ARCHÄOLOGIE: Bayern


Kurzbericht über archäologische Untersuchungen im Schloß Neuburg am Inn im Jahr 1983


(ergänzte Fassung eines Aufsatzes vom 7. April 1991)


von Detlef Rothe aus Hagen in Westfalen (Author: Detlef Rothe)


Durch die freundliche Vermittlung von Herrn Prof. Dr. Karl J. Narr wurde der Verfasser im Jahr 1982 mit den Archäologen Dr. Rainer Christlein († 20. März 1983) und Dr. Bernd Engelhardt vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bekannt. Beide Denkmalpfleger luden mich dazu ein, meine grabungstechnischen Kenntnisse in Landshut zu vertiefen und mich mit den modernen Methoden und aktuellen Problemen der niederbayerischen Bodendenkmalpflege vertraut zu machen. Ich befand mich damals im vierten Studienjahr und hatte bereits an mehreren Orten in Nordwestdeutschland Grabungserfahrungen sammeln können. Dem großzügigen Angebot aus dem Süden konnte der geschichtsbegeisterte Student nicht widerstehen, und so ließ ich mich für ein Semester beurlauben, zog nach Bayern und quartierte mich - von den niederbayerischen Archäologen hilfreich unterstützt - noch im Frühjahr in Landshut ein. In der Umgebung dieser schönen, an historischen Baudenkmälern überaus reichen Stadt EU/D/BYL/LA/Landshut/19820405_1856_Fotoalbum847_Landshut-Panorama (Foto: Detlef Rothe - 5. April 1982) lernte ich in den folgenden Wochen nicht nur Niederbayern von seinen schönsten Seiten her kennen, sondern konnte mich vor allem im Archäologenhandwerk wesentlich weiterbilden. Jungsteinzeitliche, eisenzeitliche und karolingische Siedlungsreste trugen dazu ebenso bei wie bronzezeitliche, römische und merowingische Gräber (mit einer frühen Kapelle). Darüber hinaus konnte sich der Verfasser an Magnetometermessungen und Luftbildauswertungen beteiligen.

Erforschung eines eisenzeitlichen Gräftenhofes in Straubing (Niederbayern) an der Straße Kreuzbreite (Neubausiedlung) mit Hilfe eines Caesium-Magnetometers D/BYL/SR/Kreuzbreite/19820331_1010_mit_CaesiumMagnetometer (Foto: Dr. Helmut Becker, München - 31. März 1982)

In seiner raren Freizeit versuchte der Verfasser Land und Leute zu erkunden, wobei ihm sein mitgebrachtes Fahrrad sehr zustatten kam. Dieses brachte ihn bis nach Passau. Von diesem Ort war er ähnlich fasziniert wie von dem Gelände rund um Kloster Weltenburg bei Kelheim (Donaudurchbruch). - Von einer Radtour kündete eine Ansichtskarte vom 17. Juli 1982 EU/D/BYL/PA/Passau/Farb-AK_Passau_Altstadt_und_Feste_Oberhaus_von_oberhalb_der_Innstadt_19820717_a an seine Eltern: „Ich habe heute [...] eine Radtour nach Passau gemacht [...]. Es ist zwar kein so schönes Wetter wie auf dem Bild, aber Passau ist immer wieder herrlich. Ich bin jetzt zum zweiten Mal hier - erst, weil mir meine Arbeit kaum Zeit für Erholung läßt. Leider macht mir das Fahrrad Kummer, obwohl es erst ein halbes Jahr alt ist, denn die Hinterachse lockert sich immer wieder."
Diese kleine 'Hürde' ließ sich schließlich durch einen Trick umgehen (zusätzliche Verschraubung), und Niederbayern blieb unsicher... (Dieser Absatz wurde am 12.02.2008 ergänzt.)

Im Frühsommer wurde der Student an die Gemeindeverwaltung von Künzing (bzw. den Kreisarchäologen von Deggendorf) vermittelt, in deren Auftrag er mehrere notwendige Grabungen in dem genannten Donauort EU/D/BYL/DEG/Kuenzing/19820512_1740_Kuenzing_von_Langkuenzing_aus (Foto: Detlef Rothe - 12. Mai 1982) leitete, der durch sein im Rahmen der Limesforschung weitgehend vollständig untersuchtes römisches Kastell und durch das überlieferte Wirken des Heiligen Severin während der Völkerwanderzeit in geschichtlich interessierten Kreisen ein hohes Ansehen genießt. Die den Sommer über andauernden Untersuchungen erwiesen sich als erfolgreich, so daß dem »Jungarchäologen« zum folgenden Jahr wieder ein besonderes Angebot unterbreitet wurde, welches dieser ebenfalls nicht ablehnen konnte, mochte ihm die mäßig bezahlte Arbeit auch anstrengend und »Land und Leute« etwas fremd erscheinen.

