Bach im Hagener Stadtwald fischte (flacher Siepen nahe der Drogenklinik Im Deerth) und analog "Hagener Konglomerat" nannte (Bericht in meinem Facebook-Account; vgl. meine YouTube-Videos zum Hagener Stadtwald).

In der „Einladung zu der für diesen Monat vorgesehenen Zusammenkunft in unserer Geschäftsstelle in der Böhmerstraße am Montag, den 25. Oktober, 15.30 Uhr" (Herrn Janßen am 15.10.1976), wurde unter anderem angeregt, „die Einrichtung einer geplanten Fundpunktkarte [zu] besprechen." - Außerdem sollte die Besiedlung in dem Stadtteil Boele, im Westen und im Süden der Stadt Hagen, sowie in „Volmarstein, Grundschöttel und Breckerfeld[,] auf Grund älterer und neuer vorgeschichtlicher Funde" erörtert werden. - Diese Frage nahm ich später in meiner unvollendet gebliebenen Dissertation wieder auf - leider ohne auf hinreichendes Interesse zu stoßen. Am 15. November 1976 berichtete J. Janßen rückblickend: „An der letzten Arbeitskreissitzung nahmen die Herren Bleicher, Brockhaus, Heemsoth, Herbold, Janßen, Lemmermann, Rothe und Schleifstein teil. / Nach der Besprechung der Fundpunktkarte wurde beschlossen, die Aufmerksamkeit auf die südlichen Gebiete von und um Hagen zu lenken. Als nächste Besichtigung bietet sich nun in Breckerfeld die Privatsammlung des Herrn August Spannagel an. / Der Besuch ist für kommenden Sonntag, 21.11.1976, vorgesehen [...]."


1977

Am 23. Januar 1977 erfolgte der Besuch der „Archiv- und Museumsbücherei bzw. des 'Goethe-Archiv[s]'" des Hohenlimburger Schlosses (Ankündigung von J. Janßen im Januar 1977): „Herr StD. W. Bleicher hat uns eingeladen, um uns einen Überblick [...] zu vermitteln, sowie auch einiges hinsichtlich der Neuerwerbungen zur Vorgeschichte mitzuteilen." - Ich war damals gerne in Hohenlimburg - zunächst mit einem Rad, dann mit Mofa - und machte unterwegs Station an archäologisch interessanten Objekten ("Rücklenburg", Hünenpforte, Hohlweg am Weißenstein, Franzosenschanze, Raffenburg, Fundstellen am Staplack usw.).

Am 20. Februar 1977 sollte nach einer Einladung von Johann Janßen vom 12. Februar 1977 „Besuch und Besichtigung von Schloß Strünkede bei Herne" stattfinden: „Das Schloß, heute im Besitz der Stadt Herne, dient als Museum, und [es] enthält hauptsächlich die von Karl Brand gegründete umfangreiche Sammlung zur Vorgeschichte, weiter antike Möbel und Waffen, sowie bäuerliche Geräte. / Mit Herrn Dr. Mellissen, dem Leiter des Museums, hat Herr Bleicher für uns eine Führung verabredet." - Der Aufenthalt in diesem Schloß hat mich damals sehr begeistert und mich später dazu angeregt, diese vergleichsweise gut erforschte Region des Ruhrreviers in meiner Dissertation zu berücksichtigen. Daß das Archäologische Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe später von Münster ausgerechnet nach Herne verlegt wurde, verärgerte mich dagegen sehr (nicht nur wegen des Verlustes der Schausammlung am Studienort).

Am 27. März stand die Besichtigung der Burg Altena an. In meinem Tagebuch E erwähnte ich dies bloß (am 15.4.1977): „Am Sonntag, den 27. [März], besichtigte ich mit dem Arbeitskreis Vor- und Frühgeschichte des HHB [= Hagener Heimatbunds] Burg Altena [...]." (S. 4)

Am 24. April wurde das Heimatmuseum in Lüdenscheid besucht. In mein Tagebuch E (3.4.77 - 6.5.77) notierte ich dazu am 27. April 1977: „[...] am Sonntag, den 24.4., [habe ich] mit dem Arbeitskreis Vor- und Frühgeschichte (= V) des HHB eine Exkursion nach Lüdenscheid unternommen [..], wie üblich am Vormittag. Bei dieser Gelegenheit er- | fuhr ich, daß mein Aufsatz über die Kultstätte der Sigiburg ,im Satz' sei [...]. In Lüdenscheid besichtigte ich mit den anderen anwesenden Mitgliedern des Arbeitskreises das dortige Heimatmuseum, wobei ich von dessen Ausstattung beeindruckt war." (S. 18 f.)

Auf der Rückfahrt wurde in Hagen-Delstern pausiert und dort die Wüstung Höinghausen besichtigt. Dabei photographierte mich Wilhelm Bleicher (im Hintergrund ist Johann Janßen zu erkennen):
D/NRW/HA/Delstern/19770424_sn_Fotoalbum288_EU_D_NW_HA_Delstern_DetlefRothe_WuestungHoeinghausen_(von_WilhelmBleicher)_09770x0900

Am 10. Juli ging's nach Essen, worüber ich in mein Tagebuch J schrieb (am 17.7.1977): „Am Sonntag, den 10. Juli, fuhr ich vormittags mit dem Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte nach Essen und besichtigte dort das [Ruhrland-]Museum." (S. 44) - Von Begeisterung keine Spur!

Am 2. Oktober fand eine Tagesfahrt nach Xanten statt; meine Anmerkungen vom Folgetag im Tagebuch L lauten: „Gegen 8.15 Uhr fuhr ich an jenem Sonntag mit dem Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte nach Xanten, wo ich trotz des zeitweiligen schlechten Wetters schöne Stunden verbrachte, die mich meine Sorgen fast vergessen | ließen. Ich konnte mein Blitzgerät ausprobieren und machte einige Fotos im Regionalmuseum, wo der Arbeitskreis von einer Frau geführt wurde, die ich wohl so leicht nicht vergessen werde. Sie bot sich sogar an, bei dem Sturm und Regen[] mit in den Archäologischen Park zu fahren und zitterte mit uns in der nassen Kälte. Es gab noch nicht allzu viel zu sehen, aber eindrucksvoll war der Park doch. Nach dem Mittagessen, in einem [...] Hotel [...], besichtigte ich mit meinen Gesinnungsgenossen den Xantener Dom; dann ging es zurück nach Hause, wobei ich allerdings noch einen kurzen Blick in den Duisburger Hafen werfen konnte." (S. 44)

Am 20. November wurde Herr Beckhoff in Witten besucht („deutscher Spezialist für Pfeil- und Bogentechnik" laut Einladung vom 7.11. durch Herrn Heemsoth). In mein Tagebuch M notierte ich dazu am 17. Dezember: „Am Sonntag, den 20.11., war ich als Mitglied des Arbeitskreises Vor- und Frühgeschichte des Hagener Heimatbundes in Witten, wo ich unter anderem mit Wilhelm Bleicher den Hobby-Prähistoriker Beckhoff besuchte, der seine Artefakten-Sammlung vorführte, in der besonders Pfeil und Bogen Interesse erweckten." (S. 21)

Zehn Tage später fand ein Treffen beim Heimatbund in der Böhmerstraße statt: „Am Mittwoch, den 30.11., lernte ich [...] und ging danach in die Stadt. Beim Heimatbund probierte ich ein Metallsuchgerät aus, das Johann Janßen dem Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte zur Verfügung gestellt hat. Anschließend ging ich mit Heinz Lemmermann über | den Weihnachtsmarkt am Volkspark nach Hause." (Tagebuch M, S. 52 f.)


