REGIONALES: Hagen: City

Stadtrundgang anno 1910 durch Hagen in Westfalen

von Detlef Rothe aus Hagen-Wehringhausen (Author: Detlef Rothe)


- erstellt aus Anlaß des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums meines Abiturs anno 1979 am Fichte-Gymnasium -
+++ mit besonderem Dank an das Ehepaar Stolle und Ulrich P. Schäfer für die Organisation des Treffens! +++



Hier finden Sie Textauszüge und Abbildungen aus: OffiziellerFuehrerHagen1911.png Westfälische Verlagsanstalt Decker & Co. (Bearb. u. Hg.), Offizieller Führer durch Hagen i. W. und Umgegend, Hagen in Westfalen o. J. [erschienen Dezember 1910 / März 1911] (Ein Exemplar mit erhaltenem Stadtplan EU/D/NRW/HA/Stadtplan1910 befindet sich im Besitz des Webmasters)

S. 5 f.: "Rußige Schlote, qualmende Schornsteine und tosendes Großindustrie-Geräusch in bedrohlicher Nähe auf der einen Seite, Verkehrslärm, Staub und enge Unterführungen auf der andern Seite - jahrelang sind dies die Wahrzeichen des Hagener Hauptbahnhofes gewesen[...]. - Und doch darf die Stadt Hagen den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, unter den Industriestädten des westlichen Deutschlands die schönste und landschaftlich reizvollste zu sein.
D/NRW/HA/Hagen/Goldberg/Panorama1910 [Zum Vergleich ein eigenes Foto vom 7. August 1975: D/NRW/HA/Hagen/Goldberg/19750807_161x_VomGoldbergInsZentrum]
Hagen ist eine Industriestadt und hat als solche längst einen guten klangvollen Namen in der ganzen Welt; laut schallend klingt das mächtige Lied der Arbeit hinauf zu den umliegenden Höhen [...].
Nirgends in der Welt findet man jedoch eine Industriestadt, in deren unmittelbarer Nähe, teilweise nur wenige Minuten vom Geräusche der Großstadt entfernt, so stille, idyllisch gelegene Waldwinkel und Plätze zum Ausruhen von harter Arbeit sich bieten, nirgendwo ist neben den Vorzügen der Großstadt die Möglichkeit zu Naturgenuß|und reizenden Spaziergängen mit wundervollen landschaftlichen Szenerien, herrlichen Rund- und Fernblicken gegeben, wie in unserem Hagen.
"

