Vorbemerkung: Im Text verwendete Verweise auf Kuby 1973 beziehen sich auf: Erich Kuby, MERIAN report. Das jugoslawische Modell, in: MERIAN. Das Monatsheft der Städte und Landschaften im Hoffmann und Campe Verlag, Jahrgang XXVI, Heft 5: Dalmatien, Hamburg 1973 (Mai), S. 95 - 102.
Das Ortszentrum in den
1920er , 1970er und 2000er
Jahrzehnten...
„Nachdem morgens in den kleinen Häfen an der Kvarner-rivijera die Fischerboote eingelaufen sind, riecht es überall intensiv nach Meer, Fisch, Krebs. Kenner wollen sogar Knoblauch und Olivenöl herausspüren. Zwischen Knoblauch und Olivenöl haben die Krebse jedenfalls den letzten Sinn ihres Lebens zu finden. Die berühmte Buzara wird so gebraut, daß man ihr schwerlich widerstehen kann. [...] Der erste Zielpunkt, wo in irgendeinem heißen Topf immer eine Buzara kocht, ist Mošćenička Draga."
(D. Thomas u. V. Kolar, Istrien. Natur und Kultur an der Adria, Luzern 1983, S. 109)
Scampi na buzara anno 2005 (Foto: Wilhelm Rothe †, Hagen in Westfalen - 18. Juni 2005)
Sommer 1968 (1. Reise - Bahn): Zug zum Mittelmeer
Meine Eltern folgten im Jahr 1968 einem allgemeinen Trend in den Sommerferien, bei dem es die deutschen Urlauber zunehmend von Nord- und Ostsee oder Binnengewässern (unser erster Familienurlaub zu Anfang des 1960er Jahrzehnts fand nahe dem Zusammenfluß von Mosel und Rhein in Koblenz statt) an das Mittelmeer zog. Als Urlaubsland wurde neben Italien Jugoslawien sehr beliebt, und zwar nicht zuletzt wegen seiner günstigen Preise und guten deutschen Sprachkenntnisse. Das jugoslawische Modell (vgl. Kuby 1973) spielte hierbei nur eine untergeordnete Rolle, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß es auch DDR-Bürgern die Möglichkeit gab, an der Adria Urlaub zu machen.
Zur Einstimmung empfehle ich einen farbigen Schmalfilm aus dem Jahr 1965 mit Szenen aus Lovran, Opatija (hauptsächlich), Rijeka und anderen Küstenorten - hochgeladen von TVMyCentury bei YouTube.com - auch Mošćenička Draga ist in kurzen Szenen vertreten:
Doch nun zurück zum eigentlichen Urlaubsort:
Blick vom Hafenviertel auf den Hauptstrand auf einer im Jahr 1964 gebrauchten Postkarte
Mošćenička Draga wurde von meinen Eltern deshalb zum Ferienort ausgewählt, weil der Campingplatz angeblich direkt am Strand lag und die Situation als für Kinder besonders geeignet galt. Kieselstrand und Zeltplatz galten damals - im 1960er Jahrzehnt - als gerade auch für Kinder im Vorschulalter geeignet. Die Lage des Campingplatzes von Mošćenička Draga am Strand wird durch zwei Ansichtskarten belegt:
In Medveja und anderen Küstenorten der Umgebung war zum Erreichen der am Ufer seichten Meeresbucht die Hauptstraße zu überqueren, was als gefährlich galt:
Das ,Auto Camp' in Medveja -mit Blick zu dem sichelförmigen Strand - auf einer im Oktober 1968 gebrauchten Ansichtskarte
Die Wahl von Mošćenička Draga als Urlaubsort war insofern folgerichtig, und voller Neugier und Erwartungen machten wir uns also auf den Weg. Erst kurz vor unserer Anreise hatten allerdings - mit so etwas rechneten wir überhaupt nicht! - geschäftstüchtige Amerikaner ein erstes größeres Hotel gebaut (Monopoly?):
Das Hotel Marina nach einer im Jahr 1976 gebrauchten Postkarte an der Stelle des Zeltplatzes
(Eine Ansichtskarte mit diesem Motiv, welches unter anderem Restarbeiten am Hotel zeigt, ist schon für den 22. August 1968 belegt!)
Das Hotel hat seinen Namen übrigens - im Gegensatz zu dem benachbarten heutigen ,Mediteran' - seit damals nicht geändert (Stand anno 2013).
