REGIONALES: Alles aus Hagen


Haspe - ein Stadtteil im ,wilden' Westen von Hagen


von Detlef Rothe aus Hagen-Wehringhausen





PROLOG


Als ungerecht wird mancher Bürger und Bewohner Haspe es empfunden haben, als die kleine Stadt im Jahr 1929 zum Stadtteil Hagens wurde. Mit seinem ,Hasper Kreisel' besaß sie zwar gewissermaßen ein kleines Bollwerk an der Ennepe, aber in Zeiten zunehmender Globalisierung und Pauschalierung - verbunden mit einer gar nicht so lustigen Weltwirtschaftskrise - blieb es bei dem harten Schlag für die angesichts ihrer blühenden Industrie auf Eigenständigkeit pochende Bevölkerung. Etwa ein halbes Jahrhundert später durfte dann Hohenlimburg eine ähnliche Erfahrung machen - das freilich wäre eine andere Geschichte!

Haspe weist archäologische Fundstücke auf, welche bis in die Steinzeit zurückreichen (diese stammen vorwiegend von älteren Flußterrassen). Als Stätte ,vorgeschichtlicher' Funde ist die Gegend seit dem 19. Jahrhundert bekannt, als man zwei Elefantenzähne barg, welche auf eine nicht ganz kleine Jagdbeute aus früher Zeit schließen lassen - eine nähere Untersuchung hat leider nie stattgefunden. Als Bauernschaft kennen wir Haspe auf urkundlicher Basis seit dem 12. Jahrhundert n. Chr.; im Hochmittelalter gehörte der Ort den adeligen Herren von Volmarstein und verfügte mit dem sogenannten ,Freistuhl' über einen Gerichtsplatz (zwischen Hasper Zentrum und Kückelhausen). In der Neuzeit wurde das Tal der Ennepe links und rechts von Haspe - wegen seiner Fernhandelsroute ,Enneperstraße' genannt - wegen seiner zahlreichen Hammerwerke und sonstigen Eisenindustrie berühmt.

Heutzutage ist das Gemeinwesen Haspe mit etwa 30.000 Einwohnern (anno 2008 - es ist damit größer als die Kreisstadt Schwelm!) sozusagen eine Stadt in der Stadt; wenn ein Hasper sagt, er gehe ins Zentrum, dann muß er nicht Hagen meinen! (Nebenbei bemerkt: Das Videoportal ,Youtube' führt ,Hagen-Haspe' neben ,Hagen' als eigene ,Town'/,City'!) - Die zunehmende Bedeutung Haspes manifestiert sich unter anderem in einer nachträglich eingerichteten Auffahrt zur Autobahn BAB 1 an der Grundschötteler Straße (Enerke), welche auch Volmarstein erschließt und weitere Gewerbeansiedlungen im Umfeld begünstigt (allerdings zum Nachteil biologischer, geographischer und geschichtlicher Aspekte der Landschaft). Im Tal dagegen ist ein Rückgang von Gewerbe und Industrie zu verzeichnen, wobei der Verlust der ,Hasper Hütte' und von ,Zwieback Brandt' besonders krass hervortreten.

Die ,Hasper Hütte' habe ich ebenso wie ,Zwieback Brandt' - von Beobachtungen bei Zugreisen abgesehen - in meiner Kindheit und frühen Jugend nie näher in Augenschein genommen, aber meine Nase hat immerhin gerne den Keksduft eingesogen.

Haspe liegt im Wesentlichen in einem Tal - nämlich dem der Ennepe - und zwar im Mündungsgebiet eines Seitentals, nämlich dem der namengebenden Has(e)pe. Es verdankt Bach und Fluß die frühe Industrialisierung zu einer Zeit, als man noch mehr die Wasser- als die Dampfkraft nutzte. Dabei hatte man mit Friedrich Wilhelm Harkort (*1793 - †1880) (Wikipedia) auf Haus Harkorten den richtigen Dampfmaschinenspezialisten geradezu an der Haustür! Im Jahre 1825 veröffentlichte der Bahnpionier nämlich in der Nummer 26 der Zeitschrift „Hermann“ den Aufruf, zwischen Köln am Rhein und Minden an der Weser eine Eisenbahn zu bauen (der Aufruf ist als Faksimile im Talbahnbuch von 2007 auf S. 13 wiederabgedruckt - vgl. Literatur-Verzeichnis). Anno 1833 legte dann Friedrich List der sächsischen Regierung erstmals einen genauen Plan vor, wonach alle großen deutschen Städte durch Bahnlinien schnell und bequem erreicht werden könnten („Über ein sächsisches Eisenbahnsystem als Grundlage eines deutschen", Leipzig 1833). Bis zum Bau einer dampfgetriebenen Zweischienenbahn in Deutschland vergingen noch zwei Jahre. Und keine 100 Jahre später führte quasi an der Haustür der Harkorts in Westerbauer die lukrativste Eisenbahnstrecke Deutschlands vorbei: die Ennepethalbahn - eine von drei Eisenbahnstrecken, welche heute noch im Tal die Ennepe begleiten! F.W. Harkort selbst verwirklichte die sogenannte Harkortsche Kohlenbahn zwischen Westerbauer und Silschede (entlang der Grundschötteler Straße) auf der Grundlage von Eisenbandschienen und Pferdetransport; deren Überreste spürte ich - unter anderen - auf meinen Radtouren im 1970er Jahrzehnt nach.



IN MEDIAS RES

Haspe um 1875 vom Büdding (am Mops) aus gesehen:


Die "Hasper Hütte" wurde in einem 1953 gedrehten Stadt-Werbefilm (vgl. die Chronik meiner City-Seite) vom Bismarckturm auf dem Goldberg aus aufgenommen:
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Filmaufnahmeleitung: Rolf M. Rost - Auswahl und Restaurierung: Detlef Rothe

Haspes ländliche Seite wurde bis heute weitgehend dem Verkehr geopfert:

(Im Hintergrund die Hesterthardt; von der katholischen Kirche aus zieht sich die Tillmannsstraße nach vorne links.)

Haspe erschloß sich mir als ein in Hagen-Wehringhausen aufwachsender Jugendlicher nur allmählich. Oft habe ich mich im 1960er (und 1970er) Jahrzehnt im Freibad Hestert aufgehalten:

(Links im Hintergrund der Romberg; davor rechts der Hanewinkel.)