S. 25 - 27: "Nach einer Besichtigung des neuen Bahnhofs-Empfangsgebäudes
D/NRW/HA/Hagen/BerlinerPlatz/Hauptbahnhof/Hauptbahnhof1910
und seiner inneren Einrichtung beginnen wir unseren Rundgang am Bahnhofsausgang, um die Hauptsehenswürdigkeiten Hagens auf dem kürzesten Wege zu betrachten. Dem Hauptbahnhof gegenüber befindet sich das neue Hauptpostgebäude, mit der Front zur Kölner Straße
[- ein Rest dieses alten Fernweges hat den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit als Straße 'Am Hauptbahnhof' überlebt -], in welchem auch das Königl. Postzollamt untergebracht ist.
D/NRW/HA/Hagen/BerlinerPlatz/Hauptpost/Hauptpost1910
[zum Vergleich je eine Ansicht von vor dem Ersten D/NRW/HA/Hagen/BerlinerPlatz/Hauptpost/Hauptpost_Koelner_Strasse_19110321 und nach dem Zweiten D/NRW/HA/Hagen/BerlinerPlatz/Hauptpost/Hauptpostamt_um_1950 Weltkrieg]
Erbaut wurde dasselbe in den Jahren 1907/09 nach Plänen des Architekten Kirchner von Postbaurat Buddenberg-Dortmund.
Zwischen Post und Bahnhof mündet die lindenbeschattete Bahnhofstraße in die Kölner Straße. Letzterer nach links folgend
[- durch die heutige Straße 'Am Hauptbahnhof' gehend -] gelangen wir nach etwa 3 Minuten zur Altenhagener Brücke, einem der verkehrsreichsten Punkte der Stadt. [...] Vor der Altenhagener Brücke wenden wir uns rechts zur Körnerstraße [...]. [...] verfolgen wir die Körnerstraße weiter, an einer Anzahl im Villenstil erbauter Wohnhäuser mit großen Gärten vorbei, so finden wir|zunächst links an der Ecke der Badstraße in einem alten Schulgebäude die städt. Lesehalle untergebracht; noch wenige Schritte weiter und unser Blick fällt auf das imposante neue Rathausgebäude der Stadt Hagen.
D/NRW/HA/Hagen/Friedrich-Ebert-Platz/Rathaus/Rathaus1910 [zum Vergleich ein (kombiniertes) Farbfoto von einem Spaziergang anno 1975 D/NRW/HA/Hagen/Friedrich-Ebert-Platz/Rathaus/19750414_04_34+35_(1640)_Rathaus.]
Dasselbe wurde in den Jahren 1900/1903 von dem inzwischen verstorbenen Stadtbaurat Nath erbaut; der linke Flügel des Gebäudes ist einer späteren Bauperiode vorbehalten. Am 67 Meter hohen Turme des Rathauses findet sich die Figur der Gerechtigkeit, modelliert von Emil Cauer, im|Treppenhaus und Sitzungssaale Verglasungen von Linnemann. Das Rathaus links liegen lassend, gelangen wir durch die Heidenstraße zur Oberrealschule, an der Volme gelegen.
D/NRW/HA/Hagen/Holzmuellerstrasse/Maschinenbauschule/Maschinenbauschule1910 [anbei ein Foto vom Nachkriegszustand anno 1975 (30 Jahre später befindet sich hier ein Flügel des neuen Rathaus-Anbaus.) D/NRW/HA/Hagen/Holzmuellerstrasse/Maschinenbauschule/19750414_04_38_Maschinenbauschule]
Das Gebäude, in dem gleichzeitig auch die kgl. höhere Maschinenbauschule untergebracht ist, wurde 1892/94 nach Plänen des jetzt in Berlin tätigen früheren Stadtbaumeisters Felix Genzmer in den Formen deutscher Frührenaissance erbaut. Die Fassade wirkt sehr gut, da sie organisch entwickelt ist und alle Formen vornehm durchgebildet sind, sehenswert auch das Vestibül und die holzgetäfelte Aula. Neben der Oberrealschule befindet sich die städt. Badeanstalt [...]. Die der Badeanstalt gegenüberliegende Brücke [(über die Volme für die damals schon so heißende Badstraße)] überschreitend, kommen wir zu einem zweiten erst kürzlich entstandenen, sich prächtig entwickelnden Villenviertel in der Fleyerstraße, in dessen Mitte sich das Kreishaus mit dem Landratsamt des Landkreises Hagen befindet."
D/NRW/HA/Hagen/Kreishausstrasse/Kreishaus/Kreishaus1910

S. 29: "[...] wir [...] gehen dann rechts an mehreren prächtigen modernen herrschaftlichen Villen
D/NRW/HA/Hagen/Kreishausstrasse/VillenKohlhage+Osthaus1910
vorbei zur Stadt hinunter, und links über den Fleyerweg zur Rembergstraße; dieser folgen wir aufwärts und finden rechts bei Straßennummer 42 den neuen Friedhof.
[...] In der Nähe des Rembergfriedhofes die hochgelegene Landwirtschaftliche Lehranstalt für die Kreise Hagen Land, Hagen Stadt und Schwelm mit ihren Versuchsfeldern, Gärten etc."
D/NRW/HA/Hagen/Liebigstrasse/Landwirtschaftsschule/Landwirtschaftsschule1910

