Erfahrungen mit Kinderheimen zur Genesung, Schulung und Erholung (Elbgrund, Freudenstadt, Schieder, Selbecke, Volmarstein).
Mit Anmerkungen zu dem anno 1954 patentierten Wirkstoff Thalidomid.
„Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend."
Samuel Langhorne Clemens (US-amerikanischer Schriftsteller mit dem Künstlernamen ,Mark Twain', *1835 - †1910)
Dieser Krieg (Seneca & Consorten lassen grüßen...) ging im 1960er Jahrzehnt anscheinend für die Alten allmählich verloren !
Zusammenfassung der Heimaufenthalte unter Berücksichtigung eines Tagebuch-Eintrags vom 1. Januar 1976 (Band B, S. 24) und eines Briefes von Wilhelm Rothe senior vom 29. Januar 1965:
1963: (Sommer?): Hagen-Selbecke (Westfalen) - Stadtranderholung (in einer Tagesstätte)
1965: Januar: Schieder (Westfalen) - Kur; Juli: Freudenstadt - Kur
1970: Juni: Waldmannshausen (Elbgrund am Taunus) - Schullandheim
1971(?): Waldmannshausen (Elbgrund am Taunus) - Schullandheim
1974: April: Waldmannshausen (Elbgrund am Taunus) - Schullandheim
An erster Stelle meiner Erfahrungen steht allerdings nicht ein eigener Aufenthalt in einer Heimstatt, sondern derjenige eines nahen Verwandten. Nichtsdestotrotz ist sie die wichtigste gewesen, an die weitere wichtige Erfahrungen anknüpften, welche bis heute nachwirken! Volmarstein (ein Ortsteil von Wetter an der Ruhr im Ennepe-Ruhr-Kreis) wird hier daher vorangestellt (zumal es ein Ort ist, den ich schon ungeboren als Besucher "erleben" durfte):
Aus Anlaß der Häufung von Medienberichten zu Kindesmißhandlungen in deutschen Heimen im 2000er Jahrzehnt schrieb ich am 11. März 2010 einen Brief an die Freie Arbeitsgruppe Johanna-Helenen-Heim 2006 (FAG JHH 2006). Vorher habe ich mir die teilweise erschütternden Schilderungen über die Verhältnisse in der früher sogenannten „Krüppelanstalt Volmarstein" angesehen. Dabei kamen in mir Erinnerungen hoch, welche dann das Schreiben bewirkten, welches ich hier wiedergebe, um eventuell weitere Aufklärung zu erfahren.
Sehr geehrter Herr Jacob, liebe Mitglieder der FAG JHH 2006!
Durch die heutige Westfalenpost wurde ich auf Ihre Website aufmerksam, und
ich möchte mich herzlich dafür danken, daß Sie das Thema aufgegriffen und so
ausführlich dargestellt haben. Es ist mir dabei manches bewußt geworden, was
ich mir vorher habe nicht erklären können.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, aus meiner Wahrnehmung Angaben zu machen,
welche vielleicht nützlich sind:
Ein Verwandter von mir wurde in der zweiten Hälfte des 1950er Jahrzehnts [im Sommer 1957] mit
verkürztem Bein und Schäden an Hand und Wirbelsäule in Hagen geboren.
Möglicherweise stehen diese Behinderungen im Zusammenhang mit der
Contergan-Entwicklung - jedenfalls vermute ich, daß die Mutter dieses oder
ein ähnliches Medikament einnahm, kurz bevor (als Versuchsperson?) oder
schon zu der Zeit, als Contergan auf dem Markt als Schlafmittel eingeführt
wurde. Hier sind allerdings weitere Nachforschungen erforderlich, welche ich
zur Zeit nicht leisten kann und welche hier auch nicht unmittelbar von
Belang sind.
Als dieser nahe Verwandte im oder um das Jahr 1958 Laufen lernte und dabei immer wieder hinfiel, wurde es seinen Eltern klar, daß er operiert werden
mußte,
[Foto: Wilhelm Rothe junior (†), Hagen in Westfalen]
und so kam er nach Volmarstein,
in dessen orthopädischer Klinik
die Korrekturen vorgenommen wurden, soweit dies[e] damals möglich waren. Im
Anschluß auf die Behandlung verblieb er auf der Kleinkinderstation, und
seine Mutter hat ihn regelmäßig besucht, und zwar wohl häufiger als
eigentlich beabsichtigt. Die Gründe dafür bestanden darin, daß ihr Sohn
einen umfangreichen Gipsverband trug, sehr viel geschrieen und das Essen
strikt verweigert haben soll. Die Schwestern (wobei sie sich an eine
erinnerte, welche wohl besonders auffällig war, deren Namen sie auch nannte,
den ich aber danach vergessen habe) hätten ihn infolgedessen schlecht
behandelt, und sie befürchtete, daß er verhungern würde, wenn sie [.. (Wortdoppler)] sich
nicht selbst um seine Ernährung kümmerte. Mit viel Liebe und Geduld - denn
der Junge wollte zunächst auch bei ihr nicht essen - habe sie es dann
geschafft, ihn zum Öffnen des Mundes und zur Nahrungsaufnahme zu bewegen, so
daß es ihm nach und nach besser ging. Als der Gips schließlich abgenommen
wurde, stellte sich heraus, daß sich einige Brocken vom Gips gelöst hatten
und der Person starke Schmerzen am Rücken bereitet haben müssen (wohl auch
beim Essen). Die am stärksten betroffene Stelle habe ich selbst vor einiger
Zeit noch wahrgenommen; es handelte sich dabei um eine unregelmäßige
Grubenbildung von noch etwa 5 mm Tiefe in Wirbelsäulennähe. Mehr möchte ich
dazu im Augenblick nicht sagen.
[Foto: Wilhelm Rothe (†), Hagen]
Vielleicht beeinflußt durch die betroffene Person - genau weiß ich es nicht, da ich ja selbst ein kleines Kind war (Jahrgang 1959) - hatte ich schon früh
eine Abneigung gegen jede Form von Kinderheimen. Ich wollte auf keinen Fall alleine irgendwo hin zur Kur oder sonstigen Erholung. So mußte mich mein
älterer Bruder immer begleiten (siehe dazu im Überblick http://www.5dim.de/html/reisen.html, hier unter Elbgrund, Freudenstadt und Schieder) [Achtung: jetzt auf diese Seite verschoben!]. Meine Erfahrungen im sogenannten "Eisenbahn-Kurheim", dem
Kindererholungsheim bzw. Schloß Schieder (Lippe) der Bundesbahn
(mein Vater war Lokführer), im April [Korrektur: vor dem 29. Januar (Quelle: Brief des Großvaters Rothe mit diesem Datum)] 1965 vertiefte diese Abneigung, wobei hier nach meiner heutigen Einschätzung die Kinderpflegerinnen überfordert waren, da
sie mich durch dauerhaften Entzug des Kompotts dafür bestraften, daß ich bei
der Morgenpflege verärgert Seife zurückschleuderte, mit der mich Rabauken
bombardiert hatten. Der spätere Aufenthalt im Oberlinhaus zu Freudenstadt
hat mich dann für frühere Leiden entschädigt.
Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, daß in der
Hindenburg-Volksschule in Hagen-Wehringhausen wilde Gerüchte unter den
Grundschülern im Umlauf waren, welche Pfarrer im Konfirmandenunterricht
prügeln würde[n] und wer nicht. Ich entschied in Absprache mit meinen Eltern,
mich von Pastor Dietrich Polack konfirmieren zu lassen, welcher mit Recht
einen sehr guten Ruf genoß, und nahm vorsichtshalber ein Jahr früher am
Unterricht teil als vorgesehen, da wir nicht sicher waren, ob er seiner
neuen Gemeinde treu blieb. (Vgl.
http://www.5dim.de/html/HeimatWehringhausen.html)
Soviel zu meinem [= meinen] Erfahrungen; über Ihr Interesse würde ich mich freuen.
