ARCHÄOLOGIE

Speläologisches: hauptsächlich Be- und Erfahrungen als Schüler und Student

von Detlef Rothe aus Hagen in Westfalen




Wo war sie denn jetzt, die große, weite Welt?
Im Hasper Jugendheim? In Berlin? Oder Wuppertal? England und Amerika kamen gar nicht in Frage.
[...] Sicher, die große, weite Welt hat auch was mit Reisen zu tun, aber dafür musste man ja nicht gleich nach New York oder London gehen. Jetzt war ich in Hagen, und auch hier musste es geheime Türen und Gänge geben, die zur Schatzkammer führten."
Nena (Gabriele Susanne Kerner), in: Nena und Claudia Thesenfitz: Willst du mit mir gehn. Bergisch Gladbach 2005 [ISBN 3-7857-2135-8], S. 20 f.
Nenas künstlerisches Talent wurde - wohl im November 1977 (s. S. 13, Kapitelüberschrift) - unweit der Volmehanghöhle (dem Teufelsloch) in der "Schatzkammer" Madison entdeckt (vgl. meinen ?-Aufsatz).



EINFÜHRUNG


Allgemein vorhergeschickt sei, daß die Höhlen in Karstphänomen (aber auch anderen geologischen Zusammenhängen) nur ein Aspekt des bodennahen Untergrundes darstellen. Zunächst gilt es festzustellen, daß es neben natürlichen (welche hier behandelt werden) auch künstliche "Grotten" (oder Erdställe oder Schächte oder Gänge/Stollen oder wer weiß was) gibt. Im Hagener Raum haben Tektonik (zum Beispiel im Ardeygebirge und im Volmetal) als auch Verwitterung (beispielweise organischer Verfall großer Bäume, etwa am Kaisberg) zu Hohlräumen geführt, welche obertägig erschlossen wurden (bei Bauarbeiten, in Steinbrüchen oder auch so). Ich habe mich fast ausschließlich mit Höhlen und Abris (Halbhöhlen oder "Felsdächer") befaßt.

Ein weiterer Gesichtspunkt, welcher nicht vernachläßigt werden sollte (und mich mehr und mehr beschäftigt hat), ist die Rohstoffgewinnung im Zusammenhang mit den Höhlen. Da gibt es zunächst eine Nutzung der Höhleninhalte (hauptsächlich knochenhaltige Lehme, aber auch Knochen und Artefakte), dann Metallvorkommen (in erster Linie Eisenerze), und schließlich fand der Kalk (oder das andere vorhandene Gestein) selbst als Grundstoff Verwendung.

Meine ersten Besuche von Höhlen betreffen die westfälische Dechenhöhle bei Iserlohn (circa 1970), die Heimkehle am Südharz (etwa zur gleichen Zeit), die slowenische ,Adelsberger Grotte' bei Postojna (1972) und die Volmehanghöhle an der Stadthalle zu Hagen (1975). In einer Art Selbstbeschreibung (enthalten im Tagebuch B, hier auf S. 23) schrieb ich am 1. Januar 1976 im Alter von 16 Jahren: „Ich [...] bin sportlich nicht gut, aber aktiv ([...] mache Radtouren, schwimme, ,befahre' enge Höhlengänge und weiß mit Spaten und Spitzhacke umzugehen)."

Die Zeit meiner Höhlenbefahrungen währte nicht lange. Zunehmend konzentierte sich mein Interesse auf die geschichtliche Bedeutung der Höhlen im Bergischen Land und Sauerland (rechtsrheinisches Schiefergebirge), was 1981 in einem Vortag (zum Anlaß siehe Zygowski 1981) und in einen 1983 veröffentlichten Aufsatz mündete. Das dort angesprochene Thema sollte - mit Schwerpunkt Bergisches Land / Märkisches Sauerland - in meiner Dissertation abschließend behandelt bzw. ausgewertet werden, wozu es aber nicht mehr kam, weil ich mich gegen Mitte des 1990er Jahrzehnts von der Altertumspflege ab- und der naheliegenderen Altenpflege zuwandte.



URLAUBSREGION



ADELSBERGER "GROTTE"


Postojna (deutsch: Adelsberg) gehört zu den schon früh - nämlich im 19. Jahrhundert - aus touristischen Gründen aufgesuchten Orten im ehemaligen Jugoslawien. Die nach dem Ort benannte Höhle Postojnska Jama (deutsch Adelsberger Grotte, wobei ,Grotte' hier nicht für einen künstlichen Hohlraum, sondern für ,Tropfsteinhöhle' steht) ist seit langem berühmt, und ihr Besuch gehörte lange Zeit zum Pflichtprogramm der von Wien an die Adria reisenden Honorationen und Abenteurer. Kaum ein Adria-(K)Urlauber aus Mitteleuropa verzichtete seither auf einen Besuch dieses Ortes, welcher über eine Bahnlinie gut erreichbar ist. Die Höhle selbst ist mit einer Bahn zu befahren:

(Die Stereo-Ansicht kann über das Zahnrad-Symbol auf "2D" umgeschaltet werden.)

EU/SLO/Postojna/PostojnskaJama/EU_SLO_Postjna_PostojnskaJama_Zugangsbereich_6+7_(Dahlhaus_B)_MONTAGE
Höhlen- und Bahnhofseingang der Adelberger Grotte um 1962 (Dahlhaus-Sammlung)

Ich selbst habe die Höhle im Hochsommer 1972 - im wahrsten Sinne des Wortes - befahren, als ich dreizehn Jahre alt wurde (man vergleiche dazu meinen Artikel über Autofahrten durch Slowenien). Die Eindrücke waren so nachhaltig, daß ich mich in Hagen neben archäologischen Interessen auch der Speläologie zuwandte. Meine Erinnerungen an die damalige Zeit in der "Grotte" sind allerdings mittlerweile sehr begrenzt: Vor dem Höhleneingang war - Hauptsaison! - viel Betrieb, so daß eine längere Wartezeit auf die Bahn erforderlich wurde; dies erinnerte mich immerhin an unternommene Geisterbahnfahrten auf Jahrmärkten. Der Höhlenbesuch war phantastisch, obwohl man in der Flut an Leuten fast zu ersticken drohte. Es gab verschiedenste Gruppen mit Führern, welche sich an einer bestimmten Stelle "knubbelten" und auf zahlreich versammelte Nationen schließen ließen. Vor oder nach dem "Grottenbesuch" habe ich mit meinen Eltern und Brüdern im Höhlenbahnhofsrestaurant gut "jugoslawisch" gegessen. Die obligatorische Begegnung mit dem Grottenolm will ich nur erwähnen. Die Führung war gut und machte gleichfalls Appetit auf mehr. Irgendwie bekam ich noch mit, daß hier sehr aktive Höhlenforscher agierten.



HEIMATRAUM


Über die wichtigsten Höhlen des Sauerlandes informiert eine Monographie von Heinrich Streich aus dem Jahr 1967 (Streich 1967). Hagen wird darin nur zum Teil berücksichtigt, denn die Volmehanghöhle war noch nicht "wiederentdeckt" - ihre Gänge blieben "geheim".

Als grundlegendes Werk zu der Region, in welcher ich aufwuchs, betrachte ich die Studie ,Der Massenkalkzug zwischen Hagen und Hohenlimburg' von Dieter W. Zygowski (Zygowski 1979). Hierbei werden allerdings Höhlen westlich des Volmetals (etwa die Kückelhausener Kluterthöhle) nicht einbezogen. Den Autor lernte ich bei den Erschließungsarbeiten der Volmehanghöhle kennen, und ich blieb mit ihm über Jahre in Kontakt, denn er wohnte in meinem Studienort Münster, in dem ich ab Herbst 1979 lebte. Gegen Mitte des 1980er Jahrzehnts mußte ich mich auf mein Studium konzentrieren, so daß die lose Verbindung zur Münsteraner Speläo-Gruppe verloren ging. Die angesprochene Arbeit über den Massenkalkzug bildete allerdings - im Zusammenhang mit dem in Sundwig geführten sogenannten ,Höhlenkataster Sauerland' - ein wichtiges Element beim Aufbau meiner regionalen archäologischen Datenbank (mit dem Commodore Amiga). Das gilt zudem für die Bibliographie (Zygowski 1988), welche ich unmittelbar für meine um 1985 begonnene und zehn Jahre später aufgegebene Dissertation verwenden konnte.

Aus der für eine Exkursion am 21. Oktober 1979 verfaßten Schrift von D. Zygowski: „Eine zusammenhängende Untersuchung über den Massenkalkkomplex zwischen Volme und Lenne in speläologisch-karstkundlicher Hinsicht steht leider noch aus. Lediglich über das Gebiet NSG Weißenstein-Hünenpforte und die Oeger-Höhle besteht eine Reihe von z.T. recht guten Arbeiten [...]." (Zygowski 1979, S. 20) - „Eine systematische Untersuchung auch der weniger 'spektakulären' Höhlen und Höhlengebiete hat eingesetzt, während früher nur die auffälligen, großen Höhlen das Interesse der Forscher erregten und die Erforschung auch nur unter gewissen Teilaspekten erfolgte. Dies waren insbesondere die Vor- und Frühgeschichte und die Paläontologie." (Zygowski 1979, S. 22, Abs. 1) - „Das Volmetal [...] fand bisher höhlenkundlich [nur] sehr wenig Beachtung. Lediglich der Volmehanghöhle, die [...] zu einigen bergmännischen Untersuchungen Anlaß gab - und heute die größte Höhle des Volmetals ist - wurde damals und wieder ab 1970 einige Aufmerksamkeit zuteil.
[...] Insbesondere in den Jahren 1976/77 hat der Verfasser mit einer systematischen Erfassung der Hohlformen dieses Gebietes begonnen und als Grundlage jeder weiteren Bearbeitung Vermessungen durchgeführt. Die Pläne befinden sich im Höhlenkataster Sauerland und bei der Stadt Hagen." (Zygowski 1979, S. 22, Abs. 4 f.) - „Das Volmetal, welches bis vor kurzem höhlenkundlich noch ein völlig unbeschriebenes Blatt war, weist mittlerweile 17 katastermäßig erfaßte Höhlen auf." (Zygowski 1979, S. 27, Abs. 1)

Wichtig ist der Hinweis über frühere Bergbautätigkeit: „Durch metasomatische Umwandlungen sind auch Erzlagerstätten kleinerer Art entstanden, welche jedoch [heutzutage] keine wirtschaftliche Bedeutung haben. So deuten Pingen E [= östlich von] Milchenbach [...] auf bergmännische Untersuchungen hin [...]. SE [= südöstlich] von Haßley befand sich eine Eisensteinzeche, welche Ende des vorigen [= 19.] Jahrhunderts in Betrieb war. [...] Offenbar haben Kriegseinwirkungen den Abbau [nach 1912] zum Erliegen gebracht. Über die Fördermengen konnten keine Angaben gefunden werden.
Außerdem war ein Grubenfeld Irmgard im Bereich Volmehanghöhle/Wasserloses Tal verliehen gewesen. Einige Funde von Siderit im alten Tunnel an der Volmehanghöhle deuten darauf hin, was zu der Mutung anlaß
[sic] gegeben haben könnte." (Zygowski 1979, S. 25, Abs. 2 f.)