EU/D/NRW/HA/Hestert/Freibad/196xxxxx_SW-Ak_EU_D_NW_HA-Haspe_Freibad_Hestert.jpg
(Ansichtskarte aus dem 1960er Jahrzehnt)

Das Freibad wurde im Jahr 1964 eröffnet; vor dem Zweiten Weltkrieg gab es hier - ähnlich wie am Goldberg - ein Licht- und Luftbad:

(Im Hintergrund rechts Lonscheid; dahinter deutet sich die Schlackenhalde an.)

Vom Freibad aus fiel mein Blick nicht gerade selten auf das Hasper Gold gegenüber, welches freilich meistens mehr das Tal der Ennepe hinab quoll (wie im folgenden Bild vom Juli 1972 mit dem Romberg und anschließend der Hestert im Hintergrund).





(Blick nach Nordosten in Richtung Geweke.)


(Wie vorher.)


(Im Hintergrund links Auf dem Gelling, rechts davon der Kursbrink und anschließend die Geweke.)

Unvergeßlich sind mir auch die Werbeluftschiffe aus Essen, welchen ich - das Blaue und die Wolken im Blickfeld - nachschaute, denn diese kreuzten dort immer wieder, um den Leuten Wicküler-Bier und anderes ,näher' zu bringen. Später - um 1975 - bin ich dann mit dem Rad nicht nur zur Hestert gefahren, sondern habe auch Touren durch Haspe unternommen. Dabei stand vor allem Kückelhausen spannend zwischen Haspe und Wehringhausen - mit eigenem Bahnhof, Flußwehren (sogenannte Schlachten) und Brücken an der Ennepe sowie noch vielen verträumten Fachwerkhäusern. Der Bahnhof in Kückelhausen ist mir nicht in Erinnerung geblieben, aber die Bahnübergänge am Rehsieper Weg, an der Hördenstraße und am Bahnhof Heubing (Tillmannsstraße) habe ich häufig besucht.



(Mit besten Dank an Jürgen Zarnke für die Bereitstellung der Fotos!)

Recht früh habe ich auch das Hasper Hallenbad (das ,Stadtbad Hagen-Haspe') kennengelernt, welches wie das Hallenbad ,Mitte' (an der Bergstraße bzw. am Buschey) längst seiner Funktion beraubt ist:
EU/D/NRW/HA/Haspe/BerlinerStrasse/Stadtbad/20200922s1052_DSC_5244_EU_D_NW_HA-Haspe_BerlinerStrasse_Hallenbad_GERICHTET_1200x0890
(Foto vom 22. September 2020 von Detlef Rothe)

Ansichten vom Hasper Stadtbad bei Facebook

Aus meinem Tagebuch B (S. 13 f., geschrieben am 1. Januar 1976): „Im Sommer 1969 wechselte ich auf das Fichte-Gymnasium. [...] Nebenbei [gesagt] mußte ich [damals] - es kann aber auch etwas später gewesen sein - zum orthopädischen Schwimmen ins Hasper Hallenbad. [...] Dienstags nach Schulschluß ,tingelte' ich dann zunächst nach Hause [= Eugen-Richter-Straße 5 in Wehringhausen] und dann weiter, die Eugen-Richter-Straße entlang, die Hördenstraße hinab, die Bebelstraße entlang und schließlich am Heilig-Geist-Krankenhaus | vorbei [in] Richtung Schwimmbad. Eine Zeitlang fuhr ich auch mit dem Bus. Einmal hatte ich ihn verpaßt, stieg [deshalb] auf mein Fahrrad und jagte zum Hallenbad. Ich kam zur gleichen Zeit wie der Bus an der Haltestelle an. ([Das war kein] Kunststück, weil der Bus ja über [die] Hestert [fahren] muß.) Um 14.30 Uhr war Schluß. Auf dem Rückweg, ich ging [sonst] immer zu Fuß, mußte ich fast immer am Bahnübergang Hördenstraße warten."



Der für mich interessanteste Bahnübergang der Region war allerdings der Jenige über die Bundesstraße 7 (Kölner Straße) in Niederhaspe (siehe unten); allerdings lag er bereits außerhalb meines Horizonts als radfahrender Jugendlicher und wurde daher von mir nur selten wahrgenommen.

Nach dem Umzug nach Münster im nördlichen Westfalen anno 1979 geriet Haspe zunehmend aus meinem Blickfeld und trat darin bald nur als Durchreiseort und virtuell als archäologischer Fundort in Erscheinung. Davon zeugt etwa mein Aufsatz über mittelalterliche bis neuzeitliche Arbeitsspuren im Hagener Stadtwald vom Dezember 1993. Nach meinem Umzug von Münster nach Schwelm und zurück nach Hagen (Rückkehr anno 2004) rückte es wieder deutlich näher.

Seit dem September 2004 wohne ich wieder im ,wilden' Westen Hagens, und zwar an der Tückinger Höhe auf dem Kuhlerkamp, welcher den Norden Wehringhausens darstellt. Der unmittelbar benachbarte Tücking gehört bereits zum Hagener Stadtteil Haspe, ebenso wie der die Höxter-Siedlung an der Detmolder Straße und Höxterstraße begleitende Spiekerbach. Schon früh zog es mich wieder zum Hasper Stadtwald, wo ich oberhalb der Siedlung Spielbrink die bereits im 1970er Jahrzehnt erkundeten Gräben an der ,Schanze' erneut aufsuchte:


Bis zum Sommer 2013 war ich fast nur mit dem Auto unterwegs (Laufen ,durfte' ich ja in meinem Job reichlichst!), und dabei gewann ich Spaß am Filmen. Als YouTube-Video (vom 24. Mai 2010) finden Sie hier beispielsweise eine Autofahrt vom Tücking über Haspe nach Wuppertal:


Einen besonderen Wert haben für mich die Berge südlich des Tales der Ennepe. Hier zieht sich - ausgehend vom Goldberg - der Hagener Stadtwald über die Höhen, welche im Südwesten bis zum Klutertberg in Ennepetal-Milspe reichen. Schon in früher Jugend habe ich diese Höhen durchwandert, wobei der Drei-Türme-Weg eine Art Richtschnur bildete. Wanderungen zur Hasper Talsperre gehörten zum Sonntagsausflugprogramm meiner Eltern. Unterwegs bildete die Hinnenwiese im oberen Kettelbachtal ein Etappenziel. - Ähnlich verhielt es sich bei einer anläßlich des ,Hasper Herbstes' unternommenen Fußwanderung im September 2015, welche hier auch als eine Art Einleitung in die Hasper Verhältnisse verstanden werden kann:


Im Monat darauf inspizierte ich das Gelände zwischen Berliner Straße und Kaiser-Friedrich-Turm etwas genauer - angeregt durch einen Vortrag über die historischen Richtstätten im Hagener Raum:


In eher unerwartetem Zusammenhang wurde ich Ende November 2016 am Westhang der Hesterthardt oberhalb der Voerder Straße fündig:


Weitere Untersuchungen - bereits im Jahr 2017 - konzentrierten sich auf den oberen Bereich des Hilgenbachtales (in südlicher Verlängerung der Hördenstraße). Dazu verweise ich auf meine Kückelhausen-Seite.