Das Hotel für Sechs-Dollar-Übernachtungen (welche anscheinend in den USA stark beworben wurden) in einer anderen Ansicht von etwa 1975 (mit dem ,Autocamp' im Hintergrund)
Das ,Autocamp' - wie der Zeltplatz nun genannt wurde - war an den Ortseingang (an die neugebaute Hauptstraße nach Pula, nämlich die damalige Europastraße E 751) verlegt worden (vorgerückt auf LOS...):
Wir hatten durch die Verlegung des Platzes zwar unter Lärmbelästigungen durch schwere Lastkraftwagen („Mehr als zehn Jahre lang stieg das Sozialprodukt Jugoslawiens jährlich um über acht Prozent." - Kuby 1973, S. 97) und kaum weniger durch die damals häufigen Militärtransporte zu leiden („Als die Sowjetarmee 1968 in die Tschechoslowakei einfiel, machte Jugoslawien mobil", heißt es bei Kuby 1973 auf S. 98), doch gefiel es uns hier so gut, daß M. D. unser Haupturlaubsort wurde. Meine Eltern waren schon mehr als zwanzig Male dort und hielten ihm auch während der kroatischen und slowenischen Befreiungskriege im 1990er Jahrzehnt die Treue, während ich aus finanziellen Gründen während des 20. Jahrhunderts nur im 1960er und 1970er Jahrzehnt dorthin reiste - meinen Eltern sehr zum Dank! Die ersten beiden Male reisten wir mit der Eisenbahn, doch von 1971 an bis zum Jahr 2005 ging es gewöhnlich im Auto an die Adria. Flugreisen sind recht unbequem, denn die Transfers vom und zum Flughafen auf der Insel Krk sind bis jetzt (Stand: 2013) nur im Kraftverkehr über die Mautbrücke und vielbefahrene Straßen entlang der Bucht von Rijeka möglich, nicht aber direkt über das sich für Luft- und Seeschiff anbietende Kvarner-Gewässer!
Die im Folgenden bereitgestellten Familien-Fotos stammen - soweit er nicht selbst abgelichtet ist - von meinem Vater Wilhelm Rothe (†).
Verfasser beim Baden in der Adria am Hauptstrand (mit Gummischildkröte als Schwimmtier)
Zum Baden in der Adria gehörte anfangs etwas Mut, war doch gerne von hungrigen Haien die Rede. Die an der Wasserstelle im Hafen angebrachten Haischwanzflossen halfen und helfen in gewissser Weise beim Ausmalen der düsteren Szenerie, welche zudem durch die Bezeichnung ,Haifischbucht' für einen Strand beim ,Vorort' Sveti Ivan weitere Anregung erhielt.
Mit dem Vater und dem älteren Bruder am Hauptstrand
Mit der Mutter und dem älteren Bruder am Strand
Badespaß des jüngeren, damals dreijährigen Bruders
Nahebei eine Strandvilla (später dem Vernehmen nach im Besitz einer Bank aus Ljubljana)
Mit der Mutter und den Brüdern auf einem Spaziergang nach Mošćenice
Luftbild des Hafenviertels auf einer im Jahr 1968 verwendeten Ansichtskarte - mitten durch das Bild (aber mehr im Hintergrund des Viertels) schlängelt sich z-förmig die alte Römerstraße den Hang entlang!
Nach dem Ablegen am Hafen zu einer eintägigen Bootsfahrt gen Rijeka
Bald lagen wir vor der Küste der Insel Krk im Kvarner Golf:
Die Form des Berges mit dem Städtchen auf der Gipfelplatte regte seinerzeit meine Phantasie bezüglich des heimischen Burgbergs beachtlich an!
Wenig später erreichten wir die Hafenbucht der Bergstadt Omišalj (Općina Omišalj) auf der Insel Krk unweit des Rijeka-Airports (welcher sich nahebei befindet, siehe zum Urlaub anno 2012):
Ausschnitt einer Mehrbildansichtskarte vom Hafen in Omišalj (etwa um 1960)
Im Hafen wurden die drei Brüder mit ihrer Mutter vor dem Aufgang zur Höhensiedlung abgelichtet - Foto: Wilhelm Rothe (†).