1978

Am 23. Februar abendliches Treffen mit Wilhelm Bleicher zu „einem Meinungsaustausch": „Wir treffen uns [...] in der Museumsverwaltung in Hohenlimburg, Goethestraße 2" (Einladung des Herrn Heemsoth vom 17.2.).

Weitere Termine: 7. Mai Besichtigung des Niederrheinischen Museums in Duisburg; 11. Juni Besuch des Römisch-Germanischen Museums in Köln; 4. September Besuch der Ausstellung ,Götter - Pharaonen' in der Villa Hügel (Essen).


1979

Am Montag, 2. April um 17,30 Uhr, Geschäftsstelle Böhmerstraße, hält Herr StD. Bleicher einen Vortrag über die 'Große Burghöhle' des Hönnetals. Es werden dabei ca. 100 Lichtbilder gezeigt." (Einladung vom 12.3. durch Herrn Heemsoth)

Andere Termine liegen mir derzeit nicht vor. Wegen anstehender Abitur-Prüfungen, meiner vorübergehenden Tätigkeit als Briefzusteller, der Irland-Reise und der Aufnahme des Studiums in Münster nahm ich an Veranstaltungen des Heimatbund-Arbeitskreises kaum noch oder gar nicht mehr teil.


(Alternativlinks: 1; 2)



PERSÖNLICHES

Mein Engagement für die Ur- und Frühgeschichte und für archäologische Methoden zur Erforschung derselben wurde demnach in der ersten Hälfte des Jahres 1975 - da war ich fünfzehn Jahre alt - durch den Hagener Heimatbund angeregt und bis 1978 zunehmend gefestigt; mit der Aufnahme meines Studiums der Ur- und Frühgeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität zum Wintersemester 1979/80 weiteten sich meine persönlichen Aktivitäten über Hagen, Dortmund und Iserlohn auf ganz Westfalen (bis zur rheinischen Grenze bei Isselburg-Anholt) und (vorübergehend) Niedersachsen (Liebenau bei Nienburg) aus, so daß ich die Unternehmungen von Wilhelm Bleicher im Hagener Raum - hauptsächlich Exkursionen und kleinere Untersuchungen im "Feld" - ab 1980 nur noch "literarisch" begleitet habe; Hauptgrund war die studiumbedingte Verlegung meines Hauptwohnsitzes nach Münster in der zweiten Jahreshälfte 1979. Ich war zeitweise auch im Arbeitskreis für Höhlenkunde des Hagener Heimatbunds tätig (Volmehanghöhle und Höhle am Volmeabstieg, sowie Ennepetaler Kluterthöhle) - siehe Speläologisches. Ich hatte seinerzeit geplant, nach Abschluß meines Studiums die Leitung des archäologischen Heimatbund-Arbeitskreises und eventuell den für Speläologie zu übernehmen, was dann Mitte des 1990er Jahre wegen der vorzeitigen Beendigung meines Studiums auf Grund einer notwendigen Änderung meiner Berufsorientierung (siehe Arbeitswelt) hinfällig wurde. Nach dem Tod von Johann Janßen (*1.11.1900 - †13.12.1990) bestand die Archäologie-AG ohnehin nicht mehr. Statt dessen sammelte Herr W. Bleicher, welcher von Hohenlimburg nach Iserlohn umzog und zum Prähistoriker promovierte, eine Schar Interessierter um sich, welche ihm archäologische Funde meldete.

Während meiner Gymnasialzeit war ich - abgesehen von den Arbeitskreisen - alleine oder zusammen mit meinem damaligen Freund Heinz Lemmermann aktiv. Meine erste kleine (ich war immer sehr zurückhaltend beim "Buddeln"!) Grabung fand auf dem Rafflenbeuler Kopf unweit des Pferdeplatzes statt. Im Tagebuch A notierte ich mir (S. 28): „Am Freitag (den 25.4.[1975]) habe ich mit ,meiner' Schulklasse eine Wanderung nach Zurstraße gemacht [...]. Anschließend, gegen Mittag, haben wir uns aufgelöst. Ich bin [...] nach Hause gegangen. Ich bin sehr beeindruckt von der alten Handels- bzw. Post,straße', der ich von Zurstraße bis nach Selbecke gefolgt bin. [...] Besonders gefreut habe ich mich, daß ich zwei alte Meilerplätze gefunden hatte [= fand]. An den ersten [= Auf dem ersten Platz] habe ich ein wenig [= etwas] gegraben und unter einer Schicht von ca. 10 cm Laub verkohlte Reste [eines Meilers] gefunden." (Eintrag vom 1. Mai 1975 - vgl. den Bildbericht!).


Kaisberg bei Werdringen (Hagen-Vorhalle)

Am 11. Mai 1976 notierte ich in mein Tagebuch B (S. 42 f.): „[...] ich [war] mehrere Male auf dem Kaisberg und habe mich [dort] mit der vermuteten römischen Heilquelle befaßt. Ich muß aber anerkennen, daß dies[e Auffassung] ein weit verbreiteter Irrtum war. Die beiden römischen Inschriften [= Inschriftsteine] kommen | vom Kaiserberg bei Euskirchen. Nur noch eine [am Kaisberg gefundene] spätröm. Münze unterstützt jetzt noch meine These. [...] Am Kaisberg habe ich vielleicht eine mittelalterliche Wüstung an der besagten Quelle (,Heil-') entdeckt; darauf deuten jedenfalls verschiedene Scherben und Eisenstücke hin."


Hohensyburg (Dortmund-Syburg)

Durch eine Tagesexkursion wurde ich - wie bereits erwähnt - am 21. Juli 1975 mit dem Hobbyarchäologenteam der Hohensyburg bekannt und nahm fortan an dessen Wochenendgrabungen teil. Dabei wuchs mein Interesse an kultischen Fragen und an den Umständen der Christianisierung der betreffenden Region. Außerdem berührte mich die Entwicklung und der Konflikt Franken/Sachsen. Ich beschloß schließlich, Prähistoriker zu werden, und zwar mit Schwerpunkt Protohistorie (Frühgeschichte). Spannend waren dabei für mich auch topographische Aspekte, wie wiederum das Beispiel Hohensyburg zeigt. Bezüglich meiner Grabungstätigkeit und sonstiger Forschung in Dortmund-Syburg im Zeitraum 1975 - 1976 habe ich einige Notizen zusammengestellt:

9. Juli 1975 - Tagebuch A (S. 36 f.): „Vielleicht werde ich demnächst auch in der alten Sigiburg | (Hohensyburg) an Ausgrabungen teilnehmen oder bei solchen zumindest zuschauen und Erfahrungen sammeln (am späten Nachmittag des 21. dieses Monats)."