Gegenüberstellungen


Der ,Hasper Kreisel'

EU/D/NRW/HA/Haspe/193xxxxx_BerlinerStrasse+HasperHuette_20041205


(2 Ansichten aus dem 1930er Jahrzehnt)


(Juli 1972 - Foto: Adolf Kühle)

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(31. Mai 1975 - Foto: Detlef Rothe)

EU/D/NRW/HA/Haspe/20050328_1419_DSCI0012
(28. März 2005 - Foto: Detlef Rothe)

Neu: "Torhaus" statt Bunker:

EU/D/NRW/HA/Haspe/BerlinerStrasse/20160816s1224_DSC_3000_EU_D_NW_HA-Haspe_BerlinerStrasse_Einmuendung_CorbacherStrasse_Torhaus-Blick_1200x0900

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(16. August 2016 - 2 Fotos: Detlef Rothe)

Von Seiten des ,Historischen Centrums' gibt es interessante Beiträge zur Hasper Mitte, zumal von dem Bereich vor dem ehemaligen Bunker:

Haltestelle Corbacher Straße der Hagener Straßenbahn AG (hier: Linie 2)


Über den Kreisel fahrend gelangte ich einst in die Kölner Straße, an der die evangelische Kirche steht.



Die evangelische Kirche

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(Ansicht einer im Oktober 1955 verwendeten Postkarte)

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(31. März 1975 - Foto: Detlef Rothe)

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(30. Oktober 2005 - Foto: Detlef Rothe)


Über die ,Kölner Straße' genannte Fortsetzung der Bundesstraße 7 (welche heute anders verläuft) erreichte ich in Niederhaspe den ehemaligen Bahnübergang (an der Einmündung der Haenelstraße in die Kölner Straße).



Die Frankstraße

Von der Kölner Straße führt rechts am Kirchplatz die Frankstraße in Richtung Ennepe und Büddinghardt ab. Bis zur Eingemeindung Haspes nach Hagen hieß sie Lindenstraße. Zwischen Ennepe und Rheinische Bahnstrecke befindet sich ein Hammergraben, welcher etwas links (westlich) von der Straßenbrücke über die Ennepe durch eine Schlacht gespeist wird und mehrere Hammerwerke mit Energie versah:
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(Ansicht einer anno 1913 verwendeten Postkarte mit "Hasper Hütte" und Realschule im Hintergrund)

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(Ausschnitt aus einer Ansichtskarte von etwa 1935)

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(1. August 2016 - Foto: Detlef Rothe)

An der Einmündung der Heubingstraße stehen heute noch interessante Gebäude aus der Gründerzeit, welche dieser "Ecke" ein besonderes Flair verleihen:
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(Detail einer im Jahr 1909 gelaufenen Ansichtskarte)

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(1. August 2016 - Foto: Detlef Rothe)



Niederhaspe

EU/D/NRW/HA/Haspe/Niederhaspe/190x_EU_D_NW_HA-Haspe_KoelnerStrasse_Einmuendung_Haenelstrasse_Triebwagen_084_KLEIN
(Ansicht von etwa 1905 - mit Tram 84 der Hagener Straßenbahn AG - Quelle: Jubiläumsheft 1984.)

EU/D/NRW/HA/Haspe/BahnuebergangNiederhaspeUm1910_KLEIN
(Ansichtskarte um 1910 - mit Triebwagen 83)


(Foto der Kölner Straße westlich des Bahnübergangs mit der Hasper Hütte links im Hintergrund - Aufnahme von Willy Lehmacher um 1950)


(An der Schranke - Aufnahme von Willy Lehmacher um 1952)

Dazu ein eigenes Vergleichsbild vom 14. Juli 2019:


Weitere Fotos von der Örtlichkeit:
EU/D/NRW/HA/Haspe/19750531_BahnuebergangNiederhaspeRichtungHaenelstrasse
(31. Mai 1975 - Foto: Detlef Rothe)

EU/D/NRW/HA/Haspe/20050326_1340_DSCI0033
(26. März 2005 - Foto: Detlef Rothe)

Die Situation zu Ostern 2005 zeigt auch ein kleines Video (2 Megabytes) - hier die YouTube-Version:


Dazu zwei weitere Aufnahmen mit der ,Reichsbank':
EU/D/NRW/HA/Haspe/Niederhaspe/20050326-1334_DSCI0007_EU_D_NW_HA-Niederhaspe_Kurt-Schumacher-Ring_an_der_Einmuendung_Haenelstrasse

EU/D/NRW/HA/Haspe/Niederhaspe/20050326-1338_DSCI0025+26_EU_D_NW_HA-Niederhaspe_Einmuendung_Haenelstrasse_in_Kurt-Schumacher-Ring_mit_Reichsbank_MONTAGE
(26. März 2005 - Fotos + Montage: Detlef Rothe)

Als weitere Zugabe erhalten Sie je ein Schwarzweißfoto aus etwas anderer Blickrichtung von circa 1950 und 1970:
EU/D/NRW/HA/Haspe/Niederhaspe/195xxxxx_EU_D_NRW_HA-Haspe_Teckel-Haltestelle_Niederhaspe_gen_KoelnerStrasse_(HASPE1982-15)

EU/D/NRW/HA/Haspe/Niederhaspe/Bahnuebergang_Niederhaspe_etwa_um_1970

Über die hier weiterhin ,Kölner Straße' genannte Bundesstraße 7 erreicht man das Haus Stennert an der Grenze zum Stadtteil Westerbauer, wo sie als ,Enneper Straße' weitergeführt wird.