Vielleicht kann ich später noch das eine oder andere Detail hinzufügen; hier
ergänze ich als Anlage noch vier Fotos aus meinem "Fundus".
Mit freundlichem Gruß und besten Wünschen für Ihre Aufklärungsarbeit!
Nachträge ab 22. März 2010:
Für die Vorverlegung des Konfirmandenunterrichts gab es weitere Gründe, nämlich die Sorge, daß der reguläre Kurs überfüllt sein könnte (geburtenreiche Jahrgänge!), und der Wunsch meiner Mutter, die Konfirmationsfeiern ihrer älteren Söhne wegen des damit verbundenen Aufwandes schon im April 1972 abschließen zu können. (Damals hatte gerade der Umzug von der Eugen-Richter-Straße in die Dömbergstraße stattgefunden, was aber zu Beginn des Unterrichts wohl noch nicht abzusehen war. Ursprünglich wurde sogar überlegt, beide Konfirmationen zusammenzulegen, was sich aber garnicht machen ließ.)
Zum Volmarstein-Aufenthalt des damals etwa zwei Jahre alten, in einem Gipsbett liegenden und Nahrung nicht aufnehmenden Verwandten (man vergleiche dazu den Bericht des sechzigjährigen Leitenden Medizintechnikers ,JB' - andere Quelle: www.derwesten.de) konnte ich von seiner 78jährigen Mutter noch in Erfahrung bringen, daß der medizinisch behandelnde Orthopäde „Doktor Bohne" hieß; er sei schon „älter und etwas tüddelig" gewesen. (Dr. Otto Bohne wurde gemäß den Angaben bei www.klinik-volmarstein.de nach dem Ausscheiden von Dr. Gau am 4. Juli 1947 Chefarzt der bis zum 15. Mai 1964 im Johanna-Helenen-Heim untergebrachten Orthopädie und trat aus gesundheitlichen Gründen am 31. März 1960 in den Ruhestand.) Die Stationsschwester habe - so die Mutter weiter - „Herta" geheißen. (Die Zeugin ist sich bei dem Namen Herta ziemlich sicher, und eine Herta wird auch in den ,Erinnerungen JH' bezeugt.) Diese Schwester Herta habe - so die Mutter weiter - „vier Zimmer unter sich" gehabt, und diese seien in einem „viereckigen Haus" gewesen. (Es handelt sich wahrscheinlich um das im Jahr 1904 gegründete und 1968 geschlossene Johanna-Helenen-Heim. Zu diesem Heim (,JHH') siehe die Grundriß-Zeichnung von Detlef Scharf,
welche nach einer Darstellung bei www.gewalt-im-jhh.de vergrößert wurde; weitere Darstellungen insbesondere zur Unterbringung der Kinder in den Jahren um 1960 finden Sie auf der selben Website.) Das Gebäude sei zwar auch groß, aber doch deutlich kleiner als die Orthopädische Klinik gewesen:
Die 1931 entstandene und später erweiterte Orthopädische Klinik diente damals
anderen Zwecken, und zwar im Rahmen der Kriegsinvalidenversorgung. Vor dem Haus, welches wohl ziemlich weit vorne stand, habe es eine Grünanlage gegeben; beim Weg abwärts zur Bushaltestelle - bzw. zur Straße nach Vorhalle - habe man die Kinder noch eine Weile schreien gehört. Zur Lage vergleiche man die Ansicht einer Postkarte vom Jahr 1906:
Das Johanna-Helenen-Heim heutzutage (Fotos: Detlef Rothe - 12. März 2019 - 2. und 4. Bild: Montage)
(Als Geborener war ich wahrscheinlich zum ersten Mal hier; etwas beklommen ging ich erst zum Friedhof.)
Hier geht es zur Facebook-Bildergalerie zum 12.3.19:
Herr Helmut Jacob, dem ich für seine Hinweise auch an dieser Stelle herzlich danken möchte, teilte mir dazu folgende Einzelheiten mit: „Nach meinen Recherchen kann es sich nur um die Schwester Herta Hallenberger handeln, die einige Zeit zunächst im Johanna-Helenen-Heim gearbeitet hat, aber dann hinterher in der Orthopädischen Klinik. Sie erwähnen eine Herta, die unter den Erinnerungen JH zu finden ist. Hier handelt es sich aber um eine körperbehinderte Frau der Frauenstation mit dem Namen Herta Mehnert, die in der Nähstube auf der selben Etage gearbeitet hat, in der auch der Mädchentrakt und der Jungentrakt untergebracht war. Diese Herta Mehnert nahm an den Hausandachten auf ihrer Frauenstation teil und berichtete hier Jahre später, dass sie das Schreien der Kinder während der Hausandacht gehört hat. Soviel an Informationen hierzu. Dass es sich bei der von Ihnen erwähnten Herta um Herta Hallenberger handeln könnte, entnehmen Sie bitte folgendem Link, den ich soeben für Sie gefunden habe."
Ich bin froh, daß hier einerseits Verwechslungen vermieden werden können und andererseits eine Bestätigung dafür vorliegt, daß das Schreien der Kinder auch außerhalb der Station zu hören war. Der angegebene Link, welchem ich bereits die Angaben zu Herrn Dr. Bohne entnommen hatte, ist sicherlich auch von allgemeinen Interesse, da dort auf die positive Wirkung Volmarsteins auf die Gesetzgebung zum Schutz der Körperbehinderten in den frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland hingewiesen wird. (Der „Volmarsteiner Entwurf" wurde - nach Angabe im vorigen Link - am 6. Dezember 1956 vom Deutschen Bundestag als „Körperbehindertengesetz" beschlossen und am 27. Februar 1957 verkündet.) Für mich zeigt sich nunmehr in fast schon dramatisch zu nennender Weise ein gewisser Gegensatz von Anspruch und Wirklichkeit im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses - zugleich aber auch die Notwendigkeit der gesetzlichen Maßnahmen! Die Umsetzung zu Gunsten der Hilfsbedürftigen ließ nach Inkrafttreten anscheinend teilweise lange auf sich warten. Insofern bin ich auch froh, daß sich bei meinem Verwandten letztlich - auch im Hinblick auf eine Fehlbehandlung andernorts im 1970er Jahrzehnt - alles weitgehend zum Guten gewendet hat.
