REISEN
Bilder aus Crikvenica in Kroatien
von Detlef Rothe aus Hagen in Westfalen
Crikvenica habe ich im Sommer 1968 besucht, als ich neun Jahre alt wurde. Damals bildete der Badeort allerdings nur die Zwischenetappe auf einer Tagesfahrt mit dem Ausflugsboot, welche mich die Küste des Kvarners und dabei unter anderem die Insel Krk (Omisalj) im Rahmen eines Familienausflugs kennenlernen ließ. Sehr lebhaft erinnere ich mich noch an die Sichtung von Delphin-Schwärmen (möglicherweise handelte es sich zum Teil auch um Thunfische), welche heutzutage eher als Rarität zu verbuchen wäre!
Mit meinem Aufenthalt in Crikvenica verbinde ich heute kaum mehr etwas. Meine Eltern haben seinerzeit eher die Einkaufsmöglichkeiten als die Sehenswürdigkeiten im Blick gehabt - zu damaliger Zeit (1968) gewiß ein nicht zu unterschätzender Faktor bei einem längeren Aufenthalt in Jugoslawien. Ich erinnere mich noch an einen annähernd quadratischen Komplex rechts vom Hafen, welcher damals - ähnlich wie das Hotel Marina in Mošćenička Draga - ziemlich neu zu sein schien.
Crikvenica hat als Bade- und Kurort - ebenso wie Opatija an der Opatijska rivijera (das ist die ,Riviera' von Opatija am nördlichen Ende des Kvarner-Golfes im Adriatischen Meer) - eine lange Tradition und wurde gleichfalls in der sogenannten ,k.-und-k.-Monarchie' berühmt. Von der älteren Historie zeugt ein Kastell, welches wir allerdings nicht besichtigten:
Ansichtskarte von etwa 1930 (vermutlich)
Dieser Baukomplex wurde restauriert und zu einem Hotel Kaštel umfunktioniert (siehe auf der offiziellen Website 120 Jahre Tourismus in Crikvenica oben). Auch das Hinterland ist sehr interessant! Diesbezüglich verweise ich auf die Tour 18 im Rother Wanderführer Istrien (in der 2. Auflage von 2008 auf S. 64/65).
Den Anlaß für diese Foto-Galerie bildet ein Gelegenheitskauf im Mai 2010 auf einem Trödelmarkt in meiner Heimatstadt Hagen. Dabei entdeckte ich einen Stapel loser Fotos, welche mich in Gestalt und Darstellung an die erworbenen Fotos eines Arztes aus Reinfeld (Holstein) erinnerten, aber offensichtlich von einem Hagener stammten. Ich konnte eine größere Auswahl günstig erwerben, da keine weiteren Unterlagen zur Verfügung standen.
Neben Motiven von Crikvenica offenbar vom August 1962 (andere Datierungshinweise fanden sich bei den diesbezüglichen Papierabzügen nicht) enthält das erworbene Sortiment unter anderem solche aus Wien (Österreich), Ljubljana (Slowenien) und Opatija (Kroatien); der ursprüngliche Besitzer reiste um 1962 mit einem Privatauto, wobei er die slowenische Hauptstadt im Sommer- und Winterhalbjahr besuchte (einige Bilder zeigen auch Sportfreunde im Reisebus, allerdings ohne erkennbaren Bezug zur Adria-Region). Die ihn begleitende Person - offenbar (nach der Handtasche zu urteilen) eine Dame - wußte ausgezeichnete Motive auszuwählen, wobei der ,Protagonist' auffälligerweise fast auf jedem Foto im Mittelpunkt steht. Es scheint sich nicht um eine Hochzeitsreise zu handeln, denn dann wäre die Begleiterin wahrscheinlich auf einem Doppelporträt zu finden gewesen (auf einem Winterfoto der Wiener Karlskirche, welches auf der Rückseite die Jahresangabe „1964" enthält, ist im Vordergrund eine Dame abgebildet, doch hat es ein anderes Format und - im Gegensatz zu den anderen Abzügen - eine Rändelung, so daß ein möglicher Bezug fraglich bleibt, siehe das Wiener Tagebuch aus dem Jahr 1974). Immerhin liegen aus Ljubljana auch Winter-Bilder vor, welche etwa aus der gleichen Zeit stammen werden (siehe die Auto-Urlaubsreisen in den Jahren 2002 bis 2005, hier unter „Im Rückspiegel" - „Ljubljana").
Die photographierte Person hat offensichtlich über eine gute Beratung bei der Suche nach für Touristen interessanten Zielen verfügt; und spätestens im Frühsommer 1968 hatte sich die Kvarner-Region als Urlaubstipp in der Bahnhofsgegend von Hagen auch unter Eisenbahnern herumgesprochen!