Mittels einer Ansichtskarte D/BYL/LA/Landshut/Farb-AK_Landshut_Altstadt_mit_Burg_Trausnitz_hinten_19830614_a schrieb ich meinen Eltern am 14. Juni 1983 zum Stand der Verhandlungen: „Ich bin über Nacht nach Landshut gefahren, um mich vor Ort (in Passau) über Grabungsmöglichkeiten für Ende Juli bis Mitte September zu erkundigen. Heute abend fahre ich nach München, wo ich bei Ulrich [..] übernachte und mir die IGA `83 anschaue. [...] Im Augenblick sieht es so aus, als könnte ich nicht in Passau selbst, sondern nur im Bay[e]rischen Wald graben. Doch das wird sich finden." (Absatz vom 12.02.2008)

Nach einer kurzen Rundreise zu aktuellen archäologischen Maßnahmen im und am Bayerischen Wald unter der fachkundigen Leitung von Herrn Dr. Bernd Engelhardt D/BYL/FRG/Schoenberg/19830726_1239_DrBerndEngelhardt_CoxbergEigendynamik - hier ein Panorama vom Coxberg (Korrektur vom 12.08.2009: Koxberg am Steinbruch Saunstein in Markt Schönberg - Landkreis Freyung-Grafenau - ) aus EU/D/BYL/FRG/Schoenberg/19830726_1252_04C04-05_Fotoalbum0995+0996_Coxberg-Panorama_mit_Blick_auf_den_Arber (Fotos: Detlef Rothe - 26. Juli 1983) - wurde der Verfasser im folgenden Jahr 1983 in der Gegend von Passau tätig, einem Ort, den nicht nur die Bayern für den schönsten Deutschlands hielten.
Nachtrag vom 12. August 2009: Die Ruine Saunstein liegt oberhalb von Schönberg. Sie wurde 1223 von den Herren von Saunstein errichtet. Zur Zerstörung kam es bereits Ende des 13.Jahrhunderts.(Zitat aus: www.ekirea.de; vgl. www.burgeninventar.de; Lit.: Bernd Engelhardt u. Robert Pleyer, Die archäologische Untersuchung des Burgstalles Saunstein, Gmkg. Mitternach, Gde. Markt Schönberg, Lkr. Freyung-Grafenau, in: Ostbairische Grenzmarken 28, 1986, S. 59 - 78)

Kupferstich von J. M. Lerch nach einer Zeichnung von Clemens Beutler bzw. Peitler aus dem Jahr 1676: Ansicht des Schlosses Neuburg am Inn von Westen. Im Hintergrund, bereits auf österreichischem Gebiet, die Burg Wernstein im gleichnamigen Ort: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/SchlossNeuburgKupferstich (Groeschel 1924, Abb. 9)

Gegenstand der Untersuchungen war diesmal das Schloß Neuburg am Inn D/BYL/PA/NeuburgAmInn/SW-AK_Schloss_Neuburg_als_Europaeische_Akademie_von_Wernstein_aus_vor_1983 (Ansichtskarte wohl aus dem 1960er Jahrzehnt), nur zwölf Kilometer von Niederbayerns zweitgrößter Stadt und nur wenige hundert Meter von der österreichen Grenze EU/D/BYL/PA/Passau/19830910-1814_BT04_Fotoalbum1048_Die_bayerisch-oesterreichische_Grenze_bei_Passau (Foto: Detlef Rothe - 10. September 1983) entfernt, Wernstein D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830728_2123_Fotoalbum1001_Wernstein_am_Inn D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830729-2011_4C24_Fotoalbum1005_Mariensaeule_und_Burg_zu_Wernstein_vom_gegenueberliegenden_Ufer_des_Inns_aus (Fotos: Detlef Rothe - 28. und 29. Juli 1983) gegenüber.

Anblick der hoch über den Inn gelegenen Neuburg auf einer abendlichen Radtour vom österreichischen Wernstein aus: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830828-2025_21-07_Schloss_Neuburg_von_Wernstein_aus (Foto: Detlef Rothe - 28. August 1983)

Der wesentliche Teil der Anlage fiel im Jahr 1810 einem Großbrand zum Opfer und wurde erst im 20. Jahrhundert teilweise wiederaufgebaut: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/SW-Ak_Schloss_Neuburg_am_Inn_von_Wernstein_aus_19110630 (Ansichtskarte anno 1911)

Barockgarten nahe der Zufahrt zur Vorburg von Schloß Neuburg: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830807-1130_4D15_Fotoalbum1010_Barockgarten_am_Schloss_Neuburg_am_Inn (Foto: Detlef Rothe - 7. August 1983)

Der unbewohnte Adelssitz D/BYL/PA/NeuburgAmInn/SW-AK_Uebersicht_ueber_Schloss_Neuburg_als_Europaeische_Akademie_vor_1983 (Ansichtskarte wohl aus dem 1960er Jahrzehnt), in dem nun Renovierungsarbeiten stattfanden, wurde quasi zur Sommerresidenz des münsteraner Studenten: EU/D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830806_1451_Zimmer (Foto: Detlef Rothe - 6. August 1983)

Grabungen im Hauptburggraben nahe dem Haupttor D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830902_0750_Hauptburggraben (Foto: Detlef Rothe - 2. September 1983)

Es folgten einige zwar zeitweise mühselige und einsame, im Rückblick aber doch recht schöne Wochen, in denen der Verfasser sich ganz der Archäologie widmen, die übrige Welt aber weitgehend vergessen konnte.

Originalzitat aus dem Grabungstagebuch: „Mi, 27.7.83 / Wetter: sonnig; bis 37° C im Schatten; 48° C in der Sonne."