Haus Stennert

EU/D/NRW/HA/Westerbauer/HA-Westerbauer_Haus_Stennert_nach_1940_wohl_um_1950
(Foto von etwa 1950 - Darstellung aus dem Haspe-Buch von Jens Bergmann, siehe Literatur unten)

EU/D/NRW/HA/Westerbauer/19750531_HausStennert
(31. März 1975 - Foto: Detlef Rothe)

EU/D/NRW/HA/Westerbauer/20050326_1352_DSCI0054
(26. März 2005 - Foto: Detlef Rothe)

Im Jahr 1941 war das Gebäude von der Firma Zwieback Brandt erworben worden und wurde zunächst als Gästehaus genutzt; zuletzt (im Jahr 2009) diente es als deren Museum.
Als Ergänzung abermals ein kleiner Film (4 Megabytes) von Ostern 2005 - hier als YouTube-Video:




Aske bis Hasperbachtal

Nicht nur das Tal der Ennepe, sondern auch die Seitentäler sind durch uralte Eisenindustrie gekennzeichnet. Davon zeugen nicht nur die Pingen und anderen Wühlstellen an den Berghängen, sondern besonders die Hammerteiche, welche freilich in neuerer Zeit längst vielfach wieder verschwunden sind - das gilt etwa für die Aske, aber auch für das Gelände an der Voerder Straße (Hasper Bachtal) wie hier auf einer im Dezember 1917 gebrauchten Ansichtskarte:
EU/D/NRW/HA/Haspe/VoerderStrasse/SW-AK_EU_D_NW_HA-Haspe_VoerderStrasse_Hammerteich_b19171214_a_1200x0781

Bei meinen Wanderungen zog es mich im Laufe des Jahres 2014 immer mehr auf die Höhe südwestlich von Haspe gen Voerde, da ich dort noch auf interessante Entdeckungen zum vorindustriellen Fleiß der ,En(ne)peströter' und ihrer Nachbarn auf den Bergen und in der Heide hoffte (und hoffe!), wobei ich mir natürlich die zunehmende und damit überschaubarere Nähe zu Arbalo (einem Schlachtfeld der Römer) zusätzlich Ansporn gibt. Die ,Erstürmung' der Hochflächen im Fußmarsch ist für mich freilich aus gesundheitlichen Gründen sehr beschwerlich, so daß ich bis zum Sommer 2016 kaum bis in den Ennepe-Ruhr-Kreis vordringen konnte (wobei ich nicht behaupten will, daß Arbalo dort zu finden wäre!).

Eine erste Wanderung führte im Jahr 2014 (am 3. Juni) bis zur Hasper Talsperre:


Der Film ,Hasperbachtal' zeugt von einem zweiten Besuch der Talsperre anno 2014 und befaßt sich hauptsächlich mit der Rückkehr (entlang der früheren Kleinbahnstrecke und über die Hestert)


Zwischenbemerkung: Wanderungen östlich des Hasperbaches und der Kettelbäche (Hesterthardt, Hinnenwiese usw.) werden nicht hier, sondern auf meiner Seite ,Im Hagener Stadtwald' behandelt, da es sich bei dieser Gegend um ein zusammenhängendes touristisches Wandergebiet ,rund um drei Türme' handelt.

Weitere Unternehmungen zum Hasperbachtal:


Während sich östlich des unteren Hasperbachtals die Hesterthardt (mit dem Kaiser-Friedrich-Turm auf ihrem ,vordersten' Gipfel) erstreckt, liegt westlich dieses Talabschnitts der sogenannte ,Postkopf' (nicht mit dem gleichnamigen Berg zwischen Kuhlerkamp, Philippshöhe und Hauptbahnhof zu verwechseln!); weiter südwestlich - bei der Industrieschlackenhalde - schließt sich ,Lockfinke' an. Diese Gegend wurde noch um 1800 (etwa im Kartenwerk von Le Coq) ,Hunenberg' genannt (woran noch der ,Hünentempel' bei Rönsel erinnert); heute befinden sich die Bezeichnungen ,Hinnenberg' und ,Hinnenberger Heide' (also eine Bergheide) auf den Wanderkarten weiter südwestlich, das heißt: schon im Raum Gevelsberg. Den Höhenzug erkundete ich auf Hagener Seite erstmals (wenn ich von Hünentempel und Rönsel einmal absehe) am 10. Oktober 2014:


Meine Filme knüpfen thematisch und geographisch zunehmend an die Wanderungen im Hagener Stadtwald (Goldberg bis Hesterthardt und südlich davon) an; Ziel dieses Unterfangens ist es, auch im Übergang zum Ennepe-Ruhr-Kreis und Raum Wuppertal Spuren antiker bis neuzeitlicher Siedlungen, Verkehrswege, Wirtschaftsaktivitäten und sonstiger Zeitgeschehen nachzuspüren. Mitte Oktober 2014 stand der Hunenberg (rund um Lockfinke und Aske) im Fokus meines Interesses - aber nicht nur:


Anfang 2015 widmete ich mich mehr der Gegend ,hinter der Schlackenhalde' (Lockfinke, Heikingshardt). Anläßlich dieser Unternehmung (vom 21. Februar) "drehte" ich zwei neue Filme:


An einem kirchenglockenläutenreichen Sonntag ging es bis in das Asketal an der Grenze zur Stadt Ennepetal:



Zu Pfingsten 2019 wagte ich einen neuen Versuch, in die "wetternde" Gegend der Hinnenberger Heide vorzudringen:



Zu Beginn der Sommerferien 2019 ging ich ausholend über die Volkssternwarte Hinneberg bis zur Hasper Talsperre:

Da Facebook neuerdings verhindert, daß ich meine Bildergalerien ,einbetten' kann, verweise ich hier bloß auf den zugehörigen Link.



Am Vogelsang

Wo einst der Vogel sang und - eher später - das Tal von Zwiebackduft erfüllt war, ist Haspe am Ende. Geblieben ist die ,Ruine' der Zwiebackfabrik, welche - Gott weiß warum - unter Denkmalschutz steht und die Kulisse für einen Tempo-30-Blitzer bietet. (Merke: ein Bauwerk ist ruiniert, wenn es seinen Zweck nicht mehr erfüllen kann und sich keine andere geeignete Verwendung findet.) Warum zum Teufel darf man hier auf der Bundesstraße nur 30 fahren, obwohl langsame und unökonomische Fahrweise bloß mehr Dreck bedeuten? Vielleicht stürzen sonst - gerade nachts, bei wenig Verkehr - sämtliche Erinnerungen ein, welche man hier eigentlich nicht erhalten will?

