„Ihr kennt nicht Sipar, kennt nicht meinen Strand,
Wo in Kindertagen Muscheln ich fand,
in Träumen schwebte, Schmetterlinge fing,
verzaubert von Wellen, Meer und Wind.
Voll Sehnsucht, auf die Učka zu gehen,
um die Feen und Elfen zu sehen,
die an heiteren Tagen
auf geflügelten Pferden
den Strahlen der Sonne nachjagen.
Vi ne znate moj bijeli Sipar i moje žalo
gdje sam kao dijete malo
letio za snima, lovio leptire
tražio školjke po žalu
čudio se vjetru i valu i moru
i čekao kad ću na Učku goru
da vidim vile i vilenjake
što na krilatim konjima
love sunčane trake."
(Rikard Katalinić Jeretov, Barba Rike, 1940; deutsche Fassung zitiert nach: Mošćenička Draga, hg. v. Fremdenverkehrsverband Mošćenička Draga, Rijeka 2010, S. 2; Quelle für den kroatischen Text: Moj Brseč - interessante Bildergalerie der Gegend zwischen Brseč und Zigorje!)
Zu den Verhältnissen in Mošćenička Draga während des 1950er und zu Beginn des 1960er Jahrzehnts
Ansichtskartenmotiv nach einem Foto von A. V. Fonda anno 1912
(vgl. die historischen Ansichten am Ende meines Seereise-Artikels)
Am Hauptstrand (Sipar) um 1960 (Ansichtskarte)
(Die für die zum Trocknen der Netze vorgesehenen Stangen waren da nur noch schmückendes Beiwerk - oder dienten zum Trocknen von Handtüchern der Feriengäste.)
Während aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige Ansichtskarten, noch bestehende Bauten und vereinzelte Fundstücke gewisse Einblicke in die Verhältnisse in Mošćenička Draga (M. D.; Draga di Mochienizze, Porto Moschienizze) gewähren, liegt die Nachkriegszeit für mich noch weitgehend im Dunkeln. Dankenswerterweise wirft ein Schreiben des Sohnes eines geschäftlich in der Gegend tätig gewesenen Diplom-Forstwirts Licht auf die Szenerie! Dieser Geschäftsmann hielt sich in der zweiten Hälfte des 1950er Jahrzehnts wiederholt in M.D. auf, und das Kind konnte diese Zeit als Ferien vor Ort verbringen. Gemäß der vorliegenden Schilderung waren deutsche Touristen damals in M.D. noch ausgesprochen selten (wohl im Vergleich zu österreichischen); überhaupt lassen sich die Verkehrsverhältnisse kaum mit den heutigen Verbindungen vergleichen. Die Hauptstraße in Richtung Pula war nicht einmal asphaltiert, und sie führte noch über Mošćenice, während die heutige Hauptstraße erst später (und dann - vor deren Verlegung in den Učka-Tunnel - als ,Europastraße') in den Hang gesprengt wurde. Die Mošćenička Draga war seinerzeit in ihrem unteren Lauf noch nicht kanalisiert, während sie heute im letzten Abschnitt nahe dem Hafen sogar ein Stück unterirdisch verläuft. Der Hafen habe nur eine kurze Mole gehabt (bis zum späteren Knick). Mindestens einmal pro Tag pflegte dort noch ein Dampfer anzulegen, dessen große Rauchfahne sich in das Gedächtnis des damaligen Jungen einprägte.
Schon damals - wie aus dem 1960er und 1970er Jahrzehnten bekannt - war das Meer mit Ölrückständen verseucht, welche den Kieselstrand verschmutzten. Dieser sei allerdings in den Jahren um 1955 während der Badesaison noch nahezu leer gewesen. Hinter der Strandpromenade habe es nur eine einzeilige Bebauung gegeben; dahinter schlossen sich Weinberge an, und nachfolgend - bereits am Berghang - gab es Ziegenställe, wo die Kinder mit Zicklein spielen konnten. --- Ich danke Herrn G. Frhr. v. Gr. für seine bewegende Darstellung vom 4.10.2005!
