Nach den wenigsten Höfen gehen gut gebahnte Wege. Es ist öfters eine halsbrecherische Arbeit[,] sich mit dem Pferde durch die tiefen verwachsenen Hohlwege, über Stock und Steine, durch angeschwollene Bäche und Moraste zu quälen. Ich habe es deswegen die meiste Zeit bequemer und sicherer gefunden, zu Fuße zu gehen.
(Friedrich Christoph Müller, Choragraphie von Schwelm 1789. Anfang und Versuch einer Topographie der Grafschaft Mark, hg. v. Gerd Helbeck, Gevelsberg 1980, S. 22)
[Vorbemerkung: Bei nachfolgendem Text handelt es sich um einen den 25. April 1975 betreffenden Auszug aus meinem ersten Tagebuch, verknüpft mit (bereits vergilbenden) Fotos meines fünften Farbfilms, produziert jeweils im Alter von fünfzehn Jahren. Der Tagebuch-Text ist vom 1. Mai 1975. Mein damaliger Begleiter war das im Herbst 1974 in Hagen erschienene Bändchen Geschichtlich-landeskundlicher Führer für Hagen und Umgebung von Reinhold E. Lob, welches eine Karte mit entsprechender Wanderroute sowie ein dem Hohlweg der alten Handelsstraße auf dem Killing gewidmetes Kapitel namens Der Untergang der alten Handelsstraße - Funktionsverlust der Höhenwege und Bau der Talstraßen enthält.]
Am Freitag (,den 25.4.,) habe ich mit "meiner" Schulklasse [U II b des Fichte-Gymnasiums Hagen] eine Wanderung nach Zurstraße gemacht, wo wir Fußball gespielt haben. Anschließend, gegen Mittag, haben wir uns aufgelöst. Ich bin über den Mühlenberg [richtig: Rafflenbeuler Kopf
], Richtung Eilpe, nach Hause gegangen. [Ich wohnte damals in Wehringhausen, das wie Eilpe zur Stadt Hagen gehörte.] Ich bin sehr beeindruckt von der alten Handels- bzw. Post„straße", der ich von Zurstraße bis nach Selbecke gefolgt bin [= war]. Ich habe viele Bilder gemacht, die demnächst in mein neues heimat-geschichtliches [sic!] Archiv kommen. [Ergänzung aus der Foto-Dokumentation: alle Bilder auf dem Hauptweg bis vor dem Pferdeplatz sind in Richtung Selbecke gemacht worden] Besonders gefreut habe ich mich, daß ich zwei alte Meilerplätze gefunden hatte. An den [= dem] ersten [Kohlenmeiler] habe ich ein wenig gegraben und unter einer Schicht von ca. 10 cm Laub verkohlte [Holz-]Reste gefunden. Ich war ziemlich überrascht, als ich die vielen parallelen Wegreste sah; die Fuhrleute hatten scheinbar oft die Fahrspur gewechselt. Der (Haupt-)Weg weist eine ca. 20 cm tiefe Schlammschicht auf, die von Traktoren ziemlich eingefahren ist. Die meisten anderen Wegreste sind mit Laub bedeckt oder gar gefüllt, so daß sie oft [nur] schwer zu erkennen sind. Ich habe mir vorgenommen, eine ausführliche Karte, u. a. mit alten Meilerplätzen, zu zeichnen, vielleicht in den Sommerferien. [...] Man kann schlecht die Übersicht behalten; aber ich hoffe dennoch, daß ich mit Kompaß, Meßtischblatt, Fernglas, Papier und Bleistift zurecht kommen werde.
[Es folgen die Fotos (mit Beschreibungen aus der Foto-Dokumentation):]
Alte Kirche in Zurstraße
s.o., Gebäude daneben
Der Weg nach Selbecke über den Mühlenberg, zwischen Zurstraße und Rafflenbeul
s. o., hinter Rafflenbeul (?)
s.o., zwischen Rafflenbeul und Killing, alter, nicht mehr befahrbarer Parallelweg
s.o.
s. o., vom Hauptweg aus, in den ein alter Parallelweg mündet (?)
s. o., auch ein alter, nicht mehr befahrbarer Parallelweg
jpg
s. o., überall wachsen mitten auf dem Weg Bäume
wieder auf dem Hauptweg [...]; auch hier haben Traktoren ihre Spuren hinterlassen
Ein alter Kohlenmeilerplatz in der Nähe des Hauptweges
s. o., derselbe Meilerstandplatz
s. o., vom Hauptweg aus
der Hauptweg
s. o.
Blick vom Hauptweg in das Klingelbachtal Richtung Hasper Talsperre
s. o., Blick nach "Am Buscherberg", recht[s] neben dem Holzstapel ist, kaum erkennbar, ein alter, ehemaliger Köhlereiplatz (Meilerplatz)
der oben genannte Meilerplatz, im Hintergrund das Klingelbachtal
Blick vom Meilerplatz, den steilen Hang hinab, Richtung "Am Buscherberg"
[Drei der Fotos finden Sie hier in einer Montage zwecks besseren Überblicks, dazu eine Fotomontage vom 25. Mai 2014: ]
Wieder auf dem Hauptweg
[Dazu ein Vergleichsfoto vom 25. Mai 2014: ]
s. o., hier beginnt der Weg ziemlich steil zu werden
[Ein weiteres Vergleichsfoto vom 25. Mai 2014: ]
s. o.
[Vergleichsfoto vom 25. Mai 2014: ]
s.o., man beachte, wie tief der Weg eingeschnitten ist!