11. September 1975 - Tagebuch A (S. 46): „Am Montag, der 21. Juli, war wieder ein Tag, an dem sich die Heimatfreunde, welche sich für Vor- und Frühgeschichte interessieren, zusammentreffen [= zusammen trafen]. An jenem Tag hatten {= haben] wir die Hohensyburg mit der Ausgrabungsstätte an der Peterskirche und die Kirche selbst besichtigt. Ich fragte die Ausgräber, ob man beim Ausgraben helfen dürfe, und sie freuten sich. Seitdem arbeite ich jeden Samstagsnachmittag dort oben, wenn ich Zeit habe und meine Eltern keinen Einwand dagegen haben."
(Hinweis: Im Juli 1975 wurde ich sechzehn Jahre alt.)

11. September 1975 - Tagebuch A (S. 53): „[Am ] Samstag, den 30.8., war ich wieder auf der Hohensyburg gewesen."

19. Oktober 1975 - Tagebuch A: „Am 6. [September] war ich wieder auf der Hohensyburg, ebenso am 13. An jenem Tag begann die 1200-Jahr-Feier von Syburg und Westhofen. Ich hatte als Ausgräber eine Freikarte für d[ies]en und die folgenden beiden Abende bekommen, außerdem eine Bierbox mit einem wunderschönen Bierglas von Dortmund. [...] / Am Sonntag, den 14. Sept., fand ich mich wieder auf der Hohensyburg ein und traf | mich mit den anderen Hobbyarchäologen, mit denen ich mir die 3 geschichtlichen Vorträge in der Syburger Kirche anhörte. Am besten gefiel mir der [Vortrag] von Dr. Hömberg, der über die Wallburg sprach. (Nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch sprachlich!) Zufrieden fuhr ich abends wieder nach Hause." (S. 57 f.) - „Am Sonntag, den 21.9., besuchte ich [...] vormittags das Museum in der Grüne [...] und fuhr [.. (nach dem Mittagessen)] nach Dortmund [...] HBF, von wo aus ich [...] zum Historischen Museum ging, | dessen Direktor ja Dr. Weißgerber ist. (Unser Ausgrabungsleiter.)" (S. 58 f.)

20. Oktober 1975 - Tagebuch A: „[Am] Sonnabend [11.10.] war ich auf der Hohensy- | burg [...]." (S. 61 f.) - „Am Sonnabend [18.10.] war ich wieder auf der Hohensyburg." (S. 63)

11. Mai 1976 - Tagebuch B: „Die Arbeiten in Syburg gingen weiter (zunächst nur Quellenarbeit) [...]." (S. 42) - „Dann [= nach Anfang April] habe ich wieder [am] Samstag an der Syburger Peterskirche gegraben (und tue es weiterhin). Eine Münze habe ich auch gefunden: ,Stadt Hamm' von 1717; sonst gab es leider nur menschliche Skelette, die vielleicht 200 Jahre alt sind. Dazu [gab es] Scherben bis zur Zeit Karls des Großen herunter [= hinunter] (Sigiburg)." (S. 43)

1. Juli 1976 - Tagebuch B: „Die Ausgrabungen finden seit dem 11.6. freitags statt." (S. 60)

Anmerkung: Zu der Zeit, in welcher ich meinen Sommerurlaub in Jugoslawien verbrachte, soll - worauf ich in meinem 1979 erschienenen Hohensyburg-Bändchen hinwies - eine halbe römische Buntmetallmünze auf der Grabungsfläche gefunden worden sein, bei der es sich um typisches Soldatengeld der Augustuszeit handeln könnte. Ich weise darauf hin, daß ich kein Augenzeuge war, sondern das gute Stück bloß nach den Ferien von Herrn Dr. Hömberg gezeigt bekam, welcher es in einem Fotofilmdöschen bei sich trug. Möglicherweise wurde ich hinsichtlich des Fundortes getäuscht, um meine Motivation zu erhöhen. Dem Münsteraner Numismatiker Dr. Ilisch war der Fund jedenfalls später nicht bekannt, wie eine Nachfrage ergab.

2. Oktober 1976 - Tagebuch C: „Wir graben immer noch, und hier wird [voraussichtlich] auch noch über Jahre hinweg gegraben werden - auf [sic!] der Sigiburg. Bis vor kurzem nur freitags, in Zukunft auch sonnabends." (S. 10)

23. Februar 1977 - Tagebuch D: „[...] ich [...] entschloß mich - als ich sah, wie sehr Arbeitskräfte zum rechtzeitigen Ausbau der Volmehanghöhle benötigt würden [...] - samstags bei den Arbeiten an der Höhle teilzunehmen, zumindest so[ ]lange, bis die Ausgrabungen auf der Hohensyburg wiederaufgenommen würden." (S. 10 f.)

15. April 1977 - Tagebuch E: „Am Sonntag, den 20. März, war ich abends [...] zusammen mit dem ,Ausgrabungsteam Syburg'. Wir haben uns über unsere zukünftige Arbeit unterhalten. In den Sommerferien werde ich mir hoffentlich auf der Hohensyburg mein Taschengeld aufbessern können. Wo der Spaten angesetzt wird, steht noch nicht fest." (S. 3)

21. Juni 1977 - Tagebuch I: „Am Sonnabend, den 11. 6., war ich wieder mit den Rad auf die Hohensyburg gefahren und habe geholfen, den Graben, den wir im vergangenen Jahr auf dem Friedhof angelegt hatten, weiter zuzuschütten. Bei dieser Gelegenheit gab ich Herrn Ebbers die Adressen von Udo [..], Axel [..] und Peter [..] - alles ehemalige Klassenkameraden -, die mit mir bei den geplanten Ausgrabungen in den Sommerferien teilnehmen wollen." (S. 1)

Anmerkung: Die geplanten Ausgrabungen in den Sommerferien 1977 fanden nicht statt. Das Ausgrabungsteam Syburg beendete vielmehr seine Tätigkeit, ohne daß auch nur ein einziger Wall-Graben-Schnitt erfolgte.

29. Juni 1977 - Tagebuch I: „In Syburg wurde seit dem Sonnabend [25.6.] nicht mehr gearbeitet, da der Graben [auf dem Friedhof] zugeschüttet war. Statt[ ] dessen soll demnächst wieder Quellenarbeit gemacht werden." (S. 37)

6. Juli 1977 - Tagebuch J: „Heute ist der letzte Schultag [...]. Sechseinhalb Wochen ohne Schule [...]. Die Ausgrabungen sind geplatzt." (S. 4)

17. Juli 1977 - Tagebuch J: „Am Sonnabend, den 2. Juli, fuhr ich nachmittags zu Ebbers nach Schwerte, wo ich [...] Quellenkunde betrieb. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich, daß die Ausgrabungen, die für diese Sommerferien angesetzt waren, doch nicht stattfinden würden. Ich war enttäuscht, weil ich damit die Hoffnung schwinden sah, daß ich mir etwas Geld für die Fahrt nach Prag und andere Dinge verdienen könnte." (S. 34)- Das nötige Geld verdiente ich mir dann in der Hauptpost.


