Tagebuchaufzeichnungen (rot), Foto-Register (grün) und Reiseprogramm (blau) aus dem Jahr 1978. Eine zeitnahe textliche Ausgestaltung zur Studienfahrt nach London wurde anscheinend nicht vorgenommen.
Zur Vorgeschichte der Auszug eines Briefes an meine Oma vom 18. Juli 1978:
„Was meine Ferienarbeit betrifft, so gefällt sie mir sehr. Ich arbeite [...] nur abends bei der Post und habe so den Vor- und Nachmittag zur freien Verfügung. [...] Von dem Geld werde ich die Studienfahrt nach London bezahlen, die ich Ende September bis Anfang Oktober unternehmen werde, und voraussichtlich eine Fotoausrüstung. Wenn ich die Studienreise zusammen mit einigen Mitschülern verlängere, so kann ich in England noch einige Tage Urlaub machen. Ich muß jedoch erst sehen, ob das Geld reicht. Hoffentlich kann ich während der Fahrt mein Englisch verbessern, denn die mündliche Note in diesem Fach ist noch schlecht. Du brauchst Dir aber keine Sorgen zu machen, denn die schlechteste Note war eine Vier, die beste eine Zwei." (Das Geld reichte nicht für einen Anschlußurlaub, aber immerhin für eine ausgezeichnete Spiegelreflexkamera.)
Kalendernotiz zu Sonntag, den 24. September 1978: "Studienfahrt Abreise 8:16 Uhr
124,80 [DM] Fahrtkosten
427 DM insgesamt mit '', dazu 300 DM [Taschengeld]"
1. Tag, Sonntag, 24.9.78
bis 8 Uhr Eintreffen der Schüler am HA-Hbf
8:16 ab Hagen
9:13 an Köln
9:42 ab Köln
14:55 an Ostende
15:40 ab Ostende
Film O
Perutz 19 DIN
1 (2) G 26
Hafen von Ostende
8 1/250 2x
24.9.78 16:05 Ortszeit
2 (6) G27
Volker [..] mit Mütze
links: Joachim [..], rechts: Jürgen [..]
5,6 1/250 2x
24.9.78 17:10 Ostender Zeit
4 (12) G29
v.l.n.r.: Andreas [..] und Elmar [..] auf dem Schiff bei unruhiger See
1x 22 1/8 sec Hand
24.9.78 18:10
~18.20 -> 19:00 an Dover
~21:00 -> 21:30 an South Croydon (Haupt-Coachstop Selsdon Road / Junction West Hill)
kein Abendessen vorgesehen!
23 Uhr to bed [= ging ich zu Bett]
2. Tag, Montag, 25.9.78
7:30 Frühstück
8:30 Coachstop
1. Teil der Stadtrundfahrt
5 (14) G30
Albert Memorial
1,7 1/500 1x
25.9.78 10:10
6 (16) G31
Big Ben
1,7 1/1000 1x
25.9.78 11:00
7 (18) G32
Big Ben (dasselbe)
8 1/60 2x
25.9.78 11:00
8 (20) G33
Musikkapelle bei Changing of the Guards unweit des Buckingham Palace
1x 2,8 1/500 1x
25.9.78 11:20 [11:10?]
9 (22) G34
Queen Victoria Memorial und Buckingham Palace
2,8 1/1000 1x
25.9.78 11:15 [11:25?]
10 (26) G35
Changing of the Guards vor Buckingham Palace (Musikkapelle)
5,6 1/250 1x
25.9.78 11:30
11 (32) G36
Haupttor und Portal des Buckingham Palace mit berittener Wache und im Hintergrund Musikkapelle
22 1/8 1x von Hand!