Entspiegeltes Spiegelbildporträt des Verfassers an einem Fenster von Schloß Neuburg am Inn, Landkreis Passau (Bayern) D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830804_1341_Fensterglas (Foto: Detlef Rothe - 4. August 1983)

In Absprache mit dem Bezirksarchäologen für Niederbayern, dem in Urlaub gehenden Grabungstechniker des Projekts (Robert Pleyer) und den im Schloß tätigen Handwerkern (vertreten durch den Meister Hackeberger), unterstützt durch einen Trupp mehr oder weniger engagierter, durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen angeworbener Grabungshelfer, und unter der Obhut des aktiven Heimatpflegers (Hans Bleibrunner) wurden mehrere »strategisch« günstig gelegene Claims abgesteckt und untersucht. Die Arbeitsausfälle auf Grund als krank geltender (meist älterer) Mitarbeiter waren anfangs hoch, doch wurde die Situation zunehmend besser - zum Schluß nahezu ideal.

Originalzitat aus dem Grabungstagebuch vom 12.9.: „Mannschaft vollständig angetreten"
Nicht ganz ernst gemeint: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820-1xxx_13_Fotoalbum1020_Die_spinnerten_Preussen
Vgl. zum 9.9.: „wie gestern arbeitet Seemann, obwohl eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorliegt"

Probesitzen auf diversen Stühlen im Palas (Herr Hackeberger): D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831-1530_21-35_Sitzprobe_mit_Herrn_Meister_Hackeberger (Foto: Detlef Rothe - 31. August 1983)
Merke: besser auf als zwischen den Stühlen...

Es hatten bereits an verschiedenen Stellen Voruntersuchungen stattgefunden, bei denen unter anderem der Bergfried einer hochmittelalterlichen Burg freigelegt worden war. Auf Grund dieser Vorkenntnisse nahmen die weiteren Untersuchungen in der weitläufigen Schloßanlage einen - wie man ohne Übertreibung sagen darf - recht günstigen Verlauf.

Übersichtsplan der Hauptburg: Durch Ausgrabungen nachgewiesene Reste der hochmittelalterlichen Burg in senkrechter Schraffur. Zustand der Renaissancezeit (hauptsächlich nach einer Grundrißzeichnung des Mautners Leonhard Krauß vom Jahr 1546) schräg schraffiert. Grabungsflächen des Verfassers vom Jahr 1983 dicht punktiert. Mit Punktstrichen ist die Lage des Detailplans angegeben: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19910407_SchlossNeuburgUebersicht (Zeichnung: Detlef Rothe, 7. April 1991)

Das auf mehrere Jahre ausgerichtete Unternehmen, welches der Verfasser aus Studiengründen nur vorübergehend örtlich leiten konnte, hatte mehrere Ziele. Zunächst einmal sollte eine frühmittelalterliche Befestigung, für die es in den Schriftquellen Hinweise gab, »dingfest« gemacht werden, darüber hinaus die hoch- bis spätmittelalterliche Anlage - welche teilweise noch erhalten war - näher »ergründet« werden, außerdem bauliche Reste renaissancezeitlicher und barocker Veränderungen erfaßt und schließlich nicht genauer bekannte Details der in der Franzosenzeit verbrannten Schloßflügel erforscht werden. Zu all diesen Perioden galt es natürlich auch aussagekräftige Funde über das Leben der Bewohner dieses hoch über den Inn gelegenen Adelsitzes zu gewinnen.

Freigelegtes barockes Podest im Westteil der ausgegrabenen "Fläche 3" im sogenannten »Westzwinger«: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830728_0941_WestzwingerFlaeche3West (Foto: Detlef Rothe - 28. Juli 1983)

Die frühmittelalterliche Befestigung wurde schon nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit an der Innenkante des Grabens der späteren Hauptburg nachgewiesen und ihr Verlauf unter sehr schwierigen Bedingungen über eine kurze Entfernung verfolgt.

Schematischer Übersichtsplan der Grabungsbefunde im Hauptburggraben östlich der Bastei: Pfahllöcher und Pfostenspuren als schwarze Flecken mit punktierten Ergänzungen. Innere Grabenböschung als Reihe ausgefüllter Dreiecke, ihre mutmaßliche Fortsetzung gestrichelt. Fundament einer mit Kalk gemörtelten Felsgesteinmauer schraffiert, mit gestrichelter bzw. punktierter Ergänzung, Grabungsgrenzen als Punktstriche. Dazu Höhenangaben in Metern über Normalnull. Zustand vom Jahr 1983: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19910407_SchlossNeuburgDetailplan (Zeichnung: Detlef Rothe, 7. April 1991)

Leider war es dem Verfasser während der Tätigkeit vor Ort nicht möglich, Anhaltspunkte für eine genauere Datierung zu gewinnen. Dies ist freilich ein Problem, das sich bei Wallburgen immer wieder einstellt.

Von der hoch- bis spätmittelalterlichen (»gotischen«) Anlage konnten weitere Details erfaßt werden, so eine im Hauptburggraben rechtwinklig verlaufende starke Mauer sowie die Grabensohle im Burgzwinger.