Wie viele andere Industriebetriebe an der Bundesstraße 7 in Hagen liegt auch die Zwiebackfabrik Brandt still:
EU/D/NRW/HA/Westerbauer/Enneperstrasse/20100214w1222_PICT0010-12_D_HA-Westerbauer_Enneperstrasse_Zwiebackfabrik_Brandt
(Montage nach Fotos vom 14.02.2010 von Detlef Rothe)

Verblieben sind - neben Träumen vom früheren Zwieback-Duft vor Ort - die Verwaltung (Niederhaspe) und das Zwiebackmuseum (Haus Stennert). Die Produktion wurde aus politischen Gründen nach Thüringen verlagert, die Hinterlassenschaft in Hagen bislang vernachlässigt. Da paßt das Video 100 Jahre Brandt Zwieback Hagen. Ohne Hagen! von YouTube-User farodelamola (hochgeladen am 5. Februar 2012) als Abschiedsgruß wie die Faust auf's Auge - bitte halten Sie ein Taschentuch bereit! Dieses Video wird hier durch einen weiteren Film (hochgeladen am 12. April 2014) von YouTube-User mickyonline ergänzt:

Bei YouTube sind übrigens noch weitere Filme bzw. Diaschauen zum Thema "Zwieback Brandt als lost place" zu finden.


Links der Ennepe geht es in der Darstellung zurück gen Tücking:


Baukloh bis Quambusch

Aus meiner Studienzeit sind mir Begriffe wie "Distelstück", "Nachtigall", "Twitting" und - last not least - "Käsberg" noch in guter Erinnerung - haben wir es hier doch mit einem schon seit der Steinzeit von Menschen gerne begangenem Gelände zu tun. Heutzutage ist es freilich etwas schwierig geworden, hier prähistorische Fundstücke zu bemerken und zu bergen. An Reiz hat die Gegend seit Jahrtausenden gleichwohl nichts verloren!
Im Juli, August und Oktober 2016 hielt ich mich auf meinen Erkundungszügen wieder einmal unweit der Grenze zum Ennepe-Ruhr-Kreis auf - allerdings erstmals nördlich der Ennepe und westlich von Harkorten/Quambusch; zunächst ging es über den Kursbrink und Quambusch zum Distelstück und über Lumbeck und Schülinghausen zurück nach Hause; eine weitere Wanderung führte dann eher andersherum. Auf der dritten Tour ging es über den Käsberg und später über die Vogelsanger und Asker Straße zum Südhang des Ennepe-Tales und entlang der Gabelsbergerstraße zurück. Neben insgesamt neun Gläsern süßen Honig zählten eine neue Steinkuhle und eine große Pinge zur "Beute" vierer "Jagden", welche ich dann zuletzt gewissen "Alltagsmenschen" von Christel Lechner (Witten) widmete :




Haus Harkorten

Mit dem ehemaligen Freigut Harkorten hatte ich während meiner "Radtourenzeit" als Jugendlicher so meine Probleme. Ärgerte ich mich über ein offensichtlich falsches Verkehrsschild, nahm ich vor der schönen Lindenallee, welche zum Gut führt, kurzerhand reißaus (,die können mich 'mal...'); bereut habe ich das nie, denn es gibt eine Unmenge an Bildern, Heftchen und Postkarten zu diesem Thema.

Dazu paßt ein zusammengesetztes Standbild aus einem im Sommer 1956 gedrehten Film von Paul Kellermann über Hagen:
EU/D/NRW/HA/Westerbauer/Harkorten/1956xxxx_EU_D_NW_HA-Westerbauer_HausHarkorten_Frontfassade_MONTAGE_(Hagen-Film_von_PaulKellermann)_0739x0900

Mittlerweile stand aber zu befürchten, daß das im bergischen Rokkoko-Stil errichtete Patrizierhaus (eine Art früher Unternehmervilla) ebenso der Verwahrlosung anheim fällt wie die angeblich denkmalwürdige Zwiebackfabrik der Brandt-Dynastie. Also ließ ich mich 'mal blicken. Zwei Videos vom 13. Oktober 2014 zeigen das damalige Baustellengelände:


Einmal war nicht genug! Daher unternahm ich bis zum Sommer 2015 zwei weitere Wanderungen - einmal bei zunehmendem Schnee, das andere Mal im herrlichsten Grün:


Anläßlich der Besichtigungsmöglichkeiten am Tag des offenen Denkmals unternahm ich am 13. September 2015 erneut eine Wanderung nach Harkorten:


Am 19. Januar 2016 besuchte ich Harkorten unter Einbezug der Harkort-Erbbegräbnisstätte:




Ich würde mich freuen, wenn sich ein Investor findet, welcher etwa eine Million Euro(s) locker hat, das Hauptgebäude von Harkorten erwirbt und dieses wieder zum Glänzen bringt. Es ist ein Kleinod und wäre - nicht nur wegen Baustil und Unternehmergeschichte - eine ,erste Adresse'!



Zwischen Spielbrink und Geweke

Als Schüler habe ich mich häufig am Bahnhof Heubing (vorzugsweise am Bahnübergang in der Tillmannsstraße) aufgehalten - heutzutage begebe ich mich zwischen Mops, Niederhaspe (bzw. früherem Hasper Stadtpark) und Hülsche unweit der Ennepe auf "Spurensuche":


In jüngerer Zeit halte ich mich gerne im Gebiet zwischen In der Hülsche, Im Kursbrink, Auf dem Gelling und In der Geweke auf. Hier zwei Vergleichsansichten von der Einmündung der Straßen Im Kursbrink und Auf dem Gelling (bis zur Eingemeindung Haspes nach Hagen 1930 Bismarckstraße) in die Straße In der Hülsche:
EU/D/NRW/HA/Haspe/AufDemGelling/Color-AK_EU_D_NW_HA-Haspe_InDerHuelsche_Einmuendung_Bismarckstrasse(AufDemGelling)_g1918_GRAU_1200x0685
(um 1915 gebräuchliche Ansichtskarte)