Die Mutter des behinderten Verwandten gewann - das soll hier nicht verschwiegen werden - seinerzeit den Eindruck, daß die Kinder im Johanna-Helenen-Heim das Essen teilweise verlernt hätten. Sie habe ihren Sohn durch Vormachen von In-den-Mund-nehmen und Kauen von Nahrung zum Verzehren von Mahlzeiten bewegen können. Vom Mitbringen von Obst sei ihr von einer Bekannten, welche eine Schwester in dem Heim kannte, abgeraten worden, da es für die Kleinkinder aus Personal- bzw. Zeitnot nicht zubereitet worden wäre, zumal Obst damals (1958/59) nicht billig gewesen sei. Auf die Orthopädischen Heil-, Lehr- und Pflegeanstalten für Körperbehinderte zu Volmarstein sei sie durch einen Herrn Doktor Zahn, welcher in der Bahnhofstraße unter anderem Massagen verschrieb (gemäß dem Adreßbuch Hagen 1968/1969: „Zahn, [...] Willy, Dr., Facharzt, Bahnhofstr. 26" - S. 285, Sp. 3), aufmerksam geworden, dessen Nichte dort in Volmarstein arbeitete. Die Eltern seien gewöhnlich mit dem Zug von Hagen nach Vorhalle gefahren und von dort zu Fuß weiter gegangen; nur gelegentlich hätten sie einen „Shuttlebus" bis Volmarstein genommen, und selbst dann nur für eine Fahrtrichtung, da die Fahrt jeweils „achtzig Pfennig" gekostet habe. Bei den Schwestern wären die Besuche der Eltern nicht so gerne gesehen gewesen; einmal sei sie sogar mit dem Worten „Sie sind ja schon wieder da?" empfangen worden. Letztlich sei sie froh gewesen, als der Junge wieder nach Hause konnte. Der Junge sei auch zwischendurch einmal für drei Wochen zu Hause gewesen, und bei dieser Gelegenheit habe der Vater ein Foto von dem von den Füßen bis zur Taille reichenden, dabei den Intimbereich aussparenden Gipsverband gemacht.
Eine Korrektur bzw. Ergänzung betrifft die angesprochene Gehbehinderung. Nach Darstellung der Mutter konnte der leicht behinderte Junge zunächst normal laufen, habe sich allerdings auffallend häufig hingesetzt. Erst nach einer Operation in Volmarstein - anscheinend im Beckenbereich - sei die Beinverkürzung offensichtlich gewesen, und ein Arzt in Dortmund, welcher hinzugezogen wurde, habe bloß die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und gemeint, wie so eine Behandlung nur möglich gewesen sei. Der Junge hat später Schuhe mit unterschiedlich hohen Sohlen und auch Einlagen getragen.
Meines Erachtens bedarf es noch der Klärung, warum der Verwandte überhaupt im August 1957 behindert geboren wurde. Vielleicht wurde der Mutter von einem Arzt ein Medikament verordnet, welches noch nicht ganz ausgereift war. Das wegen der bewirkten Schäden an noch ungeborenen Personen bekannte Medikament Contergan® wurde am 1. Oktober 1957 eingeführt, und es gab offenbar auch erst seit 1959 zunehmend Hinweise auf Nervenschädigungen und Mißbildungen an Neugeborenen. Das Präparat wurde auf Grund eines Zeitungsartikels in der ,Welt am Sonntag' (vom 26. November 1961) am darauffolgenden Tag - also viele Monate nach der Einführung! - aus dem Handel genommen. Ob - und gegebenenfalls wie lange - die hier angesprochene Mutter Contergan® oder ein anderes Medikament mit dessen Wirkstoff Thalidomid eingenommen hat, konnte bislang nicht geklärt werden. Da sich die Darstellungen zum fast immer auf das bekannteste Pharma-Erzeugnis Contergan® beziehen, liegt eine eingehendere Betrachtung zur Wirkstoff-Verbreitung nahe. In der am 29. Januar 1946 in das Handelsregister eingetragenen Firma Chemie Grünenthal GmbH war in Stolberg/Rheinland bei Aachen - so heißt es gewöhnlich - von dem Apotheker Wilhelm Kunz und dem Pharmakologen Dr. Herbert Keller (geb. 1925 - seinerzeit Privatdozent in Aachen und Mitarbeiter der Chemie-Firma) der zunächst ,K 17' genannte Arzneiwirkstoff Thalidomid (N-Phthalylglutaminsäureimid) entwickelt worden (vgl. dazu B. Kirk u. C. Friedrich - Text gelesen am 15.12.2016), welcher im Jahr 1954 Patentschutz erhielt. Der Wirkstoff Thalidomid ist gemäß Wikipedia-Enzyklopädie ein Arzneistoff, welcher im Wesentlichen vom Oktober 1957 bis November 1961 als Schlaf- und Beruhigungsmittel unter den Markennamen Contergan® und Softenon® verkauft wurde und zu mehreren Tausend schweren Schädigungen an ungeborenem Leben und damit zum Contergan-Skandal führte. In der Druckfassung der Dissertation von Beate Kirk heißt es zu dem Sedativum (einschläferndes Beruhigungsmittel) Thalidomid: „Bereits zu Beginn des Jahres 1955 erhielt die Medizinische Universitätsklinik Köln die Substanz K 17 zur klinischen Prüfung, und der mit der Erprobung beauftragte Arzt berichtete im darauffolgenden Jahr über eine gute Verträglichkeit des Stoffes bei Anwendung als Sedativum. Er hatte den ihm in Tablettenform gelieferten Arzneistoff an über 300 Patienten geprüft." (Kirk 1999, S. 53; Quelle gemäß Anmerkung 151: Jung, Hermann (1956): Klinische Erfahrungen mit einem neuen Sedativum, in: Arzneimittelforschung 6 (1956), S. 430 – 432). Hierbei handelte es sich um die erste Versuchsanwendung des Mittels bei einer größeren Anzahl von Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei offen bleibt, inwiefern diese sich möglicher Risiken des Tests tatsächlich bewußt waren und dementsprechend handelten (vgl. die Untersuchungen zu den eher mißbräuchlichen Anwendungen von Medikamenten bei Heimkindern usw. in jenen Jahren).
In jüngerer Zeit (medienwirksam im Jahr 2009) kam die Ansicht auf, wonach der Wirkstoff Thalidomid alias K 17 bereits während des Zweiten Weltkriegs im Chemiewerk Buna/Monowitz (Materialmappe des Fritz Bauer Instituts) unter der Leitung des Chemikers Otto Ambros (* 19. Mai 1901 - † 23. Juli 1990; nach 1945 Aufsichtsratsmitglied der Firma Chemie Grünenthal GmbH und - vielleicht nicht unwichtig! - Berater des Bundeskanzlers Konrad Adenauer) als Gegengift zum Nervenkampfstoff Sarin (Fluorphosphonsäuremethylisopropylester) entwickelt und im Konzentrationslager Auschwitz erprobt worden sein könnte (siehe den Wikipedia-Artikel zu O. Ambros und die unten unter Thalidomid angegebenen Links zu englischsprachigen Zeitungsartikeln). Die Substanz Sarin wurde am 10. Dezember 1938 während der Forschung an Phosphorverbindungen für den Einsatz als Insektenvernichtungsmittel von einer Forschungsgruppe der I.G. Farben (Interessengemeinschaft Farbenindustrie
Aktiengesellschaft) in Leverkusen um den Chemiker Gerhard Schrader entdeckt (man vergleiche dazu und im Folgenden diesbezüglichen Artikel bei www.chemie.de, de.wikipedia.org und gifte.de). Der im Jahr 1943 eingeführte Wirkstoffname Sarin ist eine Abkürzung der Namen derjenigen vier Wissenschaftler, welche den Stoff synthetisiert haben, nämlich die Herren Gerhard Schrader (I.G. Farben), Otto Ambros (I.G. Farben), Gerhard Ritter (Reichsamt für Wirtschaftsausbau) und Hans Jürgen von der Linde (Heereswaffenamt).