Münster

Die frühe Kontaktaufnahme mit dem Westfälischen Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte bzw. der Altertumskommission für Westfalen zu Münster lange vor Beginn meines Studiums mißlang. Ich erinnere mich an zwei zum Teil sehr ausschweifende Briefe, die nicht beantwortet wurden:

Zum ersten Brief notierte ich in mein Tagebuch A (S. 96): „Am Sonnabend, den 20.12.1975, war letzter Schultag; in der Woche darauf [...] habe ich das erste Mal ,nach Münster' geschrieben, d. h. an das Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte und die Altertumskommission für Westfalen. [...] entweder ist der Brief nicht angekommen oder sofort in dem Papierkorb gelandet - Ich hatte mich an niemand direkt gewandt. Eine Antwort habe ich [jedenfalls] nicht bekommen."

Am 2. Februar 1976 richtete ich ein längeres Schreiben an die „Altertumsfreunde" (Altertumskommission) in Münster, welches gleichfalls unbeantwortet blieb. Einen Teil davon habe ich veröffentlicht: Der Kaisberg weckt immer wieder die Interessen der Heimatforscher. Dieser Text vom 16. Januar 1976 (geschrieben im Alter von 16 Jahren) war ein Teil des Schreibens. Offenbar fühlte sich jedoch in Westfalens altehrwürdiger Hauptstadt niemand angesprochen.

Am 28. August 1976 fuhr ich nach Münster und notierte dazu in mein Tagebuch C (S. 9 f.: „Am Sonnabend, den 28.8.76, war | ich [...] im [Westfälischen] Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Münster und habe dessen Ausstellungsräume besucht. Ich war vor Jahren [= am 23.7.1974] schon einmal dort; dennoch ist immer noch nicht mehr zu sehen als über die Steinzeit und ältere Bronzezeit in Westfalen. Ich interessiere mich so sehr für die römische Zeit, besonders für die Augustus-Offensive, doch die [zuständigen] Leute scheinen kein Geld für die Einrichtung der Räume zu haben, die schon seit Jahren vorhanden sind. Und ich weiß von vielen schönen, sehenswerten Objekten, die jetzt im Museum nur magaziniert sind." (Eintrag vom 2.10.1976)


Bergisches Land

Durch Wilhelm Bleicher im Arbeitskreis auf die "Mannus-Gesellschaft" aufmerksam gemacht, fand ich das Interesse von Dieter Korell in Hückeswagen, welcher mich zu Schriftbeiträgen ermunterte. Auch ein Herr Anton Tripp, Düsseldorf, wurde auf mich aufmerksam. Auf der rheinischen Seite des Bundeslandes, für welches ich arbeiten wollte, hatte ich jedenfalls mehr Erfolg:
22. Juni 1977 - Tagebuch I: „Am Dienstag, den 14. 6., erhielt ich das neueste Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte, in der von der Gründung einer Jugendgemeinschaft die Rede war [= ist]. Ich meldete mich noch am selben Tag als Mitglied. Außerdem schrieb ich einen Brief an Herrn Dieter Korell, dem Herausgeber jenes Blattes." (S. 10 f.)

Von Herrn Korell erhielt ich zwei Hefte der Zeitschrift ,Mannus'; am 16. Dezember 1977 schrieb ich rückblickend auf den 21. November über mene Reaktion:
Nachmittags schrieb ich einen Brief an Dieter Korell, in dem ich mich für die beiden Mannus-Hefte bedankte [...]. Ich legte dem Brief ein Heft mit meinem Aufsatz ,Die Kultstätte der Sigiburg' bei[] und bat ihn, eine Rezension der Schrift zu verfassen. Ich beklagte mich [zudem] darüber, daß ich nichts von der Jugendgemeinschaft für Vor- und frühgeschichte zu hören bekam, und versuchte Korell durch die Schilderung meiner Hauptinteressen aufmerksamer zu machen [...]." (Tagebuch M, S. 34)
Der Brief blieb bis zum 16.12.77 unbeantwortet: „[...] warum hat mir Korell bis heute nicht geantwortet?" (Tagebuch M, S. 38)
Statt des erwarteten Schreibens von Dieter Korell erhielt ich am 21. Dezember ein solches von Studiendirektor i. R. Alfred Franke. Dieser Herr teilte mir mit, daß er stellvertretend für Herrn Korell schreibe: „Was Ihren Aufsatz selbst betrifft, so muß ich leider feststellen, daß ich nicht genug im Stoff stehe, um ein begründetes Urteil abzugeben." (zitiert nach dem Tagebuch M, S. 34)
Offenbar war ich mit meiner Tempel-These bezüglich der wahrscheinlich spätmerowingischen Kapelle - welche auf der allgemein in der Fachwissenschaft verbreiteten (und von mir damals noch nicht durchschauten) "Sigiburg-der-Sachsen-Lüge" basierte - auf ein ausgedehntes Minenfeld getreten. Noch gab es glücklicherweise keinerlei Detonation. Augenverdrehen.gif

Aus Düsseldorf erhielt ich später Einladungen des ,Mitgliederkreises Rhein-Ruhr-Wupper-Gebiet / Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte'. In einer Einladung (Rundschreiben) vom 14. März 1979 behandelte Anton Tripp einen bereits am 1. März angesprochenen Plan, „viermal im Jahr eine regionale Veranstaltung der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte stattfinden zu lassen": „Die Veranstaltungen sollen jeweils im ersten Teil ein oder zwei Vorträge enthalten. Der zweite Teil steht zur Aussprache - auch zu anderen gewünschten Themen - zur Verfügung. / Als zentraler Punkt für den Rhein-Ruhr-Wupper-Bereich ist zunächst das Neandertal zwischen Düsseldorf und Wuppertal vorgesehen. / Die erste Zusammenkunft findet am Samstag, den 7. April 1979, um 16 Uhr im Gesellschaftszimmer des Hotels Neandertal statt." - Nun, angesichts der Abiturprüfungen verzichtete ich darauf, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, auch wenn mich gerade der zweite vorgesehene Vortrag „A. Tripp 'Vorzeitforschung im Raume Düsseldorf'" interessierte, da das betreffende Gebiet an die "ruhrländische" und sauerländische Archäologie anknüpfte. (Damals wußte ich noch nicht, daß mir Herr Prof. Dr. Karl Narr das Bergische Land als Arbeitsgebiet für meine Dissertation vorschlagen würde.)
Meine Hoffnung, etwas Interessantes zur Prähistorie des Düsseldorfer Raumes zu erfahren, erfüllte sich also nicht. Doch an der folgenden Regionaltagung nahm ich teil; in meinem ,Tagebuch 1979' trug ich am 9. Juli 1979 Folgendes ein: „Am Samstag, den 7.7., [...] fuhr [ich] gegen 12.40 Uhr nach Düsseldorf und von dort weiter nach Neanderthal [sic!], wo ich gegen 14.50 Uhr ankam. [...] Kurz nach 15 Uhr erschien ich in der ,Neander-Höhle', wo ich wenig später an einer Regionaltagung der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte teilnahm. / Herr Dr. Korell versicherte mir, daß er mein | Buch bereits zum Teil durchgesehen habe und es in zirka zwei Wochen in Druck gehen lassen würde. [...] / Dann begann die Show auch schon. Ein gewisser Siegfried Lehmann verglich das römische Recht mit dem Althergebrachten [...]. [...] Herr Tripp erzählte dann noch einiges über schiffsförmige Steinsetzungen aus der Wikingerzeit in Dänemark, und um 11 [= 23] Uhr war die Show zuende." (S. 40 f.)
Dies war mein erster Besuch des tatsächlich eigentlich "Neanderthal" zu nennenden Abschnitts des Tals der Düssel zwischen Hochdahl und Mettmann. Auch wenn mich die Vorträge teilweise langweilten, machte mir der erste Aufenthalt in diesem Bereich des Düsseltals Freude und - last not least - Hoffnung auf eine erfüllende Zeit der Forschung im heimischen Raum. Dabei hätte mich die durch den Eisen- und Kalkabbau zerstörte Landschaft eigentlich zumindest optisch warnen müssen. Was soll's - ich war jung und unternehmungslustig! Auf den Besuch einer weiteren Regionaltagung des ,Mitgliederkreises Rhein-Ruhr-Wupper-Gebiet' verzichtete ich freilich.