25.9.78 11:55
12 (34) G37
St. James's Park vor Buckingham Palace
2,8 1/500 1x
25.9.78 12:05
14 (40) G39
Taxis in der Nähe des Buckingham Palace sowie Flugzeug
4 1/125 1x
25.9.78 12:20
12:30 - 14:00 Mittagspause
2. Teil der Stadtrundfahrt
15 (42) G40
Andreas [..], Löwe und Teil der Säule auf Trafalgar Square
25.9.78 13:20
16 (44) G41
Big Ben von Trafalgar Square [aus]
starker Hell-Dunkel-Kontrast, der die Wolken betont
11 1/125 1x
25.9.78 13:25
17 (46) G42
Nelson Column des Trafalgar Square
11 1/125 1x
25.9.78 13:25
18 (48) G43
Chor der St. Paul's Cathedrale
1,7 1/30 1x
25.9.78 14:35
19 (50) G44
dsgl.
1,7 1/15 2x
25.9.78 14:35
20 (52) G45
Chor aus der Kuppel
1,7 1/15 1x
25.9.78 14:40
21 (58) G46
Blick vom obersten Punkt der Kuppel auf den Boden
1,7 1/8? 1x
25.9.78 14:45
22 (60) G47
Blick von der St. Paul's Cathedrale auf obere Themse mit Blackfriars Station, Waterloo Bridge und Hungerford Bridge. Links Kulturzentrum
5,6(?) 1/60 2x
25.9.78 14:50
23 (62) G48
dsgl.; Blick nach WNW entlang Holborn Viaduct, Holborn und High Holborn Straße. Im Hintergrund: Post Office Tower. Davor die grüne Kuppel des British Museum.
5,6 1/125 1x
25.9.78 14:50
24 (64) G49
dsgl.; Blick nach Norden entlang der Aldersgate Street auf moderne Hochhäuser
5,6 (11?) 1/125 1x
25.9.78 14:50
25 (66) G50
dsgl.; Blick nach OSO entlang und über die Themse; im Hintergrund links der Tower, rechts davon die Tower Bridge
5,6 (11?) 1/125 1x
25.9.78 14:50
26 (68) H1
dsgl.; Blick auf [den] Uhrenturm der Kathedrale und auf [die Straße] Ludgate Hill, bzw. Cannon Street
11 1/60 1x
25.9.78 14:52
27 (70) H2
Blick von London Bridge auf Tower, Tower Bridge und Museumsschiff H.M.S Belfast
5,6 1/250 1x
25.9.78 15:10
29 (74) H4
Gruppenbild an der Themse; links Tower Bridge
5,6 1/125 1x [25.9.78]
Ende des Films O
17:00 Uhr Rückfahrt
19:00 Abendessen
a visit to several pubs [= ein Besuch mehrerer Gaststätten]
watching TV [= ich habe (danach) ferngesehen]
0:30 to bed
3. Tag, Dienstag, 26.9.78
8 Uhr Frühstück
9:15 Uhr Treffen Stadtrundgang West End
entlang der Themse (von Charing Cross bis [zum] Tower)
Film P
1 (0) H5
Ich auf der London Bridge; im Hintergrund Tower, Tower Bridge, Museumsschiff H.M.S. Belfast
(Foto: Andreas [..])
5,6 1/500 2x
26.9.78 11:25
5 (5) H9
Tower von der Tower Bridge [aus]
4 1x 1/1000
26.9.78 11:55
6 (6) H10
Ein Turm der Tower Bridge
4 1x 1/1000
26.9.78 11:55
mittags Essen in einem Restaurant
(Fahrt von Tower Hill zurück zu Charing Cross mit U-Bahn)
Piccadilly Circus um 1980 (nach einer Ansichtskarte)
Text auf der Postkarte
7 (8) H11
Eros-Denkmal auf Piccadilly Circus mit Andreas [..]
1x 1/1000 4
26.9.78 13:25
nachm[ittags] am Trafalgar Square aufgehalten
8 (10) H12
Andreas mit Tauben auf dem Trafalgar Square
1x
26.9.78 16:15
9 (11) H13 Andreas und Jürgen [..] vor einem Löwen auf dem Trafalgar Square
im Hintergrund: die Nelson Column
1x
26.9.78 16:15
10 (12) H14
ich am selben Ort
(Foto: Jürgen [..])