Übersichtsfoto über die Grabungen im Hauptburggraben östlich der Bastei, gesehen von Süden: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831_1533_HauptburggrabenFlaechen (Foto: Detlef Rothe, 31. August 1983)

Das Fundmaterial war spärlich. Hervorzuheben ist graphitgemagerte Töpferware mit Herstellermarken aus der Gegend um Passau EU/D/BYL/PA/Passau/19830828_2133_Fotoalbum1034_Passau_Dom+Innbruecke (Foto: Detlef Rothe - 28. August 1983) und Obernzell EU/D/BYL/PA/Obernzell/19830910-1732_BT03_Fotoalbum1047_Obernzell_von_der_Donaufaehre_aus (Foto: Detlef Rothe - 10. September 1983).

Reinigung der Fundstücke in einer Scheune der Vorburg durch Robert Blasy: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831-1520_21-25_Fundstueckreinigung_in_der_Vorburg-Scheune (Foto: Detlef Rothe - 31. August 1983)

Im Burghof wurde ein kleiner »Schnitt« im Bereich der Galerie aus der Zeit um 1530 angelegt. Es fanden sich hier unter anderem Reste der Bauplastik aus Terracotta.

Im Südflügel D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830729-1621_4C19_Fotoalbum1003_Detail_Schloss_Neuburg_am_Inn (Foto: Detlef Rothe - 29. Juli 1983) wurde an einer Stelle, an der bereits vor Jahrzehnten Ausgrabungen stattgefunden hatten, eine größere Fläche »aufgemacht«, in der es alsbald erste Hinweise zur Raumeinteilung gab.

Vor einem Fenster des Westflügels der Hauptburg wurde im Burgzwinger umfangreiches Material an Keramik, Knochen und Austernschalen gewonnen, welches auf den Küchencharakter des oberhalb gelegenen Raumes schließen ließ. Unter den Funden waren vorwiegend solche aus dem 18. Jahrhundert, nämlich fast ausschließlich Töpferware, darunter Fragmente, die im berühmten »Kröninger Blau« glasiert sind.

Eine ausführliche Dokumentation der Funde und Befunde liegt offenbar noch nicht vor. Der Verfasser stützt sich in den wesentlichen Punkten auf eine Arbeit aus dem Jahr 1924 sowie auf sein Grabungstagebuch und verfügbares Bildmaterial.

Die zwischenzeitlich modernisierte Bedachung des Palasgebäudes der Hauptburg vom jüngeren Bergfried aus gesehen: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820-1xxx_16_Fotoalbum1021_Palas_vom_Bergfried_aus_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder (Foto: Eckhard Schlöder - 20. August 1983)

An dieser Stelle interessieren wohl vor allem die Reste der italienischen Frührenaissance. Waren diese einerseits im Fundmaterial vom Sommer/Herbst 1983 nur spärlich vertreten, so gab es doch andererseits reichliches Anschauungsmaterial aus früheren Grabungs-, Plünderungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Die Bauplastik ist - soweit sie nicht als »Steinerner Schatz« im Schloß lagert - recht verstreut; ein Delphin-Relief (falls hier nicht auf einen gewissen Salm angespielt werden sollte) findet sich beispielsweise an der Außenwand der Burgtaverne, und in einem Lebensmittel-Laden im Nachbarort Dommelstadl fand sich ein reich dekoriertes Bruchstück der Terracotta-Formsteine eingemauert. Eine Anzahl Terracotta-Elemente soll sich im Schloß Büdesheim in Hessen befinden. Die neueren Grabungsfunde gelangten in die Prähistorische Staatssammlung München.

Blick vom Haupttor auf die Vorburg, welche die Zeiten zum Teil recht gut überstand: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830728_0921_VorburgDetail (Foto: Detlef Rothe - 28. Juli 1983)

Im Jahr 1908 eingeleitete Rettungsmaßnahmen an der Schloßruine führten unter anderem zu einer Wiederherstellung der mittlerweile desolaten Innenarchitektur der Frührenaissance in drei Räumen im Erdgeschoß des Ostflügels der Hauptburg. Auf Grund eines datierten Tonfragments schloß man, daß diese bereits im Jahr 1531 fertiggestellt war. Auch die Erforschung der übrigen Umbauten aus der Renaissancezeit ging über Anfänge nicht hinaus. Bei den Forschungen des 1980er Jahrzehnts stand bedauerlicherweise die Untersuchung der mittelalterlichen Bauphasen im Vordergrund.

Blick vom Torturm der Hauptburg nach Norden auf den spätmittelalterlichen Ostturm der Vorburg neben der 1545 errichteten Brauerei (»Mälzerei«) bzw. hinter dem 1737/38 gebauten Braumeisterwohnhaus und auf den Inn: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831_1544_Panorama (Foto: Detlef Rothe, 31. August 1983)