Bedauerlicherweise fehlten im 1950er Jahrzehnt in NRW (und anderen Bundesländern) Verpflichtungen zu eingehenderen Untersuchungen wie sie etwa in den USA erforderlich waren. In der teratologischen Forschung (die Erforschung der Ursachen von Fehlbildungen bei Embryonen - sogenannte "Fruchtschädigung" - durch Umweltfaktoren) gab es zur damaligen Zeit bereits weit entwickelte Standards. Zumindest in wissenschaftlichen Fachkreisen des 1950er Jahrzehnts war bekannt, daß chemische Substanzen und Arzneimittel die sogenannte Plazentaschranke überwinden und zur Schädigung des Embryos führen können. Aus diesem Grunde wurde eigentlich eine allgemein anerkannte Regel befolgt, wonach die Abgabe auch bestens getesteter Medikamente an Frauen während der ersten drei Schwangerschaftsmonate nur unter sorgfältiger Beobachtung und natürlich gewissenhafter Abwägung möglicher Risiken erfolgen durfte (vgl. dazu www.contergan.de: GRÜNENTHAL im Vorfeld der Contergan-Katastrophe - Text gelesen am 15.12.2016). Bei dem Wirkstoff Thalidomid wurde dies aber anscheinend unterlassen: „Dass auch GRÜNENTHAL große Zweifel hegte, zeigt der August 1957. Zu diesem Zeitpunkt und damit zwei Monate vor Markteinführung von Contergan trat ein Mitarbeiter [nach Beate Kirk (1999, S. 54): „Hans Werner von Schrader-Beielstein (geb. 1920)" - gemäß Todesanzeige Dr. med. Dr. rer. nat. Hans Werner von Schrader-Beielstein (* 20. 02. - oder 01. - 1920 - † 16. 01. 2003)] des damaligen Forschungsleiters von GRÜNENTHAL mit der Bitte an den Direktor der Universitätsfrauenklinik in Bonn heran, eine klinische Prüfung von Thalidomid an Schwangeren durchzuführen. Dieser Bitte wurde aus prinzipiellen Erwägungen seitens der Klinik nicht gefolgt, der Vorgang zeigt jedoch deutlich, dass GRÜNENTHAL hier eine Gefahr erkannte. [...] Ohne Contergan dahingehend erforscht zu haben, ob dieses völlig neue Arzneimittel die Plazentaschranke überwindet oder nicht, bewarb GRÜNENTHAL ihr Produkt Contergan als – auch während der Schwangerschaft – völlig harmlos, ungiftig und unschädlich. Für Laien, also die Endverbraucher, war Contergan und Contergan forte mindestens bis 31. Juli 1961 weiterhin rezeptfrei in Apotheken erhältlich, in einigen Bundesländern sogar noch bis zu der Marktrücknahme im November 1961." (www.contergan.de: GRÜNENTHAL im Vorfeld der Contergan-Katastrophe - Text gelesen am 15.12.2016; man beachte dazu - als Quelle mit Nachweisen - die Dissertation von B. Kirk in der 1999 veröffentlichten Fassung!).
Der Prokurist der Firma Chemie Grünenthal GmbH Dr. med. Dr. rer. nat. Hans Werner von Schrader-Beielstein im Jahr 1967 (Pressefoto)
Hinweisen möchte ich noch darauf, daß die Einnahme von Thalidomid nicht nur zu den bekannteren Hauptschäden führte, sondern noch andauernde Nebenwirkungen hat: „GRÜNENTHAL verharmlost in vielerlei Hinsicht die Nebenwirkungen von Contergan auf irreführende Weise. So handelte es sich nicht lediglich nur um die zwei Hauptnebenwirkungen (Polyneuritis und Fehlbildungen bei Neugeborenen), die nach Einnahme von Contergan eintraten, sondern um einen ganzen Kosmos an Nebenwirkungen. Hierzu gehören unter anderem Verstopfung, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Mundtrockenheit, Hautausschläge und allergische Erscheinungen. [...] Erst im November 1960 ergänzte GRÜNENTHAL den Beipackzettel um den Zusatz, dass die "Überempfindlichkeitserscheinungen" bei sofortiger Beendigung der Medikation wieder zurückgingen. Erneut eine Aussage wider besseres Wissen oder zumindest zweifelhaft, da die Irreversibilität der Nervenschäden zu diesem Zeitpunkt bereits wissenschaftlich diskutiert wurde." (www.contergan.de: GRÜNENTHAL während der Contergan-Katastrophe - Text gelesen am 15.12.2016) - Dr. Ananya Manda (Geschichte des Thalidomids - Fassung vom 11.1.2015) nannte als Schadwirkungen „Verfehlung [gemeint: fehlende] oder anormale Glieder, Füße oder Hände [... (, sowie)] anormale oder abwesende Ohren, Inner- und Nierenprobleme, Gaumenspalte, Rückenmarkdefekte und Verdauungssystemstörungen".
Man kann eigentlich nicht vorsichtig genug sein! Leider werden Ärzte auch heute noch von Pharma-Vertretern besucht oder mit Medikamenten versorgt, um diese ausprobieren zu lassen. Ich selbst habe einmal Herzmedikamente (Generika) kostenlos von einem Hausarzt erhalten, mit den Worten, ihn gelegentlich über etwaige Nebenwirkungen zu berichten, welche dann in einem Fall (größere weiße Tabletten eines Fabrikats mit dem Wirkstoff Ramipril) auch in Form von Tinnitus (Ohrensausen) auftraten - immerhin harmlos im Vergleich zu dem, was in den Jahren um 1960 mit Thalidomid passiert ist. Dieser einschläfernde Wirkstoff war um 1960 als ,Kinosaft' bekannt, da Eltern ihn gerne ihren Kindern verabreichten, um sich eine Möglichkeit zum abendlichen Ausgehen zu verschaffen. Die Mutter des behindert geborenen Kindes kann sich allerdings nicht entsinnen, in der in Frage kommenden Zeit (zweiter Schwangerschaftsmonat), ein Schlafmittel verwendet zu haben. Allerdings sei ihr einmal durch den Hausarzt Doktor Augspach (gemäß dem Adreßbuch Hagen 1968/1969: „Augspach, [...] Werner, Dr., Arzt, Thomasstr. 17" - S. 7, Sp. 3) Valium empfohlen worden, was sie abgelehnt habe, obgleich es in unterschiedlichen Dosierungen verfügbar gewesen wäre. Erst Jahre nach der Befragung der Mutter wurde mir bewußt, daß diese vor 1960 ja in Hagen-Eckesey wohnte (zuvor in der Böhmerstraße - hier unweit der Reformierten Kirche - und in Hagen-Eilpe); demnach erfolgte eine Konsultation von Herrn Dr. W. Augspach wohl erst nach dem Umzug in den Stadtteil Wehringhausen (um die Jahreswende 1959/1960), wo der Arzt seine Praxis hatte (in der Siemensstraße, nahe deren Einmündung in die Franklinstraße). Wer Mutter und Sohn vor dem Umzug betreute, konnte von mir nicht geklärt werden; denn beide Elternteile sind mittlerweile verstorben.
Zu berücksichtigen wäre noch, daß die Mutter während ihrer Schwangerschaft - Ende 1956 und in der ersten Hälfte des Jahres 1957 - als Zahntechnikerin gearbeitet hat; denn es erscheint mir nicht ausgeschlossen zu sein, daß die Mutter mit einem Stoff in Berührung gekommen ist, welcher sich schädlich auf die Leibesfrucht ausgewirkt haben könnte. Dagegen spricht freilich, daß keine vergleichbaren Vorfälle bekannt geworden sind.