Köln

Die alte Rheinmetropole Köln hat mich schon als Jugendlicher fasziniert. Gerne bin ich durch die Straßen gezogen und habe - ähnlich wie 1974 in Wien - nach Römer-Relikten gesucht. Nur gelegentlich habe ich mir Notizen zu diesen Aufenthalten gemacht:

Aus dem Tagebuch E (3.4.77 - 6.5.77) - Text geschrieben am 15. April 1977 im Alter von 17 Jahren: „Am Dienstag, den 5. April[,] war ich nachmittags in Köln, [und] habe dort die konservierten Reste des Praetoriums besichtigt, bin [dann] durch die Räume des Römisch-Germanischen Museums gegangen, [und dort] habe [ich] mir diesmal Verschiedenes genauer angeschaut (ich kannte mich schon einigermaßen aus) und widmete mich [gemeint: meine Zeit] den automatischen Diavorträgern, soweit sie betriebsbereit waren. Abends, vor der Heimfahrt, habe ich verschiedene Reste der Römermauer besichtigt, die Zeichen am ,Römerturm' u. a. als Tempelfront, aufgehende Sonne und Sonne schlechthin interpretiert und habe mich wieder in den Zug gesetzt und die Heimfahrt durch die Lektüre der zweiten Römerillustrierten - ein Meisterwerk und für mich eine Goldgrube - genossen. Ein Abendspaziergang im Lichtermeer an einer alten Römermauer und eine Reise durch die Nacht. Es ist zum Romantisch-Werden [...]."


Irland

Der Pferdewohnwagen-Urlaub in Irland im Sommer 1979 erleichterte mir die Abkehr von der "Oberschulzeit" und war bereits durch das Interesse an archäologisch relevanten Relikten geprägt.


Zusammenarbeit mit Heinz Lemmermann

Mein "Einstieg" im Arbeitskreis V des Hagener Heimatbundes begründete bereits zu Anfang (16.6.1975) eine Freundschaft mit dem einzigen anderen dort aktiven Jugendlichen. Ich notierte mir dazu in das Tagebuch A (S. 37 f. - vgl. oben zum Arbeitskreis): „Beim Heimatbund (bzw. [in] der Geschäftsstelle des Heimatbundes und der [= im] Arbeitsraum des Arbeitskreises für Vor- und Frühgeschichte) habe ich einen netten Jungen kennengelernt. Er heißt Heinz Lemmermann [...]. Er ist [...] 13 Jahre alt. Er sagt, daß er seit einem halben Jahr im Arbeitskreis mitarbeitet. Er weiß von den vorgeschichtlichen Funden im Hagener Raum schon gut bescheid. Ich werde mit ihm demnächst viel zusammenarbeiten. Am Montag, den 14. [Juli], gehe [sic!] ich mit ihm nach Eilpe, wo er in der Nähe des Rolandes am 10. [Juli] (Donnerstag) ein vorgeschichtliches Artefakt [...] gefunden hat [...]. | Heinz war mit mir [...] am Freitag [11. Juli] an der Glörtalsperre schwimmen und hat mir das Werkzeug, welches leider zerbrochen war und von dem [daher] ein Stück fehlte, gezeigt." (Einträge vom 9. und 12. Juli 1975)

Mit Heinz inspizierte ich unter anderem die Wallburg Ambrock, die Schanze im Hasper Stadtwald bei Spielbrink und den Kaisberg, wo gleichfalls eine Wallbefestgung angenommen worden war. Wir suchten auch diverse Höhlen auf, blieben dabei aber in der Nähe des Eingangs. Außerdem begleitete ich ihn bei Ackerbegehungen - unter anderem in Funckenhausen bei Vorhalle und in Höinghausen (Kuhweide) bei Delstern.

Aus meinem Tagebuch C (1976/II - 1977/I) zum 18. Dezember 1976 (Text vom selben Tag): „Nachmittags [= Am Nachmittag] habe ich darin Zerstreuung gesucht, daß ich mit Heinz [..] zur Hanerthöhle II (Höhle am Volmeabstieg) fuhr - er mit der Mofa, ich mit dem Fahrrad." (S. 35).

Aus dem Tagebuch E (3.4.77 - 6.5.77):
15. April 1977: „Am Sonntag, den 27. [März], besichtigte ich [...] Burg Altena; in den nächsten Tagen widmete ich mich meiner [sic!] Vor- und Frühgeschichte, indem ich mich weiterbildete und mit Heinz eine von ihm neu entdeckte karolingisch-mittelalterliche Siedlung (Höinghausen) absuchte." (S. 4)
27. April 1977: „[...] am Sonntag, den 24.4., [habe ich] mit dem Arbeitskreis Vor- und Frühgeschichte (= V) des HHB eine Exkursion nach Lüdenscheid unternommen [...]. | Gegen Mittag hatten [= haben] Heinz L. und ich Herrn Bleicher, der die Fundmeldungen an das Westfälische Landesmuseum in Münster zu übergeben pflegt [...], zur Wüstung Höinghausen geführt und eine archäologische Untersuchung unter seiner Aufsicht erwägt [= erwogen]. Zunächst wollten wir jedoch die weitere Entwicklung des Straßenbaus (neuer Verlauf der B 54) abwarten; die Trasse soll in unmittelbarer Nähe der vermuteten Gehöfte aus dem 9. Jahrhundert und der Zeit danach [...] vorbeiführen." (S. 18 f.)