Im Jahr 1518 war das Schloß Neuburg im Besitz des Grafen Johann von Canissa, der damals von Maximilian I. das Recht erhielt, sich »Graf von Neuburg« zu nennen und die »etwas paufällige« Anlage renovieren zu lassen. Im Jahr 1528 wurde mit ihr der Graf Niklas II. von Salm vom Kaiser belehnt. Dieser hatte anno 1525 unter Kaiser Karl V. bei Pavia in der Lombardei König Franz I. von Frankreich besiegt und gefangengenommen. Im Jahr 1529 leitete der Einundsiebzigjährige die Verteidigung der kaiserlichen Hauptstadt Wien erfolgreich gegen die Türken unter Soliman, starb allerdings 1530 an den Folgen einer dabei erhaltenen Verwundung. In den beiden Jahren seiner Herrschaft über Neuburg am Inn begann dieser große Haudegen mit dem Umbau der Anlage zu einem fürstlichen Renaissanceschloß. Nach seinem Tode trieb die Witwe diese Arbeiten weiter voran. Sein Sohn Wolfgang wurde Fürstbischof von Passau. Das Schloß verblieb bis 1654 im Besitz der Familie von Salm. Es wirkten hier unter anderem der passauer Hofmaler Wolf Huber - als Baumeister und Maler - (seit 1529), der straubinger Töpfer Sebastian Ratinger (um 1531) - dieser stellte hervorragende Ofenkacheln her -, die Baumeister Bernhard Zwitzel (Augsburg) und Niklas Ueberreiter (seit 1537), die »welschen Ziegler« (wohl Ziegelmeister aus Oberitalien) Giovanni Battista und Thomas (bis 1538) sowie der italienische Steinmetz Benedict (bis 1539). Manche Friesdekorationen gehen auf Kupferstiche aus Nürnberg zurück, so Tritonen und ein Kinderbacchanal auf »I. B.«, Bogenschützen und Reiter auf Barthel Beham und Schlachtenszenen auf Hans Sebald Beham. Manche Motive - Delphine, Grotesken, Pilasterfüllungen - verweisen auf die Venezianer Zoan Andrea und Agostino Veneziano. Die in Neuburg belegte Archivolte mit seitlichem Rankenwerk und Rosette wurde »wörtlich« von S. Lanfranco bei Pavia übernommen. Von der von-Salm'schen Anlage haben sich drei sogenannte »Steinsäle« im Erdgeschoß des Ostflügels der Hauptburg in einem stark restaurierten Zustand erhalten. Die ganze Einrichtung steht unter dem Einfluß des Baumeisters und Malers Erhard Altdorfer, dessen Werk unter anderem in dem Fürstenschloß zu Wismar zum Ausdruck kommt, dessen Errichtung er in den Jahren 1553 und 1554 leitete. Ob er an den Arbeiten in Neuburg am Inn direkt beteiligt war, ist fraglich.

Von den drei Renaissance-Räumen mit spätgotischem Mauerwerk wird der nördliche das »grüne Salettl« genannt. Im Jahr 1532 wurde das Zimmer - wahrscheinlich von Wolf Huber - mit leider verloren gegangenen Fresken ausgestattet, nämlich eine »antikische Ballustrade nebst Personen, die in den Saal blicken«. Es ist seit 1706 mit Scheinarchitekturen ausgemalt, die J. G. Säntz angefertigt hat. Von der Renaissance-Ausstattung erhalten sind die Konsolen, welche Widderköpfe, Masken und Fabelwesen darstellen.

Der Herausragende unter den drei Räumen ist das »rotmarmelne Zimmer«, welches an den Wänden mit übermannshohen roten Marmorplatten ausgestattet war; diese wurden durch Friese, Pilaster, Säulen und Simse aus rotgebrannten und bemalten Terracotta-Steinen voller Weinranken, Delphine und Grotesken gegliedert und eingerahmt. Die gewölbte Decke ist mit einem Netzwerk aus breiten Terracotta-Rippen mit plastischem Arabeskenornament versehen. Die Türportale sind ebenfalls aus Terracotta gefertigt. Konsolen mit Widderköpfen, Putten und Masken stellen die Verbindung der Deckenrippen mit den Wänden her. An der Decke und in den Fensternischen findet sich eine Akanthusbemalung. In der linken Nische der Südwand stand bis 1705 ein großer, reichverzierter, »gemahlter« Ofen aus rotem Marmor von Hallein, der S. Ratinger zugeschrieben wird; von ihm befinden sich Kachelfragmente in der Schloßsammlung. Der Raum wurde 1912/13 nach einer gründlichen Untersuchung rekonstruiert.

Der dritte der drei »Steinsäle«, das »weiße Zimmer«, trug einst eine Verkleidung aus weißem Marmor. Die Terracotta-Rippen des Gewölbes wurden bereits 1704 beseitigt, aber 1913 auf der Grundlage gefundener Fragmente erneuert. Die Wanddekoration in dem selben Material wurde allerdings im vorgefundenen Zustand belassen. Besondere Beachtung finden die bunt bemalten Portalverkleidungen an der Nordwand. An Stelle der Nischen befanden sich einst Durchbrüche mit dem genannten Ofen und einem Brunnen, welche also auch vom Nachbarraum aus zugänglich waren.

Vor den drei Räumen wurde wohl um 1530 dem Bau ein Arkadengang angefügt, der zweigeschossig den Ost- und Südflügel entlangzog. Sein genaues Aussehen steht noch nicht fest. Mit seiner breiten Galerie bildete er den Zugang zu den Zimmern im Obergeschoß. Die Arkadensäulen bestanden aus rotgesprenkeltem Marmor, den man noch 1576 sachgemäß mit Leinöl pflegte. Während die unteren Arkaden über einem Fußboden aus schwarzen und weißen Kieseln standen, war die obere Galerie mit weißen Marmorquadern gepflastert. Der Arkadengang bestand bis in das 1800er Jahrzehnt.