VOLMEHANGHÖHLE (TEUFELSLOCH)


Zur Geschichte dieser Höhle in Hagen-Oberhagen (Kat. Nr. 4610/01) ist ein 1952 erschienener Aufsatz von Karl Schaub (Schaub 1952) aufschlußreich. Diese Naturhöhle gab 1890/91 zu Durchsuchungen mit vereinzelten Sprengungen Anlaß: der Oberbürgermeister sagte am 3. August 1891 eine Besichtigung ab, weil zusammengestürzte Felsmassen bereits den Eingang versperrten (Schaub 1952, S. 79, Sp. 1) - auf weitere Sprengungen wurde schließlich wegen der Kosten verzichtet (Schaub 1952, S. 79, Sp. 2). Nach dem Zweiten Weltkrieg (in welchem das benachbarte Stollensystem Luftschutzzwecken diente) war das tropfsteinhaltige Naturgebilde nur noch aus der Literatur bekannt, und zwar unter der Bezeichnung ,Höhle am Teufelsloch'.

Dieter W. Zygowski meinte dazu im Oktober 1979: „Ab 1892 geriet die Höhle [...] in Vergessenheit, bis 1971 im Zuge des Neubaus der B[undesstraße] 54 durch Hagen das Augenmerk zuerst auf angeschnittene Karstspalten, dann auf die Höhle selbst gelenkt wurde. Eine intensive Arbeit an der Höhle begann, und eine Vielzahl von Gängen und Hallen wurde neu entdeckt." (Zygowski 1979, S. 31, Abs. 1)

In einem am 23. Februar 1977 verteilten Flugblatt seitens des Arbeitskreises Höhlenkunde im Hagener Heimatbund e.V. heißt es (anonym): „Zwei Jahre arbeiten wir nun schon [...]." - Demnach entstand diese Höhlenforschergruppierung - welche wesentliche Arbeiten an der Volmehanghöhle übernahm - spätestens im Februar 1975.

Aus einem Bericht von Jochen Hassenpflug über die Jugendgruppe der Arbeitsgemeinschaft (geschrieben in der zweiten Januar-Hälfte 1976): „Angefangen hatte alles mit Ferienexkursionen, die Siegfried Gams mit Hagener Jugendlichen in die Volmehanghöhle und in die Kluterthöhle im vorletzten Jahre [1974] unternahm. Mehrere Jungen und Mädchen wollten sich auch über die für sie abenteuerlichen Ferienunternehmungen hinaus an der Höhlenforschung beteiligen." (Hassenpflug 1976)

Ich stieß demnach ein Jahr nach der Gründung dazu. Aus meinem Tagebuch A, S. 50 f., Eintrag vom 11. September 1975 (geschrieben im Alter von 16 Jahren):
Am Sonnabend, den 16.8., ging ich nachmittags zur Volmehanghöhle, wo ich Heinz [Lemmermann] traf. Ich lernte dort Jochen Has[s]enpflug und Herrn [Siegfried] Gams kennen. Jochen zeigte mir einen Teil der Höhle[,] und ich fand Gefallen am Durchforschen derselben. Das [= Daß] ich dabei ziemlich schmutzig, lehmbeschmiert wurde, störte mich wenig.
Am Montag, den 18. August, kaufte ich mir gleich eine starke Taschenlampe und nahm sie gleich mit bei der Exkursion zum Letmather Burgberg, die der Arbeitskreis für Vor- und Frühgeschichte
[des Hagener Heimatbundes e.V.] an jenem Tag unternahm. Jochen und Heinz waren dabei, und so untersuchten wir u. a. die Reste der Grürmannshöhle.
Am nächsten Tag, Dienstag, den 19. August, nahm ich am Ausflug zur
[Ennepetaler] Kluterthöhle teil, zu der Herr Gams die Hagener Jugend eingeladen hatte. Es kamen, wenn ich mich nicht irre, ca. 50 zum Teil ziemlich kleine Kinder[,] und ich hatte mit den anderen älteren Jungen einiges zu tun, um sie von Vogelsang über den Berg zur Kluterthöhle zu schaffen. Es hat uns allen aber Spaß | gemacht[,] und es wurde ein schöner Tag. Ich beschloß, am folgenden Dienstag einen zweiten Ausflug mit demselben Ziel, nämlich Klutert- und Bismarckhöhle, mitzumachen.
Am Vormittag des nächsten Tages, Mittwoch, den 20.8., besuchte ich mit Heinz, Jochen und zwei Mädchen, die auch am Vortage dabeigewesen waren, die Volmehanghöhle - ich zum 2. Mal.
"

Aus dem Bericht von Jochen Hassenpflug, geschrieben in der zweiten Januar-Hälfte 1976:
Nur mit alten Jeans und Stiefeln machten wir unsere ersten Höhlenbefahrungen. Doch schon bald konnten wir unter der fachlichen Anleitung von Siegfried Gams unsere Ausrüstung vervollständigen und uns grundlegendes höhlenkundliches Wissen aneignen. Unsere Hauptaktionsstätte ist naturgegebenermaßen die Volmehanghöhle. Das System [...] hat inzwischen eine [geschätzte (nur zum Teil vermessene)] Länge von etwa 1,7 Km. [...] Erst in der letzten Woche (17. 1. 1976) ist durch eine 5 m lange Grabung ein neues System von etwa 100 m Ausdehnung entdeckt worden, das sich durch mehrere große Hallen mit unberührtem Sinterschmuck auszeichnet. Nahe der Volmehanghöhle befindet sich ein stillgelegter Stollen, in dem wir ein kleines Lager gebaut habe. Hier [...] soll in kurzer Zeit ein kleines Biwak entstehen. An diesen Arbeiten und an den Vorbereitungen zum Ausbau der Volmehanghöhle zu einer Schauhöhle haben wir uns maßgeblich beteiligt. Neben der Volmehanghöhle und den anderen 22 Klein- und Mittelhöhlen in Hagen haben wir [... (unter anderem)] mehrere Höhlen im Hönnetal besucht. Ein kleiner Kreis hat auch mehrere Fahrten zu weiter entfernten Höhlen unternommen. Der Rest der Gruppe mußte sich aber wegen der fehlenden Mitfahrmöglichheiten [...] auf die Hagener Umgebung beschränken.
Spektakuläre Erfolge können wir wegen der fehlenden Erfahrung nicht vorweisen
[...].
Neben dem besonderen Dank an Siegfried Gams
[...] gilt unser Dank auch an den Hagener Heimatbund e. V., der uns [... (unter anderem)] seine Geschäftsstelle als Treffpunkt zur Verfügung stellt.
Für die Zukunft müssen wir uns auf die von Hagen aus mit Zweirädern oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Höhlen beschränken, bis die ersten von uns
[...] den Führerschein machen können. Wir werden uns [...] am Ausbau der Volmehanghöhle beteiligen. [...]
'Wir', das sind übrigens ein 'harter Kern' von 4 Jungen und 2 Mädchen im Alter von 14 - 16 Jahren neben mehreren anderen interessierten Jugendlichen.
" (Hassenpflug 1976)

Am 23. Februar 1977 war eine Besprechung „über das Projekt Volmehanghöhle" geplant (anonyme und undatierte Einladung seitens des Hagener Heimatbunds - erhalten am 7.2.). In der Sitzung erhielt ich ein Flugblatt mit der Überschrift „Bei uns im ARBEITSKREIS HÖHLENKUNDE stimmt was nicht !" (acht Unterzeichner, darunter zwei Damen; wenigstens eine Person - Ulrich Westhoff - ist mittlerweile verstorben).
Dicke Luft also! - Auf Grund der späteren Entwicklung der Arbeiten an dem Projekt zitiere ich hier etwas ausführlicher:
Was wurde bei der Gründung des Arbeitskreises geplant ?
1. Höhlenbefahrungen am Wochenende
2. geologische Forschungsarbeit
3. Höhlenbefahrungstechnik
4. allgemeine Höhlenkunde
[5. fehlt]
6. Ausbau der Volmehanghöhle
[eigener handschriftlicher Vermerk: „nur 1 Punkt"]
7. Bearbeitung aller Hagener Höhlen

Was haben wir bisher unternommen ?
Wir haben den größten Teil der Zeit im Stollen gearbeitet !
[Vorwurf demnach: Mißbrauch junger Leute als "Bergarbeiter"]

Warum machen wir nicht das, was bei der Gründung
[...] geplant worden war? [...] Uns hat jedenfalls niemand geholfen, andere Arbeiten zu erlernen. Zwei Jahre arbeiten wir nun schon im Stollen.
Mit Höhlenforschung hat das nicht mehr viel zu tun !
Aus diesen
[..] Gründen ließen sich bald die meisten von den 20 Mitgliedern nicht mehr blicken. [...] Auf Höhlenfahrten waren wir noch nicht dabei. Wer glaubt, unsere Vorstellungen ließen sich nicht verwirklichen, soll doch einmal nach Ennepetal fahren. Dort besteht ein gut funktionierender Arbeitskreis, den Herr Gams ebenfalls leitet.
[...] wir [brauchen] eine Planung für unseren Arbeitskreis. Es wäre sehr gut, wenn wir heute über das Problem diskutieren. Vielleicht kommen wir dann zu einer [...] Lösung [...]."
Aus meinen Notizen (Brainstorming):
a) Dreieck HHB (= Hagener Heimatbund) - Gruppe - Stadt. Das bedeutet, daß sowohl der Heimatbund als auch die Stadtverwaltung an einer einvernehmlichen Lösung beteiligt sein müßten.
b) Koordination - Arbeit a. d. Volmehanghöhle / geolog. Lehre. Das heißt: neben der Aufräum- und Erschließungsarbeiten ("Stollenarbeit") wird geologischer Unterricht eingefordert.
c) Zwangstellung Basis -> Projekt Volmehang. Soll bedeuten: die (Jugend-)Gruppe sieht keine Wahl- bzw. Entscheidungsmöglichkeit, sondern Abhängigkeit, wenn sie sich am Projekt weiter beteiligen will.
d) Unterstützung Kersberg. Demnach setzt man auf eine (nicht näher erfaßte) Unterstützung der Gruppe durch Herrn Prof. Dr. Kersberg.
e) Absicherung das (gemeint: der) „Hausrechte". Hier geht es wohl um den Wunsch, Rechte der Gruppe hinsichtlich der Volmehanghöhle abzusichern ("Schlüsselgewalt" u. a.).
f) Zeitliche Verpflichtungen. Damit ist wohl die Festlegung bestimmter Termine (etwa Lehrveranstaltungen als Gegenleistung für Handlangerdienste) angesprochen.
g) Planung -> kein Ziel in Aussicht. Will sagen: Bislang ist kein "Land" in Sicht. Gerhard Seyfrieds berühmte Frage: Wo soll das alles enden? Besser gleich alles hinschmeißen? Offenbar erschwert eine ungenügende Konzeption die Bereitschaft, sich einzubringen.
h) Be... (unleserlich) erst fertig, wenn Brücke fertig. Das ist mir nicht mehr verständlich.
i) Kein Spielraum für andere Arbeiten. Offenbar haben die erfahreneren auswärtigen Höhlenforscher für die Gruppenmitglieder nur einfache Verrichtungen "übrig" und wollen anderes einfach lieber selber machen.
j) Mai muß Brücke fertig sein. Es geht offenbar um eine im Bau befindliche Brücke, welche im Mai 1977 fertig sein soll ("muß"). Offenbar sind die Gruppenmitglieder bei diesem Bau beteiligt. Vielleicht ist das Objekt gemeint, welches ich in meinem Tagebuch ,Rampe' genannt habe.
k) Ausstellungsgegenstände, Tunnel, Wege, Biwak. Das sind anscheinend Themen, welche noch angesprochen wurden.
j) Plan aufstellen! Sa Arbeitstag / Mi Unterhaltungstag. Hier handelt es sich um den Vorschlag zweier Treffen pro Woche, dabei samstags Arbeit und mittwochs "Bearbeitung".
k) Mi Aufbau der geolog. Kenntnisse / Textmaterial abgezogen. Vorschlag, mittwochs geologischen Unterricht einzuführen mit Hilfe vervielfältigter Papiere.
l) einmal im 1/4 Jahr große Höhlentour. Als Gegenleistung für die gewöhnliche Samstagsarbeit wird von der Gruppe einmal pro Vierteljahr die Beteiligung an einer lehrreichen Höhlenbefahrung erwartet.
m) Osterferien muß Brücke fertig sein. Die Fertigstellung der nicht näher beschriebenen Brücke wird von der "Gegenseite" bis zum Ende der Osterferien 1977 eingefordert als Bedingung für ein "Entgegenkommen".
In meinen Notizen gibt es noch einen Punkt ,1. Anst... (unleserlich) Höhlenausbau / Bedingungen ?' - das könnte als Überschrift gelten. Der übrige Text ist aber gegenläufig und in anderer Farbe (Vierfarbkuli).