EU/D/NRW/HA/Haspe/AufDemGelling/20160801s1243_DSC_2903_EU_D_NW_HA-Haspe_InDerHuelsche_Einmuendung_ImKursbrink_mit_Haus_an_Einmuendung_AufDemGelling_1200x0675
(eigenes Foto vom 1. August 2016)



Hasper Stadtwald

Haspe verfügt - wie die Stadt Hagen - über einen "eigenen" Stadtwald, welcher als ehemaliges Siedlungs- und Verkehrsgebiet noch kaum erforscht ist. Als Anregung zu solchen Unternehmungen ist mein Beitrag über einen Doppelhohlweg am Kaiser-Wilhelm-Heinrich-Hain (unweit der Wege A7 und A8) gedacht. Von Interesse dürften darüber hinaus Schürfstellen an den Hängen des Geweker und Lilienbaumer Bachtals sein (südlich von Auf der Halle), deren Alter und Zweck noch erforscht werden müßten:


Am 2. Dezember 2014 unternahm ich eine Wanderung nach Volmarstein, um diese Feste gänzlich zu erobern (aber nicht zu zerstören!). Dabei folgte ich anfangs dem Pilgerweg auf der Straße ,Auf dem Rode' und gelangte so in das Lilienbaumer Bachtal bei Geweke, um durch den Hasper Stadtwald weiter in Richtung Schülinghausen und Homberger Höhe zu ,wandeln' - daraus entstand ein YouTube-Video in Stereovision. Anfang Januar 2015 kehrte ich in das Lilienbaumer Bachtal zurück und setzte meine Erkundungen da fort, wo ich im Film vom 2.12. ab etwa der vierten Minute (= zweiter Teil der Folge ,Am Lilienbaumer Bach'!) berichtete, dazu ein weiteres YouTube-Stereovideo:


An die erste und dritte Folge anknüpfend entstanden auf Grund einer weiteren Wanderung erneut ein YouTube-Video in Stereovision:


Der Film enthält - im Anschluß an die Untersuchungen an der Straße ,Am Birkenwäldchen' - Panorama-Aufnahmen vom Pilgerweg aus (bei ,Auf dem Gelling') und an der Tückingstraße (nahe der Höxter-Siedlung).

Im Januar 2014 und auch 2015 zog es mich bei relativ milder Winterkälte zum Kursbrink. Der zweite Film knüpft dabei schon an die vierte Folge der Reihe ,Am Lilienbaumer Bach' an und hat unter anderem einen Schlackenfund und die Lösung des Hohlweg-Rätsels am ,Kringel'-Weg zum Inhalt:


Am 8. März 2015 ging es erneut zum Kursbrink bzw. Lilienbaumer Bachtal, aber nach kurzem Aufenthalt weiter durch den Hasper Stadtwald in Richtung Schülinghausen. Dabei machte ich eine erstaunliche, nicht gerade erfreuliche Entdeckung, welcher ich fünf Tage später weiter nachging:


Im Mai 2016 unternahm ich einen ,Kontrollgang' zu dem ,ruinösen' Befund zwischen Ruhrhöhenweg Süd und Süßenbergbach, um eventuelle Veränderungen festzustellen und neue Eindrücke zu gewinnen:


Zu dieser Wanderung habe ich bei Facebook ein paar Fotos publiziert (nur vom Brunnenschacht):

Schon gegen Jahresende 2015 konzentrierten sich meine Erkundungen zwischen Schülinghausen und Auf der Halle. Am 27.11. wurde ich an der Südseite der Homberger Höhe unweit des Funkmasten fündig (fraglicher Schürfgraben - nicht dokumentiert) und intensivierte die Beobachtungen unweit der früheren Gaststätte ,Zur Jägerhöhe'; am 2.12. war ich an der Schülinghauser Straße bei Spielbrink (wo ich mich schon zu Neujahr 2014 herumtrieb); am 11. Dezember 2015 ging es - vom Kursbrink kommend - über Schülinghausen weiter bis nach Enerke (beim Anschluß Haspe/Volmarstein der BAB 1:


Über weitere Wanderungen im Bereich ,Auf der Halle', ,In der Geweke' und ,Am Tücking' berichtet die Seite ,Tückischer Tücking'.

Nicht nur zu Fuß, sondern auch vom Auto aus nahm ich den Hasper Wald - und seine Umgebung - ins ,ritterliche Visier':




EPILOG

Am Übergang zum Ennepe-Ruhr-Kreis neigt sich auch der "Wilde Westen" Hagens dem Ende zu. Beim Bau des Postamtes in Gevelsberg-Vogelsang zwischen der früheren Chaussee (der heutigen B7) und der Bergisch-Märkischen Eisenbahn fand man einen römischen Münzschatz, über dessen einstigen Besitzer man angesichts der vorbeiziehenden Verkehrsschlagadern nur rätseln kann. Die Wege Gevelsbergs haben so manchen Schicksalsschlag miterlebt - das wäre freilich ein anderes Thema!

Ein Blick in die Nachbargemeinde zeigt angesichts des Theaters um die Zwiebackruine ,Brandt', wie viel weiter man dort bei den Aufräumarbeiten schon ist. Dank Alpino21NRW gibt es ein YouTube-Video hierzu, hochgeladen am 31. Januar 2012:

Durch den Abbruch des AVU-Umspannwerkes entstand Raum für Zukunftsentwicklungen!

Eigentlich wäre ein Blick nach Gevelsberg überflüssig, denn Haspe selbst hat - mit Unterstützung der ,Mutter' Hagen und anderer ,Verwandter' - die Beseitigung selbst eines großen Hüttenwerks in absehbarer Zeit vollbracht. Schon vergessen? Ich glaub' beinah', daß sich da jemand bloß die Abbruchkosten sparen wollte!