Zum Vergleich: der Ausschnitt einer Ansichtskarte etwa aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigt den Anlegeplatz aus der entgegengesetzten Perspektive, wobei er unten das kleine quadratische Zeltdach beinhaltet, welches im Familienfoto neben meiner rechten Schulter hervorragt:
Am 6. Juli 1968 beschrieb meine Mutter eine farbige Ansichtskarte, welche die Luftaufnahme einer etwas nördlicheren Gegend von Omišalj zeigt (Blick in Richtung Rijeka) und wohl im Ort erworben wurde:
Nicht mehr ganz sicher bin ich, ob das Ausflugsboot in der Stadt Krk Station machte:
Ansichtskarte der Stadt Krk (auf der Südseite der Insel Krk) gebraucht im Jahr 1950
Ich weiß noch, daß wir auf der Fahrt in einen Stadthafen auf der linken Seite eine erhöht stehende größere Kirche mit auffälligem Kirchturm passierten, welcher mich etwas an die Saturn-5-Rakete des Apollo-Projektes der NASA erinnerte; es kann sich eigentlich nur um den Hafen der Stadt Krk gehandelt haben, wie er auf dieser alten Ansichtskarte dargestellt ist:
Hierzu vergleiche man auch das Video ,KRK' von Top Destinations Europe bei YouTube, hochgeladen im April 2013:
Wir waren demnach wohl von Omišalj her gekommen und hätten erst anschließend in Crikvenica Halt gemacht.
Wahrscheinlich haben wir nicht nur Krk, sondern auch Cres auf der gleichnamigen Insel besucht:
Ansichtskarte der Stadt Cres aus dem Jahr 1966
Aus dem Abstand von mehr als dreißig Jahren heraus verschwimmen die Erinnerungen leider etwas; es war wohl mehr als eine Tour, welche die bleibenden Erlebnisse prägten! Unterwegs sahen wir jedenfalls - da bin ich mir ganz sicher - reichlich Delphine, Fliegende Fische und wohl auch andere Fischschwärme (Thunfische vermutlich). Man kann sich den Fischreichtum heute fast schon nicht mehr vorstellen! Auch an der unmittelbaren Küste gab es für Kinder interessante ,Dinge' zu bestaunen, wie zum Beispiel die als ,Meergurke' bezeichnete Seewalze direkt am Badeplatz (unweit des Denkmals am Hauptstrand von M.D.).
Sommer 1970 (2. Reise - Bahn): Wieder an der Adria
Aus einem Bericht vom 1. Januar 1976 (mein Tagebuch-Band B, S. 25 f.): „Auch nach Jugoslawien fuhren wir die ersten beiden Male [nämlich in den Sommerferien 1968 und 1970] mit der Eisenbahn. Endstation war jeweils Rijeka, wo wir in einem Privatquartier übernachteten und für jeweils einen Tag das - durch den kapitalistischen Westen subventionierte - sozialistische Stadtleben genossen."
Aus einer Postkarte meines Vaters: „Das Wetter ist hier wunderbar. Es ist auch nicht zu heiß. Die Preise sind noch niedrig, obwohl es auch etwas teurer geworden ist in 2 Jahren. Der Vino schmeckt sehr gut, so daß man immer im Tran ist. Wir haben hier einen sehr schönen schattigen Platz [im Autocamp]. [...] Am Montag, d. 10.8. kommen wir wieder [zurück nach Hagen]."
In dem Buch ,Istrien. Natur und Kultur an der Adria' von David Thomas und Vladimir Kolar (Luzern 1983) heißt es auf Seite 4: „Istrischer Wein ist billig, und die Reben bieten reichliche Ernte. Kein Essen, das er nicht begleitet, und kein Gast, dem er zur Begrüßung nicht angeboten wird." - Wolf Seidl warnte (im TOUROPA URLAUBSBERATER Jugoslawische Adria: Istrien (München 1980, S. 19), die Weine seien „eigentlich alle zu empfehlen, doch lasse man sich von ihrer Süffigkeit nicht täuschen! Durch die starke Sonneneinstrahlung beinhalten sie ein beträchtliches Maß an Süße und Alkoholgehalt. Vor allem mittags ist also Vorsicht (oder Verdünnung) angebracht, wenn man nachmittags noch etwas unternehmen will."
Drei Brüder mit ihrer Mutter träumen an einem alten Kahn von der ,christlichen' Seefahrt.
Die Mutter posiert als ,Meerjungfrau' am Strand.
Zwar nicht drei Mann in einem Boot, aber immerhin drei Brüder auf einer Matratze.
Ein Segelschiff mit dem bezeichnenden Namen „NIRVANA" im Hafen
Fotos: Wilhelm Rothe (†)
Rückblende: Das Foto eines Arztes aus Reinfeld (vgl. meinen Lovran-Artikel) zeigt den Passagierdampfer „ALEKSA SANTIC" im September 1956 an der Hafenmole:
Sommer 1971 (3. Reise - Auto): Vergessene Alpenfahrt
Die Familien-Fotos stammen - soweit er nicht selbst abgelichtet ist - von meinem Vater Wilhelm Rothe (†).