Hier ergänze ich noch Notizen aus meinem Tagebuch D (S. 10 f.) - Eintrag vom 23. Februar 1977: „Nachmittags [= Am Nachmittag des 23. Februar] ging ich zu einer Besprechung des Arbeitskreises Höhlenkunde im HHB [= Hagener Heimatbund] und entschloß mich - als ich sah, wie sehr Arbeitskräfte zum rechtzeitigen Ausbau der Volmehanghöhle [im Hinblick auf den Bau der Stadthalle] benötigt würden, nachdem viele aus Enttäuschung die Arbeitsgruppe | verlassen hatten - samstags bei den Arbeiten an [sic!] der Höhle teilzunehmen, zumindest so[ ]lange, bis die Ausgrabungen auf der Hohensyburg wiederaufgenommen würden. Bei den Arbeiten erhoffe ich, einiges über Geologie und Höhlenkunde zu erfahren und später einmal Vorrechte bei der Benutzung des geplanten Labors in [sic!] der Höhle zu genießen." (geschrieben im Alter von 17 Jahren)

Bedauerlicherweise kann ich zum Ergebnis der umfangreichen Diskussion - außer bezüglich der eigenen Person - nichts "vermelden". Da das "Projekt Volmehanghöhle" scheiterte (Stand: Dezember 2020), ist dieses auch nicht mehr relevant - allenfalls als Warnung vor der Ausnutzung engagierter Jugendlicher!

Aus dem Tagebuch D (S. 11 f.) - Eintrag vom 27. Februar 1977: „[...] zur Volmehanghöhle bin ich gestern nachmittag[s (am 26.2.)] gefahren. Ich war erstaunt, wie weit die Arbeiten dort fortgeschritten waren, | seit ich das letzte Mal dort war (am [?].[?].76). Das Tor zum Tunnel wurde gerade gestrichen: Es zeigt das Wappen der Stadt Hagen, den Namenszug und ein weiteres Wappen, welches das Kennzeichen unserer Arbeitsgruppe (Höhlenkunde) tragen soll: Karbitlampe, Hammer und Schlegel (verkehrt als beim [= gegenüber dem] Bergbau). Daneben zieren Fledermäuse das eiserne Torgitter. Der Tunnel hat einen Kiesweg und elektrische Arbeitsbeleuchtung [bekommen]. Zur Zeit wird in ihm eine Rampe zum zweiten Höhlenzugang gebaut. Ein ,Biwak' (zukünftiges Labor) ist bereits eingerichtet. In dem Tunnel sollen später einmal Bergbaugeräte und Maschinen ausgestellt werden. Im September beginnt der Bau der Hagener Stadthalle 50 m weiter und 17 m höher. Es gibt viel zu tun. Packen wir's an!"

An der Rampe - am hinteren Ende des Tunnels (welcher mich übrigens etwas an die zerstörte Neanderhöhle im Neandertal erinnert) - habe ich mitgebaut, während Siegfried Gams (Leiter des Arbeitskreises Höhlenkunde des Hagener Heimatbundes e.V.) den Zement am unmittelbar davor platzierten Betonmischer anrührte.

Aus dem Tagebuch E 3.4.77 - 5.5.77, Eintrag vom 15. April 1977 (geschrieben im Alter von 17 Jahren):
Von den Arbeiten in der Volmehanghöhle habe ich mich wieder zurückgezogen, nachdem ich am Bau einer Rampe (Zugang) vom Tunnel zum Nebeneingang der eigentlichen Höhle maßgeblich beteiligt war."

Die weitere Entwicklung habe ich wegen meiner Aktivitäten bezüglich des Missionsortes Dortmund-Syburg und wegen notwendiger Konzentration auf die Schule nur noch nebenbei verfolgt. Ich bin daher froh, daß hierzu Richard Althaus - aktives Mitglied des Hagener Heimatbundes und Verfasser heimatkundlicher Werke - darüber bereits 1977 einen Bericht veröffentlichte, aus dem ich hier zitieren möchte:

Die V o l m e h a n g h ö h l e [...] ist [...] seit vielen Jahren bekannt, aber so recht gekümmert hat man sich früher nicht darum. Einmal wohl, weil man in der nahen Dechenhöhle ein Musterbeispiel für den Anschauungsunterricht hatte, zum anderen wohl, weil ihre Begehung eine ziemlich unbequeme Sache darstellte. Was wiederum nicht ausschloß, daß von den früheren Steinbruchbetrieben der vordere Teil der Höhle zur Aufbewahrung von Sprengstoff ausgebaut [worden] war, dadurch auch heute noch einigermaßen begehbar. Aber der größte Teil der Höhle blieb [...] weitgehend unerforscht. [...] Zu einer systematischen Untersuchung kam es erst, als durch den Bau der neuen B 54 die Höhle, zumindest aber der Eingang und der vordere Teil, unmittelbar bedroht war. Dann [= Deshalb] griffen Mitglieder des Hagener Heimatbundes ein und begannen damit, die Höhle zunächst soweit wie möglich aufzuräumen, in etwa begehbar zu machen, aber sie vor allem zu vermessen und zu versuchen, durch vorhandene Spalten weiter in den Berg zu dringen. | Es waren und sind vor allem Prof. Dr. H. Kersberg, Siegfried Gams und N. Jorek, die sich die nicht leichte Aufgabe stellten, die Höhle nun nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu erforschen. Siegfried Gams verstand es darüber hinaus, eine Schar von interessierten Jugendlichen zusammenzuholen, die als Jugendgruppe des Hagener Heimatbundes [...] an der Aufbereitung der Höhle mitarbeitet.
Durch die Initiative des Hagener Heimatbundes angeregt, wurde auch die Stadt
[verwaltung von] Hagen aktiv und stellte Fachkräfte zur Beratung und Mittel zur Beschaffung wichtiger Materialien zur Verfügung. So werden nun nicht nur neue Gänge und Spalten, Fossilien und Tropfsteingruppen entdeckt und erforscht, sondern auch bereits erschlossene Teile der Höhle ausgebaut, abgesichert und begehbar gemacht. Wenn man bedenkt, daß die Erforschung neuer Höhlenteile hier unter schwierigsten Bedingungen vor sich geht, ist die ehrenamtliche Arbeit der Gruppe [...] garnicht hoch genug einzuschätzen. Nur mit ausgefeilter Klettertechnik [...] läßt sich die Arbeit erfolgversprechend durchführen. Und gute Erfolge sind bereits erzielt worden, obwohl man erst 1971 anfing, ernsthaft und systematisch zu arbeiten.
Während der vordere Teil der Höhle verhältnismäßig geräumige Gewölbe, breite Gänge und hallenartige Hohlräume aufweist, wird es im hinteren Teil immer enger, niedriger und schwieriger. Die Höhle verläuft ungefähr in Nord-Süd-Richtung, die Hauptstrecke in etwa 150 m Länge. Seitlich führen Gänge in verschiedener Ausdehnung nach Westen und Osten. Insgesamt sind jedenfalls weit über 1000 m vermessen
[,] und immer noch melden die Höhlenforscher neu entdeckte Gänge und Spalten, so daß inzwischen mehrere hundert Meter wieder auf ihre Verabeitung warten. [...] Wenn auch nicht in der Vielzahl und Pracht anderer Höhlen, sind doch auch hier Tropfsteingebilde in beachtlicher Zahl und Größe vorhanden. Es gibt sowohl Wände, die ganz von Tropfstein bedeckt sind, als auch [...] Stalagmiten und Stalgtiten [= Stalaktiten (D.R.)] (hängende und stehende Tropfsteine), die bis zu 2 m lang sind.
Den Spuren nach zu urteilen, ist in alter Zeit die Volme durch die Höhle geflossen, da Flußlehm und Schotter darauf hindeuten.
[...] Gedacht ist [...] an eine Auswertung aller Erkenntnisse durch Studenten, Schüler und Heimatforscher. Zu diesem Zweck wird auch das Vorgelände der Höhle in die Planung einbezogen. So wird ein guter Zugangsweg geschaffen[,] und das Städtische Bauamt hat ein eisernes Tor anbringen lassen, um Zerstörungen vorzubeugen. Dann kann der ganze Kalkhang mit seiner besonderen Flora in den Naturkundeunterricht einbezogen werden. Weiter verläuft parallel zur Höhle ein ausgemauerter Stollen [= Tunnel] der ehemaligen Steinbruchbetriebe, der ebenfalls genutzt werden kann. In ihm sollen Bergwerksgeräte und -maschinen aus alter Zeit aufgestellt werden, die bereits von entsprechenden Firmen zugesichert sind. Weiter ist an eine reichhaltige Mineralien- und Fossiliensammlung gedacht, die, in Schaukästen und Vitrinen untergebracht, wertvolles Anschauungsmaterial für Schulen und interessierte Bürger abgibt." (Althaus 1977, S. 127 f.)