EX CURSUS

Durch die Vermittlung eines Interessenten erhielt ich einen im Jahr 2005 aufgezeichneten Bericht zu den letzten Kriegsjahren und -tagen in Hagen-Haspe, welchen ich hier gerne wiedergebe. Die Augenzeugin und Berichterstatterin heißt Margarete Pischke, wurde im Juli 1921 in Hagen-Haspe geboren und wohnte seinerzeit in der Gabelsbergerstraße 40:

In dem großen nächtlichen Bombenangriffen am Freitag, 01. Oktober 1943[,] auf Hagen wurde die gesamte Hagener Innenstadt zerstört. Auf und neben dem Spielbrink, der unserer Wohnung auf der anderen Seite des Tals vorgelagerte Berg, waren Flugabwehrkanonen (Flak) aufgestellt, die die Rohre steil nach oben gerichtet hatten und beim Bombenangriff in den Himmel feuerten. Das konnten wir aus unserem Küchenfenster beobachten. Wir hörten auch das Dröhnen der Flugzeugmotoren. Alles war ein großer Lärm. Nach dem großen Angriff ging ich mit meinem Mann auf den Hof hinter unserer Wohnung runter und schauten nach Hagen herüber. Ganz Hagen brannte. Es gab keine kleinen Feuer hier und da, nein ganz Hagen brannte[;] über der Stadt lag eine Feuerglocke[,] und alles war ein einziges Flammenmeer. Man konnte es nicht fassen. Am nächsten Tag ging ich mit meinem Mann in die Innenstadt. Überall lagen noch Tote, Trümmer, ausgebrannte Straßenbahnwagen. Ich ging auch durch die Rathauspassage. Überall rauchte und qualmte es, lagen Trümmer und die Schläuche der Feuerwehr herum.

Wir hörten ständig Radio. Dort wurden die aktuellen Bombermeldungen durchgegeben. Auch gab es einen gestuften Sirenen-Bombenalarm. Die letzte Stufe war der Akut-Alarm. Dies bedeutete
[,] dass die Bomber schon fast über uns waren. Mein Sohn Jürgen fragte beim Sirenenalarm dann immer „Ist das schon „Akkekut“?“ Tagsüber bombardierten uns die Amerikaner, nachts die Engländer. Bei Tags konnte man die Kondensstreifen der Flugzeuge am Himmel sehen und wie die Bomben in Reihen aus den Bombern zur Erde fielen. Wir hatten Taschen mit dem allernötigsten bereitstehen[,] und beim Alarm liefen wir in den Keller. Meine Mutter war für unser Haus Luftschutzwart. Sie sorgte dafür, dass alle Mieter bei Alarm in den Keller gingen, und das[s] u.a. solche Sachen wie eine Schüppe[,] Wasser und ein Eimer Sand bereit standen. Unser Keller hatte an einer Wand ein rotes umrandetes Viereck mit einem roten X aufgemalt. Hier war die Wand besonders dünn, so dass [-] wenn man im Keller verschüttet war [-] hier durch die Wand in den Keller des Nachbarhauses durchbrechen konnte. Unsere Straße blieb jedoch von Bombentreffern verschont[,] und bis zum Ende des Krieges wurde in Haspe weiter produziert. Die Bomben fielen hauptsächlich auf die Zivilbevölkerung. Viele fielen auch in den Wald hinter der Straße.

Kurz vor Weihnachten 1943 wurde mein Mann eingezogen und kam zur Winterausbildung mit Skikurs nach Clausthal Zellerfeld in den Harz. Einmal konnte ich ihn dort noch besuchen
[,] dann ging er Anfang Februar 1944 an die Ostfront. Er kam ins nördliche Rußland an den Sperrriegel vor Narwa. Eines Tages klingelt[e] es an unserer Wohnungstür[,] und die Gruppenleiterin stand vor der Tür. Sie überbrachte die Nachricht, dass mein geliebter Mann Bruno am 11. April 1944 vor Narwa gefallen war. Es war ein Schock für uns. Ich stand mit meinen beiden Kindern und meiner Mutter ganz alleine da.

Beim Luftangriff im Dezember 44 starben von meines Bruders Frau die Schwester und deren Sohn in Eckesey. Sie war ca. 30 und
[der] Sohn 9-10 Jahre alt. Das war ein unglaubliches Drama! Ich bin nach dem Angriff nach Eckesey durch die rauchenden Trümmer gegangen[,] um nachzusehen[,] ob mein Bruder noch lebte. Die Toten wurden einige Tage später in einer Gruppen-Beerdigung beigesetzt.

Am Donnerstag, den 15. März 1945
[,] gab es weitere sehr schwere Angriffe. Bei dem letzten Angriff wurde der Hochbunker in Hagen getroffen [..].

Als ich einmal vor der Bäckerei Quambusch in der Gabelsbergerstraße in der Schlange stand und wartete
[,] dass die Bäckerei geöffnet wird, flog über uns ein Tiefflieger. Das Flugzeug drehte, flog erneut entlang der Straße an und schoss auf die Schlange der wartenden Frauen vor der Bäckerei. Es gab eine Panik unter uns Frauen[,] aber da wurde plötzlich die Bäckereitür von innen aufgeschlossen[,] und wir alle stürzten so schnell in die Bäckerei, dass wir lang auf dem Boden lagen. Wir hatten riesiges Glück[,] dass niemand getroffen wurde.

Seit Anfang April wussten wir, dass wir in dem sogenannten „Ruh
[r]kessel“ von amerikanischen Truppen eingeschlossen waren. Nachdem in den Vortagen Gerüchte kursierten, die Amerikaner ständen bereits am Kanal, war es dann am Samstag, den 14.04.1945[,] soweit. Gegen Mittag schaute ich aus dem Küchenfenster unserer Wohnung im 1. Stock der Gabelsbergerstraße 40 hinunter auf das Firmengelände des Stahlwerks Wittmann. Dort sahen wir die ersten Amerikaner, die mit Gewehren im Anschlag im Sprung von einer Fabrikhalle zur nächsten liefen und nach allen Seiten sicherten. Als ich dann auf der anderen Wohnungsseite auf die Gabelsbergerstraße schaute, sah ich, dass mehrere Nachbarn über die Straße liefen. Eine Nachbarin rief mir zu[,] ich solle schnell einen Kopfkissenbezug nehmen und mitkommen, bei Brandt gäbe es Zucker.