Aus dem Tagebuch J zum 11. Juli 1977, einem Montag: „Nachmittags fuhr ich mit Heinz zur Donnerkuhle, wo ich den gewaltigen Steinbruch besichtigte, der schon eine ganze Menge | Hügelgräber aus der Bronzezeit gefressen haben mußte. Wir unterhielten uns über die [angebliche] Donar-Kultstätte und die betreffenden Flurnamen und entdeckten den Rest eines mutmaßlichen Hügelgrabes, daß [= welches] bereits ausgebuddelt worden war. Das ließ sich aufgrund des Zustandes [aber] nur schwer sagen [= einschätzen]. Dann fuhren wir über das neu eröffnete Tor zum Sauerland, Hagens neuem Wahrzeichen [gemeint: die Talbrücke], zurück. [...] Ich glaube, daß sich der Bau schon allein wegen der Aussicht gelohnt hat." (S. 44 f. - Text vom 17.7.1977)


Studium

Archäologische Tätigkeiten während meiner Studienzeit - ein wichtig gewesener Beitrag zur Sicherung meines Lebensunterhaltes... - sind hier zusammengefaßt: Praktische Arbeiten im Dienste der archäologischen Forschung während meiner Studienzeit, welche zugleich dem Lebensunterhalt dienten. Es handelt sich um die ergänzte Fassung eines Anhangs aus dem Studienbericht 1979 - 1994 (1997).



Im Folgenden finden Sie eine Übersicht zu den von mir bereitgestellten Beiträgen zur europäischen Geschichte auf Grund archäologischer Tätigkeiten. Bitte berücksichtigen Sie: die hier versammelten Beiträge stellen weitgehend ältere Gelegenheitsschriftsätze dar! Sie finden hier auch nur einen kleinen Teil meiner seinerzeit auf dem Commodore Amiga 1200 begonnenen Arbeiten, welche ich nicht auf "IBM-kompatible PCs" übertragen habe.


1. Thema: Römerzeit-Archäologie

Teil 1: Am Rhein

Text A: Mein erster Fundbericht (1975)

Text B: Mein liebes Köln! Aufenthalte in einer traditionsreichen deutschen Großstadt


Teil 2: Zwischen Rhein und Weser

Text A: Media in Germania. Gedanken zu den römischen Bewegungen zwischen Rhein und Elbe in augusteischer Zeit (1990)

Text B: Zum Hellweg in frührömischer Zeit (1990)

Text C: Zur Lokalisierung der Varusschlacht in Kalkriese (Niedersachsen)

Hinweis: Bis 2017 war ich der Meinung, daß der Plaggenwall bei Kalkriese am ehesten als Relikt des sogenannten Angrivarierwalls zu verstehen sei. Meine anfängliche Ablehnung der Lokalsierung der sogenannten Varusschlachtstätte mit dem Gelände zu Füßen des Kalkrieser Berges beruhte aber letztlich auf der Vorgehensweise der zuständigen Denkmalpflege, bei der das weitgehend unterlassen wurde, was bei einer neu entdeckten frührömerzeitlichen Befestigung gewöhnlich zuerst versucht wird: die komplette Erfassung der Ausdehnung. Die Rückkehr zu dieser Regel dürfte sich bewähren! (Dazu mehr in dem Artikel.)


Arbalo?




Ein anderes, allerdings mehrmals genutztes Schlachtfeldgelände (Römer- und Karolingerzeit) östlich der Weser zwischen Minden und Hannover, gesehen auf Autobahnfahrten vom 7.10.2011 und 6.7.2018:


Der zweite, aktuellere Film beginnt etwa bei 5:25 min. des ersten. Hinweis: Das Flatterband des zweiten Films entstand durch das Entwackeln der orginalen Raumfilmszenen; eine Software, welche Stereovideos und dabei besonders das Entkippeln (statt Entwackeln) unterstützt, stand mir bei der Erstellung des Films bedauerlicherweise nicht zur Verfügung. (Über Hinweise zu solchen - möglichst einfach zu handhabenden - Filmschnittprogrammen wäre ich dankbar!)



2. Thema: Neuzeit-Archäologie


Zur Einführung gedacht: Ein Artikel über die ,Probleme im spanischen Zeitalter' (nach Heinrich Lutz) aus dem Jahr 2003


Teil 1: Ausgrabungen in Schloß Neuburg am Inn

Text A: Kurzbericht über archäologische Untersuchungen im Schloß Neuburg am Inn im Jahr 1983


Teil 2: Ein Herz für Horst

Text A: Ausgrabungen in Gelsenkirchen-Horst 1990 - 1994

Text B: Besichtigung von Wismar im Oktober 1990


Teil 4: Glas und Keramik der jüngeren Neuzeit in Westfalen

Text A: Keramik und Glasfunde der Preußenzeit aus der Altstadt von Warburg, Kr. Höxter (1991)

Text B: Zur Geschichte der Glas- und Keramikherstellung in Hagen während des 18. und 19. Jahrhunderts (1991/1994)

Text C: Der Horster Sturzbecher




3. Thema: Heimatgeschichte

Teil 1: Ur- und Frühgeschichte

Text A: Der Kaisberg weckt immer wieder die Interessen der Heimatforscher (1976)

Text B: Kultureinflüsse frühgeschichtlicher Funde des Mündungsgebietes von Ennepe, Volme und Lenne (1991)

Text C: Zur Eröffnung des Museums für Ur- und Frühgeschichte am Kaisberg bei Hagen-Vorhalle (2004)

Archäologie in Hagen - Facebook-Album der Stadt Hagen


Teil 2: Hohensyburg

Text A: Der erste - längst überholte - Artikel Rekonstruktion der sächsischen Wallburg Sigiburg (1975)

Text B: Die Felsvertiefung unter der Peterskirche auf der Hohensyburg (1981)

Text C: Ein mutmaßlicher Brandopferhügel auf der ,Hohensyburg' (1992)




Teil 3: Prospektion im Hagener Süden

Text A: Wanderung von Zurstraße nach Selbecke anno 1975.

Text B: Mittelalterliche bis neuzeitliche Arbeitsspuren im Hagener Stadtwald (1993)

Seit 2009 halte ich wieder vermehrt Ausschau nach Schlackenhalden als Relikte mittelalterlicher Rennfeuerverhüttung zur Eisenerzeugung. Dieses Thema wurde (und wird) auch im Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe behandelt, und es freut mich sehr, daß ich an einem Aktionstag die Schlackenbergung aus einem nachgebauten eisenzeitlichen Windofen beobachten konnte:


Zu diesem Versuch gibt es auch einen Artikel bei www.archaeologie-online.de:
Ein archäologisches Experiment in der "heißen" Phase


Als Ergänzung empfehle ich die bei YouTube bzw. auf meiner Seite zum Hagener Stadtwald aufgelisteten eigenen Filme, welche diverse Halden, Hausgrundflächen, hohle und flache Wege, Pingen, Quellfassungen, Steinkuhlen, Terrassen und Zweiter-Weltkrieg-Relikte behandeln; das gilt in gleicher Weise für die Halle zwischen Haspe und Vorhalle. Seit dem Frühjahr 2017 veröffentliche ich meine Wanderungsvideos (Schwerpunkte: Bombentrichter und Verteidigungsobjekte, Pingen und sonstige Rohstoffgewinnungstätten, Hohlwege und Terrassen, Fossilien und andere interessante Steine) im News-Feed auf meiner Facebook-Seite; sie sind dort nur als Monovisionsfassungen verfügbar.