Über die Höhle hat Prof. Dr. Herbert R. Kersberg (*6. August 1928 – †11. Januar 2012) im selben Jahr eine Monographie verfaßt, welche einen Übersichtsplan enthält und in der auch die Kalkindustriebetriebe berücksichtigt sind (Kersberg 1977). Zur Rolle des "Stollens" berichtete H. Kersberg darin (S. 31):
Das Gewölbe des Stolleneingangsbereichs ist auf etwa 20 m [...] durch Ziegelmauerwerk ausgekleidet. An seinem Ende führt rechts eine neu angelegte Steinstufentreppe zu einem (im Zuge des Ausbaus wieder ausgeräumten) Hohlraum über dem Ziegelgewölbe [gemeint ist der für Besprechungen genutzte sogenannte ,Turm' (D.R.)]; von dort aus zweigt der Verbindungsgang zur Naturhöhle ab. Auf der linken Wand am Ende der Gewölbeauskleidung (gegenüber dem Treppenaufgang) fällt eine 80 cm mächtige Kalkspatbank steil ein. Decke und Wände des Stollens sind im folgenden stellenweise durch weißliche Calcitkristalle, häufig jedoch durch eine schwarze Verkrustung überdeckt. (Der Tunnel wurde jahrzehntelang durch eine kleine Dampflok befahren, die die Wagen mit gebrochenem Gestein von dem Steinbruch bzw. von einer am Ende des Hauptstollens befindlichen Brechanlage zu den Verladeeinrichtungen und Verarbeitungsbetrieben transportierte; der Seitenstollen führte zu einem Kalkbrennofen). Etwa 55 m vom Eingang entfernt weitet sich der Stollen infolge des einmündenden Seitenstollens zu einem Raum (,Informationszentrum') aus, nach weiteren 15-20 m sind wir [...] angelangt [...] vor dem Bau- und Trümmerschutt aus der Stadt Hagen, mit dem der Steinbruch nach 1958 verfüllt wurde. (An dieser Stelle, etwa 80 m vom Eingang entfernt, würde eine senkrecht nach oben führende Verbindung zur Stadthalle technisch möglich sein)."

Dieter W. Zygowski im Oktober 1979: „Sehr bedauernswert ist, daß die geplante Eröffnung der Höhle als Lehr- und Schauobjekt bis heute nicht realisiert worden ist. [...] Mehrere tausend Mark von Seiten der Stadt[verwaltung] wurden investiert und ungezählte Arbeitsstunden freiwilliger Helfer aus ganz NRW, um das Vorgelände der Höhle herzurichten, den Tunnel aufzuräumen und in einen Seitenarm ein Labor mit Arbeits-, Umkleide- und Aufenthaltsräumen einzurichten und die Vorarbeiten für die Einrichtung einer höhlenkundlich-bergbaulichen Ausstellung zu schaffen. Die vorderen Teile der Höhle wurden ausgebaut, Wege geebnet, Treppen eingebaut, Tunnel sowie Höhle mit elektrischem Licht ausgestattet. Die mühseligen Kleinarbeiten, die zu leisten waren, kann nur derjenige nachvollziehen, der sie miterlebt hat!
Durch Streitigkeiten
[...] kurz nach Eröffnung des 'ersten Bauabschnitts' und einem Einbruch mit Brandstiftung kurze Zeit später (Ende Mai 1978)[] wurde der Fortgang unterbrochen. Den engagierten Helfern wurde ein weiteres Betreten der Höhle untersagt, und die wertvolle Einrichtung wurde dem Verfall anheim gegeben. Das Vorgelände verwahrloste; der Tunnel diente Stadtstreichern als Unterkunft und Feuerplatz [...]. Größere Objekte, wie [eine] elektr. Grubenlok mit Wagen, Strebbögen (Spenden Hagener Firmen) verrosteten." (Zygowski 1979, S. 31, Abs. 4 f.)

In der Folgezeit kam es zu weiteren Toraufbrüchen mit Schäden am Höhlen- und Tunnelsystem. Offenbar mochte die Hagener Unterwelt keine "Konkurrenz", schon garnicht im Loch des Teufels tiefstselbst! Lachen.gif - Und überhaupt: wie kann man nur dem Satan die Ein- und Ausfahrt zur Hölle versperren? Augenverdrehen.gif

Auf Seiten der Stadtverwaltung wurde argumentiert, die Höhle sei zumindest teilweise einsturzgefährdet. Hinzu kamen immer wieder gewaltsame Eingriffe durch Unbefugte, welche Arbeit, Reperaturkosten sowie bleibende Schäden verursachten. Der Hagener Heimatbund war angesichts der Umstände mit der Betreuung der Volmehanghöhle zunehmend überfordert. In einem namentlich nicht gekennzeichneten Artikel der Hagener Rundschau (mit einem Foto des Stolleneingangs von Udo Meier) hieß es am 17. Mai 1986 (N.N. 1986): „Jetzt hat der Heimatbund auch offiziell gegenüber der Stadt[verwaltung] seine ,Vaterschaft' über die Höhle zurückgegeben. Er wollte die Verantwortung nicht mehr tragen, nachdem in den letzten Jahren immer wieder irgendwelche Rowdies die Eingänge zerstört hatten. [...] Der größere der beiden Eingänge (am Stollen) [gemeint ist der Stolleneingang (D.R.)] wird zugemauert, der kleinere durch ein kräftiges Eisentor gesichert. Die Höhlenkundler sprechen sich dafür aus, den ganzen Bereich sich selbst zu überlassen, um in der Grotte [gemeint ist die eigentliche Höhle und auch das Stollensystem (D.R.)] wieder eine Erneuerung der natürlichen Bedingungen zu ermöglichen. In der Mauer [des Stolleneingangs (D.R.)] sollen deshalb nur am Erdboden kleine Schlupflöcher für Kriechtiere bleiben und oben Löcher für Fledermäuse. Die Kontrolle wird den Höhlenforschern übertragen, die auch die Wartungspflichten übernehmen."

Im August 1987 erschien ein Überblick über die Maßnahmen und Vorfälle an der Höhle, verfaßt von Dieter Stoffels (Stoffels 1987); die Betreuung der Höhle wurde von der Speläologischen Vereinigung Nordrhein-Westfalen (SVNW) übernommen (Stoffels 1987, S. 14).

Im September 1987 veröffentlichte Thomas Rosteck einen Bericht über die Besichtigung, welche er mit Ulrich Westhoff als Führer unternommen hatte (Rosteck 1987). Dem Autor schwante schon 'was: „Erleidet die Höhle das gleiche Schicksal wie das Schloß im Märchen 'Dornröschen': erst Schauplatz eines großen Banketts und dann 100 Jahre tiefster Schlaf?" (Rosteck 1987, S. 4, Bildunterschrift) - Nun, die gerufenen Geister hatten sich verflüchtigt, und der Drache - Teufel aber auch! - hütete brav das Tor (so könnte man es auch sehen). „Die Höhle befindet sich derzeit in städtischer Verwaltung. Die Stadtverwaltung, genauer gesagt das Liegenschaftsamt, hat wiederum die Volmehanghöhle einer Höhlenforschergruppe überlassen. Im Gegenzug mußten sich die Höhlenforscher per Vertrag verpflichten, die Höhle nicht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen." (Rosteck 1987, S. 4, Sp. 3) - „Schon der Eingangsbereich macht auf ein Problem aufmerksam, daß allen Verantwortlichen seit 1971 [...] immer wieder zu schaffen macht: unzählige Male ist das schwere Eisengitter am Eingang aufgebrochen und demoliert worden, teilweise mit schwersten Geräten." (Rosteck 1987, S. 4, Sp. 3 f.) - Wichtig ist in diesem Zusammenhang ein Gutachten, welches die Stadtverwaltung „beim Geologischen Landesamt Nordrhein-Westfalens in Krefeld im September 1980 in Auftrag gegeben hatte" (Rosteck 1987, S. 4 f.), um zu prüfen „ob und [gegebenenfalls] inwieweit die Höhle als Demonstrationsobjekt nutzbar sei" (Rosteck 1987, S. 5, Sp. 1). Schon Prof. Dr. Kersberg hatte in seiner Monographie von 1977 festgestellt: „Höhle und Stollen könnten insbesondere für den Schulunterricht genutzt werden." (Rosteck 1987, S. 5, Sp. 1 f.) - „Warum es nie zu dieser Art Nutzung der Höhle gekommen ist, erfährt man beim weiteren Studium des Gutachtens. So wurden in drei Abschnitten der Höhle lose sitzende Felsbrocken festgestellt, die eines Tages herunterstürzen könnten." (Rosteck 1987, S. 5, Sp. 2) - „Seit das Gutachten im April 1981 veröffentlicht wurde, liegt die Höhle 'auf Eis', denn das Geld für die erforderlichen Maßnahmen vermochte niemand aufzubringen." (Rosteck 1987, S. 5, Sp. 3) - Hierbei wäre noch die von Dieter Stoffels erwähnte Einschaltung des Bergamts zu berücksichtigen: „Als 1982 das Bergamt Dortmund die geforderten Maßnahmen bestätigte, bedeutete dies aus finanziellen Gründen das endgültige Aus für das Besucherkonzept." (Stoffels 1987, S. 14)

Der Traum ist aus - doch nicht ausgeträumt! (100 Jahre Dornröschenschlaf dauern halt; immerhin hat der erste - von 1891 bis 1970 - nicht so lange gedauert.) - Aber wie sieht's denn heutzutage aus? Ich hab' nachgeschaut:




KÜCKELHAUSENER KLUTERTHÖHLE ("KÜCKELHAUSER" KLUTERTHÖHLE)


Hierzu überließ mir um 1976 der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Johann Janßen neben zwei Höhlenplänen aus dem Berg der Hünenpforte in Hohenlimburg auch die Blaupause eines Höhlenplans der Kückelhausener Kluterthöhle (Kat.-Nr. 4610/02), und zwar in der Hoffnung, daß ich mich an der Erforschung der "Kückelhauser" Kluterthöhle beteiligen würde (einen Ort Kückelhaus, wie die am häufigsten gebrauchte Namensvariante der Höhle postuliert, gibt es nicht!). Karl Schaub teilte schon im Sommer 1952 mit: „Für die eigentliche Höhlenforschung setzten sich die Herren Joh. Janssen, Walter K. B. Holz und Becker ein. Sie haben die beiden Höhlen unter der Hünenpforte untersucht und Lagepläne derselben gezeichnet. Der Lageplan der Kluterthöhle in Kückelhausen wurde durch Herrn Küther aufgenommen. Leider mußte infolge des Krieges die Weiterarbeit eingestellt werden."

Eine Höhlenbefahrung als möglicher "Einstieg" in die Erforschung der Höhle habe ich nie unternommen; statt dessen befaßte ich mich mit der Kulturgeschichte der Örtlichkeit und seiner Umgebung. Eine Höhlenbefahrung war - soweit absehbar - im Gegensatz zum Höhlensystem im Ennepetaler Klutertberg stets nur geübten Kletterern möglich, auch wenn sie in Notzeiten als Verwahrstelle (in der Art eines Kellers mit Verschlägen) gedient haben wird.

Zur Geschichte der Forschung an der Höhle bis zum "Hagener Höhlenforschungshype" im 1970er Jahrzehnt unterrichtet je ein Aufsatz von Johann Janßen (Janssen 1959) und Ulrich Westhoff (Westhoff 1981).