Ich nahm schnell ein Kopfkissenbezug und lief zur Zwiebackfabrik Brandt. Dort angekommen sah ich, wie die amerikanischen Soldaten mit Ihren Gewehrkolben die Türen der vollen Lastenfahrstühle aufbrachen und Fettkisten hinauswarfen. Ich schnappte mir eine der schweren Kisten unter den Arm und sprang von der Rampe (eine Art Bahnsteig zum beladen der Züge). Dabei stieß ich mir noch mein Schienbein. Einem Nachbarsmädchen sagte ich, sie solle schnell meiner Mutter Bescheid sagen, dass sie mit dem Kinderwagen kommen solle, da die Fettkiste zu schwer war. Meine Mutter verstaute meine Tochter zwischen 2 zusammen geschobenen Sesseln und kam mit dem Kinderwagen hinunter auf das Werksgelände. Wir packten dann die Fettkiste und andere Dinge wie Zucker und Mehl in den Wagen und machten uns auf den Heimweg. Als wir an der steilen Kipperstraße ankamen, sahen wir, wie ein schwarzer amerikanischer Soldat die Straße hinunter kam
[,] und wir bekamen riesige Angst[,] dass er uns Gewalt antäte. Der Soldat kam auf uns zu, warf bei uns angekommen seine Maschinenpistole auf den Rücken, zog uns den schweren Kinderwagen die steile Straße hinauf, tippt sich oben angekommen an den Stahlhelm und verabschiedete sich von uns.

Am nächsten Tag hieß es
[,] bei Textilien Weber gäbe es auch Sachen. Ich ging also wieder in die Stadt runter und sah diesmal lange Kolonnen von hunderten abgekämpften deutschen Soldaten, die unter amerikanischer Bewachung über die Enneperstraße in Kriegsgefangenschaft gingen. Amerikanische Panzer waren bei der Gefangenenkolonne, drehten ihre Kanonen drohend in Richtung der Häuser und zielten auf die Fenster. Richtige Kamp[f]handlungen hat es in Hagen nicht gegeben. Endlich hatte der Krieg und das Morden ein Ende! Ob wir uns befreit vorkamen? Nein[,] wir kamen uns nicht befreit vor, wir hatten verloren.

In den Tagen danach lagerten viele jugoslawische Fremdarbeiter auf dem Schulhof der Kipperschule. Dort hatten sie große Lagerfeuer angemacht und brieten ein oder mehrere Schweine oder Kühe von Polifka am Spieß. Bei einem Besuch meines Bruders, der mit Rheuma in Volmarstein lag, lagerten auf den Wiesen um das Krankenhaus die Amerikaner und hatte
[n] Lagerfeuer entzündet. Einmal kam ich in der Kölner Straße an einer kleinen Gruppe von gefangenen deutschen Soldaten vorbei, die um ein Feuer saßen und das Lied „Am alten Schloßturm zu Düsseldorf am Rhein“ sangen.

„Am alten Schloßturm zu Düsseldorf am Rhein,
Da wohnt ein kleines, blondes Mägdelein,
Ein stilles Weinhaus, gerade vis-á-vis,
Die schönen Stunden dort vergeß' ich nie.“

Während der ganzen Zeit des Krieges litten wir keinen Hunger, die Versorgungslage verschlechterte sich erst zu Kriegsende im Kessel drastisch. Richtig dramatisch wurde die Versorgungslage erst nach Ende des Krieges in den unglaublich kalten Wintern 45/46 und 46/47
[,] wo ich bei den Bauern hamsterte und u.a. Brunos Wintermäntel gegen Kartoffeln eintauschte."

Ich danke Ralf Offele für die Übermittlung des Berichts sehr herzlich!

Auch wenn er nicht unmittelbar mit Haspe zu tun hat, möchte ich abschließend auf einen interessanten Amateurfilm über den Jabo P-38 Lightning hinweisen:


Jetzt mach' ich aber 'nen Abflug.



LINKS


Haspe - Facebook-Artikel des Historischen ,Centrums' Hagen

Haspe - Wikipedia-Artikel

Hasper Veranstaltungskalender

Webportal pro-HASPE.de

Hasper Tagebuch

Radio Haspe

Hasper Heimat- und Brauchtumverein von 1861 e.V.

Bezirksvertretung (Bezirksbürgermeisterei) Haspe

Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hagen-Haspe

Katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius Hagen-Haspe

Freie evangelische Gemeinde Hagen-Haspe

Artikel zur Hasper Hütte bei geocaching.com


Last not least: Kondom-Automat in der Sachsenstraße (nicht weit vom Freibad...)



FILME


Haspe-Film des YouTube-,Kanals' Jumbos soundladen:


Herbst-Impressionen von der Hasper Talsperre bietet auch der YouTube-User Alpino21NRW (hochgeladen am 8. Oktober 2010):


Mit dem Abriß zum Aufbruch: das Ende des Hasper Bunkers aus dem Zweiten Weltkrieg. Dokumentation von YouTube-User kc41255:


Abschließend eine abspielbare Folge (,Playlist') der eigenen YouTube-Videos zu Haspe und Umgebung:



LITERATUR

EU/D/NRW/DerLaufDerEnnepe_von_Korn+Herrmann_(1979)
Margret Korn u. Walter Herrmann, Der Lauf der Ennepe von der Quelle bis zur Mündung. Geschichte eines Flusses, Meinerzhagen 1979 (September).

Alfons Rehkopp u. Michael Eckhoff (Red.), Haspe - Eine Stadt im Wandel (Band IX der Schriftenreihe „Hagen einst und jetzt", hg. v. Hagener Heimatbund e.V.), Hagen 1982.

Dirk Bockermann (Hg.), HASPER GOLD. Ein Lesebuch zur Geschichte der Hasper Hütte, Hagen 1997.

Rainer Moll, Ansgar Völmicke, Dirk Wiemann, Rudolf Ahrens u. Bernd Mauren, Spurensuche. Die Ennepetal-Bahn, 1. Aufl. Hagen 2007 (9. November). (ISBN 978-3-932070-81-5)
[Ein kulturgeschichtlich hochinteressantes Werk zur großen Zeit der Eisenbahn in Haspe und darüber hinaus!]

Abschließend möchte ich noch auf Bildbände zum Raum Haspe von Jürgen Zarnke hinweisen, welche nicht über den Buchhandel verkauft werden (eventuell den Autor über Facebook kontaktieren, wo übrigens auch von ihm bereit gestellte Fotos zu finden sind).


DANKSAGUNG


DEN ENGAGIERTEN MITARBEITERN DES STADTARCHIVS HAGEN DANKE ICH FÜR DIE BEREITSTELLUNG SELTENER FOTOS BEI FACEBOOK, WELCHE AUCH MEINE ARBEIT IN VIELEM FÖRDERN!


Hinweis: Für die Aktualität, Funktionalität und Korrektheit der angegebenen Links erfolgt keine Gewähr!



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