1x
26.978 16:15
11 (13) H 15
desgl., zusammen mit Andreas
1x
26.9.78 16:15
12 (14) H16
Teil des Trafalgar Square
22 1/15 1x
26.9.78 16:15
Coventry Street, Piccadilly Circus, Soho. 19 Uhr zurück
19 Uhr Abendessen
Abends ferngesehen bis 22:30
zu Bett
4. Tag, Mittwoch, 27.9.78
7 Uhr Frühstück
[Der Programmpunkt Ganztägige Exkursion nach Schloß Windsor und Oxford wurde gestrichen.]
vorm[ittags] mit Andreas in East Croydon gewesen
mittags Fish & Chips
nach[mittags] bei der Gastfamilie gewesen
Ferngesehen und mit den Kindern gespielt
18:40 Uhr Abendessen
In the evening I went together with Andreas in[to] two pubs.
10:30 I went to bed. [= Am Abend suchte ich mit Andreas zwei Gaststätten auf. Um 22:30 Uhr ging ich zu Bett.]
5. Tag, Donnerstag, 28.9.78
7:30 Uhr Frühstück
[gestrichen: 9:00 Coachstop
10:00 - 10:15 Uhr British Museum]
British Mus[eum the] whole day [= den ganzen Tag über im Britischen Museum gewesen]
14 (17) H18
Detail des Parthenonfrieses im British Museum
1x 1/60 1.7
28.9.78 12:00
15 (18) H19
Pferdekopf in der Duveen Gallery im British Museum
1x 1/60 1.7
28.9.78 12:00
16 (19) H20
Teil des Parthenonfrieses
1x 1/60 1.7
28.9.78 12:00
17 (20) H21
Detail des Helmes von Sutton Hoo
(Rekonstruktion)
1x 1.7 1/30
28.9.78 12:30
18 (21) H22
Einer der beiden Löwen vom Eingang des Tempels von Ishtar-belit-mata bei Nimrud (etwa 880 v. Chr.)
3 1/2 m 1x 1.7 1/15
28.9.78 14:15
lunch in a snack bar
18:30 back again [= Mittagessen in einer Snackbar - 18:30 Uhr zurück gewesen]
6. Tag, Freitag, 29.9.78
7:30 Uhr Frühstück
[gestrichen: nicht obligat: Stadondyne[?] City / East End]
7:10 aufgestanden
8 Uhr Frühstück
9:00 [Purley Oaks] Station
vorm[ittags] Westminster Abbey
19 (22) H23
zwei Rolls Royce vor der Westminster Abbey
1.7 1/250 1x
29.9.78 11:00
20 (23) H24
In einer U-Bahn-Station
1.7 1/125 1x
29.9.78 12:45
-> Hare Krishna
[Am] Mittag in einer Bar gegessen (Pizza)
gute Musik gehört (hpts. Rolling Stones)
gemütlich [Das] erste Mal [in London] richtig wohl gefühlt.
Wetter schlecht, regnerisch
nachm. im Imperial War Museum
5 (5) H38
Blick vom Trafalgar Square auf Big Ben
1.7 1/250 1x
30.9.78 17:25
6 (6) H39
Teil des Trafalgar Square
1.7 1/250 1x
30.9.78 17:30
spät nachm. [mit] Elmar + Andreas am Trafalgar Square getroffen
im Pub
18:25 zurück nach Purley Oaks [Station]
ca. 19:00 Abendessen
gegen 20 Uhr zu Bett
So[nntag, 1. Oktober 1978]
schlechtes Wetter
8:00 [gestrichen: 7:30] Frühstück
7 (8) H40
Kramer und Teil der Reisegruppe am Coach Stop F in Purley Oaks
1x 2.8 1/125
1.10.78 9:10
9:15 [gestrichen: 9:00 Coachstop] Purley O. Stat[ion] [gestrichen: Petticoat Lane ([Stadtplan-Quadrate] NO 2,3)
12:15 Westminster Abbey -> Richter-Prozession zum House of Lords
evtl. British Museum od. Spea[k]er's Corner
19:00 Abendessen]
13 (15) H46
Mr. Sympathisant und sein Opponent, der sich leicht angeschwärzt fühlt
2.8 1/250 1x
1.10.78 14:20
14 (16) H47
Gruppe um Socialist Party Speaker, im Vordergrund Michael [..] und Elmar [..]