Zu dem anscheinend erst im Mittelalter oder in der Neuzeit beim Kalkabbau entdeckten Karstphänomen ,Kückelhausener Klutert' ist im Laufe der Jahrzehnte allerhand Unsinn publiziert worden, selbst angebliche Sagen (so etwa von Richard Althaus im Jahrgang 1969 des Hagener Heimatkalenders, S. 206 f.; vgl. Zygowski 1988, S. 154 f., Nr. 4.082). Hier gilt im Grunde noch das, was ich 1992 in der Kurzfassung meiner Besprechung zur Dissertation von Wilhelm Bleicher schrieb: „Bedauerlicherweise läßt Verf. bei seinen die sauerländischen Höhlen betreffenden Deutungen im Sinne von Kulthandlungen eine dem Thema angemessene Sorgfalt vermissen [...]. Als kennzeichnendes Beispiel sei hier die Kückelhäuser Kluterthöhle in Hagen-Hörden (Stadtkr. Hagen) herangezogen, welche in einem "Klutert" genannten Gelände unter einer Sportanlage zwischen den größeren Stadtteilen Hestert und Kückelhausen liegt, nicht aber in Wehringhausen [...]. Sie ist von Ortsunkundigen leicht mit der Ennepetaler Kluterthöhle in Ennepetal-Milspe (Ennepe-Ruhr-Kr.) zu verwechseln, welche ebenfalls am rechtsseitigen Rand des Ennepetals in einem Berg namens "Klutert" liegt (siehe dazu jetzt: Das Klutert-Buch. Altes und Neues über einen der höhlenreichsten Berge Deutschlands, hg. v. Lutz Koch, Hagen 1992). Verf. führt »die Osterkulte an der Wehringhauser Klutert in Hagen« ernsthaft als eines der »Argumente« für »einen Fruchtbarkeitskult - ob mit oder ohne Kannibalismus -« an (S. 195, Abs. 14/16). Hier bleibt zunächst festzuhalten, daß es sich nach heutiger Kenntnis um keinen eisenzeitlichen, ja nicht einmal urgeschichtlichen Fundplatz handelt [...]. Das angesprochene Osterbrauchtum (unter anderem "Eierbicken" zu Ostern im Rahmen eines Volksfestes vor der Höhle, an welchem anscheinend hauptsächlich männliche Personen teilnahmen - falls die durch Trunkenheit geförderten Schlägereien nicht ein falsches Bild erwecken) ist erst für die Jüngere Neuzeit belegt, und über die Zeit seines Entstehens kann nur spekuliert werden; Hinweise auf eine frühere Lage des Höhleneingangs angeblich in einem Steinbruch sind dabei nicht sehr ermutigend. Rez. hält es derzeit für nicht angebracht, das Brauchtum - soweit es bekannt ist - als »Osterkulte« zu deuten, denn eine solche Interpretation setzt magische oder religiöse Absichten bei den Handelnden voraus; Verf. hätte daher nach Ansicht des Rez. vorsichtiger - auf diese Weise magische und religiöse Aspekte nicht ausschließend - "Osterbräuche" schreiben und auf dieses Argument für einen in der Eisenzeit geübten Fruchtbarkeitskult vor bzw. in Höhlen des Hönnetals verzichten mögen."

Nach allem Pallaver freue ich mich, daß das System das Interesse des Ennepetaler Arbeitskreises Kluterthöhle e.V. gefunden hat und dieser im Jahr 2016 eine aufschlußreiche Monographie veröffentlicht hat. In den Jahren vor der Veröffentlichung wurde offenbar intensiv geforscht:


Wegen Darstellungsproblemen wiederhole ich hier den Text meiner kleinen Besprechung: „Ich habe die neue Monographie von Lothar Kruse, Stefan Voigt und Ulrich Brämer über ,Die Kückelhauser Kluterthöhle in Hagen. Speläologische Monografie" (AntiBerg 72 - Sonderausgabe) gelesen (Ennepetal 2016 - ISBN 978-3-00-054452-1) und möchte in aller Kürze meinen Eindruck festhalten: A) Bin total begeistert B) Freue mich, daß es trotz Abwasserdrainage in die Höhle nicht so schlimm gekommen ist (wird aber Zeit, davon Abstand zu nehmen!), wie ich es kürzlich in einem YouTube-Video geäußert habe C) Ärgere mich, nicht ausreichend informiert gewesen zu sein (andere Sorgen...) D) Herzlichen Dank für das Engagement des Arbeitskreises Kluterthöhle e.V. und nachträgliche Gratulation zum Vierzigjährigen! E) Da ich mich im Rahmen meiner abgebrochenen Promotion auch mit der Höhle beschäftigt habe, möchte ich betonen: 1.) Die Höhle liegt in einem kleinen, trichterförmigen Steinbruch (man vergleiche die Höhlenskizze von Bannehl) - allem Anschein nach handelt es sich um eine der Pingen, welche es in der Gegend (links und rechts vom Karl-Jellinghaus-Weg südlich von Im Deerth) häufiger vorkommen und deren Existenz vermutlich auf Erzgewinnungsversuche der Harkorts zurückgehen - es wäre kaum verkehrt, die Entdeckung der Höhle in das 17. Jahrhundert zu datieren (siehe den abgedruckten Harkort-Brief) - 2.) Daraus folgt, daß es sich um keine germanische Kultstätte handelt (Letzteres hatte ein gewisser StD Wilhelm Bleicher im Rahmen seiner Dissertation ins Spiel gebracht - der Glaube an eine germanische Göttin Herta geht aber auf Karl "Confusius" Schaub zurück). 3.) Die Nutzung der Höhle im Rahmen einer Karfreitagsprozession ist naheliegend (Grab Jesu - vgl. Externsteine) und kann auf späte Antireformationsbestrebungen zurückgehen. F) Der hohe Radon-Gehalt in Teilen der Höhle kann eventuell therapeutisch genutzt werden (wie mir in Österreich wohl bei Gastein in einem Bergwerk bekannt). Wir hätten in einem solchen Fall zwei Kluterthöhlen als Heil- (nicht: Kult-)stätten im Tal der Ennepe! Eine Zusammenarbeit beider wäre wünschenswert." (14. Februar 2017, 14:51 Uhr)

Vielen Angaben zur Kulturgeschichte der Höhle (Kapitel 8), verfaßt von Lothar Kruse, kann ich - oder will ich zumindest - nicht folgen; man merkt doch sehr schnell, daß der Bearbeiter sich von den Verhältnissen in Ennepetal (Klutertberg) und zudem noch von angeblichen Überlieferungen (Sagen, Abschreibevorgänge) und vermeintlich korrekten Interpretationen (Namen in der Höhle und Landschaft) stark beeinflussen läßt.

Die weitere Erforschung von Höhle und Umfeld bleibt spannend! Für mich ist die Klutert-Höhe(!) im Zusammenhang mit dem oberen Talabschnitt der Hilgenbecke (bis hinauf zum Deerth) kulturgeschichtlich betrachtet das eigentlich Interessante. Eine Schatzkammer im übertragenen Sinne ist durchaus ,drin'. Daumenheber.gif



EILPER HÖHLE


Die Eilper Höhle - auf der linken Seite des Volmetals - gegenüber den Stockey-Höhlen bei Delstern wurde mir von Heinz Lemmermann (damals gleichfalls ein Mitglied des Arbeitskreises Vor- und Frühgeschichte im Hagener Heimatbund e.V.) anläßlich des Fundes eines durch schweres Straßenbaugerät zerstörten Feuersteinartefaktes gezeigt; außer einer Besichtigung des vorderen bestzugänglichen Raumes (wobei Heinz ein Foto von mir im Eingang machte) haben wir dort zusammen nichts unternommen, und ich habe die Höhle auch nicht wieder aufgesucht.

Klaus-Dieter Tiffert aus Dortmund veröffentlichte bereits in der Ausgabe vom 1. Dezember 1976 der Zeitschrift ,Antiberg' einen kurzen Artikel zu dem zunächst in zwei Teile gegliederten Hohlraumsystem:
Erst kürzlich wurde die Eilper Höhle II auf eine vorläufige Länge von ungefähr 50 Meter ergraben. Starker Luftzug [...] läßt ein gutes Ergebnis weiterer Grabungen erhoffen (siehe Mitteilungen der Karst- und Höhlengruppe Hagen im Hagener Heimatbund, Heft 2, März 1976).
Höchstwahrscheinlich existiert eine Verbindung zwischen beiden Höhlen.
[...] In einigen Spalten sind die Wände und Decken mit kleinen, Excentriques-ähnlichen Stalaktiten förmlich übersät. Diese und Makkaronis, außerdem dünne Sinterüberzüge über dem mächtigen Höhlenlehm[,] werden beim Schliefen leicht zerstört. Die Lehmablagerungen unter der Versinterung enthalten darüber hinaus an einigen Stellen Knochenablagerungen von Kleintieren [...]." (Tiffert 1976 a)

Die weitere Entwicklung (Forschung / Sicherung) habe ich nicht mehr verfolgt.

In diesem Gelände-Bereich (Talhang nördlich und westlich vom Rolande bis zur Mündung des Eilper Baches) muß mit weiteren Höhlen gerechnet werden, denn beim Talbrückenbau wurde wenige Meter unterhalb des südwestlichsten Pfeilers ein Höhlenschlot (ein kaum einen Meter im Durchschnitt messender Naturschacht) fast vollständig mit Beton verfüllt:
EU/D/NRW/HA/Delstern/Volmetalbruecke/1976042(5)-xxxx_E_19_(C_18)_D_NW_HA-Delstern_Volmeabstieg_Volmebruecke_Blick_gen_Rolande_DETAIL_Roland_1200x0800
Blick von der Talbrücke in Delstern auf die westliche Volmetalseite mit den ersten Pfeilern.
Die Stelle des verfüllten Schachts ist hier wohl durch den zweiten Pfeiler weitgehend verdeckt.
Foto (Ausschnitt): Detlef Rothe - April 1976)

Außerdem gab es in der Gegend kleine Eisensteinzechen, welche künstliche Hohlräume verursacht haben (eventuell Höhlenerweiterungen). Karl Schaub schrieb dazu 1952: „Es sei nur auf einige [...] künstliche Gänge (Stollen) hingewiesen: [...] viele Stollen im Mäckinger Bachtal, am Hirzen (Roter Hirsch) in der Selbecke, am Roland, an der Zeche beim Melkmeskopf usw." (Schaub 1952, S. 80, Sp. 2) - Er ergänzt ebenda (Anm. 3): „Die in einer Urkunde vom 22. Juli 1200 erwähnten Hagener Goldschmiede [das ist aber bloß eine gängige Übersetzung der Berufsbezeichnung statt "Gold Fabrizierende" (D.R.)] werden sich vermutlich mit der Förderung von Erzen im Stollenbetrieb beschäftigt haben. Darpe schreibt dazu in einer Fußnote: ,Erhard, Reg. Nr. 2431, C- D. Nr. 586. Die Goldschmiede waren, wie Troß vermutet, Bergleute, welche den (nach v. St.[einen]) als goldführend befundennen [sic (D.R.)] ,Goldberg' [...] ausbeuteten.[']."



STAPLACKHÖHLE


Diese Höhle benutzte ich gerne zum Zwecke der Entspannung, und zwar auch alleine (ohne dies zu dokumentieren).