Die Europastraße bestand immerhin - wie auch das obeliskähnliche Denkmal - bereits 1960, wie eine Postkarte vom Sommer dieses Jahres bezeugt:
Zum Vergleich eine Ansicht aus dem 1970er Jahrzehnt:
Eine weitere Ansichtskarte der Zeit um 1960 zeigt die berühmte Strandkulisse von M.D.:
Dieser Hauptstrand wird übrigens Sipar genannt.
Lange Zeit waren nahe dem Strandweg noch hölzere Stangen für zum Trocknen bestimmte Fischernetze zu sehen, so wie noch auf dem Ausschnitt einer im Hochsommer 1961 verwendeten Postkarte, welcher auch den Post- und Passagierdampfer zeigt:
Starken optischen Veränderungen unterlag um die Mitte des 20. Jahrhunderts auch der Mündungsbereich des namengebenden Flüßchens, welches wegen der Kalkregion zeitweise trocken liegt, sich aber auch in einen reißenden Strom verwandeln kann. Er wurde kanalisiert. Der Zeitpunkt ist mir nicht bekannt.
Die hübsche Ziegelbrücke im Verlauf der Strandpromenade - beim Hotel Draga (das ist der Vorläufer vom Hotel Mediteran) gemäß Ansichtskarte von etwa 1960 - verschwand im Zuge zunehmender Motorisierung des Straßenverkehrs. Die Hafenmole wurde erweitert. Hier ein Foto von einer im Hochsommer 1958 verwendeten Ansichtskarte, welches am linken Bildrand die anstehende Veränderung dokumentiert und im Focus den Campingplatz und - etwas rechts - die erwähnte Brücke zeigt:
Zum Vergleich eine Ansicht aus der Zeit um 1930, in der die Brücke sowie die alte Albergo Armanda zu sehen ist, dem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs brandzerstörten Vorgängerbau zum Hotel Draga (um 1955) und Hotel Mediteran (um 1985):
Gehen wir noch etwas zurück, so sehen wir den Strand auf einer im Jahr 1925 gebrauchten Urlaubskarte:
Mit diesen Bildern im Gedächtnis erscheint manche jüngere Szenerie meiner Bildergalerien in etwas anderem Licht.
Im Jahr 2010 hatte ich übrigens versucht, durch Inspektion der Hafenbepflasterung Bauphasen zu erkennen. Die Untersuchungen dazu konnten bislang aber nicht abgeschlossen werden, da mir ein vermessener Plan des Hafengeländes nicht vorliegt. Im Vorgelände des Hafens wurden auf dem Meeresboden in den Jahren davor auch mehrere Anker gesichtet. Ein spannendes Forschungsfeld!
Nachtrag: Fotos von meinen kurzen Aufenthalten in Mošćenička Draga annos 2012 und 2013 finden Sie auch in einem Album von Google+.
Darüber hinaus empfehle ich einen Blick in die ,Playlists' in meinem YouTube-Account.
Danksagung:
Meinem Vater (Februar 2006 †) und allen anderen Photographen danke ich für ihre Beiträge auf diesen Seiten. Meiner Mutter (August 2011 †) bin ich dafür dankbar, daß Sie mir auf allen Reisen bis 2010 Gesellschaft leistete. Darüber hinaus liege ich tief in der Schuld meiner Eltern wegen vielfach gewährter Gelegenheiten zur Mitreise seit meiner Kindheit und daß sie mich auch abseits davon die Veränderungen an der Adria aufmerksam verfolgen ließen!
Fremdenverkehrsverband Mošćenička Draga (Hg.), Mošćenička Draga, Rijeka 2010. [Informationsbroschüre]
Videos
YouTube-,Playlist' eigener Filme aus Mošćenička Draga in chronologischer Folge:
Hübsch gemachte Zusammenstellung von Aufnahmen aus den Ortsteilen Draga, Sv. Ivan, Mošćeniče und Brseč - vom Juli 2010 (hochgeladen bei YouTube am 15.) von Gerd Burckhardt:
"Hommage to the best place for mediterranean specialists" - ein Musikvideo hochgeladen von drmidix am 13.04.2011 bei YouTube:
Hommage an eine der leckersten Eisdielen der Welt - hier grüßt der Chef noch persönlich dank UrStein (seit 13.09.2010 bei YouTube):