Im Zwinger steht die Ruine eines Badehauses, an der sich noch Terracotta-Reliefs der selben Art wie in den »Steinsälen« befinden. Das Bad soll aus dem Jahr 1531 stammen.

Trotz des fragmentarischen Zustandes der überlieferten Bauformen erweist sich Schloß Neuburg am Inn als ein bedeutendes Denkmal der Frührenaissance in Deutschland.


Nachfolgend einige Graustufenfotos des Verfassers von Ende August 1983, welche detailierte Einblicke in die Befunde am bzw. im Hauptburggraben ermöglichen:

D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830830-1053_21-15_Fotoalbum1038_Grabungsflaechen_an_der_Bastei D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831_21-33_15(30)_Neuburg_Kabelsalat D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831_21-32_15(30)_Uebersicht_Neuburg_Hauptburggraben D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831-1524_21-29_Fotoalbum1042_Hauptburgraben_oestlich_der_Bastei D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831-1525_21-31_Flaeche_Hauptburggraben_2+4_von_NO D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830831-1522_Fotoalbum1040-1041_Grabungsflaeche_Hauptburggraben_2+4 D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830830-1046_21-13_Fotoalbum1037_Detail_der_Flaeche_Hauptburggraben_2_von_NO D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830830_21-14_1047_Neuburg_Hauptburggraben2 D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830830-1045_21-12_Pfosten-_oder_Pfahlrelikte_in_der_SW-Ecke_von_Flaeche_Hauptburggraben_2 D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830830-1056_21-18_SW-Ecke_der_Flaeche_Hauptburggraben_2_von_Bastei-Dachgeschoss_aus



Auszüge aus einem Brief meiner Oma vom 21. und aus einem eigenen vom 22. August 1983 jeweils an meine Eltern. (Spätere Nachträge.)

+++ in memoriam Wilhelm Rothe (22.06.1933 - 21.02.2006) +++

Oma: „Auch von Detlef kam eine schöne Ansichtskarte aus Neuburg [-] ihm gefällt es dort gut, nur nachts wäre es ein bischen unheimlich."

Ich: „Zur Halbzeit meines Archäologie-Spieles D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1019_Im_Hauptburggraben_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckard Schlöder - 20. August 1983] [...] über meine Arbeit hier in meinem Märchenschloß [...] EU/D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1026_Die_Vorburg_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckhard Schlöder - 20. August 1983]. Ich habe bereits von „meinen" ca. 8 Arbeitern mehrere Flächen im Graben des zentralen Burgteils D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830825-1135_BS15_Fotoalbum1029_Grabungsflaechen_an_der_Bastei [Foto: Detlef Rothe - 25. August 1983] und eine im „Westzwinger" D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830804-1341_4D04_Fotoalbum1007_Flaeche_Westzwinger_3_ausgegraben [Foto: Detlef Rothe - 4. August 1983] freilegen bzw. ausgraben lassen und bin so glücklicherweise trotz großer Massen an modernem Schutt und Behinderungen durch Blitzableiter, Starkstromkabeln, Wasserleitungen und ähnlichem auf interessante Funde gestoßen, nämlich auf altes Mauerwerk, Reste von Waffen (Armbrustbolzen, eine halbe Kanonenkugel - an der Burgmauer zerschellt! - Messer etc.) und Unmengen an Scherben und Knochen, sowie auch auf Austernschalen. Das Mauerwerk scheint wenigstens zum Teil zu älteren Befestigungswerken zu gehören.
Neben meiner Arbeit, die mir viel Spaß macht, bin ich auch viel herumgekommen. Natürlich war ich häufiger in Passau EU/D/BYL/PA/Passau/19830729-1757_BR33_Fotoalbum1004_Passau-Innstadt_Richtung_Inn-Muendung
[Foto: Detlef Rothe - 29. Juli 1983], aber auch zweimal in Künzing EU/D/BYL/DEG/Kuenzing/19830730-1526_BR41_Fotoalbum1006_Vicus-Grabung_Girching-Ost_in_Kuenzing [Foto: Detlef Rothe - 30. Juli 1983], einmal in München D/BYL/M/Olympiapark/19830724-1636_3B25_Fotoalbum0993_Olympiapark_Muenchen [Foto: Detlef Rothe - 24. Juli 1983] [,] und gestern war ich in Mittenwald, dort im Lautersee [zum] Schwimmen und in der Wettersteinwand D/BYL/GAP/Wettersteingebirge/19830821-0xxx_Fotoalbum1027_Wandergruppe_am_Wetterstein_bei_Mittenwald [...]. Der Abstieg war gar nicht mal so schrecklich, wie ich ihn mir beim Aufstieg D/BYL/GAP/Wettersteingebirge/19830821-0xxx_Fotoalbum1028_Aufstieg_am_Wetterstein_bei_Mittenwald_nach_Foto_von_Ulrich_Kuempers vorgestellt bzw. ausgemalt hatte EU/D/BYL/http://www.5dim.de/Graphik/EU/D/BYL/Bayerische_Scherzpostkarte_19800430 [Bayerische Scherzpostkarte - erhalten im Jahr 1980; hier finden Sie die Ursache des Dramas]. Jedenfalls habe ich meine erste Bergtour bei schönstem Wetter [wenigstens] ohne Knochenbrüche überstanden. Aber Ihr könnt Euch garnicht vorstellen, was für ein Gefühl das ist, an einem Steilhang zu sitzen und die Gemsen vorüberspringen zu sehen! Am Samstag waren Norbert, Ulrich und Eckhard [...] D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1015_Begruessung_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckhard Schlöder] D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1016_Besuch_am_Schloss-Eingang_nach_Foto_von_Norbert_Voellmecke [Foto: Norbert Völlmecke] in Neuburg D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1017_Palas_vom_Ostturm_aus_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckhard Schlöder], und gemeinsam haben wir die Räumlichkeiten hier D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820-1xxx_24_Fotoalbum1024_Bogen_am_Suedfluegel_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckhard Schlöder] durchstöbert D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1018_Schlossbesichtigung_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckhard Schlöder] (ein alter Braukeller, den wir fanden, war leider ausgeräumt). D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1023_Tonbuesten_nach_Foto_von_Ulrich_Kuempers [Foto: Ulrich Kümpers] [...] Zur Zeit wohne ich wieder ganz allein auf dem Schloß D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820_Fotoalbum1025_Am_Zimmer-Fenster_der_Vorburg_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckhard Schlöder] und begegne abends oder früh morgens allenfalls dem Hausmeister, der - dem man offenbar gekündigt hat, ohne daß er sich von seinem Tatort trennen kann - sich einem bestimmten Geist ergeben hat und mir meine Rolle D/BYL/PA/NeuburgAmInn/19830820-1xxx_06_Fotoalbum1014_Klingelschild_nach_Foto_von_Eckhard_Schloeder [Foto: Eckhard Schlöder] als Schloßgespenst somit abgenommen hat.
"