Thalidomid wurde "im Westen" Deutschlands nicht nur als Sedativum, sondern auch - sogar als Erstes! - als Arznei gegen Grippe-Symptome auf den Markt gebracht, wodurch sich neue Ansatzpunkte für Nachforschungen ergeben könnten. Bedauerlicherweise wurde mir dies erst Mitte Dezember 2016 bekannt, und diesbezügliche Erfahrungsberichte liegen mir derzeit nicht vor. Beate Kirk schrieb dazu in der veröffentlichten Fassung ihrer Dissertation (S. 55): „Im November 1956 brachte die Verkaufsabteilung der Fa. Grünenthal das thalidomidhaltige Grippemittel Grippex im Raum Hamburg „versuchsweise“ in den Handel; am 1. Oktober 1957 nahm man den Vertrieb der thalidomidhaltigen Monopräparate Contergan und Contergan forte auf." - Laut Dr. Ananya Manda (Geschichte des Thalidomids - Fassung vom 11.1.2015) enthielt die Droge „eine Kombination des Thalidomids, des Vitamins C, der Acetylsalicylsäure, des Quinins und des phenactin". - Gerne hätte ich die Eltern des hier behandelten Jungen gefragt, ob sie im Spätjahr 1956 eventuell auf einer Reise oder von einem Reisenden das angesprochene, damals thalidomidhaltige Grippemittel erhalten haben. Vielleicht gibt es diesbezüglich Erfahrungen anderer Personen, möglicherweise mit gegenüber Contergan (forte) abweichenden Nebenwirkungen? Wichtiger Hinweis: es geht hier nur um das thalidomidhaltige Grippex der Firma Chemie Grünenthal GmbH, nicht um die heutzutage unter diesem Namen vertriebenen Präparate (Paracetamol-Brausetabletten) anderer Hersteller!
Es ist bekannt (siehe Wikipedia-Enzyklopädie), daß in mindestens einem Fall durch einen Mitarbeiter der Hersteller-Firma Chemie Grünenthal GmbH Contergan® einer schwangeren Frau vor der Markteinführung verabreicht wurde und daher der erste Contergan-Fall bereits vor der Markteinführung am 1. Oktober 1957 auftrat (das betreffende Kind wurde ohne Ohren geboren - zwischen dem 34. und 38. Tag nach der letzten Regelblutung kommt es nämlich bei einer Thalidomid-Einnahme zu einem Fehlen der Ohrmuschel - in der "Regel" beiderseits). Daß ein Zusammenhang zwischen Thalidomid und Ohrdefekten in der Schwangerschaft bestehen könnte, ergab sich bereits im Jahr 1959. Ich verweise diesbezüglich auf die veröffentlichte Fassung der Dissertation von Beate Kirk (S. 65): „Ein Frauenarzt sprach bereits 1959 mit einem Mitarbeiter der Fa. Grünenthal darüber, ob Contergan zu Kindesmißbildungen führen könne. Der Sohn dieses Arztes war im März 1959 mit einem Augenfehler und Ohrmißbildungen zur Welt gekommen."
Sollte die Behinderung meines Verwandten (eigene Defekte bleiben hier unberücksichtigt!) tatsächlich gleichfalls durch Thalidomid bewirkt worden sein (zwischen dem 48. und 50. Tag nach der letzten Regelblutung führt Thalidomid zu Daumenfehlbildungen - vgl. die Graphik von www.contergan-karlsruhe.de), dann wäre es wiederum sehr bedauerlich, daß ein Zusammenhang zwischen der angenommenen Medikamenteneinnahme während der frühen Schwangerschaft und der entstandenen Behinderung - entstanden in diesem Fall um die Jahreswende 1956/57 - unerkannt blieb. Grippex® kam etwa zur Zeit der Zeugung des Jungen auf den Markt - Contergan® etwa acht Wochen nach seiner Geburt - der Verkauf hätte sich demnach unter Umständen in Deutschland noch frühzeitig blockieren lassen. Stattdessen wurde es gezielt gegen die typische morgendliche Übelkeit in der frühen Schwangerschaftsphase eingesetzt (in den USA wurde Thalidomid garnicht erst zugelassen, da Untersuchungen über die Wirkungen des Wirkstoffes während der Schwangerschaft unterblieben; auch in der DDR durften Thalidomid-Präparate nicht verkauft werden).
Neben Grippex® wurde von der Firma Chemie Grünenthal GmbH noch ein weiteres Medikament auf den Markt gebracht, nämlich Algosediv®. Dazu habe ich in der Klinischen Wochenschrift, Jahrgang 37, Heft 17 vom 1. September 1959 auf Seite 936 in der Rubrik „NEUE SPEZIALITÄTEN" folgende Angaben gefunden: „Algosediv. Tabletten mit Thalidomid (= N-Phthalylglutaminsäureimid) 12,5 mg, Acetphenetidin 250,0 mg, Acid.
acetylosalicyl. 250,0 mg und Coffein 25,0 mg. - Kinderzäpfehen mit Thalidomid 50,0 mg, Acetphenetidin 125,0 mg und Acid. acetylosalicyl. 62,5 mg (Analgeticum, Antipyreticum, Antiphlogisticum). Hersteller: Chemie Grünenthal GmbH., Stolberg (Rhld.)." (Quelle: 936 Neue Spezialitaten Klinische Wochenschrift). Es handelt sich demnach um ein Präparat gegen Schmerz, Fieber und Entzündungen. Wenn das Medikament erst zu Anfang September 1959 bekannt gemacht wurde, wird es in dem hier interessierenden Rahmen wohl ohne Bedeutung sein.
In Deutschland fehlte es nach dem Zweiten Weltkrieg - anders als in Amerika - an ausreichenden Erfahrungen mit fruchtschädigenden (das heißt: die Plazentaschranke überwindenden) Wirkstoffen beim Menschen, und diesbezügliche Untersuchungen wurden hier anscheinend vornehmlich wegen der damit verbundenen hohen Kosten unterlassen. Im Gesamtzusammenhang ist zu beachten, daß die sogenannte wilde Euthanasie des Dritten Reiches im Bereich der Behindertenheime und Krankenhäuser in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik Deutschland kaum historisch und juristisch aufgearbeitet wurde, so daß - anders als etwa im Hinblick auf die mehr im Interesse der Medien stehenden Gefängnisse und Lager - eine gewisse ,mildere' Nachkriegstradition bezüglich Menschen- bzw. Medikamentenversuchen bei Ärzten und Pflegekräften vorgekommen sein könnte. Anscheinend wurde hier ein ausgeprägtes Schuldbewußtsein nicht ausreichend intensiv entwickelt (vermutlich wegen Personalmangel bei den Tätigen und eventuell auch in der Justiz und Legislative). Wie es heute noch denkbar wäre, hat möglicherweise auch Angst vor Arbeitsplatz-Verlust, vor Repressalien oder gar Regressforderungen das Vertuschen von Mißständen gefördert (bei den Contergan-Mißbildungen wurden offenbar Regreßansprüche des Herstellers befürchtet, so daß Patienten und Ärzte zunächst wenig unternahmen). Zudem läßt sich nicht von der Hand weisen, daß gesetzgeberische Maßnahmen bei der Erprobung und Einführung von die Psyche beeinflussenden Präparaten eher nicht im Interesse der einflußreichen Pharmaindustrie gestanden haben dürften - das Beispiel Contergan zeigt ja genügend, daß sich Firmenvertreter nicht davor drückten, Behörden gezielt anzugehen, um ihre Interessen zu vertreten, und auch keinesfalls kleinlich mit der Finanzierung von Rechtsvertretungen umgingen. Ein anderes Pharmaprodukt aus Deutschland mit vergleichbar skandalösem Verhalten der Firmenvertreter, Juristen und Bundesbehörden ist Duogynon - darauf möchte ich hier nur beiläufig hinweisen.