2.8 1/1000 1x [ergänzt: unterbelichtet, weil 1/2 Himmel!] [1.10.78]
15 (17) H48
Serpentine im Hyde Park, von der Brücke aufgenommen, im Hintergrund Towerbridge [sic] und Turm vom Parlamentsgebäude
1/250 8 1x
1.10.78 15:05
abends Fotobummel mit Elmar durch City
16 (18) H49
Royal Albert Hall am Abend
1x 1.7 1sec
Hand, Apparat aufgelegt
1.10.78 19:10
17 (19) H50
Triumphbogen an [der] Hyde Park Corner
1/2 1x 1.7 Kamera abgestützt (ohne Stativ)
1.10.78 19:40
18 (21) I1
Nelson Column bei Nacht
1.7 4x 1sec (aufgelegt)
1.10.78 20:25
19 (22) I2
Nordostecke des Trafalgar Square bei Nacht
1/15 1x 1.7 aufgelegt
1.10.78 20:30
20 (23) I3
Parliament House bei Nacht
2.8 2x 4sec aufgelegt
1.10.78 21:00
21 (25) I4
Big Ben bei Nacht
1.7 1/4 4x
1.10.78 21:15
22 (26) I5
Air-Force-Memorial an der Themse bei Nacht
1/8 2x 1.7 Hand!
1.10.78 21:20
23 (27) I6
County Hall an der Themse bei Nacht
1/4 1x 1.7 aufgelegt
1.10.78 21:25
Sherlock Holmes Pub. 22:50 Zug[-Abfahrt]
spät nach Hause
9. Tag, Montag, 2.10.78
[gestrichen: 7:30 Frühstück]
0:50 zu Bett
[Am Montag] schien vorm. wieder die Sonne
7:30 aufgestanden
8:30 Frühstück
vorm. mit Kindern [der Gastfamilie] gespielt. 11 Uhr Brief[?]
24 (28) I7
Ich im Purley Oaks Station
(Aufnahme: Andreas [..])
1/60 1x 5.6
2.10.78 12:30
nachm[ittags] 12:35 ab Purley Oaks [Station]. [In der City] in einem Pub [zu] Mittag gegessen (Cottage Pie)
nachm. National Gallery
25 (29) I8
Trafalgar Square von der National Gallery [aus]
1x 1/125 11
2.10.78 16:15
Spätnachm. am Trafalgar Square aufgehalten
[gestrichen: 19:00 Abendessen
evtl. Theaterbesuch]
abends im Pub
26 (30) I9
Szene in einem Londoner Pub: Thomas [..], André [..], Wilfried [..], Bernd [..]
1.7 1x 1/8 aufgelegt
2.10.78 20:30
27 (31) I10
André (und Wilfried) im Pub (Foto: Bernd)
1,7 1x 1/4sec (Hand!)
2.10.78 20:40
28 (32) I11
Der Air-Force-Mann [angeblich] aus Düsseldorf, der unbedingt deutsch sprechen wollte.
1x 1,7 1/30 Hand
2.10.78 21:00
[Hierzu finden Sie unten einen Nachtrag.]
23:30 Uhr zu Bett
Di[enstag,] 3.10.