S. 33: "Marktplatz, mit der oft umgebauten Johanniskirche, in jetziger Gestalt aus dem Jahre 1748 stammend.
D/NRW/HA/Hagen/Frankfurterstrasse/Johanniskirche/Johanniskirche1910
Die beiden ungleichen Türme sind aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, in der Kirche eine barocke Kanzel aus dem Jahre 1681, doch später umgebaut und an der gegenüberliegenden Seite eine schöne Rokoko-Orgel von 1778.
"

S. 35: "Die Frankfurter Straße, die Fortsetzung der Elberfelder- und Mittelstraße, ist eine der ältesten Straßen der Stadt. Zwischen modernen Geschäftshäusern finden sich auch noch manche alten Bauten aus Fachwerk mit den charakteristischen westfälischen grünen Fensterläden, die sich so harmonisch dem Schwarz-Weiß der Häuser anpassen. Links von der Frankfurter Straße liegt die bekannte ,Springe', ein großer freier Platz, der für allerlei Veranstaltungen und Feiern oft in Benutzung genommen wird. "
D/NRW/HA/Hagen/Springe/Springe1910

S. 37 f.: "Die Mittel- und Elberfelder Straße ist die Haupt-Verkehrs- und Geschäftsstraße Hagens.
D/NRW/HA/Hagen/Mittelstrasse/Mittelstrasse1910
Zu beiden Seiten erheben sich stattliche Geschäftshäuser, unter denen einige, die erst in jüngster Zeit errichtet wurden, den modernsten Geschäftspalästen anderer Großstädte würdig sich zur Seite stellen.
EU/D/NRW/HA/Hagen/Mittelstrasse/KaufhausSinn1910
Durch die
[..] Marienstraße gelangen wir zum Museum Folkwang, an der Ecke der Marien- und Hochstraße gelegen. [...] Rechts vom Museum die kath. Marienkirche.
EU/D/NRW/HA/Hagen/Mariengasse/Marienkirche/Marienkirche1910
[...] Rechts von hier [(Mariengasse mit Marienkirche)] aus in die Bergstraße einbiegend, führt unser Weg am Marienhospital vorbei zum Realgymnasium und Gymnasium [(heutiges Fichte-Gymnasium)], einem stattlichen Bau in italienischer|Hochrenaissance, 1875/77 nach Reschdorfs Plänen errichtet. Vor dem Schulgebäude die Büsten Schillers und Goethes auf efeuumrankten Sockeln.
EU/D/NRW/HA/Hagen/Goldbergstrasse/Fichte-Gymnasium/Fichte-Gymnasium1910 [Zum Vergleich ein eigenes Foto vom 2. November 2002:] EU/D/NRW/HA/Hagen/Goldbergstrasse/20021102_15xx_IMAGE30_Goldbergstrasse_vor_Fichte-Gymnasium

An der Front des Gymnasiums vorbeischreitend, sehen wir vor uns die hochgelegene altkatholische Kirche, wenden uns rechts und gelangen hinter dem Eingangstor der Villa Elfriedenhöhe zum Stadtgarten-Aufgangsweg.
Der Hagener Stadtgarten
[...] ist zweifellos der schönste Schmuck in Hagens Städtekrone [...]."
S. 41: "Nicht lärmend und rauschend wie bei den Massenansammlungen der Großstädte, aber auch belebt genug, um nicht das Gefühl der Einsamkeit aufkommen zu lassen, sind solche Stunden im Hagener Stadtgarten wirkliche Erholungen und Erfrischungen für Körper und Geist.
Und steigst du dann weiter hinauf - es ist kaum ein nennenswertes Steigen, - so lädt dich oben das Parkhaus zur Rast; ein stimmungsvoller, hübsch in die Landschaft hineinkomponierter Bau, der innen mit ruhiger, vornehmer Eleganz ausgestattet ist.
EU/D/NRW/HA/Wehringhausen/Stadtgartenallee/Parkhaus/Parkhaus1910
Hier sitzt an schwülen Sommerabenden oder an heißen Sonntagen Hagens Bürgerschaft auf weiten schattigen Terrassen oder in den luftigen Hallen und lauscht den Weisen des städtischen Orchesters.
"