Der Patient (wohl anläßlich seines Geburtstags auf Heimurlaub) freut sich im provisorischen Bett über sein erstes Brüderchen - Foto: Wilhelm Rothe junior (†), Hagen in Westfalen.
E(i)n Detail "am Rande": der operierte Junge hält das Kunststoff-Modell offenbar eines der im Original seit dem 1. November 1957 in Osnabrück produzierten Cabriolets des Typs 14 der Marke VWKarmann-Ghia (Wikipedia-Artikel) in die Höhe:
Zum Vergleich eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1914 mit einer etwas anderen Panorama-Perspektive.
Das Stadtzentrum mit Marktplatz und Parkanlage etwa um 1960:
Zweifelt noch jemand daran, daß für mich die Welt nach dem Kuraufenthalt in Freudenstadt wieder in Ordnung war?
HESSEN
Kr. Limburg-Weilburg (Lahn)
Elbgrund
Auf der colorierten Ansichtskarte des Schloßgebäudes vom Schullandheim Burg Waldmannshausen schrieb Edgar Bangert im Mai 1964: „Müssen leider schon um 21°° Uhr im Bett sein."
Dafür waren die Kinder gelegentlich schon um 4 Uhr in der Frühe auf den Beinen - heimlich natürlich! Aus meinen Tagebuchaufzeichnungen (Einzelblatt-Ordner, zum 31. Januar und 1. Februar 1981): „Es war noch nicht 21.30 Uhr und im ,Madison' [einer Diskothek in Hagen, siehe ?] folglich noch nicht viel los. Mit der Zeit wurde es dort aber immer wärmer. [...] Hinzu kam [...], daß mein Bruderherz und ich zwei Biere ausgegeben bekamen - der Henker weiß warum! -, und zwar einmal von einem alten Herrn [...]; das andere Mal fand ich in einem alten Bekannten aus der ,frühen' Schulzeit einen ausgelassenen Spender. Es war unser ,Schluckspecht', mit dem ich einst morgens gegen 4 Uhr durch die Wälder von Waldmannshausen zog, um Raubvögeln nachzustellen. Er macht inzwischen auf Gärtner, womit der Fall dann aufgeklärt sei." (aufgeschrieben am 1.2.1981, 12:05/12:40 Uhr)
Auf einer am 9. Mai 1938 (letzte Ziffer unsicher) abgestempelten Ansichtskarte des Burggebäudes hieß es: „Wunderschön ist es hier. Aber schickt mir bitte sofort 2 Rockendreher (Holz) [und] etwas Geld (3 RM), wir fahren nämlich nach Frankfurt. [...] U. irgendwelche festen Schuhe fürs Feld." (Nach Frankfurt am Main ging es auch bei meinem ersten Aufenthalt anno 1970, nicht aber - wie es die Fama wollte - zum Rheinfall nach Schaffhausen.)
„Heidi und Gisela" meinten auf einer anderen Ansichtskarte vom 20. Juli 1962 (vgl. die AK v. 1.5.1933): „Hier ist es wunderschön. Wir wohnen auf der Burg, die das Bild zeigt."
Aus einer Postkarte meiner Mutter anläßlich meines Schreibens zum Aufenthalt im Schullandheim Burg Waldmannshausen im Juni 1970:
„Wir freuen uns, daß Ihr eine gute Fahrt hattet und es Euch gut gefällt. [...] Rheinfall schreibt man mit h, auch wenn es für Dich ein Reinfall ist[,] und Sport ist doch gesund - es wird schon noch für Dich schöne Stunden geben."
So einfach laß ich mich dann doch nicht überzeugen :
(manipulierter Ausschnitt aus einer alten Ansichtskarte)
Zu einem Vorfall anläßlich meines letzten Aufenthalts (welcher mich etwas an Georg Büchners Woyzeck - „Der ist ins Wasser gefallen..." - und an Tarzans Abenteuer erinnert) habe ich in einem meiner Tagebücher einen kleinen Aufsatz geschrieben:
„[...] ich [fuhr] alleine mit Michael [..] im April [1974] das [..] letzte Mal (sonst war ich immer mit der ganzen Schulklasse dort) ins Schullandheim Waldmannshausen in Elbgrund. Das liegt bei Frickhofen nördlich von Limburg an der Lahn. Zweimal war ich schon dort, [und] diesmal wollte ich mich austoben, denn hier konnte mich niemand zum Lernen bringen [= zwingen]. Allenfalls hatten die paar Mittelstüfler ein paar Unterstüfler zu beaufsichtigen. Wir machten ein großes Geländespiel, bauten eine ,Brücke' und eine kleine Seilbahn über den Elbbach. Dabei wurde ein dickes Seil von Baum zu Baum über den Bach|gespannt, [und] daran wurde eine Rolle mit notdürftigem Sitz gehängt. Ein Sicherheitsgurt schützte vor dem Abrutschen. Es klappte vorzüglich. Das Angurten dauerte aber vielen [Schülern] zu lange. Die Stärksten hängten sich an die Rolle und fuhren [so] ans andere Ufer. Währenddessen konnte sich ein anderer [Reiselustiger] den abgenommenen Sitz anschnallen. Nach einer Weile glaubte ich, es auch einmal versuchen zu müssen. Ich hängte mich an das Seil, daß [= welches] von der Rolle herabhing und stieß mich ab. Plantsch! Da lag ich bis zur Schulter im Bach. Ich hatte nicht an die Wunde an meiner linken Hand gedacht, die ich mir beim Brückenbau geholt hatte... Ich war aber nicht der einzige [Schüler], der in diesen Tagen in den Bach fiel.
Wie bei jedem Landheimaufenthalt wurde auch ein großes Lagerfeuer - in der Nähe [..] der Burgruine zwischen Schloß und Sportplatz - abgebrannt. Es war ein erholsamer Urlaub, an den ich mich gerne erinnere." (Tagebuch B [9.2.- 23.8.1976], S. 28 f.; eingefügter Text vom 1.1.1976 auf S. 1 - 30)
(Man vergleiche hierzu meinen Beitrag in der Waldmannshausen-Festschrift vom Jahr 1986 - dort auf S. 32!)
Aus meinem Tagebuch D 18.2.77 - 1.3.77, Eintrag vom 22. April 1977 (geschrieben im Alter von 17 Jahren):
„[...] (18.4. - 26.4.74), [damals] hatte ich mich im Schullandheim aufgehalten, wobei ich mit jüngeren Schülern so manches unternommen hatte [= unternahm]. Ich kann mich neben diesem positiven Aspekt aber auch noch daran erinnern, wie sehr ich litt, als ich einmal aus Übermut leichtsinnig wurde und durch ein Vollbad im Fluß (über den wir eine primitive Seilbahn gebaut hatten) belohnt wurde. Ich fühlte mich ausgelacht und daher minderwertig."
Aus meinem „Tagebuch 1979":
19. Juli 1979: „Gegen 21.30 Uhr fuhr ich mit einigen ehemaligen Mitschülern zurück ins Auberge, wo ich bis gegen 23.30 Uhr blieb. Am interessanten war wohl, daß sie mir das Geheimnis lüfteten, warum ich Ostern 1974 während meines Aufenthalts in Waldmannshausen bei Elbgrund ins Wasser gefallen war. Sie sagten, daß die Rolle, an der ich hing, mitten über dem Bach steckengeblieben war und ich mich nicht lange an ihr halten konnte. Das umwerfende Gelächter hatte demnach nicht meine vermeintliche Schwäche hervorgebracht, sondern mein mark- und bauchfellerschütternder Schrei. Mir soll es recht sein."