4. Thema: Speläologie

Teil 1: Zur Bedeutung der südwestfälischen Höhlen in vorchristlicher Zeit

Text A: Ur- und frühgeschichtliche Funde in südwestfälischen Höhlen (1983)

Text B: Kurzbesprechung der Dissertation von Wilhelm Bleicher, Die Bedeutung der eisenzeitlichen Höhlenfunde des Hönnetals (1992)

Text C: 17. Juli 2015: Eine prominente Hagenerin wird vorgestellt! [Artikel von Birgit Ebbert passend dazu.]



5. Thema: Religion und Magie

Teil 1: Kultgegenstände

Text A: Der Diskus (sogenannte Himmelsscheibe) vom Mittelberg unweit Nebra (Gmkg. Ziegelroda, Stadt Querfurt, Saalekr., Sachsen-Anhalt, Bundesrepublik Deutschland)



6. Thema: Südliches und östliches Europa

Teil 1: Entlang der Riviera von Opatija (Opatijska rivijera, Ostküste Istriens, Kroatien)

Text A: Zur Siedlungsgeschichte der Riviera von Opatija mit besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Mošćenička Draga


Teil 2: Südistrien (Umgebung von Pula, Südspitze Istriens, Kroatien)

Text A: Pula im Galopp. Bilder und Texte von einer Tagesfahrt nach Pula (Istrien) am 22. Juni 2009


Teil 3: Österreich

Text A: Eine archäologische Studienfahrt durch Österreich im Jahr 1983


Teil 4: Frankreich

Text A: Virtueller Ausflug an die französisch-italienische Grenze - mein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018)



7. Thema: Dokumentation und Darstellung

Teil 1: Methoden zur Erfassung mobiler und immobiler Objekte

Frühjahr 1982:
D/BYL/SR/Kreuzbreite/19820331_1010_mit_CaesiumMagnetometer
Erforschung eines eisenzeitlichen Gräftenhofes in Straubing-Kreuzbreite (Bayern) mit Hilfe eines Caesium-Magnetometers
Foto: Dr. Helmut Becker, München

[Das Thema wurde nicht weiterverfolgt. Behandelt werden sollte unter anderem der Gebrauch diverser Meßinstrumente, vor allem für die Anwendung zerstörungsfreier Untersuchungsmethoden, da hierzulande selbst Probeuntersuchungen der Bodendenkmalpflege mangels geeigneter Anwendungen gewöhnlich Zerstörungen darstellen. Ersatzweise empfehle ich den ausführlichen Artikel ,Daten statt Spaten' von science.apa.at. Darüber hinaus gibt es eine informative Seite von Herrn Prof. Dr. Wolfgang Neubauer über zerstörungsfreie Untersuchungsmethoden der Archäologie am Beispiel der Römer-Metropole Carnuntum in Österreich.]


Teil 2: Präsentation von Fundzusammenhängen und immateriellen Überlieferungen (Lokalisierung überlieferter Sachwerte, Bezeichnungen und Verhaltensweisen)

Text A: Ein archäologischer Rundflug mit dem Microsoft Flight Simulator II über England mit dem Amiga 1000 anno 1994

Text B: Archäologische Projekte in der 5D-Welt





TAGEBUCH-AUSZÜGE


Archäologie in Hagen


Auszug aus meinem Tagebuch E 3.4.77 - 6.5.77, Eintrag zu „Sonntag, den 24.4." 1977 (geschrieben am 27. April 1977 im Alter von 17 Jahren): „Gegen Mittag hatten Heinz L. und ich Herrn Bleicher, der die Fundmeldungen an das Westfälische Landesmuseum in Münster zu übergeben pflegt und der die Herausgabe der Hohenlimburger Heimatblätter usw. überwacht, zur Wüstung Höinghausen geführt und eine archäologische Untersuchung unter seiner Aufsicht erwägt [= erwogen]. Zunächst wollten wir jedoch die weitere Entwicklung des Straßenbaus (was den neuen Verlauf der B 54 betrifft) abwarten; die Trasse soll in unmittelbarer Nähe der vermuteten Gehöfte aus dem 9. Jahrhundert und der Zeit danach vorbeiführen (die Gehöfte sind eventuell auch schon älter)." - Ausgrabungen fanden dann bald darauf unter auswärtiger Leitung statt. Die Grabungsergebnisse wurden von einer Studentin in einer Magisterarbeit verwertet, diese selbst aber nicht veröffentlicht.



LITERATUR


Bei den folgenden Angaben handelt es sich bloß um einen kleinen Ausschnitt aus einem großen Fundus von Beiträgen zu dem hier angesprochenen Thema!


Albert Schäfer: Steinzeitliche Funde bei Hagen. In: Hagener Heimatblätter. Monatliche Beilage zur Hagener Zeitung, Jg. 1934, Heft Nr. 2 (Februar), S. 9 - 11.


Albert Schäfer: Aus Hagens Vorgeschichte. In: Westfalenland. Heimatbeilage zum Westfälischen Tageblatt. Hagen, Jg. 1935, Heft Nr. 1 (Januar), S. 1 - 17.

Es handelt sich um ein ganzes Heft mit umfangreichen Neufunden und erweitertem allgemeinen Teil (unter anderem ein Vergleich mit den Ergebnissen Karl Brands in Herne und Jofef Spiegels in Schwerte). Die Fundstellenangaben sind teilweise zum Schutz verschleiert (nur numeriert).]


Paul Jörgenshaus: Ein Beitrag zur Geschichte der Donnerkuhle. Donarkuhle - Rouet Klouster - Klostermannskotten. In: Hagener Heimatblätter. Monatliche Beilage zur Hagener Zeitung, Jg. 1936, Nr. 9 (September), S. 65 - 68.


Albert Schäfer: Frühgeschichtliche Grabhügel am Rafflenbeul. Aus der Geschichte einer Bauernsiedlung. Die alte Heer- und Poststraße nach Köln In: Hagener Heimatblätter. Monatliche Beilage zur Hagener Zeitung, Jg. 1936, Nr. 10 (Oktober), S. 75 - 77.


Walter K. B. Holz: Johann Janßen 90 Jahre. Zeichnend die Vergangenheit bewahrt. In: v. d. Linnepe Verlagsgesellschaft (Hg.), Heimatbuch Hagen + Mark. Hagener Heimatkalender 1991 (= Jg. 32), Hagen 1990, S. 241 - 244.


w.[ilhelm] b.[leicher]: In memoriam Johann Janßen. In: Hohenlimburger Heimatblätter e.V. (Hg.), Hohenlimburger Heimatblätter für den Raum Hagen und Iserlohn, 52. Jahrgang, Heft 4/91, Hagen 1991 (April), S. 138 - 140.