Zu dieser Urlaubsreise vom Sommer 1971 gibt es nur ein knappes Zeugnis vom 1. Januar 1976 in meinem Tagebuch-Band B (S. 25 f.): „Auch nach Jugoslawien fuhren wir [...] mit der Eisenbahn. [...] Beim zweiten Mal hatte der Zug auf der Hinreise Verspätung, so daß wir [in München] den Anschluß nicht bekamen und übernachten mußten. Deshalb entschlossen wir uns, das nächste Mal mit unserem Auto zu fahren."
Die Familie war vollzählig (fünf Personen). Der Vater steuerte mit seinem ersten Wagen - einem Opel Rekord - über die Alpenpässe. Wir machten - wie schon gewohnt - in Mošćenička Draga Camping, ersparten uns aber den Aufenthalt in Rijeka. Es gab günstige Benzingutscheine. Durch Triest fanden wir nur mit Mühe mittels Durchfragen. Ein nach Rijeka befragter Polizist sprach von „Fiume"; ich argwöhnte damals in Kenntnis englischer Beschriftungen in Eisenbahnabteilen (no fuming), er wolle etwas zum Rauchen - dabei versuchte er uns bloß auf die entsprechenden Straßenschilder hinzuweisen! Vorher hatten wir übrigens in Udine pausiert und dort Kaffee getrunken.
Es folgten rundum begeisternde Urlaubstage, welche natürlich wie im Fluge vergingen!
Die Familie Rothe komplett...
Die drei Brüder Klaus, Detlef und Christof beim Spielen am Strand
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Mit Christof beim Deichbau am Strand (dahinter ein kleiner Belgier namens Erik)
Christof am Strand mit Hafen im Hintergrund
Was tut er da - kleine Aufklärung mittels historischer Postkarte!
Zum Vergleich eine vierzig Jahre ältere Aufnahme (anno 1931 gebrauchte Ansichtskarte):
Ausschnitt Hafen
Ausschnitt Mošćenička-Draga-Bucht
Strandpanorama mit Mutter im Wasser
Beim Kartenspiel mit Klaus und einer Urlaubsbekanntschaft namens Ulf aus Erlangen
Auf der Rast in den österreichischen Alpen bei der Urlaubsrückfahrt
So leicht bekleidet wir Badegäste auch am Strand erschienen - den Restaurant-Bereich des damaligen Vorläufers des Hotels Mediteran durften wir so nicht betreten; vielmehr mußten wir uns mit der Außenterrasse begnügen, nachdem wir aus dem Haus herauskomplimentiert worden waren. Auf diese Weise lernte ich ,gutes Benehmen' und etwas von der damaligen Kultur des Landes kennen. An der Kirche neben dem Post- und Verwaltungsgebäude war damals - oder etwas später - sogar ein Hinweisschild angebracht, wonach Männer lange Hosen und Frauen knielange Röcke beim Betreten des Gotteshauses zu tragen hatten.
Sommer 1973 (4. Reise - Auto): Mit dem Auto am Abgrund
Wegen Umzugs im Frühjahr, sowie eines längeren Krankenhausaufenthaltes meines älteren Bruders in Münster (wodurch ich diese Universitätsstadt kennenlernte), wurde aus einem Urlaub im Jahr 1972 nichts. Um so mehr freute ich mich auf die Reise im Folgejahr!
1973 ging es endlich wieder nach Jugoslawien - unberührt von der fortschreitenden Teuerung, zu der es im Mai 1973 bei Kuby 1973 hieß (S. 97): „Nur kurzfristig vermochte die Wirtschaftsreform von 1965 den Druck der Konsumenten [...] aufzufangen. Ab 1968 wurde er wieder voll wirksam und machte einer vorübergehenden Preisstabilität ein Ende. 1971 stiegen die Preise um 18 Prozent, und um gegenüber den westlichen Handelspartnern konkurrenzfähig zu bleiben, mußte der Dinar in rascher Folge zweimal abgewertet werden um rund ein Drittel seines Wertes."
Im Jahr 1973 verwendete Ansichtskarte mit Hafen- und Strandansicht
Zu der Reise vom Sommer 1973 gibt es einen Bericht vom 1. Januar 1976 (Tagebuch-Band B, S. 25 f.):
„Damals hatten wir unseren Opel [Rekord] älterer Bauart.
[Zwei Brüder zu Besuch in der Kastanienallee zu Langelsheim anno 1973 - Foto: Wilhelm Rothe (†), Hagen in Westfalen]
Mein Vater kannte die Tücken der Küstenstraße noch nicht. Als es nach unserer Ankunft zu regnen begann - was uns bei den beiden Malen davor nie passiert war -, mischte sich das Regenwasser mit dem Salz und dem Öl auf der Straße, das die klapprigen PKWs und LKWs der Südländer verloren hatten.