Aus meinem Tagebuch H (S. 7 f. - Text vom 9. Juni 1977): „Gestern nachmittag habe ich mit Heinz die Staplackhöhle I besucht. Das ist ein kleines Höhlensystem in einem Steinbruch an der gegenüberliegenden Seite des Bergrückens, an dem die Hanerthöhle II (Höhle ,Am Volmeabstieg') ihren Eingang hat. Es waren einst zwei Zugänge im Steinbruch freigesprengt worden. Wir wollten das System durch den oberen [Zugang] betreten, und ich wurde so zum ersten Mal Bergsteiger. Daß ich mich in der Höhle einmal richtig ausfühlen und ausfüllen [sic!] konnte, hat mir sehr gut getan. Ich war mit Heinz durch die dunklen [und] engen Kriechgänge geklettert und hatte den satten Atem der Erde [= die Höhlenluft] genossen. Wir hatten nur eine Lampe mit, so daß ich zeitweise im totalen Dunkeln hockte, umgeben von unbekannten Felsmassen, und begriff, was es heißt, blind zu sein. In der feuchtwarmen Luft in den [an sich] kalten Räumen fühlte ich mich wie neu geboren, und trotz der gefahrvollen Situation und der Fremdartigkeit der angestrahlten, unnachahmlichen Umgebung war ich [im Dunkeln] geborgen. Ich war alleine und hatte doch | einen guten Freund bei mir. In dieser Unterwelt durfte und konnte ich nicht ängstlich sein, sondern mußte [und wollte!] mich über jeden einzelnen Schritt, über jede Bewegung, die ich tat, bewußt sein. [...] Der Nachmittag hatte [= hat] mir viel gegeben."



HÖHLE AM VOLMEABSTIEG


Hierbei handelt es sich um eine der beiden sogenannten ,Hanerthöhlen' am Staplack. Sie liegt zwischen der Volmetalbrücke und der Autobahnauffahrt Hagen-Süd, und zwar gegenüber dem Urnenfriedhof Delstern am südlichen Hang. Die unmittelbare Umgebung habe ich im Jahr 2009 gefilmt:


Ergänzend dazu eine "zeitgenössische" Ansicht von oben über den Höhleneingang hinweg zur im Bau befindlichen Straße:
Volmeabstieg/1976042(5)-xxxx_E_07_(C_07)_D_NW_HA-Delstern_Volmeabstieg_Hanerthoehle2_Eingangsbereich_von_der_Bergseite_aus_1200x0800
(Foto in Richtung Urnenfriedhof Delstern - Foto: Detlef Rothe - April 1976)

Volmeabstieg/1976042(5)-xxxx_E_08_(C_08)_D_NW_HA-Delstern_Volmeabstieg_Hanerthoehle2_mit_Umgebung_von_der_Brueckenseite_aus_18200x0800
(Foto von Westen auf den Hang am Höhleneingang mit der Doline rechts oben - Foto: Detlef Rothe - April 1976)

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(Foto auf den "Deckel" am Höhleneingang mit der Doline rechts oben - Foto: Detlef Rothe - April 1976)

Angeregt durch den damaligen Leiter des Arbeitskreises Vor- und Frühgeschichte im Hagener Heimatbund, Johann Janßen (ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger), unternahm ich während des Baus des Autobahnzubringers Hagen-Süd (über die Volmetalbrücke in Richtung Delstern) im April 1976 eine kleine Untersuchung am Eingang der frisch aufgegrabenen ,Höhle am Volmeabstieg'. Hierzu schrieb ich am 11. Mai 1976 im Alter von 16 Jahren im Tagebuch B (S. 43): „Anfang April hatte ich mit Heinz (Lemmermann) am Eingang einer neu entdeckten Höhle [Anm.* (a.a.O.): „,Höhle am Volmeabstieg' - Hinterm Eingang verschüttet?"] geschürft, aber nichts gefunden." - Es war jedenfalls keine "Schatzkammer". Augenverdrehen.gif
Hierzu eine Montage des Eingangsbereiches nach zwei Fotos von Johann Janßen (mit eigenen Erläuterungen):
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(Schwarzweißfotos: Johann Janßen - 25. April 1976; Montage und Beschriftung: Detlef Rothe)

Etwa aus der selben Zeit stammen eigene Farbdias von dem angelegten Schnitt mit in der Aufsicht an den Umriß eines Vogels erinnernden Eingang. Da ich nicht einmal über einen Zollstock (geschweige denn ein Maßband) verfügte, muß der Spaten als "Maßstab" herhalten:
Volmeabstieg/197604xx_E-14A_FA0256_EU_D_NW_HA-Staplack_HoehleAmVolmeabstieg_Eingang_1200x0800
(Foto: Detlef Rothe - April 1976)

Auffällig wegen ihrer relativen "Glätte" war die Felswand im Südwesten des Eingangs:
Volmeabstieg/1976042(5)-xxxx_E_13_(C_13)_D_NW_HA-Delstern_Volmeabstieg_Hanerthoehle2_Grabungsprofil_Brueckenseite_1200x0800
(Foto des südwestlichen Profils der Grabung am Höhleneingang - Foto: Detlef Rothe - April 1976)

Dazu ein Profilfoto (wegen der unterschiedlichen Helligkeit mißraten) von der Staplack-Seite:
Volmeabstieg/1976042(5)-xxxx_E_04_(C_04)_D_NW_HA-Delstern_Volmeabstieg_Hanerthoehle2_Grabungsprofil_Staplackseite_1200x0800
(Foto des nordöstlichen Profils der Grabung am Höhleneingang - Foto: Detlef Rothe - April 1976)

Ich habe auch ein Dia vom Profil an der Talseite des Grabungsschnitts gemacht, doch geriet dies bedauerlicherweise unscharf:
Volmeabstieg/1976042(5)-xxxx_E_12_(C_12)_D_NW_HA-Delstern_Volmeabstieg_Hanerthoehle2_Grabungsprofil_Talseite_1200x0800
(Foto: Detlef Rothe - April 1976)

Bald nach dem Abbruch der Grabungsarbeiten verfaßte ich einen Artikel für die damalige Stadtteilbuchreihe ,Hagen einst und jetzt', welcher beim Hagener Heimatbund in ein vierseitiges Maschinenmanuskript umgesetzt wurde:
Volmeabstieg/19760901_HoehleAmVolmeabstieg_Erstuntersuchung1_1000x1454
Volmeabstieg/119760901_HoehleAmVolmeabstieg_Erstuntersuchung2_1000x1456
Volmeabstieg/19760901_HoehleAmVolmeabstieg_Erstuntersuchung3_1000x1426
Volmeabstieg/19760901_HoehleAmVolmeabstieg_Erstuntersuchung4_1000x0341

Wie ich mir die Höhle bis zur Doline vorstellte, bevor die Freilegung des Eingangs (vermutlich durch Arbeiter der nahen Straßenbaustelle) begann, zeigt eine Längsschnitt-Skizze:
Volmeabstieg/19760824_HoehleAmVolmeabstieg_Profilskizze_1200x0530
(Längsschnitt-Rekonstruktion des Zustands 1975 - Zeichnung: Detlef Rothe - 24. August 1976)

Dieter W. Zygowski fügte einen Höhlenplan bei, der den Grundriß und Profile enthielt:
Volmeabstieg/19761130_EU_D_NW_HA-Staplack_HoehleAmVolmeabstieg_Grundriss_von_DieterZygowski_1200x1353
Volmeabstieg/19761130_EU_D_NW_HA-Staplack_HoehleAmVolmeabstieg_Profile_von_DieterZygowski_1200x1480
(Grundriß + Profile: Dieter W. Zygowski - 30. November 1976)

Um Grabungen bzw. Verwüstungen von unbefugter Seite vorzubeugen, wurden die Koordinaten nicht angegeben.

Die vorgesehene Veröffentlichung im Band ,Eilpe - Delstern -Selbecke' der Reihe ,Die Hagener Stadtbezirke' des Hagener Heimatbundes (das Buch erschien 1978) unterblieb. Nach den Erfahrungen mit der Volmehanghöhle schien dies ratsam. Später geriet die Angelegenheit in Vergessenheit, zumal die an Siegfried Gams übergebenen Tierknochenfunde anscheinend im ,Biwak' (einem Raum im Stollensystem neben der Volmehanghöhle) dem dort angefallenen Vandalismus zum Opfer fielen. Nennenswerte Funde waren nicht dabei.

Aus meinem Tagebuch C 1976/II - 1977/I (S. 35) zum 18. Dezember 1976 (Text vom selben Tag):
Nachmittags habe ich darin Zerstreuung gesucht, daß ich mit Heinz [..] zur Hanerthöhle II (Höhle am Volmeabstieg) fuhr - er mit der Mofa, ich mit dem Fahrrad." - Es war bloß eine Nachbesichtigung.

Die Höhle blieb im Fokus ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege, wobei zunehmend der zunächst in Hohenlimburg, dann als Studiendirektor in Iserlohn lebende, später in Münster promovierte Wilhelm Bleicher (zeitweise Leiter des Schloßmuseums) Ansprechpartner war. Als Forscher blieb er umstritten. Seine Methoden, Datierungen und Interpretationen, bei denen er als Prähistoriker (im Auftrage der Stadtverwaltung Hagen) auf eine ausreichende Begründung oft verzichtete, sollen hier aber nicht Gegenstand weitergehender Erörterungen sein - sie können aber nicht einfach hingenommen werden. Hier geht es um eine Mitteilung aus einer Fundchronik zu den Jahren 1981 bis 1982, welche er verfaßt hat. Im Kapitel 2 „Katalog der Funde" heißt es unter Punkt „VIII. Hagen - Höhle am Volmeabstieg": „Im Wald südlich des Volmeabstieges befindet sich eine Höhle im Kalk bzw. im Hochwaldbereich, in deren Aushub zwei dunkle Kugeltopfwandscherben und eine harte helle Wandscherbe der späten Pingsdorfer Art (12. Jh.) entdeckt wurden." (Bleicher 1983, S. 7, Abs. 1; Finder und Verbleib der Gegenstände bleiben hier unerwähnt.)
In der Fundchronik des Westfälischen Museums für Archäologie (Bérenger et al. 1984) hieß es dazu (S. 144, unter Regierungsbezirk Arnsberg, Kreisfreie Stadt Hagen, Nr. 14 Hagen-Delstern, Akz. 4611,72): „Im Hochwaldbereich s[üdlich] des Volmeabstiegs befindet sich eine Höhle im Kalkstein, in deren Aushub zwei dunkle Kugeltopfwandscherben und eine helle Wandscherbe eines hartgebrannten Gefäßes der späten Pingsdorfer Art (12.-13. Jh.) entdeckt wurden." - Als Finder und Fundverwahrer werden „W. KNAUP, Hagen" und als Informant „W. BLEICHER" genannt (ebenda).
Es soll hier nicht danach gefragt werden, was Wilhelm Bleicher und die Bearbeiter der Fundmeldung als Aushub einer Höhle interpretieren, denn es handelt sich fraglos um das Abraummaterial, welches 1975 und 1976 beim Öffnen und Erweitern des Höhleneingangs angefallen war; das hätte aber zumindest erwähnt werden müssen. Offenbar wollte Wilhelm Bleicher den Eindruck erwecken, die drei aufgelesenen und von ihm wie angegeben gedeuteten Tongefäßfragmente (welche offenbar unpubliziert geblieben sind) kämen aus der Höhle selbst, so daß diese demnach im Hochmittelalter von Menschen genutzt worden sei. Ich freilich bezeichne solche verschliffenen Tongefäßreste von den Äckern älterer Bauernhöfe als "Misthaufenkeramik". Bei den drei von W. Bleicher in die Fundchroniken gebrachten Exemplaren handelt es sich sehr wahrscheinlich um Überreste meiner eigenen "Jagdunternehmungen" (Lesefunde auf dem nächsten Acker in Richtung Hof Staplack), welche ich bloß an der Höhle gewaschen und dann achtlos beiseite gelegt hatte. Als Jugendlicher hätte ich nicht im Traum daran gedacht, daß meine eigene "Feldforschung" einmal im Fokus archäologischer Untersuchungen stehen würde. Erroeten.gif