Chronischer Geldmangel prägte schließlich die letzten Wochen meines Aufenthaltes in Neuburg am Inn, wie aus einer Ansichtskarte an meine Eltern vom 1. September 1983 D/BYL/PA/NeuburgAmInn/Farb-AK_Neuburg_am_Inn_Schloss-Luftbild_19830901_a (zum Vergleich eine Ansicht etwa um 1930: D/BYL/PA/NeuburgAmInn/SW-AK_Neuburg_am_Inn_Luftbild_etwa_um_1930_a) hervorgeht: „Ich bedaure es , daß Ihr nicht hierher kommen könnt und ein paar Tage Urlaub dazulegt. Aber ich werde versuchen, nächstes Jahr wieder hier zu arbeiten. [...] Im Augenblick weiß ich nicht einmal, wie ich die Exkursion (Ende September nach Österreich) finanzieren soll. [...] Die Bayerische Staatskasse ist heuer noch langsamer als letztes Jahr. Nicht böse sein!"



ERINNERUNGEN. Ein weiterer Nachtrag

Im Juni 2010 wurde ich nach besonderen Erlebnissen während meines Aufenthaltes im Schloß Neuburg am Inn befragt. Lesen Sie hier meine Antwort vom 27.06.2010:
Soweit ich mich erinnere, habe ich alles Wesentliche bereits auf meiner Seite erwähnt; hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Neuburg sich im Sommer 1983 teils wildromantisch - vor allem in den Grünanlagen - teils baustellenhaft präsentierte. Unheimlich wirkte vor allem die Bad-Ruine am Zwinger, welche allerdings recht klein war. Gruseliger war sicherlich der große Brau(?)-Keller - einschließlich Zugang - unter dem Palas-Trakt in der Hauptburg, welcher seinerzeit leer war (was mich damals eher enttäuschte, da ich gehofft hatte, alte Fässer zu sehen). Auch der große, zum Inn hin gelegene Vorburg-Turm war faszinierend, wenngleich dunkel und - bis auf etwas Gerümpel - leer und staubig. Darin wurde das Schwarzweißfoto mit dem spinnwebendekorierten hölzernen Kerzenständer gemacht. Außerdem hieß es, daß bei den Restaurierungsarbeiten dort eine alte Pistole gefunden worden sei, was zu Spekulationen Anlaß gab. Ich habe mich damit aber nicht weiter befaßt, da ich durch die Ausgrabungen ausgelastet war.
Neugierig machte mich der alte Badeteich, doch habe ich diesen damals nicht näher in Augenschein nehmen können.
Besondere Funde gab es während meiner vertretungsweisen Grabungsleitung nicht, auch die Befunde waren zwar archäologisch interessant, aber auf keine Weise ,aufregend'. Gefährlich war allenfalls der Umgang mit den diversen ,Störungen' wie Baumwurzeln und Stromleitungen bei den Erschließungsarbeiten; dabei hat es auch einmal einen kleinen Unfall gegeben, welcher auf Grund schneller Reaktion glücklicherweise glimpflich ausging und daher nicht für Schauergeschichten herhalten kann.
Abenteuerlich waren vielleicht die Umstände der Ausschachtungen, da nur schwer abzuschätzen war, welche Folgen die Erdarbeiten im Hinblick auf die maroden Mauern und auf die angetroffenen Schuttlagen haben könnten. Insofern bin ich froh, daß ich meine Arbeiten archäologisch erfolgreich und in gutem Einvernehmen mit allen Beteiligten abschließen konnte.
Bedauerlicherweise habe ich über den Fortgang der Arbeiten kaum etwas erfahren; die heutige Nutzung der Anlage war damals noch nicht vorgesehen gewesen, denn es wurde - nachdem die Burg zuvor der Europäischen Akademie zu Bildungszwecken diente (wovon unter anderem haufenweise herumliegende alte ,Spiegel'-Hefte zeugten) - seinerzeit davon gesprochen, sie als Teil der Universität Passau zu gebrauchen (wobei man insbesondere ausländische Studenten im Blick hatte).
[...] Wenn ich mich an etwas Spannendes erinnere möchte, dann betrifft dies am ehesten die Suche nach verstreuten Relikten der Baukunst (Architekturteile), wobei ich beispielsweise an der Hoftaverne und in einem Lebensmittelladen in Dommelstadl fündig wurde."