S. 48 f.: "Zurück zur Schwenke [(damals hieß so - unweit von Hauptpost und Hauptbahnhof - die Einmündung der Elberfelderstraße in die Kölner Straße und war benannt nach der Eisenbahnkurve mit beschranktem Übergang (vor der Zeit der damals gerade erst erfolgten Fertigstellung des Goldbergtunnels); heute heißt so der Übergang des Bergischen Rings in den Graf-von-Galen-Ring)] durch die Elberfelder Straße zum neuen Stadttheater, 1910/11 von Vetterlein - Darmstadt erbaut. [(Eine Abbildung fehlt, wohl weil das Theater noch nicht fertiggestellt war.)] Durch die schräg gegenüber einmündende Neumarktstraße zum Neumarkt, in dessen Mitte sich das Kriegerdenkmal befindet, das die Stadt ihren im Kampfe fürs Vaterland gefallenen Söhnen errichtet hat.
EU/D/NRW/HA/Hagen/Neumarktstrasse/Kriegerdenkmal/Kriegerdenkmal1910 [Zum Vergleich eine Aufnahme vom ersten Nachkriegsjahr: EU/D/NRW/HA/Hagen/Neumarktstrasse/Kriegerdenkmal/19460510_Germania_am_Neumarkt_inmitten_von_Ruinen]
Dem Neumarkt gegenüber liegt das Telegraphenamt, ein einfaches, nüchternes Ziegelsteingebäude, in dem sich|bis vor wenigen Jahren die Hauptpost befand, und in der nahegelegenen Oststraße [(heutige Martin-Luther-Straße)] die evangelische Lutherkirche
EU/D/NRW/HA/Hagen/Martin-Luther-Strasse/Lutherkirche/Lutherkirche_um_1900 [Das Foto wird hier wegen seiner schlechten Qualität (EU/D/NRW/HA/Hagen/Martin-Luther-Strasse/Lutherkirche/Lutherkirche1910) durch eine fast identische Aufnahme ergänzt!]
dem Königl. Eisenbahnbetriebsgebäude [an der Ecke Oststraße/Karlstraße (= Hindenburgstraße):
EU/D/NRW/HA/Hagen/Hindenburgstrasse/20160729s1509_DSC_2875_EU_D_NW_HA-City_Hindenburgstrasse_Einmuendung_Martin-Luther-Strasse_Gebaeude_ehemaliges_Eisenbahnbetriebsamt_1200x0900
(Gebäude des früheren Betriebsamtes im Juli 2016 - Foto: Detlef Rothe)]
gegenüber. Am Ende der Bahnhofstraße liegen zu beiden Seiten stattliche Villen inmitten großer Gärten. Vom Neumarkt führt die Bahnhofstraße [...] zurück zu unserem Ausgangspunkt, zum Hauptbahnhof."

(Hier finden Sie Ergänzungen aus dem Stadtführer zum Hagener Stadtgarten und zur Waldlust.)


Hagen um 1920 in 10 Motiven - von Postkartenphotographen gesehen.

Hinweis: Die im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts im Zuge der Modernisierung der Bahnstrecken erfolgten Veränderungen werden in meinem Beitrag zum Bahnhofviertel behandelt.



DANKSAGUNG


DEN ENGAGIERTEN MITARBEITERN DES STADTARCHIVS HAGEN DANKE ICH FÜR DIE BEREITSTELLUNG SELTENER FOTOS BEI FACEBOOK, WELCHE AUCH MEINE ARBEIT IN VIELEM FÖRDERN!

Hinweis: Für die Aktualität, Funktionalität und Korrektheit der angegebenen Links erfolgt keine Gewähr!



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15.01.2017 21:26