FINKINGHÖHLE


Karl Schaub erwähnte diese kleine Höhle (Kat.-Nr. 4611/72) im Sommer 1952 nur kurz: „Die sagenreiche [sic (D.R.)] Finkinger Höhle [sic (D.R.)] ist seit Jahren [sic! (D.R.)] schwer zu begehen." (Schaub 1952, S. 80, Anm. 2) - Glaubte er an andere Zeiten? Seine Angaben wirken selbst "sagenhaft"- Augenverdrehen.gif

Aus meinem Tagebuch A, S. 63 f., Eintrag vom 20. Oktober 1975:
Heute, am 20. Oktober, habe [...] ich [...] nachmittags mit Heinz [..] eine Radtour nach Dahl gemacht. Wir sind gegen | halb 2 [= 13:30 Uhr] losgefahren und waren gegen 14 Uhr zwischen Ambrock und Dahl. Wir bogen nach links von der Hauptstraße ab und folgten der Volmeuferstraße in Richtung ,Finking'. An der Stelle, wo ein Bach in die Volme einbog, bestiegen wir rechts zwischen Tälchen und Volmetal den Berggrat und folgten ihm einige Dekameter. Anschließend balancierten wir am Hang entlang[,] bis wir zu einer kleinen Höhle, eher einem Felsloch[,] kamen. Wir krochen hinein und sahen zahlreiche ca. 3 cm große Spinnen ([berechnet] mit Beinen natürlich!) und einige Schmetterlinge. Es handelt sich hierbei um ein[en] Felsspalt im Rotliegenden(?), also keine Kalk- und deshalb auch keine Tropfsteinhöhle; er führte vielleicht 5 Meter in den Berg hinein. An seinem Ende konnte man sogar stehen, er war dort 1 m breit. Heinz vermutet, daß es die Finkinghöhle sei. Ich finde sie aber zu klein, als daß sie in Sagen erwähnt sein könnte. Anschließend sind wir zurück zu unseren Fahrrädern geklettert und haben unsere Fahrt fortgesetzt.
EU/D/NRW/HA/Dahl/19751020_D_NRW_HA_Dahl_Finkinghoehle_Skizze_TagebuchA_S64_von_DetlefRothe
Ich habe die Höhle kurz aus meiner Erinnerung gezeichnet. Der Eingang ist ca. 50 x 70 cm groß.
"

Hinweis: Einen eingehenderen Bericht mit Aufmessungen erstellte Klaus-Dieter Tiffert (Tiffert 1976).



SONNENSTEINLOCH


Bereits außerhalb des Stadtgebietes von Hagen liegt eine weitere "Verwitterungshöhlung" etwa in der Art der Finkinghöhle, nämlich das Sonnensteinloch bei Herdecke. Der tektonische Erosionsspalt liegt im Wienberg hoch über dem Hengsteysee und wurde von mir mit Heinz Lemmermann am 22. Februar 1976 besucht:
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(Heinz Lemmermann am Eingang des Sonnensteinlochs - Foto: Detlef Rothe - 22. Februar 1976)

Es gab damals - wohl wegen der Nähe des Sonnensteinlochs zur Teufelskanzel - Gerüchte über kultische Zusammenhänge mit der Hohensyburg, zumal sich in einer der Klippen des Sybergs oberhalb des Sees auch ein kleiner Hohlreum befindet. (Dieser wurde von mir zwar 1975/76 im Rahmen einer Führung durch Willi Kuhlmann in Augenschein genommen, wegen seiner geringen Größe - welche es allenfalls als kleine "Schatzkammer" erscheinen läßt - aber nicht weiter beachtet.)

Das Sonnensteinloch hat in etwa die Länge der Finkinghöhle (5 m), ist aber innen höher und stärker durch Verwitterungserscheinungen geprägt. Ich habe das seinerzeit im Foto festzuhalten versucht. Brandspuren oder andere erkennbar ältere Hinterlassenschaften des Menschen (Artefakte) waren nicht erkennbar:
EU/D/NRW/EN/Herdecke/Wienberg/19760222-1(6)xx_D_37_(B_50)_D_NW_EN_Herdecke_Wienberg_Sonnensteinloch_Eingang_Blick_nach_oben_1200x0800
(Das anstehende Gestein oberhalb des Eingangs vom Sonnensteinloch - Foto: Detlef Rothe - 22. Februar 1976)

Da mir das Loch, welches eine Art Kamin hat, für den menschlichen Aufenthalt ungeeignet erschien, habe ich von weiteren Maßnahmen abgesehen. Ulrich Westhoff hat das Objekt im August 1976 aufgesucht, einen Plan (mit Übersichtskarte, Grundriß und Profilen) angefertigt und mit einem kurzen Bericht im Juli 1981 in der Zeitschrift ,Der Antiberg' veröffentlicht (Westhoff 1981 a).



HÜNENPFORTE-HÖHLENRUINE


Bei dieser Höhle in Hohenlimburg (unweit Holthausen) handelt es sich um ein teilweise eingestürztes System, zu dem auch die sogenannte ,Hünenpforte' (alternativ: ,Höhlentor') gehört. Ich bin das Terrain in der zweiten Hälfte des 1970er Jahrzehnts abgegangen und machte dabei Fotos. An den Spekulationen rund um das ehemalige Höhlenportal (,Rücklenburg' = Burganlage des 13. Jahrhunderts usw.) habe ich mich bewußt nicht beteiligt.



Ein Hinweis zum Hintergrundmotiv dieses Aufsatzes: Das "Höhlentor" steht nicht einzig dar, sondern hat etwa in Baden-Württemberg zwischen Reichenbach und Egesheim ein vergleichbares ,Naturdenkmal'; siehe dazu den Artikel der Schwäbischen Zeitung, erschienen am 20. Januar 2014 (mit Dank an Andreas Gut für das Facebook-Posting!).



BLÄTTERHÖHLE


Der Eingang der Blätterhöhle wurde anscheinend erstmals von Dieter W. Zygowski untersucht. Zur Geländesituation und zum Forschungsstand meinte er im Jahr 1979:
Der natürliche Einschnitt zwischen Weißenstein und Hünenpforte in | dem sonst steilen Lenneufer[hang] war schon früh ein willkommener Weg, die westliche gelegene Hochfläche zu erklimmen und zu überschreiten, sowie [= wie auch (D.R.)] die auffälligen Felskolosse in alter Zeit die Blicke der Bevölkerung auf sich gelenkt haben. In alten Berichten über Grenzbegehungen ist von einem Schlagbaum zwischen 'Wittenstein' und 'Ruecklenburg' die Rede." (Zygowski 1979, S. 34 f.)
Obwohl das Naturschutzgebiet Weißenstein-Hünenpforte in der Literatur schon oft erwähnt und beschrieben wurde, sind seine zahlreichen Höhlen kaum systematisch bearbeitet worden." (Zygowski 1979, S. 34)
Neben diesen 4 [im Kataster erfaßten (Butterhöhle 4710/10, Kluftfugenhöhle im Weißenstein 4710/42, Hufeisenhöhle 4710/68, Teichloch 4710/79)] Höhlen gibt es im Teilgebiet Weißenstein noch einige weitere Spalten und Nischen. Bei einer Begehung des Gebietes durch den Verfasser 1978 konnte am S[üd]-Hang des Berges am Fuße einer steilen Klippe ein Höhlengang aufgegraben werden, der kriechend auf eine Länge von ca. 4 m zu befahren war, danach jedoch durch eingelagerte, humusreiche Sedimente zu flach wurde." (Zygowski 1979, S. 36)

Bis zu den sensationellen Entdeckungen von Menschen- und Wildschweinschädeln nebst Artefakten gingen dank der vorsichtigen Vorgehensweise von D. W. Zygowski noch einige Jährchen ins Land!

Mit dem Thema ,Blätterhöhle' habe ich mich wegen Aufgabe meiner Dissertation nicht mehr näher befaßt. Allerdings war auf Grund von Einzelfunden bearbeiteter neolithischer Steinartefakte schon klar, daß es in der Zeit, in welcher das Neolithikum überwog (also in der sogenannten ,Jungsteinzeit') an den Flüssen mit Menschen zu rechnen war, denen etwa Steinschliff nichts bedeutete. Erst die wissenschaftliche Auswertung von Blätterhöhle-Funden hat dann das Fortleben von Mesolitikum in der ,Jungsteinzeit' sozusagen bewiesen und größeren Bevölkerungskreisen bekannt gemacht. Es ist auch wieder mehr ins Bewußtsein gerückt, daß Steingeräte inmitten Europas bis in die historische Zeit hinein genutzt wurden (nicht nur als Flintensteine!).

Ein erster eingehender Forschungsbericht - zur Veröffentlichung eingereicht im Februar 2014 - erschien im Mai 2014 in den Archäologischen Informationen (Orschiedt et al. 2014).

Dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe verdanken wir einen Rückblick auf 10 Jahre Blätterhöhle-Forschung:



HÖHLE BEIM NOTRUFPUNKT HA F10-2


Durch einen Facebook-User wurde ich auf einen röhrenartigen Hohlraum im Quellbereich des Hilgenbaches nahe bei Am Deerth aufmerksam gemacht, welchen ich zunächst für das Relikt einer Bergbau-Prospektion hielt, da sich am Eingang eine kleine Halde mit Plattform befindet. Später kamen mir Zweifel, da die Richtung des "Schachtes" untypisch ist und weil dann auch eine größere Halde zu erwarten wäre. Darauf hin suchte ich das Objekt erneut auf, ohne mir dabei ein endgültiges Urteil zu bilden:

Von Interesse könnte übrigens sein, daß der Name ,Hilgenbach' im Sinne von "Hilliger Bach" als Objekt von religiöser Bedeutung gedeutet werden könnte. Angesichts ähnlich gehaltener Theorien bezüglich der nahen Kückelhausener Klutert übe ich mich da allerdings vorsichtshalber in einer gewissen Zurückhaltung.