6:30 Uhr aufgestanden
7:00 Frühstück
8:00 ab Busstop
Fahrt nach Windsor und Oxford
vorm[ittags] Windsor Castle (regnerisch)
32 (36) I15
Blick vom Sheldonian Theatre auf den Ostteil von Oxford
8 1/125 1x
3.10.78 15:00
19 Uhr Abendessen
[gestrichen: abends Mousetrap 30 min. vor Beginn vor Theater]
abends im Pub
etwa 23 Uhr zu Bett
11. Tag, Mittwoch, 4.10.78
[gestrichen: 7:30 Frühstück]
9:30 Frühstück
vorm[ittags] Koffer gepackt
nachm[ittags] mit Doppeldeckerbus nach London. [Auf dem] Trafalgar Square Tauben gefüttert, auf [dem] Monument gewesen, am Tower gewesen. 18 Uhr zurück
19 Uhr Abendessen
20 Uhr im "Purley Arms" gewes[en]
etwa 23 Uhr zu Bett
12. Tag, Donnerstag, 5.10.78
7:00 Frühstück
8:00 Coachstop (mit Gepäck)
Busfahrt nach Canterbury - Besuch der Kathedrale
11:00 Uhr Abfahrt vom Longport Coachpark (Canterbury[)]
ca. 13:00 [= Ersatz für: 12:40] Uhr ab Dover
33 (37) I16
Hafen von Dover vom Schiff [aus]
1x 5,6 1/500
5.10.78 13:20
[gestrichen: ~17:15 an Ostende]
18:07 Uhr ab Ostende
21:24 Uhr an Köln
21:37 Uhr ab Köln
ca. 22:30 [= Ersatz für: 22:36] Uhr an Hagen
23:30 Uhr zu Bett
Auszug aus IRISCHES TAGEBUCH 1979. (Texte vom 24. August und 14. September jenes Jahres)
Mein Irlandurlaub begann am Donnerstag, den 16. August [1979], um 16.50 Uhr auf dem Hagener Hauptbahnhof. [...]
Über die Bahnfahrt nach Ostende gibt es nichts Wesentliches zu berichten.[...]
Gegen 2.30 Uhr morgens [am 17. August] legte die Fähre nach Folkestone ab. Die vier Stunden Überfahrt verbrachten wir [= die Reisegruppe] teils schlafend,
teils trinkend oder essend. Als ich Ostende verließ, genoß ich das glitzernde Lichtermeer der Hafenstadt, schaute teils wehmütig zurück, teils erwartungsvoll voraus. [...] Am frühen Morgen kamen wir in Folkestone an. Nach langem Warten ging es weiter nach London-Victoria. Ich konnte die Ankunft kaum erwarten. Ich wollte London endlich wiedersehen, und erkannte voller Genugtuung, daß alles noch beim Alten war. Aber es war das erste Mal, daß ich dieses blöde, rege Geschäftstreiben so richtig wahrnahm. Bei meiner Studienfahrt in Englands Hauptstadt hatte ich mich wohl zu schnell daran gewöhnt, um es noch wahrnehmen zu können. Ulrich haute einen Taxifahrer an, der uns für ein Pfund pro Person zu siebt mit sämtlichem Gepäck zum Bahnhof Paddington verfrachtete. Es war eine Wahnsinnsfahrt. Die Londoner schienen keine Rücksicht zu kennen. Da wir morgens gegen 10 Uhr noch über fünf Stunden Zeit bis zur Weiterfahrt hatten, fuhren wir mit der U-Bahn ins Zentrum. Ich sah Piccadilly Circus wieder
und fühlte mich beinahe wie zu Hause. In Soho machten Ulrich, Erika, Gudrun, Rolf, Klaus, Renate, ["]Mildred["], Gerd und ich ein chinesisches Restaurant ausfindig, in dem man offenbar preiswert und gut essen konnte. Daß wir im Nachhinein das Doppelte zahlen mußten, als auf der Speisekarte angegeben war, sei nur nebenbei erwähnt. Im Gegensatz zu den anderen - was ich so mitbekam - schmeckte mir das Essen recht gut. Nach einem kleinen Stadtrundgang kehrten wir mit einem Doppeldeckerbus nach Paddington zurück. Der Zug fuhr pünktlich gegen 15.30 Uhr ab [Anspielung auf den Agatha-Christie-Roman „Four Fifty from Paddington"].