Von diesen Vorgängen nichts ahnend, setzten wir uns [wenige Tage nach der Ankunft im Urlaubsort] in den Wagen, um in dem nahen Opatija Kaffee zu trinken... Klaus war damals glücklicherweise nicht mit. [...] Klaus trug am Oberkörper einen schweren Gipsverband und war deshalb zu Hause geblieben.
Wir fuhren also los, unter 40 km/h[,] und plötzlich verlor mein Vater die Gewalt über den Wagen; dieser rutschte seitwärts [auf] den Abgrund zu... - der hier glücklicherweise nur 3 m tief war. Uns hätte Schlimmeres passieren können. Unser Opel lag auf dem Rücken und streckte alle Viere (Räder) nach oben. Der Wagen hatte sich überschlagen[,] und wir saßen alle [im Innern] auf dem Dach. Ich war vor Schreck [richtig: auf Grund eines Schocks] ziemlich benommen und konnte meinen linken Arm nicht bewegen. Unser Wagen explodierte [trotz auslaufenden Benzins] gottlob nicht. Meine Eltern und Christof waren bis auf Hautabschürfungen unverletzt [- allerdings erlitt meine Mutter schmerzhafte Prellungen]; ich wurde [mit einem Privatauto (anscheinend anderer Urlauber)] ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte im Lovraner Krankenhaus [- eine orthopädische Klinik -] waren Spezialisten für [Knochen-]Brüche. Es stellte sich heraus, daß ich [durch den Schlag der Schulter gegen die vorspringende Armaturenbrettoberkante vor dem Beifahrersitz] einen Schlüsselbeinbruch hatte[,] und ich wurde am Oberkörper vollkommen mit Gips[binden] eingewickelt.
[Eingegipst am Strand (aufgenommen mit beschädigter Kamera)]
Schwimmen konnte ich nicht mehr - im Urlaub hatte ich das Nachsehen.
[Den mit Paprika gewürzten Speck am Spieß ließ ich mir am Lagerfeuer aber schmecken. (Fotos: Wilhelm Rothe (†), Hagen in Westfalen)]
Als ich nach Hause zurückkam und Klaus gegenüberstand, mußte ich schmunzeln. Wir trugen jetzt beide [wie die Schildkröten] einen Panzer. Der Wagen hatte als einziger [Beteiligter] größeren Schaden davongetragen (neben unserem Portemonnaie): das Dach war eingebeult[,] und Windschutz- und Rückscheibe waren geplatzt.
Der Wagen mußte mit einem Kran aus dem Gestrüpp, das möglicherweise ein Weiterrutschen in die Tiefe verhindert hatte, gehievt werden.
Mein Vater mußte eine Geldstrafe für zu schnelles Fahren bezahlen... 40 km/h! Das Argument der Polizei: Der Wagen wäre sonst nicht ins Schleudern geraten!
Den Urlaub ließen wir uns aber trotzdem nicht verderben.
Da schmeckte der Tintenfisch noch einmal so gut.
[Der heimgekehrte Wagen in der Dömbergstraße zu Hagen-Wehringhausen (Foto: Wilhelm Rothe (†), Hagen in Westfalen)
Man vergleiche den Opel-Rekord-Link!
Ehre, wem Ehre gebürt (oder so):
] Zu Hause brachte mir der Gips auch ein Extra-Trinkgeld ein. Damals trug ich schon für den Heinrich-Bauer-Verlag [im Buschey-Viertel Wehringhausens] Zeitschriften aus (seit Nr. 48 / 1972)."
Im Sommer 1974 ging es auf die Insel Fehmarn in der Ostsee; zum Jahr 1975 findet sich ein kurzer Eintrag vom 11. September 1975 (Band A, S. 47), welcher Auskunft darüber gibt, warum ich auch in jenem Jahr nicht an die Adria kam:
„Ich hatte in den großen Ferien eine Ferienkarte gekauft [...]. Allerdings hatte ich eine Urlaubsvertretung (Ortsagentur beim Heinrich-Bauer-Verlag) übernommen und mußte während der Ferien etwa doppelt so viele Zeitungen [richtig: Zeitschriften] austragen. [...] Vielleicht kann ich nächstes Jahr [... in den Urlaub] fahren [...] - meine Eltern fahren höchstwahrscheinlich nach Jugoslawien - Campingplatz Mošćenička Draga -, wo wir schon so oft [nämlich viermal] waren und Bekannte kennengelernt haben, mit denen wir gut befreundet sind."