Heinz Lemmermann: Vor- und frühgeschichtliche Funde am Hagener Kaisberg. In: Hohenlimburger Heimatblätter e.V. (Hg.), Hohenlimburger Heimatblätter für den Raum Hagen und Iserlohn, 52. Jahrgang, Heft 4/91, Hagen 1991 (April), S. 109 - 137. [Mit Tuschezeichnungen von Johann Janßen, Detlef Rothe u. a.; Literaturverzeichnis von Detlef Rothe]


Wilhelm Bleicher: Neue Funde vom Kaisberg. In: Ernst Meyer-Maack Stiftung (Hg.), Heimatbuch Hagen + Mark. Jubiläumsausgabe. Hagener Heimatkalender 1999 (= Jg. 40), Vierzigster Jahrgang, Hagen 1998, S. 251 - 255. [Mit Tuschezeichnungen von Detlef Rothe; Kurzfassung auch in: Schloßverein Werdringen e.V. (Hg.), Schloß-Bote, 4. Jg., Hft. 1, Hagen 1994 (April), S. 16 - 23.]
-

Ilse Oberegge: Johann Janßen (1900 - 1990). In: Ernst Meyer-Maack Stiftung (Hg.), Heimatbuch Hagen + Mark. Jubiläumsausgabe. Hagener Heimatkalender 1999 (= Jg. 40), Vierzigster Jahrgang, Hagen 1998, S. 33 - 40.


Michael Baales, Ralf Blank u. Jörg Orschiedt: Archäologie in Hagen. Eine Geschichtslandschaft wird erforscht, 1. Aufl. Essen 2010 (Oktober).

Hinweis: Dieses an für sich sehr ansprechende Buch sollte kritisch gelesen werden, da es den Südwesten des Sauerlandes weitgehend nur aus Westfalen heraus betrachtet (wie es wegen der Zuordnung zur ,LWL-Archäologie' auch naheliegend ist) und sein Inhalt gelegentlich ideologisch stark voreingenommen wirkt (zumal im Hinblick auf das, was als ,professionell' verstanden wird). Von den ,Seitenhieben' auf lokal engagierte Autodidakten und der schon von Mortimer Wheeler beklagten Bevorzugung naturwissenschaftlicher Aspekte in der ,modernen' Archäologie (etwa: Welche Art Haferschleim aß John Keats?) einmal abgesehen empfiehlt sich der Band sehr als Einstieg in die regionale Materie und besonders als Begleitlektüre vor und nach einem Besuch des in den Vordergrund gerückten Museums im Schloß Werdringen zu Hagen-Vorhalle. Dieses Werk versteht sich auch als literarische Basis zukünftiger Grabungsunternehmungen (auf deren Notwendigkeit beinahe schon so penetrant deutlich hingewiesen wird, daß das Werk vielleicht einmal als ,Bettelbuch' in die Geschichte eingehen wird). In Folge dessen ist mit weiterführenden Neuauflagen zu rechnen. Insbesondere ein in jüngerer Zeit entdeckter Spalt bei der sogenannten ,Blätterhöhle' - die vielleicht besser Orschiedt-Höhle hieße - läßt auf eine bessere Erschließung von für die Mentalitätsgeschichte wichtigen Fundzusammenhängen hoffen. +++ Sehr gelungen und herausragend ist der im Rahmen eines Vorwortes vorangestellte Überblick des Direktors der ,LWL-Archäologie' Michael M. Rind über die Organisation der westfälisch-lippischen ,Bodendenkmalpflege'! Darüber hinaus verdient das Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt besonderere Beachtung. Mit Recht wird hier auf den schon von Johann Friedrich Möller anno 1804 erkannten besonderen Charakter des Dreiflüssemündungsraumes hingewiesen, dessen Naturlandschaft mein einstiger Klassenlehrer am Fichte-Gymnasium - nämlich Dr. Karl-Ernst Stamm - bereits im Hinblick auf die Siedlungsgeschichte in seiner Dissertation Die Täler von Lenne, Volme und Ennepe als Lebensräume (erschienen 1964) grundlegend analysierte.

Am 28. Januar 2015 stellte Herr Dr. Ralf Blank sein neues Buch vor, in dem es vordergründig um das Wasserschloß Werdringen geht, welches inhaltlich allerdings den in letzter Zeit erfolgten Wandel in der Beachtung und Beurteilung der Archäologie des Vierflüssegebiets im Nordwesten des Sauerlandes und seines regionalen und überregionalen Umfeldes in eindrucksvoller Weise dokumentiert. Das broschierte Werk (passend und preiswert für Besucher zum Mitnehmen!) deutet an, daß mit weiteren wichtigen Anregungen, Forschungen, Fortschritten und Präsentationen zu rechnen ist:
Mein Beitrag zu diesem Werk ist nur winzig klein - die Summe der zu den Voraussetzungen dafür Beitragenden machen letztlich das von R. Blank gekonnt vorgetragene Ergebnis aus. Diesbezüglich möchte ich nur meinen Jugendfreund H. Lemmermann erwähnen, dem wir die auf Seite 20 gezeichnet gezeigten Fundstücke verdanken (und welche von mir seinerzeit im Rahmen der vorgesehenen Dissertation in einer Datenbank erfaßt, gleichfalls gezeichnet und auch photographiert wurden - vgl. Anm. 14 auf S. 134). Falls es zu einer Neuauflage des Buches kommt, wird es wahrscheinlich ein Literatur-Verzeichnis (die möglichen Titel mehren sich...) und einige zusätzliche kartographische Darstellungen (eventuell historische wie die zum Urkastaster gehörende Ansicht) geben. Schon in seiner jetzigen Fassung kann ich es - auch im Hinblick auf die wichtigen zeitgeschichtlichen Fragestellungen - uneingeschränkt empfehlen. Ich verlinke daher zur betreffenden Buchvorstellung des Verlags (Klartext).

Über die weiteren Aktivitäten in der Stadt (zuletzt - anno 2019 - Gründung einer "Stadtarchäologie") informiert die Website der Hagener Stadtverwaltung und die Facebook-Seite des Stadtarchivs ("Hagener Stadtgeschichte").



LINKS


Museen zur regionalen Archäologie



Bei einem geplanten Besuch des ,LWL'-Museums für Archäologie (LWL steht für den ,Landschaftsverband' Westfalen-Lippe) in Herne kann man sich mittels einer Smartphone-Applikation vorab informieren (natürlich geht das auch ohne Besuchsabsicht...). Die kostenlose ,App' bietet neben Informationen zu Anfahrt, Öffnungszeiten, Eintrittskosten, Kontaktmöglichkeiten, Führungen und ,Programmen' eine Auswahl von Audio- und Videobeiträgen über Fundstücke, Fundplätze und Austellungsexponate aus einer Viertelmillion an Jahren im Raum Westfalen (Westfalen selbst ist natürlich noch nicht so alt!). Die Android-Version kann im Google Playstore, die Apple-Version bei iTunes heruntergeladen werden.



banner1
5. Dimension und Stereovision
Arbeits- und Freizeitwelt
Archäologie
Biographie
Gesundheit
Impressum
Neuigkeiten
Regionales
Reisen
Verkehr
14.11.2021 16:09