Das ,Tatwerkzeug' im Foto-Ausschnitt (Dahlhaus-Sammlung)
Den Vorbesitzer der hier vorgestellten Fotos konnte ich an Hand von beiliegenden Papieren (welche auf einen Nachlaß hindeuten) zwar nicht sicher bestimmen, doch spricht manches dafür, daß er vielleicht aus Altena stammte, in Hagen zeitweise bei den Stahlwerken Südwestfalen AG unweit des Hauptbahnhofs arbeitete und sportlich sehr aktiv war. Er hieß anscheinend Hans Dahlhaus, und wenn ich das Adreßbuch 1968/69 zu Rate ziehe (S. 39 u. 77), so könnte es sich um einen Dreher gehandelt haben, welcher zu der Zeit in der Enneper Straße 10 wohnte, also möglicherweise später in Haspe tätig war. Diese Angaben sind freilich ohne Gewähr; ich habe mich gleichwohl zur Bereitstellung der Materialien entschlossen (,Dahlhaus-Sammlung', hier mit der Bleistiftkennung „A" auf der Rückseite der Papierabzüge), weil ich die Bilder wertvoll genug für eine Veröffentlichung halte.
Nachtrag vom 14. Dezember 2010: Wie ich am Wochenende von meinem jüngeren Bruder erfuhr - als der Name ,Dahlhaus' fiel -, hat er einen schlanken Mann mit diesem Namen unter anderem als Kanufahrer am Hengsteysee erlebt; dieser habe früher nach einem Fiat einen VW Karmann-Ghia gefahren. (Hans Dahlhaus fuhr anscheinend im Sommer 1962 einen Fiat 1300, welcher nur in den Jahren 1961 bis 1966 produziert wurde.) Nach Durchsicht der Fotos bezweifelt er allerdings die Identität mit dem Bekannten, welcher wohl einen ähnlich klingenden Rufnamen hatte. Wie dem auch sei - mögen die Bilder wenigstens helfen, dem Fahrzeug-Typ - welcher später in Mitteleuropa als ,Rostlaube' verpönt war - Fiat 1300 und seinem Besitzer ein würdiges Andenken zu wahren!
Der Hafen
Blick in den Hafen mit dem neuen Gebäudekomplex im Hintergrund rechts, welcher sechs Jahre später das Interesse meiner Eltern fand.
Zum Vergleich eine colorierte Ansichtskarte aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts:
Fischerboote, ein Ausflugskahn und eine kleine Motorjacht im Hafen.
Das Ausflugsboot (vgl. im vorigen Foto links!) entspricht ungefähr dem Typ, mit welchem ich im Sommer 1968 von Mošćenička Draga nach Crikvenica und Omisalj fuhr.
Am Strand
Strand-Partie mit Mole und diversen ,Bettenburgen'.
Zum Vergleich die Ansicht einer colorierten Postkarte mit Ansicht des Hotels ,Therapia' und einer Mole aus der Zeit um 1910/1920:
Westlicher Küstenabschnitt mit Mole am Hafen im Hintergrund.
Mole an der Küstenpromenade.
Der jugoslawische Passagierdampfer „PROLETERKA" an der Mole vor der Küstenpromenade.
Frontansicht des Dampfers an der Mole.
Panorama-Ansicht des westlichen Küstenabschnittes.
Über weitere Hinweise und Materialien (Ansichtskarten?) würde ich mich sehr freuen!
MEDIEN
Musik / Videos
Einstimmendes von knjiznica-crikvenica.hr
Literatur
Susanne Sachau u. Vitko Kogoj, MARCO POLO Istrien - Kvarner, Ostfildern 5. Auflage 2002, ISBN 3-8297-0139-X
Werner Lips, Kroatien: Istrien und Kvarner Bucht, Bielefeld 2. Auflage 2003, ISBN 3-8317-1179-8
Darja Peitz Hlebec, ADAC Reiseführer Istrien und Kvarner Golf, München 5. Auflage 2004 (März), ISBN 3-87003-850-0
Reto Solèr u. Natalie Stimac, Istrien mit Kvarner Bucht, Velebit und Plitvicer Seen. 50 ausgewählte Tageswanderungen, 2. Aufl. München 2008, ISBN 978-7633-4142-9
LINKS
deutscher Wikipedia-Artikel zu Crikvenica
Grad Crikvenica (englische Übersetzung durch Anklicken der englischen Flagge rechts oben)
120 Jahre Tourismus in Crikvenica (englisch)
Direktlink zur Galerie historischer Ansichtskarten mit Gegenüberstellung von Fotos anno 2008
Web cam (das Foto wechselt einmal pro Minute)
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16.01.2020 13:03