IDEOLOGISCHES


Ein eigenes Kapitel zum Thema ,Speläologie' könnten künstliche Höhlen bilden, welche gewöhnlich als Grotten bezeichnet werden. Ich zähle hierzu allerdings nicht nur Nachbildungen von Tropfsteinhöhlen (welche aus kunsthandwerklichem oder künstlerischem Interesse heraus entstanden), sondern auch die mit Erdhügeln überdeckten sogenannten Großsteingräber (auch die etwas südlicher in Mitteleuropa anzutreffenden Galeriegräber), die sogenannten ,Erdställe' (bayerische und österreichische ,Zwergenkeller') und auch - um eine andere existenzielle Erfahrungsebene anzusprechen - die Bunkeranlagen des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Man könnte noch Bergbaustollen anführen, doch steht hier ein eher wirtschaftliches Phänomen im Vordergrund. Hinsichtlich der Ur- und Frühgeschichte des Menschen sollten diese ,Vorstöße in den Untergrund' aber wegen der damals normal gewesenen Mehrdeutigkeit von Objekten ,im Hinterkopf' behalten werden!
Während und nach meiner ,Bayernzeit' (1982/83) haben mich die sogenannten ,Erdställe' (in festem Lößlehm) fasziniert, stellen sie für uns heute wegen ihrer vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten doch ein interessantes ,Rätsel' dar. Dazu empfehle ich ein Video von spiegel.de vom Sommer 2011:
Archäologie: Irrgärten der Unterwelt
Beiläufig erwähnen möchte ich, daß ich bei Künzing bzw. Girching (Landkreis Deggendorf) einen unten trichterförmig erweiterten Schacht in einem Erdwerk (anscheinend der eisenzeitlichen Hallstattkultur) dokumentieren konnte, welcher auf Grund seiner Dimension bereits an die Erdställe erinnert, wohl aber als Getreidesilo gedient haben wird.



LINKS


Höhlen


Meine Aufsätze zur Höhlen-Archäologie finden Sie als 4. Thema: Speläologie auf der Seite Archäologie

Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Nordrhein-Westfalen e.V.

Speläologische Vereinigung Nordrhein-Westfalen (SVNW)

Speläo-Gruppe-Sauerland e.V. (SGS)

Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (AKKH)



Blätterhöhle zu Hagen in Westfalen


Erforschung der 'Blätterhöhle'
Offizieller Link im Porträt der Stadt Hagen zu dieser prähistorischen Kultstätte.

Album der Stadt Hagen zur ,Blätterhöhle' bei Facebook


Von mir zur Einführung empfohlen:
Blätterhöhle in Westfalen: Abstieg ins Totenreich der Steinzeit - SPIEGEL ONLINE - Wissenschaft - 01.08.2012



Oegersteiner Höhle in Hagen-Hohenlimburg (Oeger Höhlenruine)





Personen


Dr. Wilhelm Bleicher


Wikipedia-Artikel



Prof. Dr. Herbert Rino Kersberg


Nachruf von Martin Schlüpmann



LITERATUR


Nordhoff 1890: Josef Bernhard Nordhoff: Das Westfalenland und die urgeschichtliche Anthropologie (Römerspuren, Erd- und Steindenkmäler, Kleinwerke, Höhlen und ethnographische Altertümer). Münster 1890 [Nachdruck von 2007. (ISBN 0-543-71862-X (Paperback) bzw. -1 (Hardcover)).]

Schaub 1952: Karl Schaub: Die Tropfsteinhöhle am Teufelsloch in Hagen. Dichtung oder Wahrheit? In: Hagener Heimatbund e.V. (Hg.): Hagen, use laiwe Häime. Heimatkundlich-wissenschaftliche Monatsschrift und Mitteilungsblatt des Hagener Heimatbundes e.V., Jg. 2, Nr. 6/7, ohne Ortsangabe 1952 (Juni/Juli), S. 77 - 80.

Janssen 1959: Johann Janssen: Die Kluterthöhle in Hagen-Wehringhausen. In: Hagener Heimatkalender 1960. Hagen 1959, S. 129 - 131.

Lotze 1961: Franz Lotze (Schriftleiter): Karst und Höhlen in Westfalen und im Bergischen Land (Hagener Beiträge zur Geschichte und Landeskunde, hg. v. d. Stadt Hagen, Heft 3 = Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde, hg. v. Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher, 2. Jahrgang). Hagen und Münschen 1961.

Streich 1967: Heinrich Streich: Unterirdische Zauberreiche des Sauerlandes. Ein Exkursionsführer durch die Höhlen des Sauerlandes für Höhlentouristen, Natur- und Heimatfreunde. Altena 1967.

Hassenpflug 1976: Jochen Hassenpflug: Arbeitsgemeinschaft Höhlenkunde Hagen im Hagener Heimatbund e. V. - die Jugendgruppe stellt sich vor. In: Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland / Hemer (e. V.) (Hg.), Der Antiberg. Mitteilungen zur Karst- und Höhlenkunde für Nordrhein-Westfalen, Heft Nr. 5: Dezember 1976 / Januar 1977. Hemer-Sundwig 1976 (1. Dezember), S. 22 - 22.

Tiffert 1976: Klaus-Dieter Tiffert: Die Finkinghöhle in Hagen. In: Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland / Hemer (e. V.) (Hg.), Der Antiberg. Mitteilungen zur Karst- und Höhlenkunde für Nordrhein-Westfalen, Heft Nr. 5: Dezember 1976 / Januar 1977, Hemer-Sundwig 1976 (1. Dezember), S. 16 - 18.

Tiffert 1976 a: Klaus-Dieter Tiffert: +++ Aktuelles +++ Kurznachrichten +++. Höhlen-Leckerbissen in unmittelbarer Stadtnähe. In: Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland / Hemer (e. V.) (Hg.), Der Antiberg. Mitteilungen zur Karst- und Höhlenkunde für Nordrhein-Westfalen, Heft Nr. 5: Dezember 1976 / Januar 1977. Hemer-Sundwig 1976 (1. Dezember), S. 20 - 20.

Althaus 1977: Richard Althaus: Emst, Bissingheim und Haßley. Höhlen im Kalkberg. In: Richard Althaus unter Mitarbeit von H. Käsberg, Herta Hesse-Frielinghaus, Anton Schücking und Anna-Christa Funk: Eppenhausen. Emst - Bissingheim - Haßley. Landschaft - Geschichte - Menschen (Band II der Schriftenreihe Hagen einst und jetzt, Sonderreihe Die Hagener Stadtbezirke). Hagen 1977, S. 127 - 128. (ohne ISBN-Nr.)

Kersberg 1977: Herbert Rino Kersberg: Die Volmehanghöhle in Hagen. Mit Beiträgen zur naturlandschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des Kalk- und Dolomitgesteins im Hagener Raum (Hagener Beiträge zur Geschichte und Landeskunde, hg. v. d. Stadt Hagen, Heft 8). Hagen 1977. (ohne ISBN-Nr.)

Zygowski 1979: Dieter W. Zygowski: Der Massenkalkzug zwischen Hagen und Hohenlimburg. In: Kleine Schriften zur Karst- und Höhlenkunde, hg. v. Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V., Nr. 18. München 1979, S. 20 - 51. (ISSN 0454-0018)

Westhoff 1981: Ulrich Westhoff: Materialien zur Klutert-Höhle / Hagen-Kückelhausen. In: Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland / Hemer (e. V.) (Hg.), Der Antiberg. Mitteilungen zur Karst- und Höhlenkunde, Heft Nr. 23. Hemer 1981 (15. Juli), S. 3 - 17.

Westhoff 1981 a: Ulrich Westhoff: Das Sonnensteinloch bei Herdecke/Hagen, in: Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland / Hemer (e. V.) (Hg.), Der Antiberg. Mitteilungen zur Karst- und Höhlenkunde, Heft Nr. 23. Hemer 1981 (15. Juli), S. 18 - 19.

Zygowski 1981: Dieter W. Zygowski (Zusammenstellung): Führer zu den Exkursionen der 23. Jahrestagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. vom 16. bis 18. Oktober 1981 in Engelskrichen-Ründeroth (Kleine Schriften zur Karst- und Höhlenkunde, hg. v. Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V., Nr. 20). München 1981. (ISSN 0454-0018)

Bleicher 1983: Wilhelm Bleicher: Fundchronik Stadt Hagen 1981/82. O.O. o.J. [undatiertes Maschinenmanuskript; mein Exemplar habe ich am 6. März 1983 erhalten.]

Bérenger et al. 1984: Daniel Bérenger, Wilhelm Bleicher, Jan Derk Boosen et al.: Fundchronik. In: Bendix Trier (Hg.): Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Jahrgang 1 * 1983, Mainz am Rhein 1984, S. 123 - 373.

N.N. 1986: N.N.: Höhle wird zugemauert, damit die Natur sich erneuern kann [Obertitel: Heimatbund will Verantwortung für „Patenkind" nicht mehr tragen]. In: Westfälische Rundschau. Zeitung für Hagen [Hagener Rundschau], Nr. 114: 17. Mai 1986, S. R HA 1, Sp. 2 - 5.

Rosteck 1987: Thomas Rosteck: Wohin führt ihr Weg? Bleibt die Volmehanghöhle für immer ein schwarzes Loch? In: Karl-Heinz Lindenlaub (Hg.), HA-gazin. Stadt-Illustrierte aus und über Hagen, Nr. 9: September 1987, S. 4 - 6.

Stoffels 1987: Dieter Stoffels: Die SVNW übernahm die Betreuung der Volmehanghöhle in Hagen. In: Arbeitsgemeinschaft Höhle u. Karst Sauerland / Hemer e.V. (Hg.), Der Antiberg. Mitteilungen zur Karst- und Höhlenkunde in Nordrhein-Westfalen, Heft 33. Hemer 1987 (1. August), S. 13 - 14.

Zygowski 1988: Dieter W. Zygowski: Bibliographie zur Karst- und Höhlenkunde in Westfalen (unter Einschluß des Bergischen Landes) (Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, hg. v. Westfälischen Museum für Naturkunde - Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 50. Jg. - 1988 - Beiheft). Münster 1988. (ISBN 3-924590-17-6)

Terhalle 1994: Christiane Terhalle: Geschichte der Höhlenforschung im Sauerland ab 1945. Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt Primarstufe (Beihefte zur Zeitschrift Antiberg, Nr. 2). Münster 1994 (12. Juni).

Orschiedt et al. 2014: Jörg Orschiedt, Ruth Bollongino, Olaf Nehlich, Flora Gröning und Joachim Burger: Parallelgesellschaften? Paläogenetik und stabile Isotopen an mesolithischen und neolithischen Menschenresten aus der Blätterhöhle. In: Archäologische Informationen, Jg. 37, 2014, S. 23 - 31. [online publiziert am 23. Mai 2014]

Kruse et al. 2016: Lothar Kruse, Stefan Voigt u. Ulrich Brämer: Die Kückelhauser Kluterthöhle in Hagen/Westfalen. Speläologische Monografie (Der Antiberg. Mitteilungen zur Karst- und Höhlenkunde, Sonderausgabe Anti Berg 72, hg. v. Arbeitskreis Kluterthöhle e.V.). Ennepetal 2016. (ISBN 978-3-00-054452-1).



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