Der Pferdeplatz, Blick Richtung Zurstraße. Hier wurden die Pferde, mit denen die Selbecker den Fuhrleuten den Berg hinauf geholfen hatten, wieder abgespannt.
[Dazu ein Vergleichsfoto vom 25. Mai 2014: ]
Blick vom Hauptweg ins Mäckingerbachtal und Selbecketal
[Dazu ein Montage (vorgenommen von Google+ von Fotos vom 1. August 2015: ]
Hier führen (am Hauptweg) viele Parallelwege zusammen. Ich habe 4 gezählt (ohne zu suchen).
[Vgl. die Abb. 23 bei Lob a. a. O.]
Blick vom Hauptweg nach Selbecke [Siedlung "Zur Höhe"]. Im Hintergrund der neue Fernsprechturm.
[Dazu erneut ein Vergleichsfoto vom 25. Mai 2014: ]
Alte Häuser am Höhenweg. Sie stammen sicherlich noch aus der Zeit, wo der Höhenweg eine wichtige Verkehrsader bildete. (Blick Richtung Pferdeplatz)
[Auf dem Vergleichsfoto vom 25. Mai 2014 ist dieser Hof nur noch rudimentär vorhanden: ]
Auch an der unteren Selbecker-Straße [sic!] stehen noch viele alte Häuser
[zum Vergleich ein Foto von Wolfgang R. Reimann vom 5. Deptember 1964 mit der Darstellung einer Straßenbahn, von welcher sich auf meinem Foto - zehn Jahre später - keine Spur mehr findet:
(Göbel u. Rudert 2009, S. 109, Abb. unten - dieses Buch enthält viele weitere ,Tram'-Aufnahmen dieser Gegend!]
[Etwas oberhalb der ,Langen Riege':
Fachwerkidylle am Rande von Hagen: Blick 1950 aus der oberen Riegestraße in Eilpe in Richtung "Lange Riege". Digitale Kopie vom originalen Papierabzug.
Zum Vergleich ein etwa 50 Jahre älteres Foto (wahrschinlich von Wilhelm Claas) der im 1660er Jahrzehnt erbauten Häuserreihe
und ein dreißig Jahre jüngeres Bild:
(Foto: Detlef Rothe - April 2005)]
Links
Am 25. Mai 2014 - also fast vierzig Jahre später - unternahm ich die zugehörige ,Retro-Tour': von Zurstraße aus ging es über den Rafflenbeuler Kopf an ,Auf dem Killing' vorbei zur Selbecke; zuvor war ich vom Mäckinger Bachtal aus über den Baunscheidter Berg und Flachskämpe nach Zurstraße gelangt. Ein Album bei Google+ und zwei Videos bei Youtube zeugen von dieser Unternehmung (wobei Google die ,Plus-Beiträge' inzwischen alle ersatzlos gelöscht hat):
In einer anderen Bilderserie ,01.08.2015 Hinnenwiese - Am Damm - Auf dem Killing (Hagen/W.)' ging ich zunächst auf mutmaßliche Bergbauspuren (wohl aus dem Mittelalter) an der Hinnenwiese ein und ,wagte' dann einen ,Sprung' zur ,alten Poststraße' zwischen Rafflenbeul und Selbecke.
Da die Google-Plus-Bildgalerien im April 2019 gelöscht wurden, habe ich hier ein paar Fotos vom 30. März 2019 bei Facebook (mit Film bei YouTube) gepostet:
,27.04.2019 Regenwanderung auf den Rafflenbeuler Kopf'
Schließlich ging es im November 2020 noch zweimal auf die Höhe bei Rafflenbeul:
(Hinweis: Facebook-Beiträge werden im abgesicherten Modus Ihres Browsers möglicherweise nicht angezeigt.)
Albert Schäfer: Frühgeschichtliche Grabhügel am Rafflenbeul. Aus der Geschichte einer Bauernsiedlung. Die alte Heer- und Poststraße nach Köln In: Hagener Heimatblätter. Monatliche Beilage zur Hagener Zeitung, Jg. 1936, Nr. 10 (Oktober), S. 75 - 77.
Reinhold E. Lob: Hagen - Verkehrsknoten anno dazumal. Die Hohlwegspuren auf dem Killing - ein Beitrag zur historischen Verkehrsgeographie des Raumes Hagen, in: V. d. Linnepe Verlagsgesellschaft KG (Hg.), Hagener Heimatkalender 1972. Beiträge zu Kultur und Literatur, Geschichte und Entwicklung von Hagen und Umgebung, 13. Jahrgang, Hagen 1971, S. 146 - 148.
Reinhold E. Lob: Geschichtlich-landeskundlicher Führer für Hagen und Umgebung, Hagen 1974 [herausgegeben vom Hagener Heimatbund e.V.; enthält eine Karte mit der Wanderroute, sowie ein dem Hohlweg der alten Handelsstraße auf dem Killing gewidmetes Kapitel namens Der Untergang der alten Handelsstraße - Funktionsverlust der Höhenwege und Bau der Talstraßen.]
Dirk Göbel u. Jörg Rudat: Mit der Straßenbahn quer durch Hagen. Bitte einsteigen [eigentlicher Titel: BITTE EINSTEIGEN - Mit der Straßenbahn quer durch Hagen], Hagen, 1. Aufl. 2009 (November) - ISBN13 978-3-932070-95-2 [Dieses Buch sollte nicht nur für Liebhaber des Hagener Nahverkehrs ein Genuß sein! Es berücksichtigt die Straßen Wehringhausens in vorzuglicher Weise.]
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