Anläßlich der Rückfahrt schrieb ich zum 8. September 1979: Wir kamen erst gegen 23.30 Uhr in London-Paddington an, zu einem Zeitpunkt, zu dem es sich nicht mehr lohnte, nach einem Bett Ausschau zu halten.
Zum Glück hatte die „Railbar" noch auf, so kaufte ich einen öligen Kaffee und ein paar ranzige Cheese-Sandwiches, um meinen gröbsten Hunger zu stillen. Bei der Gelegenheit wurde ich von einem Engländer angequatscht, der mit dem Radl aus Germany da war. Er bat mich, ein Bewerbungsschreiben, das er in einem kläglichen Deutsch verfasst hatte, zu verbessern. Ich hatte viel Spaß dabei, und ich las, daß er sich rühmte, deutsche Fachliteratur auf seinem Gebiet fehlerlos übersetzen zu können. Ich tat ihm den Gefallen und wurde erst am Sonntag, den 9. September, gegen 2.30 Uhr fertig.
Langsam war ich so kapputt und fühlte mich so unwohl, daß ich nur noch pennen wollte. Ich gesellte mich zu den anderen, soweit sie sich nicht verabschiedet hatten, und legte mich auf einer Bahnsteigbank pennen. Ich blieb auch weitgehend ungestört; es war warm, und es ziehte [= zog] nicht; nur gelegentlich weckte mich das entsetzliche Dröhnen einer der klapprigen englischen Dieselloks.
Punkt 6 Uhr standen wir auf. Wir warteten auf die erste U-Bahn der Circle Line und fuhren in Richtung Victoria-Station. Unterwegs verabschiedeten sich Rolf, Christine, Gerd und Guido, und so blieben nur noch Wolfgang und ich übrig. Renate, Erika, Gudrun, Klaus und Ulrich hatten bereits in der Nacht ein Taxi genommen, das sie zu einer Unterkunft bringen sollte. Renate, Klaus, Guido, Gerd und Rolf wollten noch ein paar Tage in London bleiben.
Da unser Zug erst gegen 10.35 Uhr fahren würde, schlug ich Wolfgang vor, eine Runde mit der Circle Line zu fahren und dann erst im Victoria [Station] auszusteigen, da es uns keine zusätzlichen Kosten bringen würde. Er war einverstanden, und so frühstückten wir in der Bahn, bis wir nach etwa einer Stunde in Victoria ankamen. Dort sahen wir uns erst einmal den Fahrplan an, in dem unser Zug nicht angegeben war - offenbar handelte es sich um einen Sonderzug zur Fähre -, dann wechselte ich mich mit Wolfgang beim Bewachen des Gepäcks ab. Als ich an der Reihe war, tauschte ich noch etwas Geld um - zu einem unmöglichen Kurs -, reservierte zwei Plätze bei transalpino für den Zug (nachdem ich nach langem Suchen das geöffnete Büro fand) und verfiel auch so der ganzen Hektik in der Bahnhofshalle. Ich wollte endlich da raus.
Bevor der Zug gegen 10.35 Uhr abfuhr, trafen wir Erika, Gudrun und Ulrich, die mit dem nächsten Zug fahren mußten. Während der Fahrt lernte ich eine nette Amerikanerin kennen, die aus Arizona stammte, und zusammen mit Wolfgang spielten wir Karten. Zunächst pokerten wir, dann brachte Wolfgang ihr Mau-Mau bei, und zu guter letzt spielten wir amerikanisch.