Auch für das Hagener Stadtarchiv ist "Waldmannshausen" ein Thema:
Das gut ein halbes Jahrtausend alte Burggebäude wurde mittlerweile renoviert und mit einem ,Fluchtturm' versehen; zum 75jährigen Bestehen des Schullandheims hat im September 2010 ein ,Tag der offenen Tür' stattgefunden. Nähere Angaben finden Sie auf der Website des Landheimvereins.
Aus der Chronik der Stadt Hagen 1955 zum 6. September: „Richtkrone über dem ersten Neubautrakt der Kleinkinder-Tagesheilstätte in der Selbecke." (Stadtverwaltung 1956, S. X)
Mit der ,Selbecker Schweiz' (dem Tal der Selbecke mit ihren Seitentälern) im Hagener Süden wurde ich schon als kleines Kind vertraut (vermutlich im Sommer 1963), als ich mich mit meinem Bruder vor dessen Einschulung (Ostern 1964) in dem dortigen Kinderheim am Riegerberg (westlich der Siedlung ,Zur Höhe') zur ,Stadtranderholung' aufhielt:
(Kinderheim und Siedlung ,Zur Höhe' wohl um 1965 - Quelle: Voß a.a.O. S. 35 oben)
(Kinderheim nach der Einweihung 1956 - Quelle: Kniprath a.a.O. S. 140)
Die Vortrefflichkeit der Gegend ,in der oberen Selbecke' wird besonders deutlich, wenn man von ,Zur Höhe' beim Kinderheim (rechts unten im Bild) in Richtung Köttinger Bachtal, Buscherberg und ,Blaue Donau' (entlang der Höhwaldstraße in Richtung Hinnenwiese) schaut:
(Einmündung des Köttinger Bachtals mit Buscherberg auf einer im Jahr 1958 ,gelaufenen' Ansichtskarte)
Meine Erinnerungen an die frühen Aufenthalte sind weitgehend verblaßt. Vermutlich wurden die beiden kleinen Brüder mit der Straßenbahn dorthin gebracht. Die Linie 4 der Hagener Straßenbahn AG war dort nur bis 1964 als ,Elektrische' in Betrieb und wurde durch Busverkehr ersetzt. Man vergleiche dazu eine Fotoansicht aus der Neubauzeit des Heims:
(Einmündung des Köttinger Bachtals in das Selbecketal im Hagener Stadtwald - Ansicht von 1956 - vgl. Voß a.a.O. S. 35 unten und - leicht variiert! - Lehrkind a.a.O. S. 162)
Ob die kleinen Kinder auch damals noch stets vom Personal der Erholungsstätte (oder anderen Beauftragten) zu den Zielhaltestellen der Tram gebracht wurden oder ob sie dort eventuell (bei Bedarf?) in einem Schlafsaal übernachten konnten, vermag ich nicht sicher zu sagen. Ein Verwaltungsbericht vom Juni 1972 (siehe Kniprath a.a.O.) deutet eher auf die erste Variante hin. Im Bericht des Sozialamtes heißt es unter anderem: „Im Jahre 1953 stellte sich am Gebäude der Erholungsstätte eine Baufälligkeit heraus [...]. Es wurde umgehend die Errichtung eines Neubaus betrieben, die die Erhaltung der Stadtranderholung sichern sollte. Die [...] Bauarbeiten konnten im Mai 1956 abgeschlossen werden. Es entstand eine neue Tagesstätte, die Raum für 60 Kinder bietet. Die Auswahl für die Kuren wird durch das Gesundheitsamt bei Vorschul- und Kindergartenuntersuchungen durchgeführt. Ziel der 40tägigen Kur ist es, die Gesundheit der Kinder zu stabilisieren und sie auf das Gemeinschaftsleben in einer Gruppe vorzubereiten."
Der Vorgängerbau wurde zunächst nur für Tuberkulosebehandlungen genutzt, doch heißt es in dem Bericht (a.a.O.): „Der Rückgang an kurbedürftigen Erwachsenen gab dem Wohlfahrtsamt Veranlassung, die Tuberkulose-Heilstätte für Erwachsene ab 1929 in den Sommermonaten für Kleinkinder-Kuren zu benutzen. Diese Kuren hatten günstige Erfolge. Aus dem gesamten Stadtgebiet wurden [daher] morgens die Kinder an verschiedenen Straßenbahnhaltestellen [ein]gesammelt und unter Aufsicht zur Tagesstätte gefahren. Abends wurden die Kinder von ihren Eltern an den [dafür vorgesehenen] Straßenbahnhaltestellen wieder abgeholt."
Dieser Kuraufenthalt war meines Wissens mein erster. Es gibt dazu nur eine etwa zwölf Jahre jüngere Notiz von mir, und zwar einen Auszug aus Tagebuch B, S. 8, Eintrag vom 6.2.1976: „Ich war auch mit Klaus zusammen längere Zeit in einem Erholungsheim im Hagener Raum [...]. Ich war damals noch im Kindergartenalter [...] - ich erinnere mich noch an den ,Wackelpudding', ein rosafarbenes, glasiges Zeug, daß [= welches] nach irgendetwas Erfrischendes [sic!] schmeckte, und an einen riesigen, gut belichteten Schlafsaal."
Erst nachträglich wurde mir überhaupt bewußt, daß es sich bei dem Haus in der Selbecke zu ,meiner Zeit' um eine Kleinkindertagesstätte gehandelt haben wird; das heißt, daß die Kinder täglich(!) mit der Straßenbahn zum Heim gebracht und wieder von dort nach Hause (zur betreffenden Haltestelle) gebracht wurden. Meine sich auf einen Schlafsaal beziehende Erinnerung bezieht sich demnach auf Schieder. - Die Organisation der Stadtranderholung für die kleinen Kinder war gewiß eine bemerkenswerte Leistung; sie genießt bei mir noch heute Respekt!
Gerne gehe ich auf meinen Wanderungen an dem Gebäude des Kinderheims vorbei, denn dies weckt verschollene Erinnerungen! (Bitte beachten Sie auch meine Selbecketal-Playlist!)
Hier im Video vom 27. April 2019 (noch kein Wonnemonat) ziemlich am Anfang:
Das Luftbildpanorama einer im Jahr 1957 verwendeten Ansichtskarte zeigt das Schloß Schieder mit seinen Wirtschaftsbauten in der linken unteren Bildecke.
Tagebucheintrag vom 1. Januar 1976 (Band B, S. 8):
„Ich erinnere mich [...] an vieles [...]. Zum Beispiel an meine Kur in Schida [sic!], an die ich mich allerdings ungern erinnere, da ich dort schlecht behandelt wurde. Meine Mutter [...] sagte, daß es im April 1965 war."
Aus einem im Nachlaß meiner Mutter aufgefundenen Brief geht hervor, daß der Aufenthalt schon im Januar stattgefunden hat, was auch besser zu meiner Erinnerung an viel Schnee am Schloß paßt. Mein Großvater Wilhelm Rothe senior meinte am 21. Januar 1965:
„Euer Detlef wird sich wohl gut erholt haben, hat sich wohl gefreut[,] in einem Schloß wohnen zu können. Der Klaus wäre wohl am liebsten mitgefahren?"
Es war nicht das letzte Mal, daß ich mich über ein Wohnen im Schloß freuen konnte (Neuburg am Inn folgte anno 1983), aber im Winter 1964/65 war meine Freude zumindest begrenzt! Meine Mutter meinte auf Nachfrage im April 2010, daß mein Vater wegen meiner Verhaltensauffälligkeit (Verstörtheit!) nach der Rückkehr aus Schieder Rücksprache mit anderen Eltern hielt und darauf hin daran dachte, das Heim als Verursacher zu verklagen; letztlich hätten meine Eltern aber davon Abstand genommen (vermutlich wegen unabsehbarer Verfahrenskosten).