Links:


Mein Bayern (eigene Übersicht).

Gastgeber-Infos aus der Region von passauer-land.de
(Tipp: rechts auf Interaktive Karte klicken - ein sehr gelungenes Werk!)

Gemeinde Neuburg am Inn mit Bildergalerie

Geschichtlicher Überblick der Gemeinde zu Neuburg am Inn

Wikipedia-Artikel Neuburg am Inn

Neuburger Gesprächskreis Wissenschaft und Praxis an der Universität Passau e.V.




Literaturhinweise:


Grabungstechnik:


Georg Theodor Schwarz, Archäologische Feldmethode (Field archaeology). Anleitung für Heimatforscher, Sammler und angehende Archäologen, WIESBADEN 1979.


Bayerische Archäologie:


Rainer Christlein u. Otto Braasch, Das unterirdische Bayern. 7000 Jahre Geschichte und Archäologie im Luftbild, Stuttgart 1982.


Schloß Neuburg am Inn:

J[ulius] M[aria] Groeschel, Baugeschichtliche Forschungen über die Veste Neuburg am Inn, in: Bayerischer Landesverein für Heimatschutz (Hg.), Bayerischer Heimatschutz. Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz / Verein für Volkskunst u. Volkskunst / in München, 20. JAHRGANG: Veste Neuburg am Inn. Denkschrift, München 1924, S. 3 - 91.

Julius Maria Groeschel, Verzeichnis der Sammlung bau= und kunstgeschichtlicher Funde auf Schloß Neuburg am Inn, in: Bayerischer Landesverein für Heimatschutz (Hg.), Bayerischer Heimatschutz. Monatsschrift des bayerischen Landesvereins für Heimatschutz / Verein für Volkskunst u. Volkskunst / in München, 20. JAHRGANG: Veste Neuburg am Inn. Denkschrift, München 1924, S. 92 - 111.

Lotte Birnbaum (Text) u. Walter Birnbaum (Bilder), Die Neuburg am Inn. Geschichte und Gegenwart, Passau o.J. (ca. 1938).

Gottfried Schäffer, SCHLOSS NEUBURG/INN, MÜNCHEN u. ZÜRICH 11979.

Gottfried Schäffer (Text) u. Gregor Peda (Bilder), Burgen und Schlösser im Passauer Land, Freilassing 21981. [Neuauflage: 1994]

[Bayerisches] L[andesamt] f[ür] D[enkmalpflege], Fundchronik für das Jahr 1985. Mittelalter und Neuzeit. Neuburg a. Inn, in: Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Akademie der Wissenschaften (Hg.), BAYERISCHE VORGESCHICHTSBLÄTTER, Beiheft 1, München 1987, S. 186.

Bayerischer Landesverein für Heimatpflege (Hg.), Schloss Neuburg am Inn - die Vergangenheit eines geretteten Baudenkmals (Schönere Heimat, Sonderheft Nr. 8), München 1991. (Dieses Heft stand beim Verfassen des Artikels nicht zur Verfügung!)

Wilfried Hartlieb, Neuburg. Gartenschloss am Inn (Kultur im Landkreis Passau, hg. v. Landkreis Passau - Kulturreferat, Band IV), Salzweg 1. Aufl. 2006 (September). (Diese Monographie ist bei Amazon.de trotz zweier ISBN-Nummern nicht erhältlich!)



Bayerische volkstümliche Keramik:

Paul Stieber, DEUTSCHES HAFNERGESCHIRR (ETHNOLOGIA BAVARICA. Studienhefte zur allgemeinen und regionalen Volkskunde, hg. v. Wolfgang Brückner u. Lenz Kriss-Rettenbeck, Heft 1), München u. Würzburg 1976.

Lambert Grasmann, Kröninger Hafnerei (NIEDERBAYERN - Land und Leute, hg. v. Fritz Markmiller, [Bd. o. Nr.]), Regensburg 1978.

Ingolf Bauer, Hafnergeschirr aus Altbayern, München 21980.

INGOLF BAUER, Steinzeug aus Bayern im 18. und 19. Jahrhundert, in: Joachim Naumann (Hg.), BEITRÄGE ZUR KERAMIK, 1: DEUTSCHES STEINZEUG DES 17. - 20. JAHRHUNDERTS, Düsseldorf 1980, S. 44 - 53.

Ingolf Bauer, Handbuch und Führer zum Keramikmuseum Schloß Obernzell. Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, München 1982.



Hinweis: Für die Aktualität, Funktionalität und Korrektheit der angegebenen Links erfolgt keine Gewähr!



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