Gegen 12 Uhr mittags waren wir in Dover und gingen aufs Boot.
Die Amerikanerin sah ich nicht wieder. Dafür nahm mich das belgische Fährschiff gefangen, ein dämlicher, alter Kutter, den man längst hätte versenken sollen. Ich war sehr enttäuscht. Drinnen alles eng; es stank nach Schimmel und Desinfektionsmitteln; dazu waren Speisen und Getränke arschteuer. Auch der duty-free-shop verkaufte nichts so günstig wie anderswo. Ich verzog mich nach einer mehr schlechten als rechten Mahlzeit zu Gudrun, Erika und Ulrich in die "lounge" (Diele), las dort im Spiegel und versuchte mit geringem Erfolg zu pennen. Danach war mir schwindelig und übel.
Es war der traurigste Abschied, den man sich nach einem Urlaub wünschen kann. Ich war froh, daß ich am späten Nachmittag von der Fähre kam und bald in einem bequemeren Zugabteil saß, das eigentlich reserviert war. Das hat jedoch niemanden gestört. Die letzten Stunden der Reise verbrachte ich fast vollständig mit meiner „Spiegel"-Lektüre. Nachdem wir in Köln umgestiegen waren, kamen wir um 22.49 Uhr in Hagen an.
IRISCHES TAGEBUCH 1979.
Hier finden Sie den kompletten Bericht über meine Irlandreise von August bis September 1979.
Rückblende: Scheidung auf schottisch - zu einer Begegnung in London
Einige Jahre nach meinen London-Aufenthalten las ich im deutschen Magazin Stern, und zwar in der Ausgabe Nr. 34 vom 16. August 1984, einen mit Fotos versehenen Artikel, welcher mich spontan an die Begegnung mit dem Royal Air Force-Mann aus Nordrhein-Westfalen im Youngers Pub zu London erinnerte.
Der eine Seite umfassende Artikel von Lisa Trunk auf S. 120 erschien in der Rubrik DIESE WOCHE und war mit AUSLÄNDEREHEN. Scheidung auf schottisch überschrieben. Das Foto zeigt mit der fettgedruckten Beischrift Der Gentleman war ein Filou die gleiche hagere Gestalt mit einem sehr ähnlichen, geradezu grimassenhaften Gesichtsausdruck wie auf meinem Foto, doch war der Haarwuchs auf dem etwa sechs Jahre älteren Bild im Stern noch dichter, vor allem bei den Augenbrauen.
Der abgebildete Offizier war gemäß dem Artikel im westfälischen Herford und nicht - wie der Pub-Besucher angab - im rheinischen Düsseldorf stationiert gewesen. Die Ortsangabe des Mannes stimmte wohl schon deshalb nicht, weil mir für die Zeit nach dem Weltkrieg kein Fliegerhorst in Düsseldorf bekannt war und ist (vgl. Werner Treibel, Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen, S. 131 ff.). Jedenfalls verschwand der Mann im Oktober 1972 aus Herford nach Großbritannien, ohne sich weiter um seine deutsche Gattin zu kümmern. Immerhin wurde nach Nachforschungen bekannt, daß er regelmäßig seine Pension von umgerechnet etwa 2000 Euro bei der Lloyds Bank in London bar abhob. Da der Mann noch gesucht wurde (seine Ehefrau mußte Sozialhilfe beantragen), nahm ich schriftlichen Kontakt mit der Autorin des Artikels auf. In einem Brief vom 15. September 1984 schrieb ich unter anderem: „Mir fiel sogleich das Porträt des Herrn Mackintosh auf, [...] ohne daß ich mich bereits um den Text gekümmert hätte. Ich besitze nämlich ein ganz ähnliches [...]. Es zeigt dasselbe Lächeln, dieselben - damals aber schon vermehrten - Falten, die wohl identischen abstehenden Ohren. Ich bin mir sicher, daß es sich um dieselbe Person handelt [...]