(Ansichtskarte vom Februar 1957)
Nach meiner Erinnerung fand der Aufenthalt im Eisenbahnerholungsheim Schloß Schieder im Winter bei genügend Schnee zum Schlittenfahren statt. Mein Bruder konnte damals nicht mitfahren, da er die erste Klasse der Hindenburg-Volksschule in Hagen-Wehringhausen besuchte.
FAZIT
Im Dezember 2010 läßt sich absehen, daß zur Bekämpfung der Spätfolgen von Heimkinder-Mißhandlungen in Deutschland 120 Millionen Euro bereitgestellt werden. Allen Personen und Verbänden, welche dies erarbeitet und ermöglicht haben, ein herzliches Danke! Was sich allerdings um die Jahreswende 2016/2017 noch nicht absehen läßt, ist ein anderes gesellschaftliches Problem in Deutschland, nämlich die Rolle des im November 1956 (also vor über sechzig Jahren!) eingeführten Grünenthal-Präparates Grippex bei den zusammenfassend als Contergan-Katastrophe bekannten Phänomen in Hinblick auf vorgeburtliche (pränatale) Mißbildungen. Ebenso offen bleiben für mich noch Ursachen bestimmter, teils zunehmender gesundlicher Beschwerden und die Rolle gewisser heimbezogener (eventuell schon pränatalen) Erfahrungen in meinem bisherigen Lebenslauf.
NACHTRÄGE
Diesen Artikel widme ich dem Andenken an Heinz Riepe (04.09.1930 - 22.07.2011), Inhaber des nach ihm benannten Sanitätshauses und Träger des Bundesverdienstkreuzes seit 2001.
Erst im Oktober 2016 wurde mir die Studie von Sylvia Wagner (Download im Literaturverzeichns unter Arzneimitteltestverfahren) bekannt, welches neues Licht auf die Verhältnisse in deutschen Kinderheimen und Kliniken in der hier interessierenden Zeit wirft. Offenbar wurden im 1950er und 1960er Jahrzehnt Pharmaka zu Versuchszwecken an Heimkindern getestet. (Aus der Zusammenfassung (S. 106): „Es kam unter anderem zur Prüfung von Impfstoffen, Psychopharmaka und die Libido hemmenden Präparaten. [...] Mit den Heimkindern, die als Insassen einer „totalen Institution“ keine Möglichkeit hatten, ihre Ansprüche nach außen hin zu vertreten oder vertreten zu lassen, wurde eine „vulnerable“ Gruppe zu den Prüfungen herangezogen.") - In diesem Zusammenhang wird natürlich auch auf die Maßnahmen der Disziplinierung innerhalb der berüchtigten "Institutionen" (Hospitalismus!) eingegangen, welche durchgeführt wurden, um unbequem agierende Kinder ruhigzustellen (Versuche fanden demnach unter anderem mit Dipiperon, Haldol und Truxal statt). Muß sich jemand wundern, wenn ein Kleinkind erstarrt und nicht einmal den Mund öffnet, um Nahrung aufzunehmen?
Stadtverwaltung 1956: Stadtverwaltung Hagen (Statistisches Amt) (Hg.): Die Stadt Hagen im Jahre 1955, o.O. o.J. [Vorwort vom Mai 1956].
Carl Kniprath, Soziale Gemeinschaftseinrichtungen, in: Hagener Heimatbund (Hg.), Eilpe - Delstern - Selbecke. Landschaft - Geschichte - Menschen (Band IV der Schriftenreihe Hagen einst und jetzt, Sonderreihe Die Hagener Stadtbezirke), Hagen 1978, S. 138 - 149. Darin auf S. 140 - 141: Die Tageserholungsstätte der Stadt Hagen in der Selbecke (Aus dem Verwaltungsbericht des Sozialamtes der Stadt Hagen, Juni 1972)
Ferdinand Lehrkind, Stadtteile im Wandel. Eilpe, Delstern, Selbecke - eine Zeitreise, Hagen 1. Auflage 2007 (November).
Armin Voß, Ein Streifzug durch das Selbecker Tal, in: Hagener Heimatbund (Hg.), Eilpe - Delstern - Selbecke. Landschaft - Geschichte - Menschen (Band IV der Schriftenreihe Hagen einst und jetzt, Sonderreihe Die Hagener Stadtbezirke), Hagen 1978, S. 34 - 37.
Volmarstein
E. Kalle, Orthopädische Heil-, Lehr- und Pflegeanstalten für Körperbehinderte, Volmarstein (Ruhr), in:
Gerhard Stalling AG - Wirtschaftsverlag (Hg.), Der Ennepe-Ruhr-Kreis. Landschaft - Geschichte - Kultur - Wirtschaft - Verwaltung, Oldenburg (Oldb) 1965, S. 67 - 69. [Pastor Ernst Kalle war der Leiter der Orthopädischen Anstalten Volmarstein von 1956 bis 1967.]
Hans-Walter Schmuhl u. Ulrike Winkler, Gewalt in der Körperbehindertenhilfe. Das Johanna-Helenen-Heim in Volmarstein von 1947 bis 1967 (Schriften des Instituts für
Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, Band 18), Bielefeld 2010 (März) - ISBN 978-3-89534-838-9. Buchvorstellung bei www.gewalt-im-jhh.de - Buchbesprechung von Dierk Schäfer
Waldmannshausen
Adolf-Krüper-Schullandheimverein Waldmannshausen e.V. (Hg.), 500 Jahre Burg Waldmannshausen, Hagen 1986 (28. September)
Elsbeth Bösl, Politiken der Normalisierung: Zur Geschichte der Behindertenpolitik in der Bundesrepublik Deutschland, Bielefeld 2009 (1. Aufl.) - ISBN 978-3-8376-1267-7.
Ludwig Zichner, Michael A. Rauschmann, Klaus-Dieter Thomann (Hgg.): Die Contergankatastrophe - Eine Bilanz nach 40 Jahren. Darmstadt 2005 - ISBN 3-7985-1479-8.
Klaus Huhn: Mord durch Tabletten - Der Fall Contergan, Berlin 2010 - ISBN 10: 3360020243 / ISBN 13: 9783360020246.
Walter Eckel: Contergankinder erkämpften sich ihr Leben, o.O. 2011 - ISBN 10: 3844804714 / ISBN 13: 9783844804713.
Stephan Nuding: Profit vor Menschenrecht - Die Geschichte des Contergan-Verbrechens vom Dritten Reich bis heute, o. O. 2011 - ISBN-10: 9076332711 / ISBN-13: 9789076332710
Tim Romotzki: Der Contergan-Skandal - Ein Beispiel für die Macht der Pharmaindustrie? o.O. 2013 - ISBN 10: 3656334285 / ISBN 13: 9783656334286.
Max Hofmann: Der Umgang der Firma Grünenthal mit dem Contergan Skandal und seinen Opfern. o. O. 2014 - ISBN 10: 3656711747 / ISBN 13: 9783656711742.
Sarin
Florian Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten, Militär und Industrie. Göttingen 2005 - ISBN-10: 3892448809 /
ISBN-13: 978-3892448808. - Download von Titel und Inhaltsverzeichnis bei d-nb.info
Hinweis: Für die Aktualität, Funktionalität und Korrektheit der angegebenen Links erfolgt keine Gewähr!