VERKEHR

Die Dresdner Schwebebahn

von Detlef Rothe aus Hagen in Westfalen



Als ,Vorgeschichte' der Dresdner Schwebebahn kann die Einschienenbahn von Friedrich Wilhelm Harkort (*1793 - † 1880) gelten, welcher in Westerbauer - einem heutigen Ortsteil von Hagen in Westfalen - geboren wurde und dort im Haus Harkorten aufwuchs. In der Nummer 26 der Zeitschrift „Hermann“ veröffentlichte F. Harkort im Jahre 1825 den Aufruf, zwischen Köln am Rhein und Minden an der Weser eine Eisenbahn zu bauen. Weniger bekannt ist, daß dieser Eisenbahnpionier durch seine Fabrik im Jahr 1826 probehalber in Elberfeld (das heute ein Stadtteil von Wuppertal) eine Einschienenbahn aufstellen ließ, nachdem anno 1824 der englische Ingenieur Henry Robinson Palmer eine solche Bahn vorgestellt hatte, bei der hängende Transportbehälter von Pferden gezogen wurden. Gemeinsam mit dem Bergrat Heintzmann versuchte Friedrich Harkort die Öffentlichkeit für diesen Vorläufer zu interessieren, was aber erst drei Generationen danach durch den Bau der Wuppertaler Schwebebahn späte Früchte trug.

Bei der Schwebebahn-Anlage in Dresden, welche die Ortsteile Loschwitz und Oberloschwitz verbindet, handelt es sich um die erste Berg-Schwebebahn:
EU//D/SN/DD/1901_Dresden_Deutschland_Bergschwebebahn_(wsw-informationen_3-2011_S23)
Sie weist eine Streckenlänge von 274 m und einen zu überwindenden Höhenunterschied von 84 m auf. Sie wurde nach einer Bauzeit von drei Jahren am 6. Mai 1901 eingeweiht und galt bald - ähnlich wie beispielsweise der Zeppelin - als technische Inititialzündung des damals neuen Zwanzigsten Jahrhunderts:

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Die Bahn aufwärts gesehen (Stereobild etwa um 1905)

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Blick auf Loschwitz von der Bahn aus (Stereobild etwa um 1905)

Zum Vergleich die ,normale' Bergbahn von Loschwitz aus dem Jahr 1895:
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(Stereobild etwa um 1905)


Die Wuppertaler Schwebebahn stellt mit ihren Waggons eine im 19. Jahrhundert begonnene Eigenentwicklung dar, bei welcher die Eisenbahn als Vorbild diente. Die Wuppertaler Schwebebahn gilt zwar als die älteste Einschienenbahn der Welt und ist in ihrer Art (nach Demontage der für Demonstrationszwecke errichten Anlage von Berlin) einzigartig, doch die gleichfalls noch bestehende Bergschwebebahn von Dresden-Loschwitz stellt als Bergbahn immerhin das ,Urexemplar' einer eigenen Variante dar, welche sich eher an Drahtseilzugbahnen orientierte, welche unter anderem bei Hallstatt in Österreich oder zwischen Dortmund-Syburg und Schwerte-Westhofen in Deutschland gebauten wurden.

Schwebebahnen werden auf Grund ihrer Betriebssicherheit heute weltweit vorwiegend im Bergbau eingesetzt. Als Beispiel nenne ich nur die boomende Firma SMT Scharf AG im westfälischen Hamm, welche als Holding über ihre Beteiligungen auf dem Gebiet der Transporttechnik für den Bergbau engagiert ist. Entgleisungssichere Bahnen gelten als die einzigen, mit denen untertägig in verzweigten Strecken Steigungen von mehr als 13 Grad bewältigt werden können.

Der Kölner Industrielle und Erfinder Eugen Langen versuchte seinerzeit, das von ihm entwickelte System der einschienigen Hängebahn neben Dresden und Wuppertal auch andernorts (zum Beispiel mittels einer Versuchsanlage in der Reichshauptstadt Berlin) zu vermarkten, doch gab es die zur Umsetzung der revolutionären Technik nötige Weitsicht seinerzeit anscheinend nur in den genannten Städten. So haben wir in der Loschwitzer Bergschwebebahn letztlich ein eigenständiges Original, welches überdies besser gehegt und gepflegt wird als die große Schwester in Wuppertal, welches sich immer mehr von ihrem Ursprungszustand entfernt. Daß die Hängebahn als Option weiterentwickelt wurde (Skytrain und anderes), verstärkt den Eindruck eines visionären Verkehrssystems, welches sich allerdings erst über eingefahrene Gleise hinwegsetzen muß, um auf Dauer bestehen zu können.

Ich wünsche den alterwürdigen Hängebahnen in Dresden und Wuppertal, daß sie auf ihrer lange bewährten Grundlage mindestens ein zweites Jahrhundert überdauern werden! Zudem würde ich mich darüber freuen, wenn der ,Faden der Hängebahn' in Deutschland wiederaufgenommen wird und wir weitere Entwicklungen und Verbreitungen erleben dürfen, und zwar nicht nur unter der Erde!



LINKS

Websites

Die nostalgisch-bezaubend gestaltete Website dresdner-bergbahnen.de.

Die Dresdner Bergbahnen bei Facebook.


Literatur

N.N., 110 Jahre Träume vom Schweben. Vergessene und erfolgreiche Schwebebahnen, in: wsw-informationen. Das Kundenmagazin der WSW-Unternehmensgruppe, Heft Nr. 144, Wuppertal 2011 (März), S. 22 - 23.


Videos

Fahrten mit der Bergschwebebahn in Dresden bei YouTube von SteinbockOlaf (SAXO TV), d305er und hvx200user:


Als Zugabe ein historischer Film von Ralph Ulbrich (ru-p), aufgenommen am 4. April 1992 (also ,kurz' nach der sogenannten Wende):


Abschließend und ergänzend noch zwei YouTube-Videos von Strassenbahnfreak und Ralph Ulbrich (ru-p) (anno 1992!) über die Standseilbahn von anno 1895:


Hinweis: Für die Aktualität, Funktionalität und Korrektheit der angegebenen Links erfolgt keine Gewähr!



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