. Aufgenommen wurde mein Dia (Archiv-Nr. Q 32) am 2. 10. 1978 in dem Pub "Youngers" in der Londoner Innenstadt. Dieser Pub machte auf seinen Schaufenstern Werbung für "Scottish Ales". Die abgelichtete Person wurde damals in diesem Pub - sie hatte ein "pint of ale" in der Hand - auf uns aufmerksam, als ich mich [...] auf deutsch unterhielt. Er schloß sich uns von selbst an, machte einen sympathischen Eindruck, ja fast den eines Gentlemans, und ich hielt ihn für ein angloschottisches Original. Er erzählte uns, daß er als Pilot der Royal Air Force lange Zeit in Nordrhein-Westfalen gelebt hätte (ich meine, er hätte Düsseldorf genannt). [...] Er schien sich in dem Pub recht heimisch zu fühlen, vielleicht war es seine Stammkneipe." - Ob der Brief irgendwelche Konsequenzen nach sich zog, ist mir nicht bekannt. Ich habe den Mann immerhin am ersten Banköffnungstag des Monats getroffen, so daß er bei einer gezielten Suche unschwer hätte ausfindig gemacht werden können. Auf ein späteres Angebot meinerseits zur Publikation des Dias wurde allerdings auch nicht eingegangen. Möglicherweise verhinderten ,höhere Interessen' weitere Nachforschungen. Eigenen Internet-Recherchen zufolge könnte es sich um einen Piloten gehandelt haben, welcher möglicherweise schon während des Zweiten Weltkrieges die Lancaster EE126 EM-A der 207 Squadron steuerte, etwa am 17. August 1943 nach Peenemünde. Allerdings wird der Nachname des Piloten bei der 207 Squadron Royal Air Force Association etwas anders geschrieben, und es fragt sich überdies, ob der Name Macintosh/MacIntosh/MacKintosh/Mackintosh bei der Royal Air Force (zumal mit einem sehr gängigen Vornamen) bis 1972 nicht häufiger vorkam, denn selbst die zunächst ungewohnt anmutende Schreibweise Mackintosh ist im angelsächsichen Bereich nicht ungewöhnlich (vgl. Autoren-Namen bei Amazon)! Ich habe lange gezögert, die Sache hier - nach mehr als dreißig Jahren - anzusprechen, doch wirft sie immerhin ein interessantes Licht auf zeitgeschichtliche Verhältnisse! Das Verhalten der hier angesprochenen Person anno 1972 und 1978 läßt daran denken, daß diese im 1970er Jahrzehnt eventuell alkoholkrank war, und nach möglichen Ursachen würde man angesichts von Weltkrieg und Kaltem Krieg für den Fall des Zutreffens wohl nicht lange suchen müssen. (Nachtrag vom 8. März 2010).
Literatur:
Werner Treibel, Geschichte der deutschen Verkehrsflughäfen. Eine Dokumentation von 1909 bis 1989, Bonn 1992 - ISBN 3-7637-6101-2
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MEDIEN
Filme
Eine Darstellung ältester Schwarzweißfilmsequenzen zur City of London - teilweise wiederholt in Gegenüberstellung mit Aufnahmen von 2015 oder ergänzt durch Kartenausschnitte zur Lokalisierung - hochgeladen von Yestervid bei YouTube.com:
Farbfilm(!) von Claude Friese-Greene über die Sehenswürdigkeiten und den Straßenverkehr in London anno 1927 - hochgeladen von KEMO Simpson bei YouTube.com:
Schmalfilm - hochgeladen von Footageforpro.com bei YouTube.com - über London anno 1979 - quasi das "übliche Touristenprogramm" - in guter Qualität, aber mit für meinen Geschmack zu schnellen Schnitten:
This Is London - Fabulous Travelogue made in 1980 - hochgeladen von British Movietone bei YouTube.com: